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Snooker-WM: Und schon wieder Bergfest

27 Apr

Wie doch die Zeit vergeht. Kaum hat die Snooker-WM so richtig begonnen, da ist auch schon wieder Bergfest und wir stehen kurz davor, die Viertelfinal-Spiele sehen zu dürfen. Und wie das bei einer WM so ist, haben wir komplett unterschiedliche Runden und Schwerpunkte gesehen.

Nach der ersten Runde war mein Eindruck, dass das Niveau noch nicht da ist, wo ich es gerne hätte. Das ist natürlich auch kein Wunder, da die erste Runde gerade für die gesetzten Spieler meinst eine Zitterpartie ist. Das Motto lautet oft, den Auftakt überstehen zu wollen, um dann richtig angreifen zu können.

Dennoch, ich habe in der Einleitung geschrieben, dass viele Facetten zu sehen waren. In der ersten Runde war es sicherlich die Spannung. Vier Matches gingen über die volle Distanz, zwei Mal gab es ein 10:8. Dabei blieben einige der gesetzten Snooker-Profis auf der Strecke und mit Ding Junhui scheiterte einer der Top-Favoriten auf den Titel.

Woran es letztlich lag, ist schwer zu sagen. Gut zwei Wochen hatte der Sieger von fünf Ranking-Events Zeit, sich nach dem Erfolg bei den China Open zu regenerieren und sich neu zu motivieren. War die Zeitspanne zu kurz? Oder liegt es einfach daran, dass Ding so ein wenig auf Kriegsfuß mit dem Crucible Theatre steht?

Wir werden es wohl nie erfahren. Klar, Michael Wasley spielte das Match seines Lebens und schien völlig befreit. Wie es dann ist, wenn man im Achtelfinale plötzlich nicht mehr der absolute Außenseiter ist, musste er gegen Dominic Dale schmerzvoll erfahren. Der Spaceman führt überraschend deutlich mit 12:4 und wird im Viertelfinale wohl auf Barry Hawkins treffen.

Mittlerweile – während ich mir die Spiele von Neil Robertson gegen Mark Allen und Shaun Murphy gegen Marco Fu ansehe – haben sich die Spieler ordentlich eingelebt und wir haben klasse Matches gesehen. Dabei war das Duell zwischen Ronnie O’Sullivan und Joe Perry ein Highlight. Lange sah es so aus, als ob der Gentlemen den Weltmeister hätte stürzen können.

Doch O’Sullivan drehte kurz vor Schluss mächtig auf und steht nach dem 13:11-Sieg bereits im Viertelfinale. Ob er seinen Titel verteidigen kann? Ihn scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können und das ist kein gutes Zeichen für seine Gegner. Früher hatte er „nur“ sein begnadetes Spiel, heute ist auch sein Kopf gewappnet und dieses Paket ist gefährlich.

O’Sullivan trifft in der nächsten Runde auf Murphy oder Fu. Ein packendes Match bisher mit einem stark aufspielenden Engländer, der mit bisher wirklich gut gefällt und mit 9:7 aus der Session geht. Starkes Breakbuilding und ein insgesamt sehr souveränes Spiel machen auch Murphy zu einem ernstzunehmenden Kandidaten auf den Titel. Auf ein Match zwischen ihm und O’Sullivan freue ich mich schon jetzt – wenn es denn so kommen sollte.

Ähnlich hochklassig, wenn auch in einer anderen Richtung, geht es zwischen Allen und Robertson zu. Eigentlich war zu erwarten, dass sie sich die Breaks nur so um die Ohren hauen, aber der Fokus liegt hier tatsächlich mehr auf den Safetys. Natürlich haben wir auch hohe Breaks gesehen – dabei das 99. Century von Robertson in dieser Saison. Dennoch gab es viele spannende Safe-Phasen, die den Sport auch so vielfältig und komplex machen.

Der Sieger trifft im Viertelfinale wahrscheinlich auf Judd Trump, der mit 10:6 gegen Ryan Day führt. Das wäre ein weiteres Highlight, wobei mich Trump bisher noch nicht so überzeugen konnte. Allerdings macht es sehr viel Spaß, die unglaubliche Technik von Trump zu bestaunen. Er hat sich schon steigern können und ich denke, er wird Day auch letztlich schlagen.

Ein potentieller Halbfinalist ist Barry Hawkins, der Ricky Walden mit 13:11 bezwang und, wie angesprochen, wohl auf Dale trifft. In dieser Runde ein absolutes Traumlos. Ich bin ein großer Fan des Spaceman, aber gegen Hawkins ist er meiner Meinung nach ohne Chance. Das wird auch Mark Selby denken, der auf Alan McManus trifft.

Mit diesem Tipp hätte man sicherlich viel Geld verdienen können. Denn McManus kann sein Glück wohl selbst kaum fassen, nochmals das Viertelfinale im Crucible erreicht zu haben. Größer kann eine Außenseiterrole nicht sein und alles andere als ein sehr deutlicher Sieg des Jester from Leicester wäre für mich eine Überraschung.

So ist es am Ende eine WM, wie sie es auch in den Jahren zuvor schon war. Wir sehen packende Matches, enge Siege, große Überraschungen und die eine oder andere Kuriosität. Ob es die Schuhe von Dale sind, die Hose von McManus oder Jan Verhaas, der den Boden im Crucible mit Wasser tränkt. Insgesamt macht es bisher einen Heidenspaß und ich freue mich auch die zweite Hälfte der Snooker-WM.

Mark Allen siegt in Mühlheim

8 Okt

Die RWE-Arena in Mühlheim war also der Austragungsort für die Ruhr Open im Rahmen der europäischen Snooker Tour und Mark Allen durfte sich als erster Sieger in die Geschichtsbücher schreiben. Um es vorweg zu nehmen, nicht nur im asiatischen Raum ist Snooker weiter auf dem Vormarsch, auch in Deutschland zeigten die Fans erneut, dass der Weg für die Profis sich lohnt.

