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Zwischen WM-Frust und Comeback von Stephen Hendry

23 Apr

Was ist das bitte für eine verrückte Snooker-WM in diesem Jahr? Im Achtelfinale treffen sich Ken Doherty und Alan McManus. Das alleine ist schon unglaublich. Die beiden Oldies holten sich ihr Ticket mit Siegen über John Higgins und Stuart Bingham. Natürlich gibt es in jedem Jahr Überraschungen, aber gerechnet hatte ich damit nicht.

Und der Knaller kam ja noch: Ding Junhui, Gewinner von fünf Ranking-Events in dieser Snooker-Saison, musste ebenfalls die Segel streichen. Er unterlag Michael Wasley, der ein dermaßen eindrucksvolles Crucible-Debüt gab, dass man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte. Eine solche Sensation hat es lange nicht mehr gegeben.

Da ist die souveräne Vorstellung von Neil Robertson schön zu sehen, der – sollte es gut laufen – bei dieser WM die Marke von 100 Centurys in einer Saison knacken könnte. Aktuell steht er bei Nummer 95, aber das Match gegen Robbie Williams läuft noch. Zuvor durften wir uns durch das Match Judd Trump gegen Tom Ford quälen.

Ford, der in der Qualifikation Matthew Stevens bezwungen hat und deswegen auf meiner persönlichen Lieblinge-Liste den mit Abstand letzten Platz einnimmt. Dabei hatte ich von Trump wesentlich mehr erwartet, aber es war scheinbar nicht sein Tag. Er hatte das Glück, auf einen Gegner zu treffen, der ebenfalls nicht auf einem Top-Level agierte.

Wie gesagt, es ist eine komische WM und aktuell muss man Robertson neben O’Sullivan als großen Favoriten auf dem Zettel haben. Andererseits ist die WM lang und vielleicht darf sich Judd Trump freuen, den Tiefpunkt schon erlebt zu haben und trotzdem nicht abreisen zu müssen. Auch Mark Selby hatte viel Glück beim 10:9 gegen Michael White.

Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich erneut schreibe, dass die Leistungsunterschiede nicht mehr so enorm groß sind, wie noch vor einigen Jahren. Genau so hatte es Barry Hearn beabsichtigt, der den Spielern jenseits der Top 16 mehr Duelle mit den Top-Profis geben wollte. Somit bekommen die Spieler mehr Erfahrung und erstarren auch nicht in Ehrfurcht, wenn sie auf die Top-Stars treffen.

Andererseits kommen Spieler wie Mark Williams, John Higgins, Stephen Maguire und wie sie alle heißen auch langsam in ein Alter, in dem sie eben nicht mehr als Geheimfavoriten gelten. Die nachfolgende Generation ist da und der Machtwechsel wohl längst vollzogen – mit Ausnahme von Ronnie O’Sullivan, der einfach ein Jahrhundertspieler ist.

Wo wir gerade Barry Hearn angesprochen haben: Der Snooker-Boss hat heute eine Pressekonferenz gegeben und das Spiel erneut ein wenig aufgebrochen. Er will, wie ich gerade schon schrieb, eine offene Tour, die transparent ist und allen Spielern die Möglichkeit gibt, an den Geldtöpfen zu schnuppern.

Weiter sagte Hearn, dass in Zukunft nur die Top 16-Spieler gesetzt sind, alle anderen Spieler – insgesamt 144 – müssen sich in die Qualifikation begeben. Das bedeutet, in Runde eins müssen die restlichen 128 Snooker-Profis um ein Ticket kämpfen. In Shanghai startet dieses Format 2015, in Australien 2016.

Interessant sind auch die Änderungen für die kommende WM. Auch dort wird ein Feld von 144 Spielern starten und nur die Top 16 sind gesetzt. Bitter für den Spieler, der nach den China Open auf Rang 17 liegt. Er muss sich, wie alle anderen, durch die komplette Qualifikation kämpfen. Interessant ist, dass alle ehemaligen Weltmeister eine Einladung für die erste Runde erhalten.

Ob sich das Format ändern wird, ist schwer abzusehen. Hearn erklärte, dass es in allen Runden mindestens ein Best-of-19 geben wird. Was das für das Finale bedeutet, wird sich in der Zukunft zeigen. Auch, welche ehemaligen Profis eine Einladung für ausgewählte Turniere bekommen. Denn Hearn möchte Spieler belohnen, die sich um den Sport verdient gemacht haben. Sicher dabei sind Stephen Hendry und Steve Davis.

Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open

16 Mär

Shaun Murphy hat seine lange Durststrecke beendet und erstmals seit fast drei Jahren wieder ein Ranglistenturnier gewonnen. Der Magician setzte sich in einem am Ende packenden Finale der World Open in Haikou mit 10:6 gegen Mark Selby durch. Der RespottedBlog über die Faszination im Snooker und die Diskussionen um den Austragungsort in China.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Es war ein großartiges Finale und nach der ersten Session war dies nicht zu erwarten gewesen. Denn Murphy hatte sich mit Breaks von 111, 105, 98, 80 und 64 eine 7:2-Führung erspielt. Dass es doch noch ein langer Tag wurde, verdankten die Zuschauer nicht der übermäßig langen Sieger-Zeremonie, sondern dem harten Matchplay von Selby.

Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer und Murphy bekam diese Tugend zu spüren. Drei Frames in Folge holte sich Selby nach der Pause und so stieg die Spannung. Murphy zeigte Nerven, schaffte im Laufe des Matches aber das 9:6. Im 16. Frame trieben es beide Spieler dann auf die Spitze. Vorab muss man sagen, dass das Niveau über die Woche nicht wirklich am Limit war, aber dazu später mehr.

Selby brauchte drei Fouls, um das Match nicht zu verlieren. Murphy gab acht Punkte ab und es entwickelte sich nach einigen Flukes ein Endspiel auf Pink. Insgesamt dauerte der Frame knapp 50 Minuten und der Magician hatte das bessere Ende für sich. Das nicht immer hohe Niveau wurde durch eine taktische Schlacht, die es so nur im Snooker gibt, kompensiert.

Snooker in Haikou: Das Niveau leidet

Und in dieser taktischen Schlacht liegt auch die Faszination. Natürlich schaut man gerne zu, wenn Ronnie O’Sullivan am Tisch steht und mit seiner Brillanz für die magischen Momente sorgt. Aber das Salz in der Suppe sind auch die Versuche, den Gegner in benötigte Fouls zu treiben – in Kombination damit, diese Aufgaben zu lösen.

Auch wenn in der zweiten Session die ganz hohen Breaks fehlten, bleibt der abschließende Frame mit all seiner Dramatik im Kopf. Doch warum fehlte das Niveau? Und hier komme ich zu einem viel diskutierten Punkt. Denn Snooker ist global geworden und knapp die Hälfte der Turniere (fünf) finden in Asien statt.

Grundsätzlich kein Drama. Aber in diesem speziellen Fall sind es auch die Wetterbedingungen und die enorm hohe Luftfeuchtigkeit, die den Spielern zu schaffen machen – darunter leidet natürlich das Niveau, da die Bälle anders reagieren und das Stellungsspiel leidet. Dazu kommen die lauten Klimaanlagen und die spärlich besetzten Hallen. Nun muss man dies differenziert betrachten.

Zu hohe Eintrittspreise in China

Die leeren Hallen resultieren bei den World Open in Haikou daraus, dass der Ort mit einer Insel schlecht gewählt ist. Hier gibt es kaum Fans, die für ein ausverkauftes Haus und tolle Stimmung sorgen. Dazu sollen die Eintrittspreise derart hoch sein, dass manche Fans sich den Besuch des Turniers nicht leisten können.

Die Frage, warum fünf Turniere in einer Saison mit elf Ranglistenturnieren in China ausgetragen werden, ist einfach zu beantworten. Denn im Vergleich zu den lukrativen früheren Zeiten sind im Snooker die finanzkräftigen Sponsoren weggebrochen und Barry Hearn musste zusehen, den Sport zu retten, den Spielern gewisse Einnahmen zu garantieren.

In China ist die Begeisterung für Snooker groß, immer mehr Spieler drängen auf die Main Tour. Die Frage ist nur, ob Hearn es nicht übertreibt, wenn man sich die Resonanz ansieht. Denn dazu kommen noch das German Masters, die Indian Open und die Australian Open. Somit bleiben nur die Welsh Open, die UK Championship, das Masters und die WM in Sheffield im Mutterland.

Lösungen müssen her

Für meine Begriffe hat Hearn durchaus die richtige Schlüsse gezogen. Auch ein Turnier in Deutschland hat eine klare Berechtigung, da die Halle ausverkauft ist und die Spieler den Austragungsort regelmäßig in höchsten Tönen loben. Dennoch sieht der RespottedBlog es kritisch, wenn bei einem Finale zwischen Murphy und Selby die Halle nicht ansatzweise voll ist.

Denn klar ist auch, die Flüge kosten Geld, die Spieler müssen zudem Hotels buchen. Es gibt eine finanzielle Unterstützung, doch bei einer Niederlage in Runde eins ist so eine Reise schnell ein Minusgeschäft. O’Sullivan kann es sich leisten, ein solches Turnier auszulassen, aber die Spieler jenseits der Top 16 sind auf regelmäßige Einnahmen angewiesen.

Man darf gespannt sein, wie die Einführung der Geldrangliste in der kommenden Saison sich auf den Zuspruch auswirkt. Durchaus möglich, dass noch mehr Spieler die weiten Reisen scheuen, wenn eine gewisse Summe bereits eingespielt ist. Klar ist aber auch, Hearn muss die Märkte bedienen und zusehen, Turniere zu vermarkten. Eine komplette Zufriedenheit auf allen Seiten wird es so nicht geben.

