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Snooker-WM: Und schon wieder Bergfest

27 Apr

Wie doch die Zeit vergeht. Kaum hat die Snooker-WM so richtig begonnen, da ist auch schon wieder Bergfest und wir stehen kurz davor, die Viertelfinal-Spiele sehen zu dürfen. Und wie das bei einer WM so ist, haben wir komplett unterschiedliche Runden und Schwerpunkte gesehen.

Nach der ersten Runde war mein Eindruck, dass das Niveau noch nicht da ist, wo ich es gerne hätte. Das ist natürlich auch kein Wunder, da die erste Runde gerade für die gesetzten Spieler meinst eine Zitterpartie ist. Das Motto lautet oft, den Auftakt überstehen zu wollen, um dann richtig angreifen zu können.

Dennoch, ich habe in der Einleitung geschrieben, dass viele Facetten zu sehen waren. In der ersten Runde war es sicherlich die Spannung. Vier Matches gingen über die volle Distanz, zwei Mal gab es ein 10:8. Dabei blieben einige der gesetzten Snooker-Profis auf der Strecke und mit Ding Junhui scheiterte einer der Top-Favoriten auf den Titel.

Woran es letztlich lag, ist schwer zu sagen. Gut zwei Wochen hatte der Sieger von fünf Ranking-Events Zeit, sich nach dem Erfolg bei den China Open zu regenerieren und sich neu zu motivieren. War die Zeitspanne zu kurz? Oder liegt es einfach daran, dass Ding so ein wenig auf Kriegsfuß mit dem Crucible Theatre steht?

Wir werden es wohl nie erfahren. Klar, Michael Wasley spielte das Match seines Lebens und schien völlig befreit. Wie es dann ist, wenn man im Achtelfinale plötzlich nicht mehr der absolute Außenseiter ist, musste er gegen Dominic Dale schmerzvoll erfahren. Der Spaceman führt überraschend deutlich mit 12:4 und wird im Viertelfinale wohl auf Barry Hawkins treffen.

Mittlerweile – während ich mir die Spiele von Neil Robertson gegen Mark Allen und Shaun Murphy gegen Marco Fu ansehe – haben sich die Spieler ordentlich eingelebt und wir haben klasse Matches gesehen. Dabei war das Duell zwischen Ronnie O’Sullivan und Joe Perry ein Highlight. Lange sah es so aus, als ob der Gentlemen den Weltmeister hätte stürzen können.

Doch O’Sullivan drehte kurz vor Schluss mächtig auf und steht nach dem 13:11-Sieg bereits im Viertelfinale. Ob er seinen Titel verteidigen kann? Ihn scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können und das ist kein gutes Zeichen für seine Gegner. Früher hatte er „nur“ sein begnadetes Spiel, heute ist auch sein Kopf gewappnet und dieses Paket ist gefährlich.

O’Sullivan trifft in der nächsten Runde auf Murphy oder Fu. Ein packendes Match bisher mit einem stark aufspielenden Engländer, der mit bisher wirklich gut gefällt und mit 9:7 aus der Session geht. Starkes Breakbuilding und ein insgesamt sehr souveränes Spiel machen auch Murphy zu einem ernstzunehmenden Kandidaten auf den Titel. Auf ein Match zwischen ihm und O’Sullivan freue ich mich schon jetzt – wenn es denn so kommen sollte.

Ähnlich hochklassig, wenn auch in einer anderen Richtung, geht es zwischen Allen und Robertson zu. Eigentlich war zu erwarten, dass sie sich die Breaks nur so um die Ohren hauen, aber der Fokus liegt hier tatsächlich mehr auf den Safetys. Natürlich haben wir auch hohe Breaks gesehen – dabei das 99. Century von Robertson in dieser Saison. Dennoch gab es viele spannende Safe-Phasen, die den Sport auch so vielfältig und komplex machen.

Der Sieger trifft im Viertelfinale wahrscheinlich auf Judd Trump, der mit 10:6 gegen Ryan Day führt. Das wäre ein weiteres Highlight, wobei mich Trump bisher noch nicht so überzeugen konnte. Allerdings macht es sehr viel Spaß, die unglaubliche Technik von Trump zu bestaunen. Er hat sich schon steigern können und ich denke, er wird Day auch letztlich schlagen.

Ein potentieller Halbfinalist ist Barry Hawkins, der Ricky Walden mit 13:11 bezwang und, wie angesprochen, wohl auf Dale trifft. In dieser Runde ein absolutes Traumlos. Ich bin ein großer Fan des Spaceman, aber gegen Hawkins ist er meiner Meinung nach ohne Chance. Das wird auch Mark Selby denken, der auf Alan McManus trifft.

Mit diesem Tipp hätte man sicherlich viel Geld verdienen können. Denn McManus kann sein Glück wohl selbst kaum fassen, nochmals das Viertelfinale im Crucible erreicht zu haben. Größer kann eine Außenseiterrole nicht sein und alles andere als ein sehr deutlicher Sieg des Jester from Leicester wäre für mich eine Überraschung.