Wie auch beim German Masters in Berlin gibt es gut 2.500 Plätze zu vergeben, das Highlight waren dabei sicherlich die elf Tische, an denen gespielt wurde. Ich finde schon Berlin ist eine großartige Location, denn man hat als Zuschauer alle Tische weitestgehend im Blick, kann durch den Rundlauf jederzeit die Plätze wechseln – natürlich nur, wenn Plätze frei sind.

Und die Weltspitze war auch fast ausnahmslos vertreten, lockten so Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet an. Selbst aus der Schweiz soll ein Team vor Ort gewesen sein, um Bilder und Beiträge zu machen. Das Niveau war auch beachtlich, auch wenn der Sieg von Allen im Finale über Ding Junhui vorhersehbar war.

Mark Allen siegte in Mühlheim

Mark Allen siegte in Mühlheim

Denn der Chinese hatte nach seinem Halbfinale eine knappe Stunde Zeit, um sich zu regenerieren. Allen durfte sich länger entspannen, wirkte so auch frischer. „Nach meinem Halbfinale konnte ich mir eine Pause gönnen“, so Allen. „Ding hatte ein sehr langes Match zu absolvieren und daher war er wohl nicht so frisch.“

Wobei der Nordire auch gerne am Druck scheitert. Allerdings meinte Allen auch, dass er nicht mit einem Erfolg gerechnet habe. Doch die Arbeit mit Coach Terry Griffiths habe ihm sehr geholfen. „Es ist eine große Sache, hier gewonnen zu haben. Gerade wenn ich mir meine Form der letzten Monate ansehe“, bestätigte Allen.

„Terry Griffiths hat großen Anteil an diesem Erfolg. Wir haben die letzte Woche hart gearbeitet und ein paar Veränderungen an meiner Technik vorgenommen und dazu hat er mir geholfen, etwas mehr Positiv an die Aufgabe zu gehen. Von daher werden wir weiter arbeiten und ich hoffe, dass es sich bei den kommenden Turnieren auszahlt.“

Ich denke, die Technik-Frage stellt sich nicht unbedingt, denn Allen war immer ein Spieler, der über eine ganz hervorragende Technik verfügt. Manchmal geht er ein zu großes Risiko, lässt sich zudem leicht von seiner Stimmung beeinflussen. Wobei seine wirklich depressive Phase wohl vorbei ist. Sein Spiel war schon immer eine Augenweide, einzig die Konstanz war mangelhaft.

Es ist ähnlich wie bei Ronnie O’Sullivan oder auch Stephen Maguire finde ich. Wobei O’Sullivan vom Talent her oder den Möglichkeiten vielleicht eine Ausnahmestellung hat. Allen ist schon abhängig von seiner Laune. Ist diese gut, gewinnt er Turniere. Ist sie schlecht … Vielleicht haben auch die Rahmenbedingungen ihren Teil geliefert.

Denn die Stimmung in der Halle war sehr gut und es gab einmal mehr kaum Anlass zur Kritik. Sicher muss sich das gesamte Team noch einspielen, aber man darf davon ausgehen, dass Mühlheim auch im nächsten Jahr wieder Ausrichter des Turnier sein wird. „Das Publikum und die Atmosphäre waren brillant“, meinte auch Allen.

Neil Robertson gewinnt das Wuxi Classic

23 Jun
Die neue Snooker-Saison hat also begonnen und erstmals mussten alle Top-Spieler in der ersten Qualifikations-Runde antreten. Einzig bei der WM, dem Shanghai Masters und den Australian Goldfield Open sind die Top 16-Spieler gesetzt und man durfte gespannt sein, welche Auswirkungen dies auf den Turnierverlauf haben würde.

Keinen großen, wenn man sich die ersten beiden Turniere ansieht. Das erste PTC-Event, die Bulgarian Open, gewann John Higgins im Finale gegen Neil Robertson, beim Wuxi Classic drehte der Australier den Spieß um, und setzte sich in einem hochklassigen Finale mit 10:7 gegen den Wizard of Wishaw durch.

Dabei gab es schon im Vorfeld lobende Worte des Weltranglisten-Ersten, der den Vorsprung auf Mark Selby mit seinem Sieg noch weiter ausbauen konnte. ”Wuxi ist auf dem besten Weg, eine richtige Snooker-Stadt zu werden“, so Roberton. ”Auch in den Schulen wird es gespielt und wir haben eine Schule besucht – es war sehr aufregend. Über 1000 Schüler haben uns zugesehen.“

64 Spieler hatten sich auf den Weg gemacht und erstmals gewann Reanne Evans ein KO-Match auf der Tour. In der Wildcard-Runde scheiterte sich dann jedoch und konnte sich nicht für die erste Runde qualifizieren. Zuvor hatte es in Gloucester eine Qualifikationsrunde gegeben, in der unter anderem Mark Selby gescheitert war.

Mark Allen mag seinen Top 16-Status

Man mag nun darüber denken, wie man will. Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile. Mark Allen hatte moniert, dass er nicht umsonst lange hart trainiert habe, um sich diese Runden als Mitglied der Top 16 sparen zu können. Und natürlich wollen auch die Zuschauer, die immerhin nicht wenig für eine Eintrittskarte ausgeben, auch die besten Spieler sehen.

Doch wer sind die besten Spieler? Neben Selby scheiterte auch Shaun Murphy in der Qualifikation und man kann sicherlich auch so argumentieren, dass ein Top 16-Spieler eine solche Runde durchaus überstehen sollte. Das Feld könnte möglicherweise noch viel enger zusammenrücken, denn die Spieler jenseits der Top 32 bekommen häufiger Matchpraxis gegen die Großen des Sports.

Aber Qualität setzt sich ja trotzdem durch, wie wir gesehen haben. Zweimal Higgins gegen Robertson bei den ersten beiden Turnieren. Man wird sich trotzdem wohl daran gewöhnen müssen oder dürfen, dass in den Schlussrunden auf einmal Spieler stehen, die man dort früher nicht unbedingt erwartet hätte.

Underdogs mit gutem Lauf

Beim Wuxi Classic standen neben den Finalisten auch Anthony Hamilton, Robert Milkins, Cao Yupeng, Joe Perry, Matthew Stevens und David Morris im Viertelfinale – für Morris war es dabei seine Premiere, denn soweit hatte er es bei einem Ranking Event noch nie geschafft. Am ende siegte Robertson und holte sich den achten Ranking-Titel seiner Karriere.

