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Ding Junhui gewinnt das German Masters

2 Feb

Ein Jahr ist es schon wieder her, dass ich mich auf die Reise nach Berlin machte, um erneut beim German Masters live vor Ort zu sein. Ein wunderbares Turnier, mit einer faszinierenden Atmosphäre und vielen Snooker-Stars praktisch zum Anfassen. Gut, ein Journalistenausweis ist da schon hilfreich und minimiert die Kosten ganz enorm.

Um so trauriger, dass ich in diesem Jahr nicht in Berlin sein und den Erfolg von Ding Junhui im Finale lediglich vor dem TV genießen konnte. Das Finale hielt nach dem 4:4 zum Midsession Intervall leider nicht das, was wir uns alle erhofft hatten. Zu schwach präsentierte sich Judd Trump in den entscheidenden Momenten und Ding siegte mit 9:5.

Andererseits lieferte der Chinese, der sein zehntes Ranglisten-Turnier gewann und damit mit Jimmy White gleichzog, gerade zu Beginn der zweiten Session nahezu perfektes Snooker ab und beeindruckte das nicht immer ganz fachkundig wirkende Publikum – so zumindest meine Empfindung – mit einer Lochquote von 94 Prozent.

Ding junhui gewinnt das German Masters

Ding junhui gewinnt das German Masters

Für Ding war es gleichzeitig der vierte Titel in dieser Saison. Und dies ist durchaus sehr beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass zuletzt Stephen Hendry in der Spielzeit 1990/91 dieses Kunststück gelang. Ich hatte vor ein paar Wochen schon die Frage aufgeworfen, ob der 26-jährige Chinese nicht vielleicht momentan der beste Spieler der Welt sei.

Aber diese Frage ist nicht zu beantworten. Kurze Zeit später begann Ronnie O’Sullivan seinen Siegeszug und schaut man auf die Weltrangliste, stehen da noch Neil Robertosn und Mark Selby. Wie dem auch sei, Ding Junhui spielt die Saison seines Lebens und es wäre kaum überraschend, sollte er sich den Titel bei der WM in Sheffield sichern – auch wenn ich nicht dran glaube.

Noch ein Wort zum Publikum: Da will ich nicht falsch verstanden werden. Schon bei meinen beiden Besuchen fiel jedoch auf, dass es eine Art Event-Publikum ist. Natürlich ist das legitim und es ist schön, dass die Main Tour in Deutschland Station macht. Es wirkt nur oft befremdlich, wenn viel Bewegung auf den Rängen ist und der Applaus oft an falschen Stellen ertönt.

Grundsätzlich sind viele Spieler begeistert von der Stimmung, wie es auch Judd Trump nach der Niederlage bestätigte. Natürlich bedankte sich auch Ding Junhui artig und ich schließe mich da an. Die fünf Tische, die große Halle und die komplette Sicht auf alle Matches sind besonders. Vielleicht dauert es auch noch ein wenig, bis Snooker in Berlin Normalität wird.

Weiter hat mich beeindruckt, dass viele der Stars früh die Segel streichen mussten. Bei einem Blick auf den Turnierbaum zeigt sich, dass im Achtelfinale nur fünf Spieler aus den Top 16 vertreten waren. Schön für das Publikum, solch eine Besetzung im Finale gesehen zu haben – auch wenn es im Endeffekt ein sehr einseitiges Endspiel war.

Denn Snooker lebt auch von den großen Namen. Shaun Murphy, Ronnie O’Sullivan, Judd Trump, Neil Robertson und wie sie alle heißen. Sicher hätte auch Ryan Day den Sieg im Halbfinale gegen Ding Junhui verdient gehabt. Aber wäre ein Finale zwischen Day und Rod Lawler ebenfalls als Publikumsmagnet durchgegangen?

Ich denke, es hätte enttäuschte Gesichter gegeben. Aber durch das Aufbrechen der Strukturen ist die Spitze breiter geworden. Ich hatte schon darüber geschrieben: Gerade bei kleineren Turnieren sind es Spieler aus der zweiten Reihe, die auf sich aufmerksam machen. Bei den UK Championship waren es – wenn ich mich recht erinnere – 14 Spieler im Achtelfinale, die aus den Top 16 kamen.

Auch ich habe mich gefreut, als dieses Finale feststand und ich sehe lieber Ronnie O’Sullivan am Tisch, als zum Beispiel Marcus Campbell. Dazu haben alle Leute, die sich für Snooker interessieren, eine Art Lieblingsspieler und Judd Trump wird wahrscheinlich mehr Fans haben, als Martin Gould.

Dennoch ist es schön, eine breite Palette an Spielern zu sehen, die es in der Vergangenheit nicht in den Fokus geschafft haben. Im nächsten Jahr kann meinetwegen auch passieren, was will. Allerdings habe ich trotzdem noch die Hoffnung, dass Matthew Stevens es eines Tages bis ins Finale schafft. Denn der Walisische Drache ist nunmal mein Lieblingsspieler.

Ronnie O’Sullivan verpasst das German Masters

13 Dez

Ronnie O’Sullivan ist in der Qualifikation zum German Masters in Berlin gescheitert. The Rocket unterlag Thepchaiya Un-Nooh mit 4:5 und wird damit im Januar zwar das Masters spielen, dem Tempodrom jedoch – gezwungenermaßen – fernbleiben. Nun könnte man sagen, dass es sehr schade ist, da die deutschen Fans grundsätzlich treue Anhänger von O’Sullivan sind.

