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Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 5

25 Apr

Auf Twitter gab es die Feststellung, dass es wohl nicht so ganz meine Snooker-WM sei. Ist dem wirklich so? Ja, ich bin ein Sportjournalist, aber der Blog ist privat. Ergo darf ich hier zumindest eine klare Meinung vertreten. Im vorletzten Jahr war es grenzwertig, als Matthew Stevens in Runde eins in etwa mit 9:5 gegen Mark Allen geführt, dann aber noch 9:10 verloren hatte.

Im letzten Jahr schaffte es der Walisische Drache bis ins Halbfinale. Das Match gegen Ronnie O’Sullivan war trotz des deutlichen Ergebnisses ein Highlight. Nun, wer einen Blick in meine Prognose wirft – gefühlt habe ich alles falsch getippt -, wird aber auch sehen, dass ich ihm maximal das Achtelfinale zugetraut habe. Aus Zeitgründen standen da die Qualifikanten noch nicht fest.

Als ich mir die Auslosung zum Draw angehört habe, musste ich schon mit dem Kopf schütteln, als Marco Fu gezogen wurde. Zweckpessimistisch habe ich mit einer Niederlage gerechnet, aber sie war am Ende doch sehr unglücklich. Die erste Session war schlimm, da Stevens überhaupt nicht in die Bälle gekommen war, am Ende wusste er zu beeindrucken.

Bitter natürlich, als beim Stand von 7:9 und einer langen Blauen ein Zuschauer umkippen musste und Stevens so aus der Konzentration riss. Ob er den Ball gelocht hätte? Schwer zu sagen. Ansonsten wäre es das 8:9 gewesen und ob Fu dann gewonnen hätte ….. Aber was solls, die WM ist kein Wunschkonzert, obwohl es manchmal schön wäre.

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Zurück zu der Frage, ob es nicht meine WM ist. Mit Stevens kann man ja nicht planen und ansonsten halte ich gerne zu Dominic Dale, aber auch er ist eher der Kandidat, bei dem man froh ist, wenn er überhaupt nach Sheffield reisen darf. Schade finde ich persönlich das Aus von John Higgins, den ich einfach gerne spielen sehe – allerdings nicht in dieser Form.

Und klar, ich bin ein Fan von Ronnie O’Sullivan. Von daher sieht es momentan gar nicht so schlimm aus. Mark Selby ist weiter und bei Neil Robertson muss man sehen, wie die zweite Session läuft. Sollte er ausscheiden, wäre es für das Niveau und die Spannung ein herber Verlust. Gespannt bin ich auf die weiteren Auftritte von Dechawat Poomjaeng und Michael White.

Denn wenn man ehrlich ist, brauchen wir eine Generation nach Mark Williams, John Higgins, Ronnie O’Sullivan und wie die alten Recken auch immer heißen. Mit Robertson, Allen und Selby oder Shaun Murphy gibt es ja Spieler, die noch Jahre spielen und beeindrucken können. Dennoch ist es auch schön, junge Spieler nachrücken zu sehen, die im Laufe der Zeit ein Profil bekommen.

Und vergessen wir hier nicht Judd Trump und Ding Junhui. Der Chinese mag der sympathischere Spieler sein, aber so richtig warm werde ich mit seiner Spielweise nicht. Da schaue ich mir lieber Trump an, auch wenn er hie und da die Grenze des guten Geschmacks, optisch wie verbal, mit stachligen Schuhen kurz überschreitet.

Nun aber: Es ist nicht unbedingt meine WM, aber wenn ich mir die Vorzeichen anschaue, unter denen es meine WM werden könnte, dann stehen die Chancen immer schlecht, vollkommen zufrieden zu sein. Bisher fühle ich mich gut unterhalten und wenn ich mir alte Blogs auf sportal.de ansehe, saß ich auch schon bei 28 Grad im Schatten 17 Tage lang vor dem TV. Es geht also schlimmer und ich genieße die WM weiterhin rund um die Uhr.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 3

23 Apr

Nach Mark Williams sind mit John Higgins und Mark Allen zwei weitere prominente Spieler bei der Snooker-WM im Crucible Theatre zu Sheffield gescheitert. Higgins musste sich Mark Davis geschlagen geben, Titelfavorit Allen unterlag einem stark aufspielenden Mark King.

Higgins hatte zu Beginn der Saison das Shanghai Masters für sich entschieden, erreichte zudem bei den World Open das Halbfinale. Ansonsten präsentierte sich der Wizard of Wishaw in schwacher Form und hatte zudem das Pech, in Runde eins auf Mark Davis zu treffen, der sich als Nummer 16 der Welt nur hatte qualifizieren müssen, da Ronnie O’Sullivan als Titelverteidiger gesetzt war.

Der 40-jährige Davis spielte dabei die Saison seines Lebens, erreichte drei Halbfinals und ging nicht wirklich als Außenseiter in das Match. Einen 0:2-Rückstand in Session eins drehte er zu einer 6:3-Führung und ließ sich zu Beginn von Session zwei von einer 92 seines Gegners zum 4:6 nicht beeindrucken. Konstant hielt er Higgins auf Distanz.

Mit einer 34er Clearance sowie Breaks von 81 und 47 gelang Davis die 9:5-Führung. Dabei profitierte er von vielen kleinen Fehlern seines Gegners, der allerdings auch viel Pech mitgebracht hatte. Mehrfach war Higgins drauf und dran, den Rückstand zu verkürzen, bis ihm der Spielball immer wieder in die Tasche fiel. Eine 87 von Mark Davis besiegelte dann das Schicksal von Higgins.

„Es war hart da draußen. Mark hat mich für jeden Stoß bestraft, den ich verfehlt habe – und ich habe einfach viele leichte Bälle vergeben“, sagte ein enttäuschter Higgins nach dem Match. Große Freude herrschte beim Sieger: „Das ist mein größter Sieg überhaupt. Ich weiß, dass ich ihn bei der UK Championship geschlagen habe, aber ich habe hier in Sheffield bislang nie gut gespielt. Ich bin wirklich stolz auf mich, so stark gespielt zu haben.“

Mark King besiegt Mark Allen

Ebenfalls mit Spannung erwartet wurde die zweite Session zwischen Mark Allen und Mark King, in der der Qualifikant sich mit 10:8 durchsetzte. King war schon im Vorfeld als hartes Los ausgemacht worden, galt unter den Spielern außerhalb der Top 16 als einer der unbequemsten Gegner. Das zeigte er schon in Session eins, als er mit 5:4 in Führung gegangen war.