Dabei scheint er sich in China wohlzufühlen, zuvor hatte er im April die China Open gewonnen. Higgins, der im Halbfinale gegen Stevens ein starkes Match zeigte, war zwar mit 5:2 in Führung gegangen, danach holte sich Robertson jedoch sechs Frames in Folge und legte so den Grundstein zum 10:7-Erfolg. In der Qualifikation zeigte der Australier übrigens auch ein Maximum Break.

Zudem erklärte Robertson, dass er früher zu Higgins aufgeschaut habe. ”John war früher mein Held, von daher ist es fantastisch, gegen ihn ein Finale zu spielen. Es ist dann ein Traum, ihn auch noch zu besiegen“, so der Sieger. ”Dazu ist es unglaublich, zwei Titel in China in Folge zu gewinnen. Früher wäre ich froh gewesen, zwei Matches in Folge zu gewinnen.“

Am 08. Juli geht es schon mit den Australian Open weiter und hier dürfen sich ob der alten Verträge noch alle Top 16-Spieler sicher sein, in der ersten Runde antreten zu dürfen – wenn sie dieses Turnier denn Spielen wollen. Denn ob der weiten Reise ist eine Niederlage in Runde eins ein Verlustgeschäft.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 6

26 Apr

Das war ein ziemlich interessanter Tag in Sheffield muss ich sagen. Das Thema des Tages war natürlich das Aus von Neil Robertson, der als großer Favorit auf den Titel an Robert Milkins scheiterte. Wenn die Niederlagen von John Higgins, Mark Allen, Stephen Maguire und Mark Williams schon keine Sensation waren, dies war eine.

Dass Milkins es kann, ist unbestritten. Bevor er wegen Alkohol- und Spielsucht bis auf Platz 70 abgerutscht war, spielte er regelmäßig im Konzert der Großen mit. Zwar verpasste er den Spring in die Top 16, stand aber mehrfach kurz davor. Und so wusste er durchaus zu beeindrucken, auf der anderen Seite lieferte Robertson eine sehr schwache Vorstellung ab.

Gerade sein langes Spiel gilt als das vielleicht Beste auf der Main Tour. Und ich muss schon stark nachdenken, um mich an eine ähnlich schwache Leistung des Australiers zu erinnern. Gerade bei der WM sind es ja oft die Top-Spieler, die den Gang hochschalten können, die Atmosphäre kennen und Vorteile gegenüber den Qualifikanten haben.

Stuart Bingham könnte von dem Aus profitieren. Denn je mehr vermeintliche Favoriten stolpern, desto größer ist für ihn die Chance, wirklich weit zu kommen. Denn ob es nun Michael White oder jener Milkins sind, die Frage bleibt ja, ob sie diese Leistungen konstant abrufen können. Da traue ich Profis wie Bingham schon zu, auf lange Sicht einfach stärker zu sein.

Michael White hielt die Konzentration hoch (by World Snooker)

Michael White hielt die Konzentration hoch (by World Snooker)

Was mich aber wirklich beschäftigt war das Match zwischen White und Dechawat Poomjaeng, der mittlerweile nur noch Jack genannt wird, ob seines schwer auszusprechenden Vornamens. Gerade auf Twitter ist ein wahrer Boom entstanden, der Thailänder hat sich in kürzester Zeit zum absoluten Publikumsliebling entwickelt.

Er ist emotional, laut, unkonventionell und unterhält das Publikum mit seiner lockeren Art. Doch hier scheiden sich auch die Geister, denn noch immer ist Snooker ein Sport der Gentlemen. Ausreißer gab es schon immer und wird es auch weiterhin geben. Nicht umsonst ist Mark Selby der Jester from Leicester. Auch Ronnie O’Sullivan weiß, wie man mit dem Publikum spielt.

Es gibt viele Beispiele und Snooker soll ja durchaus unterhalten, die Interaktion mit dem Publikum ist auch erwünscht. Nur hat es Poomjaeng meiner Meinung nach ein wenig übertrieben. Gelochte Bälle oder erfolgreich gesetzte Snooker mit dem Publikum zu feiern, sie zu pushen und mit Gestiken zum Applaus aufzufordern,  ist mir zu viel.

Denn man muss auch bedenken, dass Snooker ein Kopfsport ist, es geht um Konzentration. Nicht umsonst sind Fotos verboten, die Zuschauer angehalten, sich nicht in Stoßlinien zu bewegen und sich ruhig zu verhalten. Respekt vor Michael White, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und sein Spiel gnadenlos durchzog.

Die Frage ist: Braucht Snooker eine Veränderung? Ob Stephen Maguire am Ende verlor, da er zeitweise irritiert war, ist natürlich nicht zu klären. Aber ich bin gespannt, wie es sich in Zukunft verhält, sollten wir Poomjaeng häufiger zu sehen bekommen. Vielleicht war es auch nur die Nervosität, die raus musste. Dennoch bleiben fragen offen.

Gegen White wird er wohl ausscheiden, aber ich hätte ihn gerne noch weiter gesehen und dazu das Verhalten seiner Gegner. Grundsätzlich sind Sportarten wie Dart erfolgreich, da das Publikum mitgehen kann, die Sportler nicht in einem Kodex stecken. Hearn versucht schon alles, um Snooker wieder nach vorne zu bringen.

Nur muss man sehen, inwieweit der Sport sich verändern lässt. Diese Gentlemen-Attitüde macht Snooker aus. Es wird immer mal laut werden, ein Spieler muss auch mal den Druck ablassen – so wie Robertson mittlerweile mitten in den Frames – und Emotionen zeigen. Sollte es aber bedeuten, dass dadurch die Konzentration eines Gegners leidet, bin ich dagegen.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 5

25 Apr

Auf Twitter gab es die Feststellung, dass es wohl nicht so ganz meine Snooker-WM sei. Ist dem wirklich so? Ja, ich bin ein Sportjournalist, aber der Blog ist privat. Ergo darf ich hier zumindest eine klare Meinung vertreten. Im vorletzten Jahr war es grenzwertig, als Matthew Stevens in Runde eins in etwa mit 9:5 gegen Mark Allen geführt, dann aber noch 9:10 verloren hatte.