Ding Junhui und die neue Leichtigkeit

22 Nov

Ronnie O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams sind drei der besten Snooker-Spieler aller Zeiten. Doch sie alle haben es nicht geschafft, drei Ranglisten-Turniere in Folge zu gewinnen. Dieses Kunststück gelang nun Ding Junhui, als erstem Spieler seit Stephen Hendry im Jahr 1993.

Seit Barry Hearn sich dem Snooker angenommen hat, ist der Sport zu einer globalen Marke gereift. In den Zeiten von Steve Davis oder Stephen Hendry fristete der Sport zwar ein sehr erfolgreiches Dasein, der Großteil der Turniere fand jedoch in England, Schottland, Wales oder Irland statt. Zudem zeigte sich der Kalender bei maximal zehn Ranglisten-Turnieren sehr übersichtlich.

Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Snooker ist längst eine internationale und globale Marke geworden. Mit Neil Robertson steht ein Australier auf Platz eins der Weltrangliste, die PTC-Tour sorgt für einen vollen Terminkalender und in Asien gibt es eine Vielzahl an Spielern, die mit aller Macht auf die Main Tour drängen.

Ding Junhui: Ein Volksheld in China

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui ist dabei als Vorreiter anzusehen. Er ist ein Volksheld in China und wenn er am Tisch steht, schnellen die Einschaltquoten in die Höhe. Sein Hattrick – er gewann das Shanghai Masters, die Indian Open sowie die International Championship – ist dabei ein neuer Meilenstein. Denn zuletzt schaffte dies Stephen Hendry im Jahr 1993.

Ding Junhui hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Bei den UK Championship triumphierte er bereits zwei Mal und auch beim Masters trug er sich in die Siegerliste ein. Einzig ein Erfolg bei der Snooker-WM steht noch aus. Aber der Chinese ist gerade einmal 26 Jahre alt und Ronnie O’Sullivan erklärte einst, Ding Junhui habe das Zeug, ein vielfacher Weltmeister werden.

Karrierebeginn im Alter von neun Jahren

Im Alter von neun Jahren begann Ding Junhui mit dem Snooker. Sein Vater sah das Talent des Sohns und überredete dessen Mutter, das Haus zu verkaufen, um dem Jungen eine Karriere als Profi zu finanzieren. Acht Stunden pro Tag stand er am Tisch und genoss jeden Moment, in dem er einen Queue in der Hand hielt. Viele Interessen außerhalb des Sports gab es nicht.

Sein Weg war vorgezeichnet und ganz China hatte in ihm einen Helden gefunden, als die ersten Erfolge sich einstellten. Mit 15 gewann er die Asian U21-Championship sowie die Asien Championship und im September 2003 bekam er von der World Professional Billiards & Snooker Association ein Ticket für die Main Tour, wurde Profi.

Zu dieser Zeit spielte Ding Junhui befreit auf und im März 2005 gewann er als 18-Jähriger sein erstes Ranglistenturnier – im Finale der China Open besiegte er Stephen Hendry. In China sahen 110 Millionen Menschen dieses Match – bis heute Rekord für ein Snooker-Übertragung. Im Dezember des selben Jahres holte er sich auch den Sieg bei den UK Championship – ein weiterer Meilenstein.

Das Wunderkind aus China

Längst war er das Wunderkind aus China, Vergleiche mit Ronnie O’Sullivan – dem talentiertesten Spieler aller Zeiten – wurden angestellt. Als er dann vor seinem 20. Geburtstag auch noch die Northern Ireland Trophy gewann, war er neben John Higgins einer von zwei Spielern, die dieses Kunststück fertiggebracht hatten und kletterte im Provisional Ranking bis auf Platz fünf.

Doch auf einmal verlor Ding Junhui seine Leichtigkeit. Der Druck war spürbar, gerade bei Turnieren in der Heimat lastete viel Verantwortung auf seinen Schultern. Unvergessen ist natürlich auch das Finale beim Masters im Jahr 2007, als Ronnie O’Sullivan seinem jungen Gegner eine Lehrstunde erteilte. Beim Stand von 3:8 aus Sicht des Chinesen flossen erste Tränen.

Dennoch gab es ein versöhnliches Ende, als O’Sullivan ihn in den Arm nahm und später erklärte, dass nur Ding Junhui in der Lage wäre, einen Spieler so verwundbar zu machen, wie seinerzeit Paul Hunter es konnte. Ding Junhui sagte der Daily Mail: „Der Unterschied zu den China Open ist groß, hier fühle ich mich ziemlich alleine.“

Es war eine neue Welt für den jungen Chinesen, der sich als Teenager plötzlich in einer neuen Welt und einer neuen Kultur behaupten musste. Zudem machten es ihm die Fans nicht leicht. Er galt als Roboter ohne Gefühlsregungen und beim Masters-Finale musste er sich zudem noch mit feindseligen Kommentaren auseinander setzen.