Doch Allen, einer der großen Favoriten auf den Titel, gewann zu Beginn der zweiten Session die ersten beiden Frames, trieb seinen Gegner dann in fast aussichtsloser Lage in drei Fouls und schien beim 7:5 eine Vorentscheidung erreicht zu haben. King schlug allerdings zurück und je länger das Match dauerte, desto mehr schien Allen Probleme mit seiner Kondition zu bekommen.

Zwar schaffte Allen dank eines fantastischen Snookers das 8:6, danach spielte aber nur noch King. Mit Breaks von 74, 89 und 81 drehte er das Match, profitierte von den Fehlern Allens und führte mit 9:8. Als Allen in Frame 18 erneut eine gute Chance liegen ließ, machte King den Sack zu. Das Aus von Allen, der schon im Vorjahr eine Niederlage in Runde eins kassiert hatte, war bisher wohl die größte Überraschung der Snooker-WM.

Dechawat Poomjaeng mit einem starken Debüt

Einen sehr starken Eindruck hinterließ derweil Dechawat Poomjaeng, die Nummer 70 der Snooker Weltrangliste. Der Thailänder hatte sich durch vier Qualifikationsrunden quälen müssen, um dann auf Stephen Maguire zu treffen, der immerhin die Welsh Open gewann und bei den China Open erst im Halbfinale an Neil Robertson gescheitert war.

Der Merlin of Milton gilt als einer der besten Techniker auf der Main Tour, ist auf der anderen Seite aber auch dafür bekannt, hie und da an seiner Emotionalität zu scheitern, sollte er in Drucksituationen kommen. So war es Poomjaeng, der vor dem Midsession Intervall mit Breaks von 72, 59 und 60 eine 3:1-Führung herausspielte.

Maguire, der in den ersten beiden Frames keine Farbe gelocht hatte, kam zwischendurch mit einer 96 zum 1:2, wusste nach der Pause aber weiterhin nicht zu überzeugen. Die letzten vier Frames wurden geteilt und so geht Poomjaeng, der als erster Spieler aus Thailand seit 14 Jahren ein Match im Crucible gewinnen kann, mit 5:3 in den Dienstag. Im Achtelfinale wartet dann der junge Michael White.

Graeme Dott und Peter Ebdon sitzen nach

Ali Carter holte sich indes eine 5:4-Führung über den Debütanten Ben Woollaston, der wie schon Michael White eine gute Visitenkarte abgegeben hatte. Carter, der im letzten Jahr noch das Finale erreicht hatte, musste all seine Erfahrung aufbringen, um den Jungstar in Schach zu halten. Woollaston hatte zur Pause gar mit 3:1 geführt.

Ein nahezu episches Match lieferten sich Graeme Dott und Peter Ebdon. Dott gewann am Ende mit 10:8, musste dazu aber in die Verlängerung am späten Abend. Denn das Match hätte in der Morning Session eigentlich beendet werden sollen, doch dazu kam es nicht. Ebdon war mit einem 2:6 in den Tag gestartet, holte dann vier Frames in Folge. Dott schien mit den Nerven und Kräften ob des langsamen und zähen Spiels seines Gegners am Ende.

Die letzten beiden Frames, bevor die Session abgebrochen wurde, gingen jedoch an den Pocket Dynamo. Um 0 Uhr, nach dem Match zwischen Carter und Woollaston, mussten beide Kontrahenten dann nachsitzen. Und dort machte Dott kurzen Prozess, brauchte knapp 30 Minuten, um den Sieg einzufahren und das Publikum zu entlassen.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 2

21 Apr

Tag zwei der Snooker-WM ist absolviert und gab es irgendwelche großartigen Überraschungen? Nein, ich finde nicht. Ich hatte es heute ja schon geschrieben, dass Mark Williams noch froh sein konnte, nur mit 4:5 ins Hintertreffen geraten zu sein. Logische Konsequenz war die 6:10-Niederlage gegen Debütant Michael White, der nachhaltig beeindrucken konnte.

Breaks von 65, 72, 90 und 96 reichten, um Williams letztlich in die Schranken zu weisen. Der ehemalige Weltmeister war beeindruckt von der Leistung seines Gegners und war damit nicht alleine. ”Er hat einige Frames mit nur einer Chance gewonnen und das ist genau das, wie man es machen muss“, so Williams.

”Er ist einer der besten Nachwuchsspieler. Manche Leute sagen, dass Jack Lisowski der kommende Spieler ist. Aber ich denke, er kann das noch toppen. Mit neun Jahren hat er bereits ein Century gespielt. Ich habe es im Training nicht geschafft, bis ich 13 war.“ Williams ist dabei eine Art Vorbild für White, der acht Jahre alt war, als die Welsh Potting Maschine erstmals Weltmeister wurde.

Shaun Murphy steht im Achtelfinale (by World Snooker)

Shaun Murphy steht im Achtelfinale (by World Snooker)

Williams hat ohnehin eine schwache Saison gespielt, wie ich im Vorbericht geschrieben habe. Für mich ist es also keine Überraschung, dass er hier die Segel streichen musste. ”Für mich war es eine Saison zum Vergessen“, bestätigte Williams. ”Der Sieg bedeutet mir alles“, meinte White. ”Er war immer mein Vorbild und es war unglaublich, gegen ihn zu spielen.“

Der angesprochene Lisowski musste indes eine 3:10-Niederlage gegen Barry Hawkins einstecken und auch das ist keine Überraschung. Lisowski schien dabei einfach zu beeindruckt vom Crucible und Hawkins nutzte dies, um letztendlich locker ins Achtelfinale einzuziehen. Das Talent bestätigte später, Probleme mit der Konzentration gehabt zu haben.

Und ganz ehrlich, es ist doch völlig normal, wenn man das erste Mal in den heiligen Hallen spielt. Er hat sein Potenzial mehrfach gezeigt und wird in den kommenden Jahren sicherlich eine gute Rolle spielen. Die Erfahrung wird ihn weiterbringen und seine Siege gegen Spieler wie Mark Selby und Judd Trump im Verlauf der Saison zeigen ja seine Klasse.