Vielleicht hätte sich O’Sullivan auch geärgert, da er bei seinem letzten Auftritt erklärte, die Atmosphäre zu mögen und auch das Format mit fünf Tischen sehr genossen zu haben. Allerdings wird der Engländer der Niederlage keine Träne nachweinen – und das kann mit Fug und Recht behauptet werden.

Denn zu keiner Phase des Spiels schien O’Sullivan Interesse daran zu haben, einen Sieg gegen den thailändischen Gegner erringen zu wollen. Dabei war es nicht die Masse der Fehler, die zu der Niederlage führte und die man mit einem schlechten Tag vielleicht noch hätte erklären können. Es war die Art des Spiels.

Harakiri ist dabei noch untertrieben und Bälle in der Schwierigkeitsform einer Rolle Vorwärts beim Kunstturnen fanden nicht den Weg in die Tasche. O’Sullivan agierte derart lustlos, dass Thepchaiya Un-Nooh trotz vieler eigener Fehler kaum in Bedrängnis kam – obwohl das Ergebnis am Ende natürlich knapp ausfiel.

Während des Matches entbrannte auf Twitter eine rege Diskussion über den Auftritt des Superstars. Dragonstars hatte natürlich ein Antrittsgeld für diese Runde gezahlt und es schien so, als ob O’Sullivan dieses Geld locker habe mitnehmen wollen, aber zu keiner Zeit ernsthafte Ambitionen hegte, auch wirklich nach Berlin reisen zu wollen.

Thomas Cesal, Geschäftsführer von Dragonstars-Eventmanagement GmbH, meinte auf Anfrage: „Habe es nicht gesehen. War doch aber knapp 4-5?! Es hat außer Robert Milkins glaube ich jeder Top 16 Spieler die Qualifikation geschafft. Also sind doch nahezu alle da. Außerdem wird er ja dann zur Exhibition Ende Mai sicher dabei sein.“

Eine diplomatische Antwort, die man so selten via Twitter fand. Von „Schiebung“ über „Betrug“ bis „bodenlose Frechheit“ und „verspieltem Kredit“ liefen die Tweets. Um es nochmals zu betonen: Jeder Spieler kann machen, was er will. Aber warum in eine Qualifikation gehen, wenn man nicht den Plan hat, das Turnier auch zu spielen?

Wie im Video ersichtlich ist, war es kein schlechter Tag. Es war gewollt. Dominic Dale schrieb, dass O’Sullivan ohnehin erklärt habe, noch eine Auszeit nehmen zu wollen. Sicherlich ist das Masters höher einzustufen und im April folgt auch schon die WM. Hätte O’Sullivan also einfach verzichtet, es wäre eine Randbemerkung geblieben.

Ich bin ein Fan von O’Sullivan. Sei es sein Spiel, die Art des Spiels oder auch die Person, die ich seinerzeit bei einem Interview erleben durfte. Doch auch ich war geschockt, als ich die zweite Hälfte des Matches sah. Natürlich sollte sich jeder sein eigenes Bild machen, aber meiner Meinung nach ist es kein feiner Zug, in die Qualifikation zu gehen und dann mit offensichtlicher Lustlosigkeit das Match abzuschenken.

Ronnie O’Sullivan spielt die WM und das German Masters

16 Aug

Man hatte es gehofft und nun hat Snooker-Superstar Ronnie O’Sullivan es offiziell bestätigt: Er wird seinen Titel bei der Weltmeisterschaft in Sheffield 2014 verteidigen. Gut, das hat er heute gesagt und wir wollen abwarten, inwiefern sich dies bis zum kommenden April noch ändern wird. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass O’Sullivan sich noch umentscheidet.

Dennoch ist es eine gute Nachricht für den Snooker-Sport. Scheinbar hat er seine Freude wiedergefunden. Gegenüber der Daily Mail erklärte O’Sullivan nämlich, dass er auch die UK Championship, die Welsh Open und das Masters spielen werde – am kommenden Wochenende dazu die Bluebell Wood Open in Doncaster an – das dritte Event der European Tour. Aus deutscher Sicht nicht ganz unwichtig ist die Bestätigung seiner Teilnahme am German Masters.

Ronnie O'Sullivan

Ronnie O’Sullivan wird seinen Titel verteidigen

Klar, auch im letzten Jahr hatte ich viel Freude am Turnier in Berlin, aber trotzdem ist es doch noch eine andere Hausnummer, den besten Spieler der Welt am Tisch zu sehen – so geht es zumindest mir. Und das Interview anlässlich der „Ronnie and Friends-Tour“ mit ihm gehört noch immer zu den grandiosesten Dingen, die ich als Sportjournalist erleben durfte.

Obacht, wird es nun heißen, die Turniere sind doch nur Teil des Sponsoren-Deals, den O’Sullivan abgeschlossen hat. Das stimmt jedoch nur zum Teil. „Damit habe ich die zehn Turniere beisammen, die ich ob des Sponsorenvertrags spielen muss. Aber vielleicht kommen noch mehr dazu“, sagte O’Sullivan der Daily Mail.  Ein weiterer Hinweis auf die neue Lust am Snooker ist folgende Aussage:

„Um ehrlich zu sein, ärgere ich mich, nicht beim Shanghai Masters gemeldet zu haben. Denn es ist ein gutes Turnier und ich mag die Stadt.“ Möglich sei auch eine Teilnahme an den International Championship in Chengdu (27. Oktober – 3. November), wie Ronnie O’Sullivan meinte. Für mich eine durchaus gute Nachricht.