Im letzten Jahr schaffte es der Walisische Drache bis ins Halbfinale. Das Match gegen Ronnie O’Sullivan war trotz des deutlichen Ergebnisses ein Highlight. Nun, wer einen Blick in meine Prognose wirft – gefühlt habe ich alles falsch getippt -, wird aber auch sehen, dass ich ihm maximal das Achtelfinale zugetraut habe. Aus Zeitgründen standen da die Qualifikanten noch nicht fest.

Als ich mir die Auslosung zum Draw angehört habe, musste ich schon mit dem Kopf schütteln, als Marco Fu gezogen wurde. Zweckpessimistisch habe ich mit einer Niederlage gerechnet, aber sie war am Ende doch sehr unglücklich. Die erste Session war schlimm, da Stevens überhaupt nicht in die Bälle gekommen war, am Ende wusste er zu beeindrucken.

Bitter natürlich, als beim Stand von 7:9 und einer langen Blauen ein Zuschauer umkippen musste und Stevens so aus der Konzentration riss. Ob er den Ball gelocht hätte? Schwer zu sagen. Ansonsten wäre es das 8:9 gewesen und ob Fu dann gewonnen hätte ….. Aber was solls, die WM ist kein Wunschkonzert, obwohl es manchmal schön wäre.

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Zurück zu der Frage, ob es nicht meine WM ist. Mit Stevens kann man ja nicht planen und ansonsten halte ich gerne zu Dominic Dale, aber auch er ist eher der Kandidat, bei dem man froh ist, wenn er überhaupt nach Sheffield reisen darf. Schade finde ich persönlich das Aus von John Higgins, den ich einfach gerne spielen sehe – allerdings nicht in dieser Form.

Und klar, ich bin ein Fan von Ronnie O’Sullivan. Von daher sieht es momentan gar nicht so schlimm aus. Mark Selby ist weiter und bei Neil Robertson muss man sehen, wie die zweite Session läuft. Sollte er ausscheiden, wäre es für das Niveau und die Spannung ein herber Verlust. Gespannt bin ich auf die weiteren Auftritte von Dechawat Poomjaeng und Michael White.

Denn wenn man ehrlich ist, brauchen wir eine Generation nach Mark Williams, John Higgins, Ronnie O’Sullivan und wie die alten Recken auch immer heißen. Mit Robertson, Allen und Selby oder Shaun Murphy gibt es ja Spieler, die noch Jahre spielen und beeindrucken können. Dennoch ist es auch schön, junge Spieler nachrücken zu sehen, die im Laufe der Zeit ein Profil bekommen.

Und vergessen wir hier nicht Judd Trump und Ding Junhui. Der Chinese mag der sympathischere Spieler sein, aber so richtig warm werde ich mit seiner Spielweise nicht. Da schaue ich mir lieber Trump an, auch wenn er hie und da die Grenze des guten Geschmacks, optisch wie verbal, mit stachligen Schuhen kurz überschreitet.

Nun aber: Es ist nicht unbedingt meine WM, aber wenn ich mir die Vorzeichen anschaue, unter denen es meine WM werden könnte, dann stehen die Chancen immer schlecht, vollkommen zufrieden zu sein. Bisher fühle ich mich gut unterhalten und wenn ich mir alte Blogs auf sportal.de ansehe, saß ich auch schon bei 28 Grad im Schatten 17 Tage lang vor dem TV. Es geht also schlimmer und ich genieße die WM weiterhin rund um die Uhr.

Mein Glück mit den WM-Tipps

23 Apr

Es ist an der Zeit, sich mit halbgaren Ausreden aus der Affäre zu ziehen und alles, was man im Vorfeld der Snooker-WM geschrieben hat, irgendwie mit guten Argumenten für nichtig zu erklären. Und alles nur, da Mark Allen gestern in Runde eins ausgeschieden ist. Grundsätzlich also nicht meine Schuld. Da fragt man sich, warum man überhaupt einen Tipp abgibt.

Ich hätte auf Mark Selby oder Neil Robertson setzen sollen, aber man will ja auch ein wenig polarisieren, nicht unbedingt den Tipp nehmen, den alle haben. Und sind wir ehrlich, Allen war nicht der schlechteste Tipp. Bitter nur, dass er mit Mark King eben einen der stärksten Qualifikanten bekommen hat – neben John Higgins sowie Matthew Stevens.

Higgins und Allen sind schon gescheitert. Higgins meinte später, dass er seit Jahren in der Weltspitze aktiv ist und es Abnutzungserscheinungen geben kann. Die Bissigkeit kann natürlich den Ausschlag geben und da waren Davis und King sicherlich heißer. Zumindest fiel das bei Higgins gegen Davis auf, wobei man auch sagen muss, dass Higgins viel Pech hatte.

Mehrfach war er dran, den Rückstand zu verkürzen und oft hatte er Pech mit dem Spielball, der regelmäßig in die Tasche lief. Dennoch war der Sieg von Davis hochverdient, da der Wizard of Wishaw es eben nicht geschafft hat, zu seinem Spiel zu finden. Das hatte sich im Verlauf der Saison auch schon abgezeichnet und ist irgendwie eine logische Konsequenz.

Mark King setzte sich gegen Mark Allen durch (by World Snooker)

Mark King setzte sich gegen Mark Allen durch (by World Snooker)

Bei Allen hatte ich lange das Gefühl, als könne er das Match gewinnen. Beim Stand von 7:5 sah er wie der sichere Sieger aus, schien dann aber Probleme mit der Konzentration sowie Kondition zu haben. King spielte bis dato sicherlich kein überragendes Snooker, aber alleine ein Blick in sein Gesicht sprach Bände. Man sah die Motivation und Konzentration.

Allen wirkte hingegen müde, konnte überhaupt nicht mehr zulegen. Drei hohe Breaks und einige Fehler von Allen waren dann der Faktor für King. Damit ist also mein Favorit raus und ich werde mich ab jetzt raushalten in der Frage, wer den Titel holt. Erste Anwärter sind nun natürlich Mark Selby und Neil Robertson.