So ist es am Ende eine WM, wie sie es auch in den Jahren zuvor schon war. Wir sehen packende Matches, enge Siege, große Überraschungen und die eine oder andere Kuriosität. Ob es die Schuhe von Dale sind, die Hose von McManus oder Jan Verhaas, der den Boden im Crucible mit Wasser tränkt. Insgesamt macht es bisher einen Heidenspaß und ich freue mich auch die zweite Hälfte der Snooker-WM.

Sonne? Ne, Snooker!

21 Apr

17 Tage läuft sie, die Snooker-WM im Crucible Theatre zu Sheffield. 17 Tage lang schraube ich meine Stromrechnung in die Höhe, da ich zeitgleich – wenn es der Job denn erlaubt – vor dem TV und dem Laptop sitze. Denn es wird an zwei Tischen gleichzeitig gespielt und verpassen möchte man keine Sekunde, da die WM ist das Highlight der Saison ist.

Es ist die Atmosphäre im Crucible, es sind die langen Distanzen und die Besonderheit, der man sich einfach nicht entziehen kann. Selbst im heimischen Wohnzimmer ist diese ganz besondere Stimmung spürbar. Snooker also … Eine besondere Sportart, die auf Partys und Veranstaltungen nicht unbedingt ein „Whooaaa“ hervorlockt, sollte man sich drüber unterhalten.

Es ist eine der Sportarten, die meiner Meinung nach komplett unterschätzt wird. Ein Spiel dauert hier nicht 90 Minuten, sondern in Runde eins der Snooker-WM gerne auch sechs Stunden. Die Fanszene ist größer als man denkt, aber vielen Leuten bleibt die Faszination verborgen, da das Spektakel oft nicht in den ersten Minuten zu erahnen ist.

Man mag über Rolf Kalb denken, was man will. Fachlich und analytisch stößt der Pionier des deutschen Snooker oft an seine Grenzen, aber er leistet unglaubliche Arbeit. Wird während der WM auf Eurosport gezappt und hat man die Muße, als Neuling nur einige Minuten das Geschehen zu verfolgen, ist es nicht unwahrscheinlich, länger zu verweilen.

Gestern Abend wollte ich noch auf ein Bier vor die Tür, als Shaun Murphy gegen Jamie Cope und Ryan Day gegen Stephen Maguire lief. Und an diesem Abend wurde das ganze Ausmaß an Spannung, Dramatik und Faszination deutlich. Beide Matches gingen in den Decider, es wurde über die volle Distanz gespielt.

Die Spieler stoßen hier auch an ihre Grenzen, zeigen Nerven und oft ist zu sehen, dass die Fehlerquote sich häuft. Kaum sieht es so aus, als ob Murphy den Tisch abräumt, läuft der Spielball in die Tasche. Cope hingegen verstellt sich Sekunden später und wenn es gut läuft, gibt es noch eine Safety-Battle.

Bis 0:15 Uhr saß ich vor dem TV, drückte Murphy die Daumen und dachte über das Thema des nächsten Blogs nach. Dabei ertappt man sich, wie man einfach mit dem Spiel mitgeht. Die Hände vors Gesicht schlagend, mit der Faust auf den Tisch hauend und den Blick abwendend, wenn es einen kritischen Moment zu überstehen gilt, war die Thematik schnell gefunden – es ist ein ruhiger sport, aber nicht minder emotional.

Mit Worten mag es nicht passend zu beschreiben sein, aber sollte sich eine verirrte Seele auf diesen Blog verirren, ich mag ihr nur ans Herz legen, sich eine Session anzuschauen. Die Regeln werden auf Eurosport Deutschland permanent erklärt und mit einem gesunden Basiswissen ausgestattet gebe ich eine Garantie dafür, dass es keine verschenkte Zeit sein wird.

Gestern hatten Murphy und Ryan Day das bessere Ende auf ihrer Seite und mit dem Merlin of Milton ist somit der nächste gesetzte Spieler gescheitert. Ich für meinen Teil lasse die Sonne in den kommenden Tagen mal Sonne sein und freue mich einfach auf packende und spannende Matches im Crucible Theatre. Es lohnt sich!

Ronnie O’Sullivan erneut Snooker-Weltmeister

6 Mai

17 Tage lang ging sie, die Snooker-WM im Crucible Theatre. 17 Tage ohne Sonne, Freizeit und anderweitige Aktivitäten. Wobei ich ja sagen muss, dass ich mir eine kurze Auszeit gegönnt habe, um die 1. Mai-Tour nicht zu verpassen. Aber hat es sich gelohnt? Diese Frage bedarf keiner Antwort, obwohl man hie und da doch müde belächelt wird.

Sei es drum. Es war eine spektakuläre Weltmeisterschaft, mit Ronnie O’Sullivan als verdienten Sieger. Es ist bereits der fünfte WM-Titel für The Rocket und er spielte eine überragende WM. Dazu ist er der erste Spieler seit Stephen Hendry, der seinen Titel verteidigen konnte – Hendry hatte dies 1996 geschafft. Zwar gab es Stimmen, die von einem insgesamt niedrigen WM-Niveau gesprochen haben, aber das sehe ich nicht so. Viele vermeintliche Favoriten scheiterten früh, dafür gab es andere Spieler, die sich in den Vordergrund gespielt haben – allen voran Barry Hawkins.