Hawkins spielte zwar nur ein Top-Break von 68, zeigte aber, wie man gegen einen jungen Mann spielen muss. ”Ich habe ihn permanent unter Druck gesetzt und meine Safetys waren sehr gut. So habe ich mir viele Chancen erarbeitet. Ich wusste, dass Jack gut lochen kann und wäre er in einen Lauf gekommen, hätte er einige Frames mit hohen Breaks gewonnen.“

Shaun Murphy kann ebenfalls ein Lied davon singen, schaffte es aber 2005 als Qualifikant, die WM zu gewinnen. Ob Michael White dazu in der Lage ist, glaube ich zwar nicht, aber wir werden sehen. Der Magician ist in seinem Spiel gegen Martin Gould letztlich souverän mit 10:5 in die nächste Runde eingezogen. Gestern hatte er noch zu Beginn Probleme.

Dies lief in der zweiten Session anders und wie ich es geschrieben hatte, schaffte er so den klaren Sieg. Frame zehn gewann er mit kleineren Breaks, bevor er mit Breaks von 95 und 78 die Entscheidung erzwang. Letztlich hat Murphy gezeigt, wozu er fähig ist. Mit einer 106 und einer 95 beendete er das Match und gehört in jedem Falle zu den Favoriten auf den Titel.

Wobei Martin Gould heute auch nicht in der Verfassung war, in der er vor einem Jahr seine Saison gespielt hat. Bei ihm hat man das Gefühl, dass er es auf Dauer nicht mehr schaffen wird, an die Top 16 ranzukommen. Das ist natürlich nur ein Gefühl, aber mit fehlt bei ihm einfach der letzte Funke Klasse, um in einem dichter werdenden Feld von Top-Spielern zu bestehen.

Diese Probleme hat auch John Higgins, der mit Mark Davis aber auch einen Brocken zu bewältigen hat. Zwischendurch blitzt seine Klasse immer wieder auf, aber der Schotte macht auch Fehler, die vor einem Jahr noch undenkbar waren. So verspielte er eine 2:0-Führung und sieht sich nun einem 3:6-Rückstand ausgesetzt.

Natürlich wird Davis einen Teufel tun und Higgins nun unterschätzen. Man gewinnt kein Ranking Event, wenn man nicht die Klasse besitzt. Ich frage mich nur, ob Higgins daran glaubt, nachdem seine Saison nach dem Sieg zum Auftakt eher mau war. Ich setzte auf Davis, würde mich aber auch freuen, Higgins im Achtelfinale zu sehen.

Bliebe das Match zwischen Graeme Dott und Peter Ebdon, das in etwa so verlief, wie man es erwartet hatte. In der ersten Session konnten nicht alle neun Frames gespielt werden und wen das verwundert, der schaut sich Snooker nicht so oft an. Alleine Frame drei ging über 40 Minuten und Ebdon schaffte so das 1:2 mit einem 25er Break.

Es war eine Safeschlacht, die ihren Höhepunkt nach dem Midsession Intervall fand, als Ebdon dank vier Fouls von Dott noch den 2:3-Anschluss schaffte. Am Ende hatte Dott das Spiel aber unter Kontrolle, da Ebdon zu viele Fehler machte. Der Pocket Dynamo geht mit einem 6:2 in den Montag, an dem die Zuschauer wieder viel Geduld werden aufbringen müssen. Aber das mache ich gerne.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil IV

15 Apr

Kommen wir also zum letzten Teil der Snooker WM-Vorschau und lösen die Frage auf, wer in diesem Jahr im Crucible Theatre triumphieren und Ronnie O’Sullivan beerben wird. Natürlich ist dies nur meine bescheidene Meinung und vielleicht wird mein großer Favorit schon in der ersten Runde scheitern. Wenn ich mir meine Wettbilanzen so ansehe, wäre es nicht unwahrscheinlich.

Um es vorweg zu nehmen, der Sieger kommt aus der unteren Hälfte des Draws. Bleiben dennoch vier Spieler, die ich bisher noch nicht vorgestellt habe. Und falls ihr den Draw nicht im Kopf habt, dürftet ihr gespannt sein, welchen der folgenden Snooker-Profis ich auf dem Zettel habe: Ronnie O’Sullivan, John Higgins, Mark Allen oder Mark Selby.

John Higgins

Machen wir es einfach: John Higgins wird es nicht. Ohnehin bin ich ein wenig enttäuscht von Higgins, der ein großartiger Spieler ist und mittlerweile auch über einen privaten Trainingsraum verfügt. Er ist der kompletteste Spieler auf der Tour und ich kann wirklich keine Schwäche in seinem Spiel entdecken. Einzig bei Safeduellen gibt es Profis, die ihm überlegen sind.

So gewann er Anfang der Saison direkt das Shanghai Masters, holte sich zudem den Titel bei einem PTC-Event. Ansonsten ist er mir kaum groß aufgefallen. Viele Niederlagen gab es für den Wizard of Wishaw gegen Spieler, die er im Normalfall schlagen müsste. Einzig bei den World Open in China drehte Higgins auf, erreichte das Halbfinale.

Dabei schlug er Stuart Bingham sowie Ding Junhui jeweils mit 5:0. Vielleicht ist meine Erwartungshaltung an ihn auch zu groß, denn ich verfolge seine Karriere seit einer gefühlten Ewigkeit. Und gerade weil Higgins so ein enormes Potenzial hat, ist das Erreichte in dieser Saison zu wenig für meinen ganz persönlichen Geschmack.

Natürlich hat er einen Titel gewonnen und es gibt keinen Snooker-Profi, der es geschafft hat, zwei Ranglisten-Titel in dieser Spielzeit zu gewinnen. Dennoch ist Higgins ein Kandidat für ein Aus in Runde eins. Bei Stuart Bingham habe ich geschrieben, dass ein Viertelfinale machbar ist. Dafür müsste er Higgins in Runde zwei schlagen. Und das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Mark Selby

Bei Mark Selby sieht das anders aus. Er ist die Nummer eins der Welt und es ist eine Frage der Zeit, bis er den Titel bei der Snooker-WM gewinnt. Das birgt auch Gefahr in sich, denn alle Welt erwartet es von ihm – dem momentan besten Spieler, der aber noch ohne Krönung ist und auch schon angefeindet wurde. Aber Selby ist nervenstark und ich denke, er wird sich nicht unter Druck setzen.

John Higgins

Seine Saison lief gut. Ein paar Titel auf der PTC Tour wurden getoppt vom Erfolg beim Masters. Zudem konnte Selby endlich einen großen Titel bei einem Ranking Event einfahren. Er setzte sich bei der UK Championship durch. Zwei der großen drei Titel hat er in dieser Saison eingefahren. Die Triple Crown ist also in Reichweite.