Ein Wort noch zu Dechawat Poomjaeng und Ben Woollaston, die eine wirklich gute Visitenkarte abgegeben haben. So ein Match im Crucible Theatre ist keine leichte Geschichte, denn die Atmosphäre in den heiligen Hallen ist speziell. Und dann noch Gegner wie Stephen Maguire und Ali Carter zu bekommen, macht es nicht einfacher.

Beide haben sich gut aus der Affäre gezogen. Wobei Poomjaeng mit einer 5:3-Führung in die zweite Session geht und Woollaston bei 4:5 ebenfalls alle Chancen hat, das Match noch zu gewinnen. Während Carter noch eine gute Leistung ablieferte, fand ich den Auftritt von Maguire enttäuschend. Ich denke, er wird sich durchsetzen, muss sich aber gehörig steigern.

Die erfahrenen Spieler wissen ja auch, dass in der ersten Session keine Entscheidung fällt und können mit den Kräften haushalten, um einen Rückstand zu drehen. Man darf also gespannt sein, ob beide Außenseiter das Niveau halten können und wie sie reagieren, sollten sie noch unter Druck geraten.

Das Schlusswort soll Peter Ebdon und Graeme Dott gehören. Viel war geschrieben und über Twitter erzählt worden, als klar war, dass sich beide in der ersten Runde treffen. Ein episches Match würde es werden und so sollte es dann ja auch kommen. Man konnte schon Mitleid mit Dott haben, als Ebdon vier Frames zum 6:6 gewann und dafür eine gefühlte Ewigkeit brauchte.

Das Spiel von Ebdon ist legitim, wenn auch nicht immer schön anzusehen. Aber es gehört dazu und wenn ich nicht unbedingt am nächsten Tag früh aufstehen muss, kann ich diese langen Safe-Battles schon genießen. Und wenn wir ehrlich sind, freuen wir uns über jede Minute Snooker im TV. Von daher war es fast schon schade, dass Dott am Abend nur 30 Minuten brauchte, um das Match zu gewinnen.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 3

23 Apr

Nach Mark Williams sind mit John Higgins und Mark Allen zwei weitere prominente Spieler bei der Snooker-WM im Crucible Theatre zu Sheffield gescheitert. Higgins musste sich Mark Davis geschlagen geben, Titelfavorit Allen unterlag einem stark aufspielenden Mark King.

Higgins hatte zu Beginn der Saison das Shanghai Masters für sich entschieden, erreichte zudem bei den World Open das Halbfinale. Ansonsten präsentierte sich der Wizard of Wishaw in schwacher Form und hatte zudem das Pech, in Runde eins auf Mark Davis zu treffen, der sich als Nummer 16 der Welt nur hatte qualifizieren müssen, da Ronnie O’Sullivan als Titelverteidiger gesetzt war.

Der 40-jährige Davis spielte dabei die Saison seines Lebens, erreichte drei Halbfinals und ging nicht wirklich als Außenseiter in das Match. Einen 0:2-Rückstand in Session eins drehte er zu einer 6:3-Führung und ließ sich zu Beginn von Session zwei von einer 92 seines Gegners zum 4:6 nicht beeindrucken. Konstant hielt er Higgins auf Distanz.

Mit einer 34er Clearance sowie Breaks von 81 und 47 gelang Davis die 9:5-Führung. Dabei profitierte er von vielen kleinen Fehlern seines Gegners, der allerdings auch viel Pech mitgebracht hatte. Mehrfach war Higgins drauf und dran, den Rückstand zu verkürzen, bis ihm der Spielball immer wieder in die Tasche fiel. Eine 87 von Mark Davis besiegelte dann das Schicksal von Higgins.

„Es war hart da draußen. Mark hat mich für jeden Stoß bestraft, den ich verfehlt habe – und ich habe einfach viele leichte Bälle vergeben“, sagte ein enttäuschter Higgins nach dem Match. Große Freude herrschte beim Sieger: „Das ist mein größter Sieg überhaupt. Ich weiß, dass ich ihn bei der UK Championship geschlagen habe, aber ich habe hier in Sheffield bislang nie gut gespielt. Ich bin wirklich stolz auf mich, so stark gespielt zu haben.“

Mark King besiegt Mark Allen

Ebenfalls mit Spannung erwartet wurde die zweite Session zwischen Mark Allen und Mark King, in der der Qualifikant sich mit 10:8 durchsetzte. King war schon im Vorfeld als hartes Los ausgemacht worden, galt unter den Spielern außerhalb der Top 16 als einer der unbequemsten Gegner. Das zeigte er schon in Session eins, als er mit 5:4 in Führung gegangen war.

Doch Allen, einer der großen Favoriten auf den Titel, gewann zu Beginn der zweiten Session die ersten beiden Frames, trieb seinen Gegner dann in fast aussichtsloser Lage in drei Fouls und schien beim 7:5 eine Vorentscheidung erreicht zu haben. King schlug allerdings zurück und je länger das Match dauerte, desto mehr schien Allen Probleme mit seiner Kondition zu bekommen.

Zwar schaffte Allen dank eines fantastischen Snookers das 8:6, danach spielte aber nur noch King. Mit Breaks von 74, 89 und 81 drehte er das Match, profitierte von den Fehlern Allens und führte mit 9:8. Als Allen in Frame 18 erneut eine gute Chance liegen ließ, machte King den Sack zu. Das Aus von Allen, der schon im Vorjahr eine Niederlage in Runde eins kassiert hatte, war bisher wohl die größte Überraschung der Snooker-WM.

Dechawat Poomjaeng mit einem starken Debüt

Einen sehr starken Eindruck hinterließ derweil Dechawat Poomjaeng, die Nummer 70 der Snooker Weltrangliste. Der Thailänder hatte sich durch vier Qualifikationsrunden quälen müssen, um dann auf Stephen Maguire zu treffen, der immerhin die Welsh Open gewann und bei den China Open erst im Halbfinale an Neil Robertson gescheitert war.