”Er hat ein richtiges Match geliefert und mich permanent unter Druck gesetzt“, meinte Ronnie O’Sullivan nach dem Finale. Über mögliche Gründe der Favoritenstürze habe ich im Verlauf der Snooker-WM schon geschrieben. Viele Turniere, ständiges Reisen und ein Schrumpfen der Weltspitze sind da in erster Linie zu nennen.

So lag ich auch mit meinem Tipp völlig daneben, denn Mark Allen scheiterte bereits in Runde eins und ich habe einen Schnaps verloren. Anders Ronnie O’Sullivan, der als komplette Wundertüte in die WM gestartet war. Er wusste selber nicht so ganz genau, was er von sich erwarten konnte. Aber eine wirkliche Schwäche hat er sich über das komplette Turnier nicht geleistet.

Ronnie O'Sullivan feiert deinen fünften WM-Titel

Ronnie O’Sullivan feiert deinen fünften WM-Titel

Seine Lochquote lag bei über 90 Prozent und auch die anderen Statistiken waren überdurchschnittlich. Sechs Centurys hat er dazu im Finale gespielt. Ob wir ihn nach seinem fünften Triumph im Crucible Theatre nochmal sehen werden? Bei der Siegerehrung gab es keine Aufschlüsse darüber. Ein paar kleinere Turniere wird er spielen, alles andere müssen wir abwarten.

Der Druck sei ihm bei einer WM zu groß und deswegen vermisse er Snooker nicht so richtig. Bei den kleineren Turnieren wäre der Spaßfaktor einfach höher, erklärte O’Sullivan. Beeindruckend war natürlich das Niveau des Finals. Die Halbfinal-Spiele gelten im Grunde als vorgezogenes Finale und wer erinnert sich nicht an das Match zwischen Neil Robertson und Graeme Dott im Jahr 2010.

Beide Spieler waren geistig und körperlich erschöpft und es war wirklich kein Leckerbissen. In diesem Jahr waren es spielerische Highlights, die sich durch alle vier Sessions zogen. Auch wenn Hawkins am Ende klar mit 12:18 verlor, es waren Kleinigkeiten, die den Ausschlag gaben. Der letzte Frame der zweiten Session zum Beispiel, als O’Sullivan auf Schwarz das 10:7 holte.

Oder die Chancen von Hawkins am Abend, das 13:15 zu schaffen. Von diesem Druck hatte O’Sullivan gesprochen, das Match war enger, als das Ergebnis es aussagt. Viele Dinge gehen mir nach diesen 17 Tagen nun durch den Kopf. Ob es Schiedsrichter waren, die einfach Bälle vom Tisch nahmen, zerbrochene Gläser am Tisch oder Neulinge, die auf einmal das Publikum unterhielten.

Es waren schöne 17 Tage und ist die WM erst einmal vorbei, man weiß, warum das Warten auf dieses Highlight und das Nehmen des Urlaubs sich wie immer gelohnt haben. Komisch wird es sein, um 11 Uhr den Fernseher anzuschalten und keinen Snooker-Tisch zu sehen. Mir persönlich war es aber wie immer eine Freude und mein Dank gilt auch der Twitter-Gemeinde, die für viel Kurzweil gesorgt hat.

Bis zur nächsten Saison

PS: Den Spielbericht gibts übrigens hier zu lesen

Snooker-WM in Sheffield: Das Finale

5 Mai

Bei der Snooker-WM in Sheffield wird mir auch nichts geschenkt. Erst die Mai-Tour von Samstag auf Sonntag, dann den Artikel für die Arbeit schreiben und einen Blog hinterher. Und ganz ehrlich: Ich bin doch ziemlich kaputt von den Anstrengungen des Wochenendes. Immerhin habe ich es mit einer Punktlandung zum Beginn des Finals geschafft.

Mittlerweile werde ich von meinem Freundeskreis schon nicht mehr ausgelacht, wenn ich früh nach Hause will, um das Finale zu schauen. Das ist schon ein Erfolg finde ich und es gibt sogar einige Leute darunter, die sich für Snooker interessieren. Und dieses Finale wollte ich auch unbedingt sehen, wenn ich schon den kompletten Samstag verpasst habe.

Und ganz ehrlich, es hat sich vollauf gelohnt. Gerade die erste Session war ja Snooker auf höchstem Niveau. Sieben Breaks von über 70 Punkten – wann habe ich das zuletzt gesehen? Und daran hatte Barry Hawkins großen Anteil. Er spielt natürlich nicht so spektakulär wie Ronnie O’Sullivan, aber er spielt eben beharrlich und konzentriert.

Für ein Finale auch eine gute Mixtur. Denn auf lange Safe-Duelle will ich nicht verzichten und gerade der letzte Frame der zweiten Session, die nicht ganz das Niveau der ersten acht Frames hatte, war wieder eine Augenweide. Glückwunsch vielleicht eben auch an O’Sullivan, der mit seinem 129. Century Break im Crucible nun alleine an der Spitze liegt.

Barry Hawkins und Ronnie O'Sullivan vor dem Finale (by World Snooker)

Barry Hawkins und Ronnie O’Sullivan vor dem Finale (by World Snooker)

Wenn ich mich nicht ganz irre, hat er Stephen Hendry überholt, der zuvor mit 127 Centurys auf Rang eins residierte. Auch wenn die Meinungen im Vorfeld des Finals so waren, dass alle Experten sich nur die Frage stellten, wie hoch O’Sullivan gewinnen würde, ich habe es in meinem Blog anders geschrieben. Hawkins ist ein Kämpfer und darf nicht unterschätzt werden.