Erst drei Spielern gelang das Kunststück, alle drei Titel in einem Jahr zu gewinnen: Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams. Letzterem gelang dies im Jahr 2003. Es wäre die absolute Krönung für den Jester from Leicester, der es leider verpasste, bei den China Open ein Maximum zu spielen – er scheiterte an der letzten Schwarzen.

Ihn nicht auf der Rechnung zu haben, wäre dumm. Trotzdem, ich glaube nicht an den ganz großen Wurf. Vielleicht ist es zu einfach. In Runde zwei wartet mit Barry Hawkins ein machbarer Gegner, danach – so glaube ich – geht es gegen Mark Allen. So scheitert Selby bereits im Viertelfinale. Sollte er das Spiel gegen Allen gewinnen, dann ist der Titel drin.

Ronnie O’Sullivan

Nun sind wir beim großen Problemfall Ronnie O’Sullivan angelangt. Seine Pause war lang, einzig in einem PTC-Event probierte er sich, unterlag zum Auftakt. Ansonsten genoss er seine Freizeit, bis die Langweile ihn quälte. Ein paar Showmatches hier, ein paar Tage freiwillige Arbeit auf dem Bauernhof dort. Jeder andere Snooker-Profi wäre bei einer WM ohne Chance.

Nun sprechen wir allerdings über Ronnie O’Sullivan, den talentiertesten Spieler, den die Main Tour je gesehen hat – wobei die Meinungen da vielleicht auseinandergehen. Negativ zu bewerten ist die fehlende Matchpraxis. Training ist gut und schön, aber dort gibt es keine Drucksituationen. Dazu muss er auch als Titelverteidiger anreisen und das schwirrt sicher in seinem Kopf herum.

Ronnie O'Sullivan

Auf der anderen Seite ist O’Sullivan gelöst, entspannt und voller Vorfreude. Er liebt den Sport, kann nicht ohne ihn. Und das macht ihn gefährlich. Er muss seinen Titel nicht verteidigen, seine Anspruchshaltung dürfte relativ niedrig sein. So kann O’Sullivan befreit aufspielen und wenn er ins Rollen kommt, dann gibt es kein Halten.

Was bedeutet das nun für die Weltmeisterschaft? Eine Niederlage in Runde eins ist möglich – ohne Zweifel. Nimmt er die erste Hürde, ist alles möglich. Ali Carter ist machbar. Der Captain hat nur ein von 15 Duellen gewonnen. Im Viertelfinale stünde ein Duell mit Stuart Bingham an (sollte ich mit den Tipps richtig liegen). Ich erwarte O’Sullivan im Halbfinale und das wäre eine große Leistung.

Mark Allen

Bliebe also Mark Allen – der zukünftige Weltmeister. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan des Nordiren. Er ist ein Spieler mit Ecken und Kanten, grundsätzlich also sehr positiv zu bewerten. Für mich aber eine Nummer zu ungeschliffen. Es ist gut, sich nicht alles gefallen zu lassen und nicht alles hinzunehmen, was Barry Haern einem vorsetzt.

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Aber es gibt so viele andere Beispiele. Seine Vorwürfe gegenüber den Profis aus China sind nur eine Geschichte, die ich komplett überzogen fand. Das soll aber hier keine Berücksichtigung finden, denn meine Vorschau konzentriert sich auf sportliche Aspekte. Auch wenn die Saison des Mark Allen nicht überragend ablief, immerhin verteidigte er seinen Titel bei den World Open.

Oft war zu sehen, dass wenn er in die Bälle kommt, kaum ein Spieler in der Lage ist, ihn zu stoppen. Wirkliche Schwächen sehe ich in seinem Spiel auch nicht. Selten ist er vielleicht zu unkonzentriert, baut noch zu einfache Fehler in sein Spiel ein, wenn er schon vier Züge weiter ist. Ein kommender Weltmeister ist Allen allemal.

Der Weg zum Titel dürfte jedoch hart werden, denn wie schon oft angesprochen, ist die untere Hälfte des Draws knüppelhart. Nach meiner Prognose wird er Ding Junhui, Mark Selby sowie Neil Robertson ausschalten müssen. Aber ich glaube, er ist reif für den Titel – der Knackpunkt wird das Match gegen Mark Selby.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil III

14 Apr

Noch immer habe ich also noch nicht die Katze aus dem Sack gelassen und erklärt, wer denn nun die Snooker WM im Crucible Theatre zu Sheffield gewinnen wird. Andererseits sind nur noch acht Spieler übrig und darunter versteckt sich auch mein Favorit. Im dritten Teil sehe ich mir die Leistungen von Graeme Dott, Mark Williams, Stephen Maguire und Shaun Murphy an – vielleicht ist der Titelträger ja hier zu finden.

Graeme Dott

Interessanterweise hat Graeme Dott nur drei Ausreißer nach oben, schaut man sich die Historie bei der Snooker-WM an. Diese haben es jedoch in sich. Denn 2006 holte er sich den WM-Titel und stand 2004 sowie 2010 im Finale. Dort unterlag er, körperlich am Ende, dem Australier Neil Robertson. 2011 zog der Pocket Dynamo nochmals bis ins Viertelfinale ein.

Ansonsten war immer nach spätestens der zweiten Runde das Aus gekommen. Und auch seine aktuellen Leistungen in der Snooker-Saison 2012/13 sind eher überschaubar. Sein bestes Ergebnis fuhr Dott beim Masters ein, als er das Halbfinale erreichte. Dort unterlag er Mark Selby nur knapp mit 5:6. Ansonsten gibt es noch zwei Viertelfinal-Einzüge zu bestaunen.

Dabei schaue ich wirklich nur auf die Ranking Events und vernachlässige Sonderformate wie das Snooker-Shootout oder einzelne PTC-Events. Denn zumindest Geschichten wie das Shooutout geben mir keinen Aufschluss darüber, wie die aktuelle Form des Spielers ist. Aber wenn ich schon dabei bin, beim sechsten PTC Turnier in Europa erreichte Dott auch ein Finale.

Erneut war der Gegner Mark Selby, erneut setzte es eine knappe Niederlage. Ohnehin hat Dott eine äußerst negative Bilanz gegen den Jester from Leicester, verlor zehn von 14 Matches. Aber ein weiteres Duell wird es in dieser Saison nicht geben. Runde zwei ist drin, dann sehe ich Shaun Murphy als Favorit und erneut findet Dott sein Ende in Runde zwei der WM.