Ding Junhui: Ein Spieler wie Stephen Hendry

Sein Talent war unbestritten und sein erstes Maximum spielte er am 14. Januar 2007 beim Masters im Spiel gegen Anthony Hamilton. Sein Breakbuilding ist eine Augenweide und Stephen Hendry meinte unlängst zum express.co.uk: „Ding Junhui ist nach Ronnie O’Sullivan der beste Spieler auf der Tour.“ Nur fehlte es zunächst an Beständigkeit.

Die Durststrecke endete in der Saison 2009/10, als er zwei Finals erreichte und erneut die UK Championship gewann. Die Spitze im Snooker ist mit der Übernahme von Hearn dichter geworden. Viele Spieler aus der zweiten Reihe bekommen durch die neue PTC-Tour mehr Spielpraxis und neuerdings müssen sich die Top-Profis bei Turnieren ab der ersten Runde durch das Feld quälen.

Auch Ding Junhui hat gelernt, wenn auch in anderen Dimensionen. Da viele Spieler aus Asien den Weg auf die Main Tour gefunden haben, ist sein soziales Umfeld stabiler geworden. Auch hat er gelernt, mit dem Druck umzugehen. Insgesamt ist die Akzeptanz auch bei den Fans größer geworden. Das liegt an seinem Spiel, aber auch an der Globalisierung.

Mittlerweile hat Ding Junhui über 300 Century Breaks sowie fünf Maximum Breaks gespielt, neun Ranking Events, zwei Minor-Events und das Masters gewonnen. In der Weltrangliste liegt er auf Rang drei, die beste Platzierung seiner Karriere. In der heutigen Zeit ist es schwer, eine Dominanz zu erreichen, wie Hendry und Steve Davis es schafften.

Unbestritten ist allerdings, dass Ding Junhui es schaffen kann, die WM im Crucible Theatre zu gewinnen. Nachdem er Marco Fu im Finale des International Masters besiegt hatte, sagte Fu: „Ding spielt im Bereich Break Building wie Hendry zu besten Zeiten.“ Wie seine Zukunft auch aussehen mag, ein besseres Kompliment kann man einem Spieler nicht machen.

Marco Fu siegt in Australien

14 Jul

Lange musste Marco Fu warten, bis er endlich wieder eine Trophäe in den Himmel heben durfte. Genauer gesagt waren es sechs Jahr. Denn zuletzt gewann der Snooker-Profi aus Hongkong beim Grand Prix 2007. Oft war er nah dran, zum großen Wurf reichte es aber nicht. Zu unkonstant zeigte sich Fu in vielen Situationen, bei den Australian Open konnte er nun glänzen.

Mit 9:6 bezwang er Lokalmatador Neil Robertson und es gibt zwei Sichtweisen, die diesen Erfolg beschreiben. Auf der einen Seite spielte Fu die Woche über stark. Seine Safetys waren stark, sein Spiel sehr konstant und solide – sozusagen ein verdienter Champion. Die andere Seite ist natürlich hypothetisch und damit beziehe ich mich auf das ausgedünnte Teilnehmer-Feld.

Eins vorweg, jeder Snooker-Profi muss sehen, wann, wie und wo er antreten will. Das wird in der kommenden Saison noch eklatanter, wenn die Geldrangliste eingeführt wird. Vor einiger Zeit hatten sich viele Spieler darüber beschwert, nahezu alle Turniere spielen zu müssen, um Punkte für die Weltrangliste zu bekommen und nicht aus den Top 16 zu fallen.

Dies dürfte sich mit der Geldrangliste zum Teil erledigen. Denn schon ein Erfolg kann reichen, um sich den Rest des Jahres entspannt um die Auswahl zu kümmern. Denn durch das relativ hohe Preisgeld bei einem der großen Ranking Events reicht der Sieg, um zumindest in den Top 32 zu liegen – die Punkte sind im Verhältnis schwächer zu bewerten.

Marco Fu gewann in Australien

Aber zurück zur Ausgangsaussage. Fu bekam es bei den Australian Open mit Ken Doherty, Shaun Murphy, Dominic Dale und Robert Milkins zu tun, bevor er im Finale auf Robertson traf, der vom Halbfinale gegen Mark Selby ausgelaugt war. „Ich bin sehr zufrieden, das Finale erreicht zu haben. Aber das Halbfinale hat mich sehr ausgelaugt und ich kam heute nicht richtig in mein Spiel.“

Spieler wie John Higgins, Mark Williams, Judd Trump, Stephen Maguire oder auch Matthew Stevens fehlten und so war der Draw übersichtlich, nicht zu schwer. Man muss hier sehr vorsichtig sein, denn Murphy ist natürlich ein sportliches Schwergewicht und auch Milkins hat in der letzten Saison bewiesen, wieder auf dem Vormarsch zu sein.