Er hat Mark Selby, Jack Lisowski und auch Ding Junhui besiegt, zudem Ricky Walden nach wirklich schwachem Beginn noch relativ klar geschlagen. Spielen können alle Snooker-Profis, bei Hawkins scheint es mir, als ob er die Ruhe weg habe. Er weiß ja auch, dass er der Außenseiter ist und an einem guten Tag von O’Sullivan Probleme kriegt.

Das war ja auch zu sehen und nicht umsonst führt der Titelverteidiger mit 10:7. Dabei war es der letzte Frame, der eigentlich ärgerlich für Hawkins war. Er hatte die Chance, wäre so nur mit einem 8:9 in den Montag gegangen. Nun wird er sich Gedanken machen und braucht einen guten Start, um das Finale offen zu gestalten.

O’Sullivan ist ein guter Front Runner und sollte er den ersten Frame gewinnen, wird es schon ganz schwer für Hawkins – zumindest meiner Meinung nach. Ich befürchte, es wird letztlich ein relativ klares Ergebnis gegen. Müsste ich tippen, lautete mein Ergebnis 18:13. Aber ich hoffe, wir erleben morgen einen langen und spannenden Snooker-Abend bis in die tiefe Nacht.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 12

2 Mai

Nun steht also das Halbfinale und muss wohl zweigeteilt betrachtet werden. Favorit gegen Außenseiter wird es im Finale heißen und ob des Draws sehen wir ein vorgezogenes Finale sowie ein Match, in dem eine Spieler ins Finale einziehen wird, den wahrscheinlich kein Snooker-Fan im Vorfeld auf dem Zettel gehabt haben wird.

Was haben wir aus dem bisherigen WM-Verlauf gelernt? Es ist natürlich schwierig, ein Fazit zu ziehen. Doch seitdem Barry Hearn die Saison monströs aufgebläht hat – und das soll keine negative Wertung sein -, ist die Spitze geschmolzen bzw. enger zusammengerückt. Spieler wie Mark Selby, Neil Robertson oder John Higgins scheiterten früh.

Das kann zweierlei Gründe haben. Wie gerade angesprochen, ist die Leistungsdichte höher geworden. Auch die Spieler jenseits der Top 16 kommen häufiger zum Einsatz, treffen in schöner Regelmäßigkeit auf die Top-Spieler. Dadurch kommt es natürlich zu Lern- und Trainingseffekten, die sich nun auszuzahlen scheinen.

Spieler wie Barry Hawkins, Mark Davis, Ricky Walden galten im Vorfeld der Snooker-WM zwar nicht unbedingt als große Favoriten, gingen aber nicht als komplette Außenseiter in ein Match. Früher, ohne PTC-Events und mit nur wenigen Turnieren in einer Saison, gab es kaum die Möglichkeit, sich mit den Stars zu messen. Ein Vorteil für die Breite also.

Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch, dass viele Turniere zu spielen sind. Oft genug hatte es Stimmen gegeben, die von einem zu vollen Kalender gesprochen hatten. Gerade in der Zeit, wo man Punkte verteidigen muss. Wie das in der kommenden Saison laufen wird, in der es eine Geldrangliste gibt, ist noch nicht abzusehen, aber es wird wohl eine Entspannung geben, da man sich eher Auszeiten nehmen und ein Turnier auslassen kann.

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Die neuen Schuhe von Judd Trump

John Higgins hatte nach seinem Aus in Runde eins auch erklärt, mental vielleicht nicht so fit gewesen zu sein. Viele Spiele bedeuten auch, dass es bei Profis, die bei Turnieren oft weit gekommen sind, am Ende der Saison einfach nicht reichen kann. Die Spieler außerhalb der Top 16 sind hingegen frischer, motivierter und in manchen Fällen auch einfach heiß auf das Weiterkommen – gepaart mit der höheren Dichte der Weltspitze ein Vorteil.

Denn mit meiner Einschätzung, eine kuriose Snooker-WM zu sehen, stehe ich nicht alleine da. Rolf Kalb hatte es auch schon angesprochen, in dieser Anzahl hatte es vermeintliche Überraschungen bisher so noch nicht gegeben. Und nun stehen wir da und sehen zwei sehr interessante Halbfinalspiele bei der Snooker-WM in Sheffield.

Weniger überraschend ist der Einzug von Judd Trump, der auf Ronnie O’Sullivan trifft. Trump gehört zu den Stars und hat im Viertelfinale gegen Shaun Murphy – das wohl beste Match dieser WM – gezeigt, dass er sich durchbeißen kann. Kommt er ins Rollen, ist er eine Gefahr für jeden Gegner. Wobei wir das auch schon vorher wussten.

Er ist der einzige Spieler, dem das Halbfinale wirklich zugetraut wurde. Und Ronnie O’Sullivan? Er war die Wundertüte im Feld, hat bisher aber eine überragende Leistung abgeliefert. Schwächen habe ich bisher keine gesehen. Klar, ein paar Fehler macht auch er, aber alles andere wäre auch nicht denkbar. Er kann die WM locker gewinnen, zu den Gründen habe ich mich ja schon geäußert.