Mark Allen gewinnt die Haikou World Open

3 Mär

Was habe ich mich auf mein freies Wochenende gefreut. Das mag für viele Leute dezent komisch klingen, aber als Sportjournalist hat man nicht nur Vorteile. Klar, man darf sich den ganzen Tag Sport ansehen, wenn Eurosport nicht gerade schwachsinnigen Wintersport oder die Wiederholung der Rallye Dakar überträgt.

Der Nachteil an der Geschichte ist, dass die Wochenenden oft mit Arbeit blockiert sind und deswegen freie Samstage und Sonntage ein kleines Highlight darstellen. Dies verträgt sich nicht gut mit Snooker Ranglistenturnieren in China. Die ersten Sessions um 7:30 Uhr waren deswegen schon eine Zumutung, gerade, wenn man ansonsten zumeist Spätschichten zu absolvieren hat.

Dies ist einer der Gründe, warum die Haikou World Open nicht zu meinen favorisierten Turnieren auf der Main Tour gehören. Als Snooker-Liebhaber wäre es natürlich billige Anstellerei, wenn ich nicht trotzdem früh aufstehen und mir die Spiele ansehen würde. Dennoch gibt es andere Faktoren, die mit in das Gesamtbild spielen. Und ich denke, da geht es nicht nur mir so.

Die Leistungen waren zeitweise fantastisch, das steht außer Frage. Das Highlight war sicherlich das Match von Mark Allen im Halbfinale gegen John Higgins. Allen, der im Finale Matthew Stevens klar mit 10:4 besiegte und seinen Titel verteidigte, nahm den Schotten komplett auseinander, spielte Snooker vom anderen Stern. Doch dazu später mehr.

China mag für World Snooker ein guter Markt sein. Die Einschaltquoten sind hoch, viele junge Spieler drängen auf die Tour. Doch rein organisatorisch war es wie so oft ein Debakel. Abgesehen vom defekten Hallendach, was sicherlich passieren kann, mussten, mindestens zwei Snooker-Profis zunächst auf ihr Queue verzichten – es war schlicht und einfach nicht mitgekommen.

Natürlich können die Veranstalter da nichts für. Dieses Problem tritt allerdings nahezu jedes Jahr auf. Und treue Leser meines Blogs haben mitbekommen, dass ich mich sehr über das Publikum beim German Masters echauffiert habe. Im Vergleich zum Haikou World Open war es jedoch sehr zivilisiert. Matthew Stevens hat viele Probleme mit den Fans gehabt.

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Zuschauer letztendlich der Halle verwiesen wurden. Aber auch im Finale konnte der letzte Frame erst mit Verspätung begonnen werden, da eine ungeheure Unruhe herrschte. Und das bei gefühlten 20 Personen. Die Gründe für die leere Halle scheinen dabei vielfältig zu sein. Denn die Eintrittspreise liegen angeblich in nicht bezahlbarer Reichweite.

Auch sollen viele Karten für politische Funktionäre reserviert sein, die nicht erscheinen. So waren die Ränge an der Kopf- bzw Fußbande nahezu unbesetzt, während die Längstribünen immerhin spärlich gefüllt waren. Das wirkt schon komisch und die Atmosphäre ist gewöhnungsbedürftig. Schade, dass so viele Fans eben nicht zusehen können/dürfen.

Auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist immer wieder ein Ärgernis, da die Tücher anders reagieren, als die Snooker-Spieler es gewohnt sind. Das ist zwar Berufsrisiko, für das Niveau aber nicht immer förderlich. Doch insgesamt war es ein gutes Turnier. Nicht zuletzt deshalb, da Matt Stevens das Finale erreicht hat. In den Genuss komme ich ja nicht so wirklich häufig.

Es ist schon außergewöhnlich. Denn Stevens ist kein Front-Runner und auch kein sonderlich guter Brakbuilder. Zwei Dinge, die man schon mitbringen muss. Zudem ist sein Safe-Spiel nicht immer optimal. Er bleibt inflationär häufig an den kleinen Farben hängen und schafft es nur in den seltensten Fällen, den Tisch in einem Besuch abzuräumen.

Ich hatte es schon über Twitter (@sportal_gunnar) geschrieben, man wartet förmlich drauf, dass Stevens den einen Fehler macht und den Frame noch abgibt. Sein Snooker auf Gelb beim Stand von 3:6 war da sinnbildlich. Dennoch hat er es bis ins Finale geschafft, dabei Shaun Murphy, Judd Trump sowie Neil Robertson ausgeschaltet – eine starke Leistung, die ihm hoffentlich weiter Auftrieb gibt. Vielleicht schafft er es ja nochmal, einen Titel zu gewinnen.

Im Finale war Stevens dann ohne Chance, konnte seinem Gegner nicht viel entgegensetzen. Mark Allen bringt alles mit, was man braucht, um ein Champion zu sein. Sein Breakbuilding ist Spitzenklasse, die Ballbehandlung einfach schön anzusehen. Auch die Long-Pots und neuerdings scheinbar auch die Geduld sind auf Top-Niveau.