Shaun Murphy

Schließen wir doch gleich mit Shaun Murphy an, der es 2005 als Qualifikant fertiggebracht hat, Matthew Stevens im Finale der WM zu besiegen. Das werde ich ihm bis ans Ende meines Lebens übel nehmen. Aber ich bin auch ein Fan des Magician. Murphy ist ein unheimlich netter und lustiger Kerl und mit seiner Art und seinem Spiel nahezu in jeder Halle ein Publikumsliebling.

Für mich ist er immer ein Kandidat auf den Titel und seine bisherige Saison läuft zwar nicht überragend, aber kann sich durchaus sehen lassen. Einzig, es fehlt der Titel. Niederlagen kassiert Murphy meist nur gegen absolute Top-Spieler. So unterlag er im Finale der UK Championship einem starken Mark Selby und erreichte nebenbei noch vier weitere Halbfinals.

Mark Williams

Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, wohnt Murphy auch nicht weit entfernt vom Crucible. Für ihn war es zumindest mal eine Art Wohnzimmer. Falls jemand da genauere Informationen hat, möge er sie mir bitte geben. Der Engländer ist einer der Spieler, denen ich den Titel zutraue. Auch wenn nach seinem verlorenen Finale 2009 seine WM-Leistungen rückläufig waren.

Im letzten Jahr verlor Murphy in Runde eins einem wie entfesselt aufspielenden Jamie Jones, hatte dabei auch ein wenig Pech. Ich bin gespannt, gegen wen er in diesem Jahr antreten muss. Wie es aber auch kommt, noch eine Erstrunden-Niederlage halte ich für ausgeschlossen und in Runde zwei trifft er wie erwähnt auf Dott. Das Viertelfinale ist machbar und mein Tipp.

Mark Williams

Mark Williams ist einer dieser Spieler, die man immer auf dem Zettel haben muss. Schon einmal wurde er abgeschrieben, riss sich dann zusammen und stand nach der WM 2011 wieder auf Platz eins der Weltrangliste. Um es vorweg zu nehmen, eine ähnliche Aufholjagd halte ich für ausgeschlossen. Momentan liegt Williams auf Platz zehn.

Und seine Saison ist wirklich keine Augenweide. Er gehört zu den Spielern, die wirklich enttäuschende Leistungen abgeliefert haben. Mal ein Viertelfinale und das Halbfinale beim Shanghai Masters stehen auf dem Zettel. Ansonsten kassierte der Waliser teilweise böse und klare Niederlagen, die ihn nicht unbedingt zu einem Favoriten bei der WM machen.

Eine solche Einschätzung wäre schwer zu erklären. Was gibt es Positives zu berichten? Williams ist ein Kämpfer und wie gemacht für lange Distanzen. Er kann Gegner mit seinem Minimalsnooker zermürben und ist der Meister der kleinen Breaks. Einzig Mark Selby dürfte ein härteres Matchplay haben und für eine WM sind das zumindest keine schlechten Voraussetzungen.

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Im unteren Teil des Draws angesiedelt würde mich zu diesem Zeitpunkt sehr interessieren, gegen wen er in Runde eins antreten muss. Ich habe kein gutes Gefühl bei Williams und es würde mich nicht überraschen, wenn er eine Niederlage zum Auftakt hinnehmen muss. Ansonsten ist Schluss in Runde zwei, denn dort erwarte ich Stephen Maguire als Gegner.

Stephen Maguire

Schließen wir doch mit dem Schotten ab, der selbst im hohen Alter immer noch dazulernen kann. Das Gefühl habe ich bei ihm zumindest. Denn auch er ist nicht mehr das nervliche Wrack, wenn es in die entscheidende Phase eines Matches geht und dort auch noch Safe-Duelle anstehen. Emotional ist der Merlin of Milton, aber mittlerweile sehr gefestigt.

So gewann er auch die Welsh Open. Mit 5:7 lag Maguire gegen Stuart Bingham bereits im Hintertreffen, führte dann plötzlich mit 8:7 und musste doch in den Decider, den er mit einem 82er Break gewann. Erwähnenswert sind noch die China Open, dort unterlag er Neil Robertson erst im Halbfinale mit 5:6.

Den Rest der Saison müssen wir nicht groß bewerten, denn mehr als Niederlagen innerhalb der ersten beiden Runden finden sich dort nicht. Trotzdem ist der Schotte nicht zu unterschätzen, wobei ihm die ganz langen Distanzen nicht immer entgegen kommen. An einem guten Tag spielt er Snooker vom anderen Stern, an einem schlechten Tag ……

Zwei Halbfinal-Teilnahmen erreichte Maguire in seiner WM-Historie. Im vergangenen Jahr scheitere er in der Runde der letzten Vier an Ali Carter, schlug zuvor Stephen Hendry vernichtend mit 13:2. Das zeigt auch, wie gefährlich er sein kann. Ob Maguire jemals die WM gewinnen wird? Ich denke eher nicht, denn es fehlt im die Konstanz eines John Higgins oder das B-Spiel eines Ronnie O’Sullivan. In diesem Jahr reicht es für das Viertelfinale.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil II

12 Apr

Es folgt Teil II des großen Snooker-Checks, bei dem ich mir immer vier Spieler ansehe und einen Blick auf vergangene Leistungen sowie die aktuelle Saison werfe. Gerade im Snooker ist es unheimlich schwer, einen Weltmeister zu prognostizieren. Der Spieler muss seine Form über 17 Tage bestätigen und schon ein schwacher Tag reicht, um alle Träume zu begraben. Für den zweiten Teil habe ich mir Matthew Stevens, Judd Trump, Neil Robertson sowie Ricky Walden ausgesucht.

Matthew Stevens

Es ist ja kein Geheimnis, dass Stevens mein persönlicher Lieblingsspieler ist. Über die Gründe habe ich mir eigentlich noch nie Gedanken gemacht. Ich mag sein Spiel, seine Art und ihn als sympathische Person. Von daher war es großartig, ihn letztes Jahr bis ins Halbfinale vordringen zu sehen. Das Duell gegen Ronnie O’Sullivan war ein Highlight.

Matthew Stevens

Wäre er ins Finale eingezogen, wer weiß, ob er nicht endlich den Snooker-Titel hätte holen können. So schauen wir uns aber diese Saison an und immerhin hat der Walisische Drache es geschafft, in den Top 16 zu bleiben, stand zwischenzeitlich sogar auf Platz zehn. Meiner Meinung nach wird Stevens auch nicht viel mehr erreichen können, denn er spielt einfach nicht konstant.