Talent und Lockerheit sind seine Trümpfe. Er muss nichts beweisen, hat schon jetzt mehr erreicht, als er vielleicht von sich erwartet hätte. Ob er seine Lockerheit konservieren kann, werden wir nachher sehen. Sein Sieg gegen Stuart Bingham war …., ja wie soll man es nennen, phänomenal? Ein solch hohes Niveau habe zumindest ich lange nicht mehr gesehen.

Der Sieger hat in jedem Fall eine große Chance, die Snooker-WM zu gewinnen. Aber Achtung! Gerade Barry Hawkins spielt bisher eine starke WM. Das gilt zwar auch für Ricky Walden, aber sein Weg war einfacher. Michael Holt, Michael White sowie Robert Milkins sind nicht die unüberwindbaren Hürden. Hawkins schaltete Jack Lisowski, Mark Selby sowie Ding Junhui aus.

Ich erwarte Hawkins im Finale, aber bisher lag ich mit meinen Tipps auch nicht unbedingt immer richtig. Walden hat stark gespielt, aber bei Hawkins habe ich das Gefühl, als ob er mental stärker ist. Schon beim German Masters hat er beeindruckt und wirkt einfach unaufgeregt. Er spielt in absoluter Top-Form und ich würde ihn gerne im Finale sehen.

Trump sowie O’Sullivan haben den großen Vorteil, dass sie es kennen, auf einem Tisch zu spielen, die volle Atmosphäre im Crucible Theatre schon erlebt haben. Hawkins und Walden entdecken hier Neuland und es ist für sie ganz gut, eine Art Generalprobe zu haben, bevor es im Finale gegen einen erfahrenen Spieler geht. Wer es letztendlich schaffen wird? Wir werden es sehen.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 11

1 Mai

Ich schaue schon wirklich lange Snooker, bin praktisch mit Jimmy White aufgewachsen und habe die große Zeit von Stephen Hendry mitbekommen. Ich kann also durchaus behaupten, schon das eine oder andere Spiel gesehen zu haben. Mit Superlativen sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, dennoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, gestern eine Sternstunde gesehen zu haben.

Ihr habt es wahrscheinlich auch gesehen, es sei denn, Euer Name ist Thorsten und ihr habt den Nachmittag beim Segeln verbracht. Ronnie O’Sullivan hat Stuart Bingham komplett auseinander genommen und sich die erste Session mit 7:1 geholt. Dabei spielte er Breaks von 79, 111, 60, 87, 133 und 78. Es war die beste Leistung eines Spielers, an die ich mich erinnere.

Klar, Bingham hat Fehler gemacht und O’Sullivan Chancen hingelegt. Aber eine Lochquote von zeitweise 98 Prozent ist nicht nur mit leichteren Einsteigern zu schaffen. Gerade die Long Pots fielen reihenweise und der Spielball fand auf dem kompletten Tisch keine sichere Ablage. Mit seinem langen Spiel hatte O’Sullivan zuletzt immer wieder gehadert.

Aber bei dieser WM klappt alles. Ali Carter und Mark Williams haben es via Twitter geschrieben und eigentlich sind sich alle Experten einig, Ronnie O’Sulivan spielt momentan in einer anderen Liga und ist nicht zu schlagen. Zumindest kommt die Frage auf, wer ihn schlagen kann. Und Stuart Bingham ist ja auch kein Fallobst, aber praktisch ohne Chance.

Ronnie O'Sullivan

Ronnie O’Sullivan ist nicht zu stoppen

Vielleicht hat Bingham den Fehler gemacht, das Spiel von O’Sullivan mitgehen zu wollen. Vielleicht muss man es wirklich wie Peter Ebdon machen und dem Spiel komplett das Tempo nehmen, es ein wenig verschleppen. Aber dazu muss man der Typ sein und darf sich selber nicht aus dem Rhythmus bringen.

Von den verbleibenden Spielern fällt mir so niemand ein, der eine realistische Chance hat – sollte O’Sullivan auf dem Level bleiben. Judd Trump und Shaun Murphy zeigen momentan Licht und Schatten. Ihr Match ist spannend ohne Ende, beide gönnten sich allerdings eine komplette Session-Auszeit und logischerweise steht es dort 8:8.

Ding Junhui und Barry Hawkins ….. Hawkins ist ein beinharter Spieler. Vielleicht wäre er der passende Gegner, um O’Sullivan zu stoppen. Gegen Ding Junhui führt er mit 9:7 und ist vielleicht so ein Typ, der sich nicht beeindrucken lässt und sein Spiel gnadenlos durchziehen würde. Bei Ding habe ich da so meine Zweifel, auch wenn er natürlich das Zeug hat, um zu gewinnen.

Ricky Walden spielt zwar eine sehr gute WM, doch halte ich es für unwahrscheinlich, dass er O’Sullivan gefährden könnte – von Debütant Michael White ganz zu schweigen. Spannend wird es, sollte O’Sullivan eine schlechte Session erwischen. Auf seine Reaktion wäre ich sehr gespannt. Fraglich nur, ob es überhaupt so kommt und ob der Gegner dann in der Lage ist, davon zu profitieren.