Und wie schon erwähnt, ist Fu ein verdienter Sieger, denn sein Spiel – auch eben im Finale – war sehr gut anzusehen. Es ist allerdings schade, so viele Top-Spieler nicht am Tisch gesehen zu haben. Marco Fu wird es egal sein, er hat den Titel und das Preisgeld gewonnen, steht auch wieder unter den Top 16. Es war übrigens auch erst sein zweiter Sieg bei einem Ranking Event.

Daraufhin entbrannte unter den Snooker-Fachleuten eine Diskussion, welche Spieler denn eigentlich zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Mit dabei sind Jamie Cope, Anthony Hamilton und Ryan Day. Aber auch ein Spieler wie Mark Selby hat erst drei Ranking-Titel gewonnen. Auch Ali Carter, Shaun Murphy und Tony Drago wurden auf Twitter gehandelt.

Die Saison ist jedoch noch jung und vielleicht gibt es erneut einige Außenseiter-Siege. Die Chance dürfte allerdings bei keinem der anderen Turniere so hoch sein, wie bei den Australian Open. Alleine acht Spieler aus den Top 16 traten nicht an. Wie es mit dem Turnier weitergeht? Ich habe da ein eher schlechtes Gefühl.

Der Vertrag mit World Snooker ist nach meinem Wissensstand ausgelaufen. Es war ein alter Vertrag, weswegen die Top 16-Spieler in diesem Jahr noch gesetzt waren. Durch die hohen Steuern und die weite Anreise ist es wenig attraktiv. Selbst Robertson soll gesagt haben, wenn er nicht aus Australien kommen würde, hätte er die Teilnahme abgesagt – allerdings ist dies nicht verbrieft.

So dürfte es spannend werden, ob Barry Hearn noch ein As im Ärmel hat, um Australien weiter im Kalender zu behalten. Klar ist, dass es ein attraktives Paket sein müsste, um die Snooker-Spieler davon zu überzeugen, nicht zu diesem Zeitpunkt eine Auszeit zu nehmen. Für Marco Fu hat sich die Reise allerdings gelohnt und ein bisschen Preisgeld bleibt ja auch noch übrig.

Die Leiden des Ronnie O’Sullivan

2 Mai

Ronnie O’Sullivan ist ein Genie am Snooker-Tisch. Darüber muss wohl nicht groß diskutiert werden. Bei dieser WM hat er wieder bewiesen, warum er das Zugpferd dieses Sports ist. Er ist nicht der große Entertainer oder Zampano, der mit Gesten oder Emotionen die Massen begeistert. O’Sullivan ist einfach authentisch und ein Charakter, mit einer Schubkarre voll Talent gesegnet.

Warum ich das zwischen einer Reise nach Wandsbek, einer Falafel plus Fritz Kola schreibe? Ganz einfach: Ronnie O’Sullivan will seine Karriere wohl beenden. Nach der Snooker-WM 2012 erklärte der Superstar, dass er eine Pause einlegen werde. Diese dauerte im Endeffekt ein Jahr, obwohl er zwischendurch ein PTC Event spielte, dabei eine glatte Niederlage in Runde eins kassierte.

Dann war er wieder da. Barry Hearn konnte O’Sullivan zu einem Comeback bewegen und hatte den Titelverteidiger bei der Weltmeisterschaft an Bord. Warum sich der Engländer letztlich wieder an den Tisch stellte, konnte im ersten Moment schwer beurteilt werden. Langeweile war ein Punkt, nachdem er oft genug erwähnt hatte, keinen Lebensinhalt zu haben.

Zwischendurch arbeitete O’Sullivan auf einem Bauernhof, ging oft Joggen. Oft genug hieß es aber auch, er liebe den Sport, könne ohne Snooker nicht leben. Nun hat O’Sullivan nach seinem Sieg gegen Stuart Bingham andere Töne verlauten lassen, die sich wiederum konträr zu seinen Aussagen anhören, die er nach dem Sieg in Runde eins gegen Marcus Campbell vom Stapel ließ.

Seit seiner Zusammenarbeit mit dem Sportpsychologen Dr. Steve Peters zeigte sich O’Sullivan gefestigt. Er habe gelernt, seine Emotionen im Griff zu haben und sein Spiel durchzuziehen. ”Manchmal ist es hart und eine Herausforderung. Aber ich habe es im Griff“, erklärte er gegenüber der BBC und betonte, nie wieder einfach mitten in einem Match den Tisch zu verlassen.

Ronnie O'Sullivan

Ronnie O’Sullivan nach dem Titelgewinn 2012

So weit, so gut. Nun dachte ich, die Rückkehr auf die Main Tour wäre vielleicht ein wirkliches Comeback. Aber O’Sullivan hat mich komplett überrascht, denn er meinte, überhaupt keine Freude am Snooker zu haben. ”Ich habe realisiert, dass ich Snooker nicht vermisse. Aber ich brauche ein bisschen Geld“, so O’Sullivan. ”Ich muss das Schulgeld für meine Kinder zahlen.“

Das ist also der Grund für seine Rückkehr. Das ist natürlich nicht verwerflich, obwohl er in seiner Karriere hinter Steven Hendry der Spieler mit den höchsten Einkünften durch Preisgelder ist. Ich war davon überzeugt, er liebe den Sport, die Fans und den Wettkampf. Zumindest die Fans lobte er, sprach davon, immer viel Unterstützung bekommen und dies genossen zu haben.