Der Merlin of Milton gilt als einer der besten Techniker auf der Main Tour, ist auf der anderen Seite aber auch dafür bekannt, hie und da an seiner Emotionalität zu scheitern, sollte er in Drucksituationen kommen. So war es Poomjaeng, der vor dem Midsession Intervall mit Breaks von 72, 59 und 60 eine 3:1-Führung herausspielte.

Maguire, der in den ersten beiden Frames keine Farbe gelocht hatte, kam zwischendurch mit einer 96 zum 1:2, wusste nach der Pause aber weiterhin nicht zu überzeugen. Die letzten vier Frames wurden geteilt und so geht Poomjaeng, der als erster Spieler aus Thailand seit 14 Jahren ein Match im Crucible gewinnen kann, mit 5:3 in den Dienstag. Im Achtelfinale wartet dann der junge Michael White.

Graeme Dott und Peter Ebdon sitzen nach

Ali Carter holte sich indes eine 5:4-Führung über den Debütanten Ben Woollaston, der wie schon Michael White eine gute Visitenkarte abgegeben hatte. Carter, der im letzten Jahr noch das Finale erreicht hatte, musste all seine Erfahrung aufbringen, um den Jungstar in Schach zu halten. Woollaston hatte zur Pause gar mit 3:1 geführt.

Ein nahezu episches Match lieferten sich Graeme Dott und Peter Ebdon. Dott gewann am Ende mit 10:8, musste dazu aber in die Verlängerung am späten Abend. Denn das Match hätte in der Morning Session eigentlich beendet werden sollen, doch dazu kam es nicht. Ebdon war mit einem 2:6 in den Tag gestartet, holte dann vier Frames in Folge. Dott schien mit den Nerven und Kräften ob des langsamen und zähen Spiels seines Gegners am Ende.

Die letzten beiden Frames, bevor die Session abgebrochen wurde, gingen jedoch an den Pocket Dynamo. Um 0 Uhr, nach dem Match zwischen Carter und Woollaston, mussten beide Kontrahenten dann nachsitzen. Und dort machte Dott kurzen Prozess, brauchte knapp 30 Minuten, um den Sieg einzufahren und das Publikum zu entlassen.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil IV

15 Apr

Kommen wir also zum letzten Teil der Snooker WM-Vorschau und lösen die Frage auf, wer in diesem Jahr im Crucible Theatre triumphieren und Ronnie O’Sullivan beerben wird. Natürlich ist dies nur meine bescheidene Meinung und vielleicht wird mein großer Favorit schon in der ersten Runde scheitern. Wenn ich mir meine Wettbilanzen so ansehe, wäre es nicht unwahrscheinlich.

Um es vorweg zu nehmen, der Sieger kommt aus der unteren Hälfte des Draws. Bleiben dennoch vier Spieler, die ich bisher noch nicht vorgestellt habe. Und falls ihr den Draw nicht im Kopf habt, dürftet ihr gespannt sein, welchen der folgenden Snooker-Profis ich auf dem Zettel habe: Ronnie O’Sullivan, John Higgins, Mark Allen oder Mark Selby.

John Higgins

Machen wir es einfach: John Higgins wird es nicht. Ohnehin bin ich ein wenig enttäuscht von Higgins, der ein großartiger Spieler ist und mittlerweile auch über einen privaten Trainingsraum verfügt. Er ist der kompletteste Spieler auf der Tour und ich kann wirklich keine Schwäche in seinem Spiel entdecken. Einzig bei Safeduellen gibt es Profis, die ihm überlegen sind.

So gewann er Anfang der Saison direkt das Shanghai Masters, holte sich zudem den Titel bei einem PTC-Event. Ansonsten ist er mir kaum groß aufgefallen. Viele Niederlagen gab es für den Wizard of Wishaw gegen Spieler, die er im Normalfall schlagen müsste. Einzig bei den World Open in China drehte Higgins auf, erreichte das Halbfinale.

Dabei schlug er Stuart Bingham sowie Ding Junhui jeweils mit 5:0. Vielleicht ist meine Erwartungshaltung an ihn auch zu groß, denn ich verfolge seine Karriere seit einer gefühlten Ewigkeit. Und gerade weil Higgins so ein enormes Potenzial hat, ist das Erreichte in dieser Saison zu wenig für meinen ganz persönlichen Geschmack.

Natürlich hat er einen Titel gewonnen und es gibt keinen Snooker-Profi, der es geschafft hat, zwei Ranglisten-Titel in dieser Spielzeit zu gewinnen. Dennoch ist Higgins ein Kandidat für ein Aus in Runde eins. Bei Stuart Bingham habe ich geschrieben, dass ein Viertelfinale machbar ist. Dafür müsste er Higgins in Runde zwei schlagen. Und das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Mark Selby

Bei Mark Selby sieht das anders aus. Er ist die Nummer eins der Welt und es ist eine Frage der Zeit, bis er den Titel bei der Snooker-WM gewinnt. Das birgt auch Gefahr in sich, denn alle Welt erwartet es von ihm – dem momentan besten Spieler, der aber noch ohne Krönung ist und auch schon angefeindet wurde. Aber Selby ist nervenstark und ich denke, er wird sich nicht unter Druck setzen.

John Higgins

Seine Saison lief gut. Ein paar Titel auf der PTC Tour wurden getoppt vom Erfolg beim Masters. Zudem konnte Selby endlich einen großen Titel bei einem Ranking Event einfahren. Er setzte sich bei der UK Championship durch. Zwei der großen drei Titel hat er in dieser Saison eingefahren. Die Triple Crown ist also in Reichweite.

Erst drei Spielern gelang das Kunststück, alle drei Titel in einem Jahr zu gewinnen: Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams. Letzterem gelang dies im Jahr 2003. Es wäre die absolute Krönung für den Jester from Leicester, der es leider verpasste, bei den China Open ein Maximum zu spielen – er scheiterte an der letzten Schwarzen.