So sind es bisher die Festspiele des Ronnie O`Sullivan und die Leistungen der anderen Spieler wie Michael White, Ricky Walden usw. geraten ein wenig ins Hintertreffen. Davon kann auch ich mich nicht ausschließen, aber nach der Session gestern bin ich heute immer noch begeistert und freue mich sehr, dass ich die Zeit hatte, um mir diese Sternstunde anzusehen.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 10

30 Apr

Wie wäre es, wenn ich ein Jahr nicht joggen würde. Eine lange Pause machen, nur um dann wieder die Schuhe zu schnüren und mal eben den Hamburg Marathon gewinnen. Ja, mir war langweilig, ich hab ein bisschen auf einem Bauernhof gearbeitet und dachte mir, ach komm, probiers einfach mal. Vielleicht geht’s schief, vielleicht aber auch nicht.

So kommt mir das bei Ronnie O’Sullivan vor. Mark Williams schrieb gestern auf Twitter, das Ronnie beeindruckend spielen würde nach seiner langen Pause. Und vermutlich habe er sich ein paar Turniere im Verlauf des Jahres angesehen, und die Spieler vor dem TV schallen ausgelacht. So wird es wahrscheinlich nicht gewesen sein, aber ein Fünkchen Wahrheit schwingt da mit.

Gegen Ali ”Elli“ Carter wusste The Rocket zu überzeugen. Er hat seine Leichtigkeit am Tisch nicht verlernt und ist vielleicht sogar noch ein Stück stärker geworden, da er eine Lockerheit an den Tag legt, die man so nicht kannte. Früher rannte er um den Tisch, da er die Halle schnellstmöglich verlassen wollte, heute sieht das bei ihm anders aus – er scheint es zu genießen.

Und Carter war einmal mehr der Prügelknabe. Alle 13 Ranking Matches hat er damit gegen O’Sullivan verloren. Einzig in der Championship League durfte der Captain vor ein paar Jahren einen 3:1-Sieg feiern. Sicher kein schönes Gefühl und hätte Carter gegen einen anderen Gegner gespielt, seine Chancen auf einen Sieg wären gut gewesen.

Ali Carter

Ali Carter scheiterte erneut an Ronnie O’Sullivan

Nun trifft O’Sullivan auf Stuart Bingham. Der Engländer spielte ein starkes Auftaktmatch, sein Achtelfinale gegen Mark Davis war viel Krampf. Es wird ein spannendes Match, bisher trafen sich beide Spieler fünf Mal. O’Sullivan holte dabei vier Siege, musste bei der UK Championship 2010 jedoch eine bittere 6:9-Niederlage einstecken.

Ich bin sehr gespannt, ob Bingham den Lauf des Weltmeisters stoppen kann oder nur ein weiteres Opfer auf dem Weg zum erneuten Titel wird. Viel spannender ist für mich das Match zwischen Shaun Murphy und Judd Trump. Murphy hat bisher auch zwei Seiten gezeigt. Gegen Martin Gould brauchte Murphy einen Moment, zeigte dann eine sehr starke Leistung.

Sein Achtelfinale gegen Graeme Dott war dann schon weniger beeindruckend. Im Gegensatz dazu steht Judd Trump, der gut anfing und sich dann zum Ende des Achtelfinals gegen Marco Fu nochmals steigern konnte. Es ist die Nummer drei gegen die Nummer vier und ich hätte mich nicht beschwert, wäre es das Finale gewesen.

Nur unwesentlich interessanter sind die anderen beiden Viertelfinals. Michael White trifft auf Ricky Walden. Beide werden sich wie im Traum vorkommen, die große Chance zu haben, ins Halbfinale dieser WM einziehen zu können. Wie sich der Druck auf ihr Spiel auswirken wird, dürfte eine spannende Frage sein.

Bliebe Ding Junhui gegen Barry Hawkins. Mit dem Blick auf das andere Viertelfinale dürfte ihnen klar sein, dass es im Halbfinale hätte schwerer kommen können. Auch hier gibt es keinen klaren Favoriten, wie in allen anderen Viertelfinals auch nicht. Normalerweise sehe ich Ding vorne, aber Hawkins kann einfach nicht mehr unterschätzt werden.

Mein Wunschfinale wird es nicht geben. Ronnie O’Sullivan gegen Shaun Murphy oder Judd Trump wäre ein Traum gewesen. Aber wie die Konstellation sich letztendlich zeigen wird, es dürfte interessant werden. Doch vorher genieße ich mal die Viertelfinalspiele, die schon einiges zu bieten haben. Und just in diesem Moment beginnen Murphy und Trump – Dienstagmorgen, was willst du mehr!

Snooker-WM in Sheffield: Tag 9

29 Apr

Wir haben Bergfest und die Hälfte der Snooker-WM ist nun schon wieder rum. Auf der anderen Seite nehmen die Spieler so langsam richtig Fahrt auf. Nicht umsonst heißt es ja, dass die Halbfinalspiele meist die Duelle sind, in denen das höchste Niveau erreicht wird. Noch sind wir natürlich nicht so weit, aber gestern waren die Sessions teilweise eine Augenweide.