Hört man ihn nun reden, bekommt man den Eindruck, dass alleine diese WM eine Qual für ihn ist. Drei bis fünf Tage müsse er noch spielen, so O’Sullivan und nannte es einen harten Kampf. ”Es ist das Licht am Ende des Tunnels, dass ich danach nicht weiter machen muss“, beschrieb er diesen Kampf genauer. Und ganz ehrlich, das finde ich ein wenig erschreckend.

Und weiter heißt es: ”Ich habe überhaupt keine Intention, nochmal zurückzukommen. Ich werde etwas anderes für mich finden. Ich kann die Karten nun offen auf den Tisch legen.“ Andererseits hat er einen Sponsorenvertrag für zehn weitere Turniere unterschrieben. Dies könnten aber auch Showkämpfe sein. Ob er vielleicht das Masters oder die UK Championship spielt, ist noch offen.

Fassen wir zusammen: Nach der WM trat Ronnie O’Sullivan zurück. Ohne wirklichen Lebensinhalt suchte er nach einer Beschäftigung, fand diese aber nur temporär. Die Liebe zum Snooker schien erloschen, aber das Geld hat ihn nun zurück an den Tisch getrieben – dazu ein lukrativer Sponsorenvertrag mit Oval Vodka gewunken.

Ist es wirklich so einfach? So eine kleine Hintertür hält er sich auf, spricht vage davon, wahrscheinlich kein Turnier mehr zu spielen. Man muss auch sagen, er tätigte die Aussagen, nachdem er gegen Bingham gewonnen hatte, mit seinem Spiel in der letzten Session aber unzufrieden war. Was letztlich wirklich in ihm vorgeht, darüber können wir nur spekulieren. Es ist ja bekannt, dass O’Sullivan sich lange mit Depressionen plagte, dazu viel getrunken und gefeiert hat – darüber hatte er in seiner Biographie geschrieben.

Nun folgt ein weiteres Buch und erst dann werden wir wissen, womit sich O’Sullivan beschäftigt hat. ”Im Oktober kommt mein neues Buch raus und da könnt ihr lesen, wie meine Reise verlaufen ist und warum ich eine Auszeit genommen habe. Jeder kann daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich wollte keine Pause nehmen und einfach spielen, bekam aber den Rat, es nicht zu tun.“

Damit bleiben natürlich einige Fragen offen. In diesem Statement sagt er, er wollte spielen, nach dem Match gegen Bingham hieß es, er vermisse Snooker nicht. Somit bleibt viel Raum für Spekulationen und es wäre falsch, hier nun damit anzufangen. Ob er wirklich aufhören wird? Wir werden es in ein paar Tagen wissen. Eins ist aber klar, das Buch werde ich lesen.

Jupp Trump: Zu wenig Geld im Snooker

15 Jan

Es gibt sie, die armen Sportler die auf Unterstützung angewiesen sind, um überhaupt ihren Sport ausüben zu können. Dann gibt es noch die, die nebenbei einen Beruf ausüben müssen, im Breitensport zu Hause sind. Und es gibt Judd Trump, der schon als Kind der beste Snooker-Profi aller Zeiten werden wollte und nun merkt, dass es kaum Geld zu verdienen gibt.

Während des Masters im Alexandra Palace meinte Trump: ”Es gibt im Snooker nicht genug Geld zu verdienen.“ Diese Diskussion ist nicht neu. In vergangenen Tagen gab es viele Sponsoren für den Sport, die sich aus den Bereichen Alkohol und Tabak generierten. Da Tabak-Werbung mittlerweile ob der Gefährdung des Rauchens für die Gesundheit verboten ist, fehlen die potenten Geldgeber.

Judd Trump ist wirklich kein Kind von Traurigkeit, hat mittlerweile schon das eine oder andere Pfund gewonnen, drei Sportwagen in seiner Garage und Schuhe mit Stacheln, die 2000 Pfund kosten. Dennoch ist es nicht so populistisch, wie es sich im ersten Moment anhört, denn die Ausgaben eines Spielers sind teilweise horrend.

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Die Turniere finden mittlerweile verteilt über den Globus statt. Australien, China, Brasilien … die Liste ist lang. Schon Mark Williams beschwerte sich im letzten Jahr und meinte, er würde die Australian Open nicht mehr spielen – es sei zu teuer und ein Verlustgeschäft, gerade, wenn man früh ausscheiden würde. Dafür lohne sich der Aufwand nicht.