Aber ohne Zweifel ist er in der Lage, Matches zu gewinnen. Ich erinnere mich noch gut an die World Open. Dort schlug er Spieler wie Shaun Murphy, Neil Robertson und Judd Trump, unterlag erst im Finale gegen Mark Allen. Im Gegensatz dazu stehen das Shanghai Masters und die China Open, dort unterlag er in Runde eins Gegnern wie Rory McLeod und Joe Perry.

Bei Stevens kann man förmlich darauf warten, dass er irgendwann im Break, so bei 50 Punkten, einen Fehler einbaut. An einem guten Tag kann er jeden Spieler schlagen. Diese guten Tage braucht er dringend bei der Snooker-WM. Einen guten Lauf wie im letzten Jahr traue ich ihm aber nicht zu. Übersteht er Runde eins, wartet Judd Trump. Und so sehr ich es mir wünsche, dort wäre Endstation.

Judd Trump

Kommen wir doch gleich zum möglichen Gegner in Runde zwei. Der nicht echte Rolf Kalb (@RolfKalb) schrieb die Tage noch via Twitter, dass bei Trump der Sport nicht im Mittelpunkt stehe. Das kann durchaus sein, gerade wenn man sich die Extravaganz ansieht, mit der Trump zeitweise auftritt – seine Stachelschuhe sind da wohl legendär.

Er galt so ein wenig als der Snooker-Kronprinz von Ronnie O’Sullivan, hätte sich auch fast im vorletzten Jahr die WM-Krone ausgesetzt. Damals waren John Higgins und seine Risikobereitschaft jedoch noch eine Nummer zu groß. Aber Trump hat dazugelernt, allerdings auch ein wenig seine Unbekümmertheit verloren, die ihn so stark gemacht hat.

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Auf einmal kennt man ihn und seine Stärken. Trump selber hat wohl auch ein höheres Anspruchsdenken an sich selbst. Dieses konnte er zeitweise auch in der Saison 2012/13 erfüllen. Beim Shanghai Masters unterlag er Higgins noch denkbar knapp, bei den International Championship schlug er dann im Finale Neil Robertson – dazu erreichte er bei den Welsh Open das Halbfinale.

In Berlin hatten wir hingegen nicht so viel Freude an Judd Trump. Dort unterlag er, wie zuvor bei der UK Championship, in Runde eins. Es ist keine Frage, Trump ist ein großartiger Snooker-Spieler. Doch traue ich ihm den Gewinn des Titels in Sheffield zu? Trump steht auch in der oberen Hälfte des Draws und somit kann er weit kommen. Das Halbfinale ist machbar, vielleicht auch das Finale. Aber die WM gewinnt er nicht.

Neil Robertson

Die gute Nachricht für alle Fans des Australiers: Neil Robertson kann doch noch ein Finale gewinnen. Die ersten sechs im TV übertragenen Finals bei einem Ranking Event entschied er für sich, danach legte er eine Negativserie an den Tag. Zwei Mal unterlag Robertson beim Grand Final der PTC Serie, zudem gab es Niederlagen beim International Open sowie dem Masters.

Selbstzweifel gehören eigentlich nicht zu seinem Spiel. Wer ihn allerdings nach dem Sieg beim China Open gesehen hat, der weiß, was sich angestaut hatte. Ich bin ja auch kein Freund der totalen emotionalen Ausbrüche. Denn aus Respekt vor dem Gegner und der Attitüde des Gentlemensports gehört es sich einfach nicht – aber da gehen die Meinungen auseinander.

Jedenfalls hat Robertson eine gute Snooker-Saison gespielt. Vier Mal stand er im Finale, erreichte zudem zwei Halbfinals. Viel mehr geht nicht und deswegen ist der Thunder from Down Under einer der großen Favoriten auf den Titel. Schwächen findet man in seinem Spiel nicht. Lange Einsteiger, Safe-Battles, Breakbuilding …. alles kein Problem für Robertson.

Zudem hat er durch den Sieg in China unheimlich viel Selbstvertrauen getankt und kennt die Atmosphäre im Crucible als ehemaliger Weltmeister nur zu gut. Aber, auch Robertson muss sich durch die untere Hälfte des Draws kämpfen. Und dort warten fast alle Schwergewichte. Im Viertelfinale könnte er z.B. auf Mark Allen treffen. Mein Tipp lautet: Viertelfinale.

Ricky Walden

Ich mag Ricky Walden. Er ist ein ganz lustiger Zeitgenosse und spielt meist ein ganz ansprechendes Snooker. Macht ihn das aber zu einem Spieler, dem ich bei der Weltmeisterschaft eine große Leistung zutraue? Es ist eher unwahrscheinlich. Denn schon in Runde zwei kommt es wahrscheinlich zu einem Duell mit Neil Robertson.

Die letzten drei Duelle verlor Walden gegen den Australier. Auf der anderen Seite hat Walden das Wuxi Classic gewonnen. Will man ein Haar in der Suppe suchen, könnte man damit argumentieren, dass die Gegner auf dem Weg zum Sieg – mit Ausnahme von Judd Trump – eher ”zweiter Klasse“ waren. Spaceman Dale, Marcus Campbell und Robert Milkins.

Das soll nicht abwertend klingen, zumal Walden im Finale Stuart Bingham klar mit 10:4 besiegte. Trotzdem, außer dem Titel gab es nur noch zwei Teilnahmen an einem Viertelfinale. Ansonsten waren es Niederlagen in den ersten beiden Runden, die seine Saison ausmachten. Und ganz ehrlich, der Sieg beim Wuxi Classic ist schon eine Überraschung gewesen.

Auch Walden muss durch die untere Hälfte des Draws kommen, will er die Snooker-WM gewinnen. Und das halte ich für ausgeschlossen. Neil Robertson wäre schon ein gewaltiger Stolperstein und ich glaube viel eher, dass Walden in Runde eins scheitern wird. Ich korrigiere mich gerne, wenn der Name des Gegners feststeht, aber müsste ich jetzt tippen, ich tendierte zu einer frühen Niederlage.

Mark Allen gewinnt die Haikou World Open

3 Mär

Was habe ich mich auf mein freies Wochenende gefreut. Das mag für viele Leute dezent komisch klingen, aber als Sportjournalist hat man nicht nur Vorteile. Klar, man darf sich den ganzen Tag Sport ansehen, wenn Eurosport nicht gerade schwachsinnigen Wintersport oder die Wiederholung der Rallye Dakar überträgt.

Der Nachteil an der Geschichte ist, dass die Wochenenden oft mit Arbeit blockiert sind und deswegen freie Samstage und Sonntage ein kleines Highlight darstellen. Dies verträgt sich nicht gut mit Snooker Ranglistenturnieren in China. Die ersten Sessions um 7:30 Uhr waren deswegen schon eine Zumutung, gerade, wenn man ansonsten zumeist Spätschichten zu absolvieren hat.