Dabei hat Ali Carter es geschafft, den Rückstand auf Ronnie O’Sullivan erträglich zu gestalten. Bei seiner Quote musste man zwischendurch ja Angst haben, dass er wieder einmal hoffnungslos unterlegen sein würde. Keins der bisherigen zwölf Matches bei Ranglistenturnieren hat er gewonnen. Einzig in der Championship League kam er 2010 zu einem 3:1-Erfolg.

Am Nachmittag spielten beide Akteure auf einem wirklich hohen Niveau. Klar, hie und da gab es natürlich Fehler, aber die gehören zum Sport dazu. Und endlich konnte der Captain sein Spiel auch mal durchziehen – gerade in Frame 13, als er mit einer 63er Clearance den Frame noch stehlen und auf 6:7 verkürzen konnte. Es wird eine packende Abendsession heute geben, da bin ich mir sicher.

Wo wir auch bei der Frage sind, wer denn nun die besten Chancen auf den Titel hat. O’Sullivan spielt trotz der langen Pause ausgesprochen gut, Carter kommt auch langsam auf Temperatur. Und Ding Junhui? Der lag gegen Mark King schon mit 2:6 hinten, aber zeigte gestern eine beeindruckende Leistung und schaffte das Comeback – und wie!

Ronnie O'Sullivan führt gegen den Captain (by World Snooker)

Ronnie O’Sullivan führt gegen den Captain (by World Snooker)

Über die Qualitäten des Chinesen müssen wir nicht groß reden, nur schaffte er es zuletzt nicht so richtig, diese auch auf den Tisch zu bringen. Die zweite Session hat jedoch beeindruckt. Mit 7:1 holte sich Ding die 9:7-Führung und darf ebenfalls Ansprüche auf den Titel anmelden. King freute sich hingegen, immerhin einen Frame gewonnen zu haben.

Und vergessen sollten wir auch nicht Ricky Walden. Der gewann beide Sessions gegen Robert Milkins mit 5:3, führt dementsprechend mit 10:6. An sich hatte ich es ausgeschlossen, Walden im Halbfinale oder gar im Finale zu sehen. Allerdings spielt er bisher sehr beständig und konstant auf einem Niveau. Kaum ein anderer Spieler hat dies bisher geschafft.

So auch Stuart Bingham, der gerade in der ersten Runde unglaubliches Snooker zeigte. Gegen Mark Davis erlebte er, wie auch sein Gegner, einen Einbruch. Beide Akteure mühten sich lange, überhaupt einige Bälle zu lochen. Die Quoten waren bis zum Midsession desaströs und es dauerte, bis es ein ordentliches Match wurde – dort steht es 8:8.

Nun bin ich immer noch nicht schlauer, wer als Favorit taugt, aber das macht diese WM umso spannender. Wenn die Achtelfinals heute durch sind, werde ich wohl nochmal ein Fazit ziehen und schauen, wie die Begegnungen letztlich aussehen. Dabei gibt es mit Shaun Murphy gegen Judd Trump ja schon einen Leckerbissen.

Und ganz nebenbei sollte ich auch erwähnen, dass es in der nächsten Saison vielleicht einen deutschen Spieler bei einem der Turniere zu sehen gibt. Patrick Einsle hat es nämlich geschafft, eine Tourkarte zu gewinnen. Das entscheidende Match gewann er gegen Christopher Keogan mit 4:3 – ein wahrer Krimi. Welche Turniere er spielen wird, steht noch nicht fest.

Denn aus finanziellen Gründen wird er seinen Job behalten und vielleicht schafft er es ja, sich durch die Qualifikation zu quälen, um letztlich auch auf einem der TV-Tische spielen zu können. Es wäre eine tolle Sache für ihn, aber auch für die deutsche Snooker Szene, die ohnehin sehr groß ist. Ein deutscher Spieler würde vielleicht noch einen weiteren Schub geben.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 8

28 Apr

Während ich gestern fieberhaft überlegt habe, zu welchem Thema es sich denn lohnen würde, ein paar Worte zu Papier zu bringen, ist das heute nicht so wirklich eine schwierige Aufgabe. Denn Mark Selby wird nicht der vierte Spieler in der Geschichte des Snooker sein, der sich die Triple Crown holt. Masters und UK Championship hatte er gewonnen, die WM ist für ihn nun vorbei.

Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams hatten das Kunststück geschafft, alle drei Turniere in einer Saison zu gewinnen. Und ganz ehrlich, Selby hatte beste Chancen, in diesen Kreis einzutreten. Aber dieser Barry Hawkins …. In meiner Vorschau hatte ich erwartet, dass er gegen Selby im Achtelfinale scheitern wird, aber ihn auch als harten Spieler bezeichnet.

Er steht nicht umsonst in den Top 16 und wusste in den letzten Monaten durchaus zu beeindrucken. Dazu hat er die Erfahrung und ließ sich gegen Mark Selby auch von einem Rückstand nicht erschrecken. Diese Erfahrung ist gerade bei der WM unglaublich wertvoll. Nun ist also der nächste Top Favorit schon ausgeschieden und man darf sich fragen, wo das noch hinführen soll.

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Auch im letzten Jahr sind einige der Top Spieler bereits früh gescheitert. Das ist zwar richtig, doch darf man nicht vergessen, dass jener Selby beispielsweise unter den Folgen einer Nackenverletzung angetreten war. Stuart Bingham unterlag immerhin Stephen Hendry und Martin Gould war auch gesetzt, aber kein Spieler, der zwingend die zweite Runde erreichen musste.