Er wird bei der Vergabe um den WM-Titel ein Wörtchen mitreden. Dabei ist es schon abstrus, dass er hier gewonnen und damit den zweiten Ranking Titel auf der Snooker-Tour eingefahren hat. Denn wie sagte Rolf Kalb, Mark Allen ist nicht unbedingt der Spieler, der es mag, andere Kulturen kennenzulernen. Und China gehört sicherlich nicht zu seinen Lieblings-Ländern.

Zu oft hat er sich schon über die Turniere und auch Spieler beschwert. Da ist es eben abstrus, dass er der erste Spieler überhaupt ist, der seine ersten beiden Titel beim gleichen Turnier und dann auch noch in Folge gewinnt. Seit John Higgins (Welsh Open 2011) hat ansonsten überhaupt kein Spieler es geschafft, einen Titel zu verteidigen.

Damit war es das auch schon wieder mit den Haikou World Open. Noch ungefähr sechs Wochen und die Snooker-WM in Sheffield startet. Das bedeutet gleichzeitig, der Frühling und das gute Wetter kommen. Einzig die Snooker-Fans werden davon nicht viel mitbekommen. Aber trotzdem freuen wir uns schon wie ein Radkappendieb auf diese Zeit.

German Masters in Berlin – Das Fazit

4 Feb

Guten Tag Hamburg, hallo lieber Blog!

Es waren interessante Tage in Berlin und eine abenteuerliche Abreise. Plötzliches Schneegestöber, ein Bus, der doch nicht fuhr, die Bahn mit Verspätung, dann ein Polizeieinsatz, Streckensperrung und nette Gespräche, über in der S-Bahn vergessene Handys. Das alles mit Zeitdruck im Hinterkopf, da ich mir noch den Super Bowl ansehen wollte.

Dieses Einzelschicksal soll Euch aber nicht weiter interessieren und ich wollte im Prinzip auch eher über Snooker schreiben. Und damit geht es jetzt los – zumindest im weitesten Sinne. Vorausschauend, wie man im Alter nunmal wird, habe ich mir eine nette Pension besorgt, die nur fünf Minuten vom Tempodrom entfernt lag und meinen finanziellen Spielraum nicht überstrapazierte.

Gemütlich konnte ich also an den Tagen von Donnerstag bis Sonntag in den Pausen in mein Zimmer und ein wenig an dem Blog schreiben oder einfach nur entspannen. Denn die Sitze im Tempodrom sind schon sehr hart und unbequem, zudem dauert ein kompletter tag schon sehr lange und man schafft es manchmal nicht, überhaupt was zu essen. Als Fazit kann ich aber sagen, dass es sich gelohnt hat, auch in diesem Jahr zum Snooker German Masters zu reisen.

Ali Carter und Rolf Kalb nach dem Finale

Ali Carter und Rolf Kalb nach dem Finale

Vielleicht gewinne ich auch endlich mal einen coolen Preis bei der Tombola. dieses Mal hat es für einen Ronnie O’Sullivan-Pin gereicht. Lieber hätte ich das Queue gewonnen oder die Karten fürs Finale in Sheffield. Wobei ich mich da vielleicht auch akkreditieren kann. Nur finde ich die Preise für Getränke im Tempodrom ein wenig überhöht – das gilt auch für das Essen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nächstes Jahr werde ich dennoch einen Tag früher anreisen, denn der Mittwoch hat es ja bereits in sich. Drei Sessions mit jeweils fünf Tischen sind schon eine Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Zumal in diesem Jahr John Higgins dort bereits die Segel streichen musste und ich ihn so nicht spielen sehen konnte. Zum Wunschkonzert komme ich später nochmal.

Natürlich ist es eine Geldfrage, doch als Journalist muss ich zumindest für den Eintritt nicht aufkommen und das macht es gleich doppelt attraktiv. Apropos Wunschkonzert: So kam es letztlich ja auch zu einem Finale, mit dem man so nicht gerechnet hatte. Marcu Fu ist hier an erster Stelle zu nennen, Ali Carter war jetzt kein Sensationsfinalist. Nun gibt es die Stimmen, die sagen, Fu habe eine einfache Auslosung gehabt.

Matthew Stevens ist allerdings kein Spieler, den man schlagen muss – der steht immerhin in den Top-16, auch wenn er nicht mehr sonderlich konstant agiert. Und über Barry Hawkins hatte ich bereits geschrieben. Der hat hier in Berlin tolles Snooker geboten und war zumindest für mich klarer Favorit in dem Halbfinale. Dass Fu es geschafft hat, ist aller Ehren wert und das Finale dann gegen Carter zu verlieren, keine Schande.

Bitter war nur das ”Wie“. Mit 5:3 nach der ersten Session geführt und dann so einen Einbruch erlitten. In den ersten drei Frames nach der Pause hat er keinen einzigen Ball gelocht. Es war teilweise schon fast lustig, wie er es immer wieder versucht hat, aber die Bälle nicht fallen wollten. Also lustig in Form von Slapstick – aber es gibt eben diese Tage.

Langsam sollte ich aber auch mal einen Glückwunsch an Ali Carter aussprechen, der gerade nach der Pause zwei Centurys in Folge spielte und seinem Gegner den Schneid abkaufte. Der Captain ist ein verdienter und sehr sympathischer Sieger. Ich mag seine emotionalen Ausbrüche während eines Spiels. Entweder flachst er mit dem Publikum oder geißelt sich selbst.