Flug, Unterkunft und Spesen – die Kosten hat ein Spieler zu tragen und kassiert man eine Niederlage in Runde eins, ist es schnell so, dass die Reise für die Katz und zudem noch teuer ist. ”Es ist unglaublich“, erklärte Trump gegenüber dem englischen Telegraph. ”Man verdient einfach nichts. Schaut nur mal auf das durchschnittliche Preisgeld der Top 32-Spieler.“

Trump rechnete vor, dass ein Spieler aus den Top 32 ungefähr 30.000 Pfund im Jahr verdienen würde, zudem aber alle Ausgaben aus eigener Tasche bezahlen müsse. Gerade die Flüge nach China wären sehr teuer und auf das Jahr gesehen würden diese mit 20.000 Pfund zu Buche schlagen. Damit hat Trump nicht ganz unrecht, wobei die wirklichen Top-Spieler natürlich Werbeverträge besitzen.

Schlimmer sieht das für die Spieler aus, die sich in den unteren Regionen befinden, sich zudem auch für die Turniere erst qualifizieren müssen, um überhaupt an die Geldtöpfe zu kommen. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Spieler beispielsweise für ein Maximum Break 147.000 Pfund bekam und Snooker steht in der Liste der gut dotierten Sportarten weit hinten.

Das ist der Punkt, an dem Trump anknüpft und erklärt, dass es Snooker an Nachwuchs fehle, da andere Sportarten wesentlich bessere Möglichkeiten bieten würden, es in Rekordzeit zum Millionär zu bringen. Besonders Fußball, Tennis und Golf haben hier eine Vorreiterrolle. ”Man schaut in die Zeitung und liest, dass David Beckham 200.000 Pfund die Woche verdient“, so Trump.

”Rory McIlroy hat gerade einen Sponsorenvertrag über 250 Millionen Dollar abgeschlossen. Warum sollten Leute also Snooker spielen, wenn sie dort im Jahr 10.000 Pfund verdienen können? Auch im Golf oder Tennis verdient man noch eine halbe Million, wenn man nur unter den Top 300 steht“, heißt es weiter.

Trump sieht Snooker bei 10 Prozent und fordert, dass die Preisgelder deutlich aufgestockt werden müssen. Barry Hearn wolle er nicht kritisieren, es gehe nur darum, den Sport weiter nach vorne zu bringen. Damit würde das Preisgeld steigen, die Jugend wäre wieder interessiert und alle sind zufrieden – dann reicht es auch für Sportwagen Nummer vier im Hause Trump.

Selby siegt – Murphy mag Titanic

12 Dez

Nun sind also die UK Championship vorbei und mit Mark Selby gab es einen würdigen Sieger. Der Jester from Leicester gilt als großer Fan dieses Turniers und war nach dem 10:6-Erfolg über Shaun Murphy sichtlich bewegt. Es war nicht das ganz große Finale, dafür hatten beide Snooker-Profis einfach nicht die Form – aber das kennen wir von anderen Turnieren.

So war es eine logische Konsequenz, dass Selby, als er einen Gang hochschalten konnte, ohne Probleme die nötigen Frames gewann. Spontan fällt mir das WM-Finale zwischen Neil Robertson und Graeme Dott ein, als beide Spieler nach den Halbfinals einfach platt waren. Nicht umsonst gelten Halbfinalspiele als die vorgezogenen Finals – zumindest was die Qualität angeht.

Ein bisschen verwundert war ich, dass Leo Scullion das Finale leiten durfte. Via Twitter war schon eine kleine Diskussion entbrannt, ob der Schiedsrichter wirklich die beste Wahl war. Meiner Meinung nach war es eine falsche Entscheidung, da Scullion nicht wirklich souverän wirkt, sich oft kleine Fehler erlaubt. So auch beim Match von Matthew Stevens gegen Mark Davis.

Mark Selby

Sicher, ein Schiedsrichter hat auch keinen leichten Job, aber speziell bei diesem Match störte er Stevens bei einem Stoß, als er hinter ihm stand und es in dem Moment einfach nicht nötig war, einen Zuschauer zu ermahnen. Aber sei es drum. Bis zum 6:6 war es auch ein packendes Finale und es freut mich, dass Selby seine Nackenprobleme endgültig überwunden hat.

Besonders beeindruckend sind seine Nerven. Gegen Neil Robertson lag er schon mit 0:4 hinten, lässt sich davon aber nicht beeindruckend. Es gibt kaum einen Snooker-Profi, der derart hart zu spielen ist. Taktisch dürfte er sicherlich der versierteste Spieler auf der Tour sein. Nach John Higgins ist Selby wohl der kompletteste Profi.

In seinem Blog schrieb Selby noch, dass es in erster Linie darum gehen würde, ein Turnier zu gewinnen. Nicht darum, die Leute zu unterhalten. Bei einem Turnier wie den UK Championship mag das durchaus stimmen. Zumindest für Selby war es der größte Erfolg seiner Karriere und er hat sich damit auch wieder auf die Nummer eins der Weltrangliste gehoben.