In diesem Jahr ist es eine andere Geschichte – zumindest meiner Meinung nach. Man kann sicherlich damit argumentieren, Williams und Higgins haben keine gute Saison gespielt. Das ist richtig, aber die Breite der Überraschungen ist schon außergewöhnlich. Dabei war das Aus von Maguire schon eine Überraschung und das Scheitern von Robertson eine Sensation.

Aber warten wir ab, wie sich die Achtelfinals entwickeln. Mit dem Spiel von Judd Trump gegen Shaun Murphy haben wir ja schon einen absoluten Knaller, auf den ich mich jetzt schon freue. Dabei ist die obere Hälfte des Draws meiner Meinung nach die, aus der der Weltmeister hervorkommen wird. Bleibt die Frage, wer sich noch durchsetzen wird.

Sollte Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter gewinnen, trifft er auch Stuart Bingham oder Mark Davis. Das sind vier starke Spieler, die den Halbfinalisten unter sich ausmachen. Und unten? Da stehen momentan Michael White, Ricky Walden, Robert Milkins, Barry Hawkins, Mark King und Ding Junhui noch in der Verlosung.

O’Sullivan gegen Trump und Ding Junhui gegen Michael White wären doch zwei klasse Halbfinals. Aber mal sehen, wer sich letztlich durchsetzt. Dazu ist mir übrigens noch aufgefallen, dass mittlerweile viel über die Kicks gesprochen wurde. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Profi es war.

Aber im Vorfeld hatte ein Spieler erklärt, es würde ihm auf die Nerven gehen, wenn die Kommentatoren immer darüber sprechen würden. Also praktisch jeden Fehler mit einem möglichen Kick zu erklären. Denn Spieler würden einfach Fehler machen und nicht immer wäre es ein schlechter Ballkontakt. Seit dem höre ich oft, wie die Kommentatoren es explizit erwähnen, wenn es ein Kick war oder eben ein Fehler – achtet mal drauf.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 7

27 Apr

Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich ein bestimmtes Thema für einen Blog rauszusuchen. Es gibt tatsächlich Tage, an denen sitzt man auf dem Sofa, schaut sich die Snooker-WM an und fragt sich, worüber man eigentlich schreiben soll. Gestern war so einer der Tage. Die erste Session fehlte komplett und schon ab 11 Uhr stellte sich die Frage ein, was man überhaupt nun machen soll?

Ich bin erstmal einkaufen gegangen. Das war mal ganz praktisch, denn ansonsten kann es manchmal etwas hektisch werden, bei drei Sessions an einem Tag. Aber ab heute habe ich zum Glück Urlaub und kann den Rest der WM ohne Ablenkung verfolgen, dazu hat sich das Wetter in Hamburg ebenfalls eine kleine Auszeit genommen.

Somit habe ich immerhin kein schlechtes Gewissen, den ganzen Tag vor dem TV zu hocken und mich via Twitter mit anderen auszutauschen. Und ganz nebenbei wäre es auch bitter gewesen, das Drama des gestrigen Abends nicht komplett miterleben zu können. Denn Shaun Murphy und Graeme Dott haben sich ein fantastisches Match geliefert, dass bis fast ein Uhr andauerte.

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Auch die anderen Spiele hatten es natürlich in sich. Michael White hat dabei einen sehr starken Eindruck gemacht und Dechawat Poomjaeng ziemlich auseinander genommen. Ein Sieg in nur zwei Sessions ist beeindruckend. Interessant war, dass der Turnierdirektor den Thailänder angeblich zur Seite genommen hat, um ihm ein bisschen zur Ruhe zu bringen.

Ich hatte ja gestern zu diesem Thema was geschrieben und es ist zumindest kontrovers aufgenommen worden. Natürlich gönne ich jedem Spieler den Sieg, doch war ich auch ein bisschen froh, White in die nächste Runde einziehen zu sehen, denn er ist – meiner Meinung nach – klar der bessere Spieler und gerade beim Snooker finde ich Niveau wichtiger als Unterhaltung.

Das Match Mark Selby gegen Barry Hawkins habe ich leider nur mit einem Auge verfolgt, da ich mich dann komplett auf Murphy gegen Dott konzentriert habe, die mit 8:8 in den Abend gegangen waren und wirklich das vielleicht beste Match dieser WM gezeigt haben – zumindest was Drama und Spannung angeht.

Denn so mag ich Snooker. Es müssen nicht immer nur die hohen Breaks sein. Das würde den Sport auch zu sehr reduzieren und durch die vielen Möglichkeiten, die Snooker bietet, ist die Bandbreite eben sehr hoch. Da hat man packende Frames, die über 50 Minuten gehen und mit einer Respotted Black enden. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was für Dramen wir noch erleben.

Bei Judd Trump gegen Marco Fu wird es recht einseitig werden, aber ich freue mich auf Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter. Kann der Captain die Schwarze Serie mal beenden? Oder wird O’Sullivan für eine Sternstunde sorgen? Dazu sehen wir auch die erste Session zwischen Mark Kind und Ding Junhui – ebenfalls ein sehr interessantes Match.