Tja, das Tempodrom …. Es wurde schon viel drüber geschrieben, gerade per Twitter. Leider konnte ich da nicht ganz mithalten, da der Empfang in der Halle – zumindest bei mir – kaum gegeben war. Insgesamt ist es schon imposant, was dort abgeht. Ich versuche gleich mal ein Video einzubauen, das ich beim Einlauf im Finale gemacht habe. Mein Rechner arbeitet mit der ihm verliehenden Eile und Ausstattung, um es möglich zu machen.

Der Arbeitsplatz von Rolf Kalb

Der Arbeitsplatz von Rolf Kalb

Die Stimmung ist atemberaubend. Das haben viele Spieler bestätigt und ich halte dieses Turnier für ein absolutes Highlight im Kalender. Einzig die Disziplin des Publikums stieß mir oft negativ auf. Zudem sollen die Tische ja nicht immer optimal gewesen sein. Neil Robertson hat da scheinbar auch seine Probleme mit gehabt, kam nach dem verlorenen Halbfinale auch nicht zur Autogramm-Stunde, da er angeblich dezent angepisst war.

Auch beim Match zwischen Mark King und Matt Stevens waren die Spieler teilweise irritiert ob der komischen Laufbahn des Spielballs und testeten nach einem Frame fleißig und schienen ebenfalls nicht zufrieden. Das kann ich natürlich nicht wirklich genau beurteilen, ich durfte am Tisch nicht spielen. Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass viele Zuschauer wegen des Events da waren und überhaupt nicht wussten, wie man sich passend verhält.

Applaus an abstrusen Stellen, nach jedem Frame rannten tausende Snooker-Event-Begleiter raus, weit nach Beginn des nächsten Frames wieder in die Halle und zudem klingelten Handys, wurde Blitzlicht benutzt und sich in der Stoßbahn des Snooker-Spielers permanent bewegt. Ob alle fünf Sekunden gehustet werden muss, sei dahingestellt. Aber während der Stoßvorbereitungen sollte man sich zurückhalten können.

Das ist zumindest meine Meinung, auch wenn bei über 2000 Leuten das alles natürlich relativ ist. Dennoch denke ich, dass dies verbesserungswürdig ist. Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Sehe ich das zu eng? Ich fand es einfach grenzwertig in vielen Situationen und vielleicht schaffe ich es noch, ein Statement von ein paar Spielern einzuholen. Da bin ich auf Eure Meinung gespannt.

Dennoch, ich habe es genossen, auch wenn ich es persönlich schade fand, dass der eine oder andere Spieler früh ausgeschieden ist. Da komme ich zum nächsten Punkt: Die Besetzung des Finals. Folgt ihr @RolfKalb bei Twitter? Das ist zwar ein Parodie-Account (eine Hommage an unseren geschätzen und geliebten Rolf Kalb), aber ein sehr guter und mit Liebe gemachter – auch dementsprechend gekennzeichnet. Und jener Rolf Kalb schrieb folgendes:

Es ging darum, dass es im Eurosport-Forum hieß, es sei kein Top-Spieler im Finale und darüber wurde ausgiebig diskutiert. Gut, Ronnie O’Sullivan kann nicht immer im Finale stehen, auch Judd Trump oder was weiß ich wer haben kein Abo darauf, nur weil sie vielleicht beliebter sind, als Marco Fu. Auch der echte Rolf Kalb sah sich genötigt, deutliche Worte an seine User zu verlieren – und das soll schon was heißen.

Da kann man nun perfekt die Brücke schlagen zum Publikum. Geht es um Spieler oder um Snooker? Es war auch nicht mein Traumfinale. Das hätte Stevens gegen Murphy gelautet. Aber der Sport steht im Vordergrund und das Finale war bis zum 6:6 packend, zeitweise hochklassig. Wer nur Spieler sehen will, der soll zu einer Exhibition gehen. Auch ich habe meine Lieblingsspieler, aber da bin ich doch über den Sport hingekommen. Da eine Kritik zu äußern halte ich für sehr fragwürdig.

Falls hier jemand im Eurosport-Forum aktiv ist, würde ich dazu gerne mal eine Meinung hören. Aber um mich zu wiederholen, ich fand es eine sehr gelungene Veranstaltung und die ist eben kein Wunschkonzert. Es geht um Snooker und das sollte auch im Mittelpunkt stehen. Das solls damit auch gewesen sein. Ich werde mich nun von den anstrengenden Tagen erholen und freue mich auf das nächste Turnier.

German Masters in Berlin – Tag II

2 Feb

Die Viertelfinals beim German Masters in Berlin sind absolviert und der Snooker-Gott meinte es nicht gut mit den Favoriten. Shaun Murphy unterlag Neil Robertson mit 4:5 und Mark Selby kassierte erstmals seit etwa 18 Matches eine Niederlage. Gegen Barry Hawkins ging er gar mit 1:5 unter und ich glaube, wir müssen mal ernsthaft über Hawkins sprechen.

Zudem musste mein persönlicher Lieblingsspieler Matthew Stevens eine völlig verdiente 3:5-Niederlage gegen Marco Fu einstecken. Zudem unterlag Hitman Holt dem Captain Ali Carter. Aber zurück zu Hawkins. Selby schlägt man nicht im Vorbeigehen. Auch wenn der Jester from Leicester vielleicht nicht seinen besten Tag hatte, Hawkins hat mich nachhaltig beeindruckt.