Ihn nicht auf der Rechnung zu haben, wäre dumm. Trotzdem, ich glaube nicht an den ganz großen Wurf. Vielleicht ist es zu einfach. In Runde zwei wartet mit Barry Hawkins ein machbarer Gegner, danach – so glaube ich – geht es gegen Mark Allen. So scheitert Selby bereits im Viertelfinale. Sollte er das Spiel gegen Allen gewinnen, dann ist der Titel drin.

Ronnie O’Sullivan

Nun sind wir beim großen Problemfall Ronnie O’Sullivan angelangt. Seine Pause war lang, einzig in einem PTC-Event probierte er sich, unterlag zum Auftakt. Ansonsten genoss er seine Freizeit, bis die Langweile ihn quälte. Ein paar Showmatches hier, ein paar Tage freiwillige Arbeit auf dem Bauernhof dort. Jeder andere Snooker-Profi wäre bei einer WM ohne Chance.

Nun sprechen wir allerdings über Ronnie O’Sullivan, den talentiertesten Spieler, den die Main Tour je gesehen hat – wobei die Meinungen da vielleicht auseinandergehen. Negativ zu bewerten ist die fehlende Matchpraxis. Training ist gut und schön, aber dort gibt es keine Drucksituationen. Dazu muss er auch als Titelverteidiger anreisen und das schwirrt sicher in seinem Kopf herum.

Ronnie O'Sullivan

Auf der anderen Seite ist O’Sullivan gelöst, entspannt und voller Vorfreude. Er liebt den Sport, kann nicht ohne ihn. Und das macht ihn gefährlich. Er muss seinen Titel nicht verteidigen, seine Anspruchshaltung dürfte relativ niedrig sein. So kann O’Sullivan befreit aufspielen und wenn er ins Rollen kommt, dann gibt es kein Halten.

Was bedeutet das nun für die Weltmeisterschaft? Eine Niederlage in Runde eins ist möglich – ohne Zweifel. Nimmt er die erste Hürde, ist alles möglich. Ali Carter ist machbar. Der Captain hat nur ein von 15 Duellen gewonnen. Im Viertelfinale stünde ein Duell mit Stuart Bingham an (sollte ich mit den Tipps richtig liegen). Ich erwarte O’Sullivan im Halbfinale und das wäre eine große Leistung.

Mark Allen

Bliebe also Mark Allen – der zukünftige Weltmeister. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan des Nordiren. Er ist ein Spieler mit Ecken und Kanten, grundsätzlich also sehr positiv zu bewerten. Für mich aber eine Nummer zu ungeschliffen. Es ist gut, sich nicht alles gefallen zu lassen und nicht alles hinzunehmen, was Barry Haern einem vorsetzt.

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Aber es gibt so viele andere Beispiele. Seine Vorwürfe gegenüber den Profis aus China sind nur eine Geschichte, die ich komplett überzogen fand. Das soll aber hier keine Berücksichtigung finden, denn meine Vorschau konzentriert sich auf sportliche Aspekte. Auch wenn die Saison des Mark Allen nicht überragend ablief, immerhin verteidigte er seinen Titel bei den World Open.

Oft war zu sehen, dass wenn er in die Bälle kommt, kaum ein Spieler in der Lage ist, ihn zu stoppen. Wirkliche Schwächen sehe ich in seinem Spiel auch nicht. Selten ist er vielleicht zu unkonzentriert, baut noch zu einfache Fehler in sein Spiel ein, wenn er schon vier Züge weiter ist. Ein kommender Weltmeister ist Allen allemal.

Der Weg zum Titel dürfte jedoch hart werden, denn wie schon oft angesprochen, ist die untere Hälfte des Draws knüppelhart. Nach meiner Prognose wird er Ding Junhui, Mark Selby sowie Neil Robertson ausschalten müssen. Aber ich glaube, er ist reif für den Titel – der Knackpunkt wird das Match gegen Mark Selby.

Mark Allen gewinnt die Haikou World Open

3 Mär

Was habe ich mich auf mein freies Wochenende gefreut. Das mag für viele Leute dezent komisch klingen, aber als Sportjournalist hat man nicht nur Vorteile. Klar, man darf sich den ganzen Tag Sport ansehen, wenn Eurosport nicht gerade schwachsinnigen Wintersport oder die Wiederholung der Rallye Dakar überträgt.

Der Nachteil an der Geschichte ist, dass die Wochenenden oft mit Arbeit blockiert sind und deswegen freie Samstage und Sonntage ein kleines Highlight darstellen. Dies verträgt sich nicht gut mit Snooker Ranglistenturnieren in China. Die ersten Sessions um 7:30 Uhr waren deswegen schon eine Zumutung, gerade, wenn man ansonsten zumeist Spätschichten zu absolvieren hat.

Dies ist einer der Gründe, warum die Haikou World Open nicht zu meinen favorisierten Turnieren auf der Main Tour gehören. Als Snooker-Liebhaber wäre es natürlich billige Anstellerei, wenn ich nicht trotzdem früh aufstehen und mir die Spiele ansehen würde. Dennoch gibt es andere Faktoren, die mit in das Gesamtbild spielen. Und ich denke, da geht es nicht nur mir so.

Die Leistungen waren zeitweise fantastisch, das steht außer Frage. Das Highlight war sicherlich das Match von Mark Allen im Halbfinale gegen John Higgins. Allen, der im Finale Matthew Stevens klar mit 10:4 besiegte und seinen Titel verteidigte, nahm den Schotten komplett auseinander, spielte Snooker vom anderen Stern. Doch dazu später mehr.

China mag für World Snooker ein guter Markt sein. Die Einschaltquoten sind hoch, viele junge Spieler drängen auf die Tour. Doch rein organisatorisch war es wie so oft ein Debakel. Abgesehen vom defekten Hallendach, was sicherlich passieren kann, mussten, mindestens zwei Snooker-Profis zunächst auf ihr Queue verzichten – es war schlicht und einfach nicht mitgekommen.

Natürlich können die Veranstalter da nichts für. Dieses Problem tritt allerdings nahezu jedes Jahr auf. Und treue Leser meines Blogs haben mitbekommen, dass ich mich sehr über das Publikum beim German Masters echauffiert habe. Im Vergleich zum Haikou World Open war es jedoch sehr zivilisiert. Matthew Stevens hat viele Probleme mit den Fans gehabt.