Dies ist einer der Gründe, warum die Haikou World Open nicht zu meinen favorisierten Turnieren auf der Main Tour gehören. Als Snooker-Liebhaber wäre es natürlich billige Anstellerei, wenn ich nicht trotzdem früh aufstehen und mir die Spiele ansehen würde. Dennoch gibt es andere Faktoren, die mit in das Gesamtbild spielen. Und ich denke, da geht es nicht nur mir so.

Die Leistungen waren zeitweise fantastisch, das steht außer Frage. Das Highlight war sicherlich das Match von Mark Allen im Halbfinale gegen John Higgins. Allen, der im Finale Matthew Stevens klar mit 10:4 besiegte und seinen Titel verteidigte, nahm den Schotten komplett auseinander, spielte Snooker vom anderen Stern. Doch dazu später mehr.

China mag für World Snooker ein guter Markt sein. Die Einschaltquoten sind hoch, viele junge Spieler drängen auf die Tour. Doch rein organisatorisch war es wie so oft ein Debakel. Abgesehen vom defekten Hallendach, was sicherlich passieren kann, mussten, mindestens zwei Snooker-Profis zunächst auf ihr Queue verzichten – es war schlicht und einfach nicht mitgekommen.

Natürlich können die Veranstalter da nichts für. Dieses Problem tritt allerdings nahezu jedes Jahr auf. Und treue Leser meines Blogs haben mitbekommen, dass ich mich sehr über das Publikum beim German Masters echauffiert habe. Im Vergleich zum Haikou World Open war es jedoch sehr zivilisiert. Matthew Stevens hat viele Probleme mit den Fans gehabt.

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Zuschauer letztendlich der Halle verwiesen wurden. Aber auch im Finale konnte der letzte Frame erst mit Verspätung begonnen werden, da eine ungeheure Unruhe herrschte. Und das bei gefühlten 20 Personen. Die Gründe für die leere Halle scheinen dabei vielfältig zu sein. Denn die Eintrittspreise liegen angeblich in nicht bezahlbarer Reichweite.

Auch sollen viele Karten für politische Funktionäre reserviert sein, die nicht erscheinen. So waren die Ränge an der Kopf- bzw Fußbande nahezu unbesetzt, während die Längstribünen immerhin spärlich gefüllt waren. Das wirkt schon komisch und die Atmosphäre ist gewöhnungsbedürftig. Schade, dass so viele Fans eben nicht zusehen können/dürfen.

Auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist immer wieder ein Ärgernis, da die Tücher anders reagieren, als die Snooker-Spieler es gewohnt sind. Das ist zwar Berufsrisiko, für das Niveau aber nicht immer förderlich. Doch insgesamt war es ein gutes Turnier. Nicht zuletzt deshalb, da Matt Stevens das Finale erreicht hat. In den Genuss komme ich ja nicht so wirklich häufig.

Es ist schon außergewöhnlich. Denn Stevens ist kein Front-Runner und auch kein sonderlich guter Brakbuilder. Zwei Dinge, die man schon mitbringen muss. Zudem ist sein Safe-Spiel nicht immer optimal. Er bleibt inflationär häufig an den kleinen Farben hängen und schafft es nur in den seltensten Fällen, den Tisch in einem Besuch abzuräumen.

Ich hatte es schon über Twitter (@sportal_gunnar) geschrieben, man wartet förmlich drauf, dass Stevens den einen Fehler macht und den Frame noch abgibt. Sein Snooker auf Gelb beim Stand von 3:6 war da sinnbildlich. Dennoch hat er es bis ins Finale geschafft, dabei Shaun Murphy, Judd Trump sowie Neil Robertson ausgeschaltet – eine starke Leistung, die ihm hoffentlich weiter Auftrieb gibt. Vielleicht schafft er es ja nochmal, einen Titel zu gewinnen.

Im Finale war Stevens dann ohne Chance, konnte seinem Gegner nicht viel entgegensetzen. Mark Allen bringt alles mit, was man braucht, um ein Champion zu sein. Sein Breakbuilding ist Spitzenklasse, die Ballbehandlung einfach schön anzusehen. Auch die Long-Pots und neuerdings scheinbar auch die Geduld sind auf Top-Niveau.

Er wird bei der Vergabe um den WM-Titel ein Wörtchen mitreden. Dabei ist es schon abstrus, dass er hier gewonnen und damit den zweiten Ranking Titel auf der Snooker-Tour eingefahren hat. Denn wie sagte Rolf Kalb, Mark Allen ist nicht unbedingt der Spieler, der es mag, andere Kulturen kennenzulernen. Und China gehört sicherlich nicht zu seinen Lieblings-Ländern.

Zu oft hat er sich schon über die Turniere und auch Spieler beschwert. Da ist es eben abstrus, dass er der erste Spieler überhaupt ist, der seine ersten beiden Titel beim gleichen Turnier und dann auch noch in Folge gewinnt. Seit John Higgins (Welsh Open 2011) hat ansonsten überhaupt kein Spieler es geschafft, einen Titel zu verteidigen.

Damit war es das auch schon wieder mit den Haikou World Open. Noch ungefähr sechs Wochen und die Snooker-WM in Sheffield startet. Das bedeutet gleichzeitig, der Frühling und das gute Wetter kommen. Einzig die Snooker-Fans werden davon nicht viel mitbekommen. Aber trotzdem freuen wir uns schon wie ein Radkappendieb auf diese Zeit.

Stephen Maguire – Der König von Wales

18 Feb

Habe ich Stephen Maguire schon einmal mit einem Lächeln im Gesicht gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Fast fünf Jahre musste der Merlin of Milton warten, um endlich wieder eine Trophäe bei einem Ranking Event im Snooker in die Luft stemmen zu dürfen. Nun hat er die Welsh Open gewonnen, Stuart Bingham im Finale mit 9:8 besiegt.

Und sind wir ehrlich, es war ein großartiges Finale. Einmal mehr gab es alles zu sehen, was den Snooker-Sport so faszinierend macht. Zwei sehr sympathische Spieler und beiden hätte ich natürlich den Sieg gegönnt. Aber Maguire hat so lange warten müssen und es fast – wie so oft – wieder aus der Hand gegeben.