Die Situation erinnert mich ein wenig an die Saison, in der Stuart Bingham auf einmal in der Form seines Lebens spielte und in die Top 16 vordrang, dazu im Jahr drauf die ….. Australian Open gewann – wenn ich mich nicht irre. Die gewann auch Hawkings 2012, eine ganz interessante Parallele. Und es würde mich überraschen, wenn er gegen Fu nicht das Finale erreichen würde.

Matthew Stevens, hitman Holt und Barry Hawkins

Matthew Stevens, hitman Holt und Barry Hawkins

Schon sein Sieg gegen Mark Allen war beeindruckend. Absolut sicheres Lochspiel, gutes Breakbuilding und ein gesundes Selbstvertrauen. Ich gehe fest davon aus, dass wir im Verlaufe der restlichen Saison noch einige Spiele von ihm erleben werden. Vielleicht ist er nicht unbedingt der Titelkandidat Nummer eins für die WM. Aber achtet mal auf ihn.

Packend war natürlich auch das Spiel zwischen Murphy und Robertson. Es waren am Ende Kleinigkeiten, die den Ausschlag zugunsten des Australiers gegeben haben. Aber dessen Long Pots sind wirklich eine Augenweide. Schade für Murphy, der Publikumsliebling hier in Berlin ist. Insgesamt ist es ohnehin eine sehr lockere Atmosphäre.

Mich wundert es schon ein wenig, wie viel zwischen und während der Frames gescherzt wird. Smalltalk zwischen den Kontrahenten bekommt man im TV vielleicht nicht so oft zu sehen. Aber ich denke auch, es liegt an der offenen Halle mit den fünf Tischen – das scheint aufzulockern. Und die Snooker-Spieler kennen sich ja natürlich.

Schon beim Warmspielen hinter den Kulissen kommt man sich vor, wie bei einem Kaffeeklatsch. Heute hatte ich übrigens kurz Gelegenheit, mich ein wenig mit Rolf Kalb zu unterhalten. Interessanterweise mag er seinen Twitteracount nicht so recht und würde den gerne abschalten lassen. Da muss ich ihm morgen mal ins Gewissen reden.

Interessant sind auch die deutschen Schiedsrichter. Während Jan Verhaas heute mehrfach das Publikum ermahnte und zur Ruhe rief – ich schrieb schon gestern darüber -, schienen sich Stevens und Fu einen Spaß aus der Situation zu machen. Während der deutsche Referee nach den Frames immer seine Zeit brauchte, holten die Spieler die Bälle aus den Taschen und fingen an, sie wieder ordnungsgemäß an ihre Stellen zu bauen. Das hatte ich so auch noch nie gesehen.

Nun sind leider alle meine Favoriten raus, was für mich persönlich auf der einen Seite sehr schade ist. Stevens, John Higgins und Murphy sind nicht mehr dabei und auch Selby schaue ich mit mittlerweile sehr gerne an. Nun sind es eben Robertson, Fu, Carter und Hawkins. Da passt es ganz gut, dass ich die Abendsession morgen verpasse – ich bin auf einem Festival.

So kann ich immerhin mit ansatzweise ruhigem Gewissen der Musik frönen und am Sonntag in Ruhe die Finalsessions genießen. Allerdings geht der letzte Zug gen Heimat um 22:55 Uhr. Vielleicht machen mir die Spieler eine Freude und spielen schnell. Ansonsten muss Plan B her. Aber nicht der von Paul Hunter, wenn ihr wisst, was ich meine.

German Masters in Berlin Tag 1 – Teil II

1 Feb

Der erste Tag ist abgehakt und ich habe direkt viel erlebt. In erster Linie spannende Spiele, die sich hie und da ziemlich lange hingezogen haben und mich gleich hungrig ins Bett gehen lassen. Denn zunächst machten es Anthony Hamilton und Judd Trump ziemlich spannend und überzogen gnadenlos. Trump hat dabei teilweise überhaupt keinen Ball getroffen, was teilweise grotesk wirkte.

Im Endeffekt steht der Sheriff of Pottingham verdient in der nächsten Runde, machte mir nur den Plan zunichte, vor der Session am Abend etwas zu essen. Denn Matthew Stevens gegen Mark King wollte ich unbedingt sehen und auch das Spiel hatte es in sich. Zwischendurch ist Mark Allen ausgeschieden und auch Ken Doherty hat es erwischt – im Gegensatz zu Neil Robertson.

Stevens gegen King (5:4) ging über die volle Distanz und das Spiel hatte, abgesehen vom teilweise schwachen Niveau, wirklich alles zu bieten, was Snooker ausmacht. Lange Safeduelle, erbitterte Kämpfe, Flukes und auch schöne Breaks. Zunächst war die Stimmung bombig, beide Spieler trafen nicht viel, ließen sich dadurch den Spaß aber nicht verderben.

Judd Trump

Judd Trump

King ist auch ein lustiger Vogel und macht ganz gerne mal einen Spaß. Das änderte sich, als er im Break stehend – im siebten Frame beim Stand von 3:3 – Schwarz nicht traf, sondern unter den Ball kam, der daraufhin in die Luft flog. Vom Schiedsrichter bekam er ein Foul und Stevens die sieben Punkte. Dadurch brauchte King Snooker.