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Zuschauer letztendlich der Halle verwiesen wurden. Aber auch im Finale konnte der letzte Frame erst mit Verspätung begonnen werden, da eine ungeheure Unruhe herrschte. Und das bei gefühlten 20 Personen. Die Gründe für die leere Halle scheinen dabei vielfältig zu sein. Denn die Eintrittspreise liegen angeblich in nicht bezahlbarer Reichweite.

Auch sollen viele Karten für politische Funktionäre reserviert sein, die nicht erscheinen. So waren die Ränge an der Kopf- bzw Fußbande nahezu unbesetzt, während die Längstribünen immerhin spärlich gefüllt waren. Das wirkt schon komisch und die Atmosphäre ist gewöhnungsbedürftig. Schade, dass so viele Fans eben nicht zusehen können/dürfen.

Auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist immer wieder ein Ärgernis, da die Tücher anders reagieren, als die Snooker-Spieler es gewohnt sind. Das ist zwar Berufsrisiko, für das Niveau aber nicht immer förderlich. Doch insgesamt war es ein gutes Turnier. Nicht zuletzt deshalb, da Matt Stevens das Finale erreicht hat. In den Genuss komme ich ja nicht so wirklich häufig.

Es ist schon außergewöhnlich. Denn Stevens ist kein Front-Runner und auch kein sonderlich guter Brakbuilder. Zwei Dinge, die man schon mitbringen muss. Zudem ist sein Safe-Spiel nicht immer optimal. Er bleibt inflationär häufig an den kleinen Farben hängen und schafft es nur in den seltensten Fällen, den Tisch in einem Besuch abzuräumen.

Ich hatte es schon über Twitter (@sportal_gunnar) geschrieben, man wartet förmlich drauf, dass Stevens den einen Fehler macht und den Frame noch abgibt. Sein Snooker auf Gelb beim Stand von 3:6 war da sinnbildlich. Dennoch hat er es bis ins Finale geschafft, dabei Shaun Murphy, Judd Trump sowie Neil Robertson ausgeschaltet – eine starke Leistung, die ihm hoffentlich weiter Auftrieb gibt. Vielleicht schafft er es ja nochmal, einen Titel zu gewinnen.

Im Finale war Stevens dann ohne Chance, konnte seinem Gegner nicht viel entgegensetzen. Mark Allen bringt alles mit, was man braucht, um ein Champion zu sein. Sein Breakbuilding ist Spitzenklasse, die Ballbehandlung einfach schön anzusehen. Auch die Long-Pots und neuerdings scheinbar auch die Geduld sind auf Top-Niveau.

Er wird bei der Vergabe um den WM-Titel ein Wörtchen mitreden. Dabei ist es schon abstrus, dass er hier gewonnen und damit den zweiten Ranking Titel auf der Snooker-Tour eingefahren hat. Denn wie sagte Rolf Kalb, Mark Allen ist nicht unbedingt der Spieler, der es mag, andere Kulturen kennenzulernen. Und China gehört sicherlich nicht zu seinen Lieblings-Ländern.

Zu oft hat er sich schon über die Turniere und auch Spieler beschwert. Da ist es eben abstrus, dass er der erste Spieler überhaupt ist, der seine ersten beiden Titel beim gleichen Turnier und dann auch noch in Folge gewinnt. Seit John Higgins (Welsh Open 2011) hat ansonsten überhaupt kein Spieler es geschafft, einen Titel zu verteidigen.

Damit war es das auch schon wieder mit den Haikou World Open. Noch ungefähr sechs Wochen und die Snooker-WM in Sheffield startet. Das bedeutet gleichzeitig, der Frühling und das gute Wetter kommen. Einzig die Snooker-Fans werden davon nicht viel mitbekommen. Aber trotzdem freuen wir uns schon wie ein Radkappendieb auf diese Zeit.

Tag 1 beim German Masters

31 Jan

So, nun in Berlin angekommen und gestern Abend noch die Ergebnisse des ersten Tages verfolgt. Sehr schade, dass es John Higgins erwischt hat. Es ist nämlich immer eine Freude, sich den Wizard of Wishaw anzusehen. Aber immerhin hat Matthew Stevens es geschafft und sich für die Session heute qualifiziert.

Wenn ich nicht ganz falsch liege, müsste er gegen Mark King spielen. Passt mir soweit ganz gut in den Kram, denn King hat Stephen Maguire glatt mit 5:0 aus der Halle – dem Tempodrom – gefegt. Ein bisschen schade, denn Maguire ist auch einer der Spieler, denen ich gerne am Tisch zusehe.

Ohnehin hat es insgesamt schon ein kleines Favoritensterben gegeben. Zudem habe ich mir gerade Dominic Dale gegen Mark Allen angesehen. Ich mag den Spaceman, doch er ist auch schon raus – hatte dabei ein wenig Pech. Aber Allen ist ja auch ein Schwergewicht, wenn auch nicht bildlich.

Foto

Ansonsten habe ich mit meinem Hostel doch Glück. Fünf Minuten Fußweg bis zum Tempodrom sind schnell überbrückt. Nun habe ich ein kleine Pause und um 15 Uhr gehts weiter. Judd Trump gegen den Sheriff of Pottingham, Robert Milkins gegen Shaun Murphy oder auch Joe Perry gegen Mark Selby.

Die Halle ist netterweise noch relativ leer und kann mir schön einen Platz aussuchen. Jan Verhaas hat indes schon fast einen renitenten Fotografen rausgeschmissen und ich frage mich, warum es beim Gewinnspiel ein signiertes Trikot von Philipp Lahm zu gewinnen gibt – das brauche ich nunmal gar nicht. Aber vielleicht gewinne ich ja das Queue.

Nun erstmal das Zimmer bezogen, Arbeitsplatz eingerichtet und gleich muss ich noch sehen, ob es mit dem Twittern aus der Halle klappt. Für meinen Anbieter scheint es zu gut abgeschirmt zu sein. Ansonsten könnt ihr mir auch gerne folgen: @sportal_gunnar. Oder man sieht sich bei einem Bier.