In Frame zwölf wollte ich schon über die mentale Schwäche schreiben, die Stephen Maguire in den letzten Jahren immer wieder begleitet hat. Seine Emotionen machen ihm oft einen Strich durch die Rechnung, er ist zu ungeduldig. Im Snooker eine gefährliche Eigenschaft. Denn vom Talent her steht er nicht weit hinter Ronnie O’Sullivan – zumindest meiner Meinung nach.

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Aber er ist kein Front-Runner. Da fehlt es ihm an Killerinstinkt. Im Endeffekt darf sich Maguire bei Stuart Bingham bedanken, der einen sicheren Sieg noch aus den Händen gab. In Frame zwölf nach dem Snooker auf Blau ließ er zurücklegen – eine falsche Entscheidung, da Blau meiner Meinung nach lochbar liegen blieb. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Und im Decider die Entscheidung, eine Kombination zu versuchen …. Im Nachhinein ist man immer schlauer und es ist auch aller Ehren wert, diese überhaupt anzugehen. Nur Sicherheit will auch kein Snooker-Fan sehen. Maguire bedankte sich und erneut war es ein Break von über 70, das die Entscheidung brachte. Wie schon gesagt, ein unglaubliches Niveau an diesem Tag.

Da darf man Stephen Maguire auch den emotionalen Ausbruch durchgehen lassen, als er mit der Faust mehrfach auf den Tisch schlug, nachdem der Frame gewonnen war. Irgendwo müssen die Emotionen ja hin, wobei es für Bingham natürlich bitter war. Aber nach dem Match zeigte er sich als fairer Verlierer – er gehört ohnehin zu dem Sympathen auf der Tour.

Es war ohnehin ein sehr interessantes Turnier. Ich erinnere nur an die Siege von Pankaj Advani gegen Shaun Murphy und Graeme Dott. Ob wir in Zukunft noch mehr vom Inder sehen werden? Im Billard ist er ein Weltmeister, konzentriert sich nun mehr auf Snooker. Die Anlagen hat er und ich bin gespannt, was da noch kommt. Auch der Siegeszug von Alan McManus war ein Highlight für Snooker-Romantiker.

Im Gegensatz dazu stand John Higgins, der völlig außer Form ist. Schon beim German Masters scheiterte er in Runde eins, nun erneut eine Niederlage zum Auftakt. Für seine Ansprüche viel zu wenig. Auch da frage ich mich, ob er es bis zur Snooker-WM schafft, an den Schrauben zu drehen und zu seiner Form zu finden. In diesem Jahr wird der Favoritenkreis groß wie noch nie.

Judd Trump: Zeit für einen Machtwechsel?

5 Nov

Judd Trump ist also nicht nur die neue Nummer eins der Welt, er hat auch die International Championships gewonnen. Dazu muss man auch sagen, dass es kein Zuckerschlecken ist, gegen Neil Robertson in einem Finale antreten zu müssen. Zehn von elf Finalspielen – die im TV übertragen wurden – hat der Australier zuvor gewonnen.

Nun kassierte er seine zweite Finalniederlage und hatte dabei schon eine Hand am Pott. Mit 8:6 war Robertson in Führung gegangen und alleine deshalb ist die Leistung von Trump, der dann vier Frames in Folge gewann, aller Ehren wert. Insgesamt war es ohnehin ein packendes Finale in Chengdu, dass ich nach einer Feier in meinen Geburtstag hinein nicht von Beginn an sehen konnte.

Turniere in China sind keine optimale Erfindung, wenn man erst um 6 ins Bett kommt und danach in einem Trümmerfeld aufwacht. Aber zum Glück gibt es Wiederholungen, auch wenn der Reiz da natürlich etwas abhanden kommt. Das ist nun auch obsolet, denn so häufig kommt das nicht vor und das nächste Turnier findet zum Glück in der Heimat des Snooker statt.

Vor ein paar Tagen hatte ich geschrieben, dass es wohl kaum wieder eine Zeit geben wird, in der ein Spieler in der Lage ist, den Snooker-Sport zu dominieren – wie es einst Stephen Hendry zu leisten imstande war. Kollege Rolf Kalb schrieb nun in seinem Blog von einem möglichen Machtwechsel. Ich für meinen Teil denke nicht, dass dies passieren wird.

Trump hat natürlich in den letzten 19 Monaten überragend agiert, in dieser Zeit drei Ranking Events gewonnen. Alleine deswegen steht er auch ganz oben in der Rangliste des Snooker. Über die Fähigkeiten des Judd Trump müssen wir hier sicherlich auch nicht diskutieren. Selbst gegen Peter Ebdon kann er mittlerweile spielen, ohne zwischendurch in den Tisch beißen zu müssen.

Auf der anderen Seite war beispielsweise sein Sieg über Mark Allen knapp. Hätte er dort verloren, stünde nun immer noch Mark Selby an Platz eins der Snooker-Weltrangliste. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass Selby zuletzt lange Zeit wegen einer Nackenverletzung ausgefallen war und nicht seine volle Leistung abrufen konnte.

Ich hatte ebenfalls darüber geschrieben, dass die Spitze wesentlich enger zusammengerückt ist. Es gibt so viele Beispiele, die diese These belegen. Durch die Einführung der PTC-Events kommen auch die Spieler der zweiten Reihe zu wesentlich mehr Tischzeit gegen die absoluten Top-Spieler. Stuart Bingham ist so ein Snooker-Profi, der dadurch den absoluten Durchbruch geschafft hat.

Auch Stephen Lee – wenn er denn jemals wieder an den Tisch darf – hatte wieder die Kurve bekommen und war in der Lage, es mit jedem Spieler aufzunehmen. Natürlich ist Trump eine Ausnahmeerscheinung und er wird ohne Frage auch eines Tages die Snooker-WM gewinnen, dazu noch viele andere Trophäen einsammeln.

Nun folgen also die UK Championship. Titelverteidiger ist jener Judd Trump, der erst als zehnter Spieler seit Einführung der Liste die Nummer eins bildet – zudem auch erst 23 Jahre alt ist. Turniere in China sind eine Sache. Auch wenn die International Championships sehr hoch dotiert waren, glaube ich doch, dass ab dem 1. Dezember noch ein ganz anderer Druck auf ihm lasten wird.

Ich bin sehr gespannt, wie es für ihn läuft. Er ist die neue Nummer 1. Der Spieler, der nun gejagt wird, gegen den man immer noch ein paar Prozent rauskitzeln will. Dass Trump das Zeug zur Titelverteidigung hat, ist keine Frage. Alleine dran glauben kann ich aber nicht. In gut vier Wochen sind wir schlauer.