Es ist nicht ganz klar, wofür er das Foul bekam, denn der Spielball hatte Schwarz getroffen. Daraufhin entbrannte eine lautstarke Diskussion. Ohne Zeitlupe kann ich nicht genau sagen, ob das Foul berechtigt war. Es wurde recht hitzig und bringt mich zu dem nächsten Punkt, der mit dieser Situation eine Symbiose der Grauens herstellte.

Denn es wird, gerade in China, immer über das Publikum gemeckert. Aber war heute im Tempodrom zu Berlin los war, überschritt die Grenze der Peinlichkeit. Gut, es gibt an den ersten beiden Tagen fünf Tische und dementsprechend ist das Publikum auch in Bewegung. Aber am Abend nahm dies doch überhand.

Telefone klingelten und ständig rannte ein Zuschauer dem Spieler durch die Stoßbahn. Ich konnte am Ende nicht mehr mitzählen, wie oft Stevens oder King den Stoß unterbrechen mussten oder der Schiedsrichter mahnende Worte in die Masse raunte. Ich meine, wir befanden uns dann in einem Decider, es ging um den Einzug ins Viertelfinale.

Kein Wunder, dass die Spieler mehr oder weniger ohne sich für die Unterstützung zu bedanken, die es auch gab, die Halle verließen. Vielleicht ist nicht jeder Besucher mit der Etikette vertraut, aber Rolf Kalb erwähnt es oft genug, auch wenn er die Halle auf die Spiele vorbereitet. Ich kann einfach nicht verstehen, wie respektlos manche Menschen sind.

Ich hoffe wirklich, dass es morgen besser wird. Denn das German Masters erfreut sich bislang im Snooker großer Beliebtheit. Shaun Murphy hat es heute noch getwittert und meinte, diese Veranstaltung sei sein Lieblingsturnier. Nun denn, ich freue mich natürlich trotzdem auf den morgigen Tag.

Bis dahin also

KURT MAFLIN 3 – 5 MICHAEL HOLT

NEIL ROBERTSON 5 – 1 ANDREW HIGGINSON

MATTHEW STEVENS 5 – 4 MARK KING

MARK ALLEN 1 – 5 BARRY HAWKINS

Tag 1 beim German Masters

31 Jan

So, nun in Berlin angekommen und gestern Abend noch die Ergebnisse des ersten Tages verfolgt. Sehr schade, dass es John Higgins erwischt hat. Es ist nämlich immer eine Freude, sich den Wizard of Wishaw anzusehen. Aber immerhin hat Matthew Stevens es geschafft und sich für die Session heute qualifiziert.

Wenn ich nicht ganz falsch liege, müsste er gegen Mark King spielen. Passt mir soweit ganz gut in den Kram, denn King hat Stephen Maguire glatt mit 5:0 aus der Halle – dem Tempodrom – gefegt. Ein bisschen schade, denn Maguire ist auch einer der Spieler, denen ich gerne am Tisch zusehe.

Ohnehin hat es insgesamt schon ein kleines Favoritensterben gegeben. Zudem habe ich mir gerade Dominic Dale gegen Mark Allen angesehen. Ich mag den Spaceman, doch er ist auch schon raus – hatte dabei ein wenig Pech. Aber Allen ist ja auch ein Schwergewicht, wenn auch nicht bildlich.

Foto

Ansonsten habe ich mit meinem Hostel doch Glück. Fünf Minuten Fußweg bis zum Tempodrom sind schnell überbrückt. Nun habe ich ein kleine Pause und um 15 Uhr gehts weiter. Judd Trump gegen den Sheriff of Pottingham, Robert Milkins gegen Shaun Murphy oder auch Joe Perry gegen Mark Selby.

Die Halle ist netterweise noch relativ leer und kann mir schön einen Platz aussuchen. Jan Verhaas hat indes schon fast einen renitenten Fotografen rausgeschmissen und ich frage mich, warum es beim Gewinnspiel ein signiertes Trikot von Philipp Lahm zu gewinnen gibt – das brauche ich nunmal gar nicht. Aber vielleicht gewinne ich ja das Queue.

Nun erstmal das Zimmer bezogen, Arbeitsplatz eingerichtet und gleich muss ich noch sehen, ob es mit dem Twittern aus der Halle klappt. Für meinen Anbieter scheint es zu gut abgeschirmt zu sein. Ansonsten könnt ihr mir auch gerne folgen: @sportal_gunnar. Oder man sieht sich bei einem Bier.

Mark Selby – der Weg zur Legende

21 Jan

Mark Selby hat das Masters gewonnen. Im Finale setzte er sich doch klar mit 10:6 gegen Neil Robertson durch und holte sich nach 2008 und 2010 den dritten Titel beim wichtigsten Einladungsturnier im Snooker-Zirkus. Judd Trump wird neidisch zugesehen haben, als Selby den Scheck über 175.000 Pfund entgegennahm.

Eine Woche zuvor hatte sich Trump noch öffentlich beklagt, die Snooker-Spieler würden nicht ausreichend Geld verdienen. Aber dazu hatte ich ja schon einen Eintrag geschrieben. Selby hat nun die große Chance, nach der UK Championship und dem Masters auch die Snooker-WM zu gewinnen – das sogenannte Triple Crown.