Und Shaun Murphy? Schon gegen Luca Brecel hätte er ausscheiden müssen und auch gegen Ali Carter sah es danach aus, als ob das Turnier für den Magician gelaufen wäre. Dennoch hat er sich bis ins Finale durchgebissen. Was ich an Murphy wirklich mag, ist sein fantastischer Sportsgeist. Er ist ein unglaublich fairer Spieler.

So erklärte er auch nach dem Match, dass er Selby den Sieg sehr gönnen würde, da es oft Diskussionen darüber gegeben hatte, ob Selby eine verdiente Nummer eins ist. Und ganz nebenbei gab es eine wilde Diskussion darüber, dass seine Freundin der BBC erklärte, Murphy würde in den Pausen gerne Celine Dion hören.

In seinem Blog nahm er dazu Stellung und wir sollen nicht verwundert sein, wenn er beim Masters zu der Musik von Titanic einlaufen würde. Insgesamt habe ich dieses Turnier nach den ganzen Events in China wirklich genossen. Die Stimmung, die vollen Hallen …. Nichts gegen die Pläne von Barry Hearn, aber es tut doch gut, mal wieder ein Turnier in England zu sehen.

Und noch eine Meldung machte die Runde. Ronnie O’Sullivan denkt angeblich darüber nach, doch die Weltmeisterschaft in Sheffield zu spielen. Hearn hatte in den vergangenen Tagen geschrieben, dass man telefoniert habe und es nicht so schlecht aussehe. Er werde erneut mit O’Sullivan sprechen, bevor die Meldefrist abläuft. Ich für meinen Teil würde mich freuen.

Ronnie O’Sullivan sagt die Saison ab

7 Nov

Da kommt man ohne böse Hintergedanken von einem schönen Abend in der Kneipe nach Hause, wirft noch einen flüchtigen Blick in den medialen Blätterwald und wagt es nicht, seinen Augen zu trauen. Ronnie O’Sullivan hat die komplette Saison 2012/13 aus persönlichen Gründen abgesagt – was auch immer das im Genauen heißt.

In jedem Falle wird O’Sullivan die UK Championship, das German Masters – bei dem ich live vor Ort sein werde – sowie die WM nicht spielen. Damit kann er seine in der letzten Saison gewonnenen Titel nicht verteidigen. Es wird gerade sehr viel darüber spekuliert, worin diese persönlichen Gründe genau bestehen. Auch ich kann darüber nur mutmaßen.

Den Spielervertrag hatte er unterschrieben, auch wenn dieser in seinen Augen nicht unbedingt die Erfüllung seines Lebens widerspiegelt. Dennoch wollte O’Sullivan, der nach dem Gewinn des WM-Titels eine Auszeit angekündigt hatte, an den von ihm so geliebten Tisch zurückkehren. An der Motivation scheint es daher nicht zu hapern.

O’Sullivan scheint an privaten Problemen zu leiden. Möglich wäre es auch, dass es noch das Pfeiffersche Drüsenfieber ist, unter dem er in der letzten Saison litt. Auch die Familie könnte eine Rolle spielen. Denn Ronnie O’Sullivan hatte auch erklärt, zu wenig Zeit für seine Kinder zu haben. Bedenkt man nun, dass viele Turniere mittlerweile in China ausgetragen werden …..

Barry Hearn hat in jedem Falle erklärt: ”Ich habe mit Ronnie gesprochen und er hat entschieden, die Saison abzusagen. Es gibt persönliche Gründe, die es für ihn auszuräumen gibt. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.“ Was auch immer die Gründe seien mögen, die Absage trifft jeden Snooker Fan hart.

Sicher gibt es die Fans, die ihn für überflüssig halten, auf der anderen Seite gibt es die Hardcore-Fans von The Rocket. Ich für meinen Teil sehe O’Sullivan einfach unheimlich gerne spielen und bedauere diese Entscheidung natürlich. Er ist und bleibt eines der Zugpferde des Snooker und ich hatte mich sehr darauf gefreut, ihn erneut live in Berlin zu sehen.

Preisgeld-Rangliste kommt nach der WM 2014

30 Aug

Barry Hearn hatte es bereits angedeutet, nun ist es offiziell. Die Snooker-Weltrangliste wird sich ab der Spielzeit 2014/15 ändern. Die aktuelle Punkte-Rangliste wird einer auf Preisgeld basierenden Rangliste weichen, wie World Snooker heute bekannt gab. Grundlage sind alle Events (Ranking Events sowie die PTC-Turniere), die auch in der aktuellen Rangliste einfließen. Als Zeitrahmen gelten die letzten zwei Jahre. Ein aktuelles Update soll nach jedem Turnier stattfinden, bis die Preisgeld-Liste nach der Snooker-Weltmeisterschaft 2014 schließlich komplett eingeführt wird und als einzige Grundlage dient. Momentan stünde John Higgins auf Platz eins (491.908 Pfund), gefolgt von Ronnie O’Sullivan (442.930 Pfund) und Judd Trump (417.441 Pfund). Higgins hätte so sechs Plätze gewonnen, O’Sullivan sogar 14.