Erst drei Spielern gelang dieses Kunststück. Stephen Hendry hat es natürlich doppelt geschafft. Zudem reihten sich auch Steve Davis und Mark Williams in den Kreis der Erlauchten ein. Die Welsh Potting Machine hat es auch als letzter Spieler in der Saison 2002/03 geschafft, den Titel beim Masters zu verteidigen.

Mark Selby

Mark Selby

Selby ist die Nummer eins der Welt, aber es war fraglich, wie er nach der Nackenverletzung zurückkommen würde, die ihm bei der letzten WM eine Niederlage in Runde eins beschert hatte. „Ich hatte keine Zweifel, aber das Selbstvertrauen war natürlich weg. Der Sieg hat mir natürlich einen Schub gegeben“, meinte Selby, nachdem er die UK Championship gewonnen hatte.

Und was er beim Masters gezeigt hat, war eine Demonstration. Dabei geht es nicht um die spielerische Klasse oder ein besonders gutes Breakbuilding – Selby spielte im ganzen Turnier nur ein Century. Er ist der am härtesten zu spielende Gegner, den man erwischen kann. Seine Nervenstärke war ohnehin bekannt. Aber das 6:5 gegen Stuart Bingham war großartig.

Mit 1:5 hatte er schon hinten gelegen und gegen Gegen Graeme Dott drehte Mark Selby einen 1:4-Rückstand. Der Jester from Leicester steht für mich als verdienter Sieger fest. Es war beeindruckend – nicht mehr, aber auch nicht weniger. In dieser Form wird er schwer zu schlagen sein, auch wenn Gegner Neil Robertson nicht seinen besten Tag erwischt hatte.

Bis dato war es der Australier, der mit seinem Spiel für die Highlights beim Masters gesorgt hatte. Interessant, Robertson gewann seine ersten sieben Finalspiele auf der Tour. Nun war es die dritte Niederlage in Folge. Dennoch, eine Quote von 70 Prozent ist beachtlich – alleine, es wird ihm nach der Niederlage wenig geholfen haben.

Man muss allerdings auch erwähnen, dass Selby im Glück war, als Robertson den Anschluss zum 6:8 geschafft hatte, dann aber von einem Fluke Selbys gestoppt wurde. Ob das Match gekippt wäre, ist jedoch schwer zu prognostizieren. „Wenn ich so gespielt hätte, wie bei den drei Matches zuvor, dann hätte ich womöglich gewonnen“, meinte Robertson.

„In den ersten Frames habe ich versucht, Mark nicht beim Spielen zu beobachten. Denn er kann einen sehr lange vom Tisch fernhalten und ich wollte meinen eigenen Rhythmus nicht gefährden. Aber es war ein Fehler, denn meine Körpersprache war nicht gut und als ich dann an den Tisch kam, war ich schlecht vorbereitet.“

Dennoch, es war ein gutes Finale und beide Spieler haben die Woche über für hohe Unterhaltungswerte bei mir gesorgt. Ich freue mich jetzt schon auf das German Masters in Berlin, bei dem ich ab dem 31. Januar vor Ort sein werde. Vielleicht sieht man sich ja in der Halle.

Ronnie O’Sullivan sagt die Saison ab

7 Nov

Da kommt man ohne böse Hintergedanken von einem schönen Abend in der Kneipe nach Hause, wirft noch einen flüchtigen Blick in den medialen Blätterwald und wagt es nicht, seinen Augen zu trauen. Ronnie O’Sullivan hat die komplette Saison 2012/13 aus persönlichen Gründen abgesagt – was auch immer das im Genauen heißt.

In jedem Falle wird O’Sullivan die UK Championship, das German Masters – bei dem ich live vor Ort sein werde – sowie die WM nicht spielen. Damit kann er seine in der letzten Saison gewonnenen Titel nicht verteidigen. Es wird gerade sehr viel darüber spekuliert, worin diese persönlichen Gründe genau bestehen. Auch ich kann darüber nur mutmaßen.

Den Spielervertrag hatte er unterschrieben, auch wenn dieser in seinen Augen nicht unbedingt die Erfüllung seines Lebens widerspiegelt. Dennoch wollte O’Sullivan, der nach dem Gewinn des WM-Titels eine Auszeit angekündigt hatte, an den von ihm so geliebten Tisch zurückkehren. An der Motivation scheint es daher nicht zu hapern.

O’Sullivan scheint an privaten Problemen zu leiden. Möglich wäre es auch, dass es noch das Pfeiffersche Drüsenfieber ist, unter dem er in der letzten Saison litt. Auch die Familie könnte eine Rolle spielen. Denn Ronnie O’Sullivan hatte auch erklärt, zu wenig Zeit für seine Kinder zu haben. Bedenkt man nun, dass viele Turniere mittlerweile in China ausgetragen werden …..

Barry Hearn hat in jedem Falle erklärt: ”Ich habe mit Ronnie gesprochen und er hat entschieden, die Saison abzusagen. Es gibt persönliche Gründe, die es für ihn auszuräumen gibt. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.“ Was auch immer die Gründe seien mögen, die Absage trifft jeden Snooker Fan hart.

Sicher gibt es die Fans, die ihn für überflüssig halten, auf der anderen Seite gibt es die Hardcore-Fans von The Rocket. Ich für meinen Teil sehe O’Sullivan einfach unheimlich gerne spielen und bedauere diese Entscheidung natürlich. Er ist und bleibt eines der Zugpferde des Snooker und ich hatte mich sehr darauf gefreut, ihn erneut live in Berlin zu sehen.