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Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

Neil Robertson gewinnt die China Open

31 Mär

Es wäre auch zu einfach gewesen, hätte Mark Selby die China Open gewonnen. Durch den 10:6-Erfolg von Neil Robertson gibt es nun zehn Gewinner bei zehn Ranking Events. Denn Robertson hatte nach seiner beeindruckenden Serie von Finalsiegen zuletzt kein glückliches Händchen gehabt, als es um die Trophäe ging.

In dieser Saison scheint der Australier den Dreh wieder gefunden zu haben. Ein PTC-Event sowie das Masters gingen in seine Sammlung über, davor hatte Robertson im September 2010 die World Open für sich entschieden. Nun ist der letzte Formcheck vor dem Beginn der Weltmeisterschaft im Crucible zu Sheffield absolviert und wirklich schlauer sind wir nicht geworden.

Einige der Sorgenkinder haben es durch die ersten Runden geschafft, andere Spieler wie Judd Trump mussten früh die Segel streichen. Aber meine Einschätzung zur WM kommt in ein paar Tagen. Hier soll es um die China Open gehen und Neil Robertson ist ein wirklich verdienter Sieger. Sein 5:1 gegen Mark allen hat mich beeindruckt, auch das 6:5 gegen Stephen Maguire war stark.

”Erster Turniersieg in China – Wow. Das Rennen um die Nummer eins ist eröffnet“, twitterte Robertson nach seinem Sieg. Und wie unser Freund Rolf Kalb immer zu sagen pflegt, man kann ein Match nicht in der ersten Session gewinnen, allerdings kann man es dort verlieren. Auch wenn Mark Selby vielleicht der größte Comeback-König im Snooker ist.

Neil

Sechs Frames hatte Robertson in Session eins in Folge gewonnen und es war einmal mehr alles dabei, was wir an diesem Sport so faszinierend finden. Hohe Breaks, taktische Duelle, starke Safetys und ein störendes Publikum. Ansonsten profitiere ich ja von meinem Job, diesmal kamen mir die frühen Zeiten nicht entgegen – zumindest wenn Kollegen darauf bestehen, die Flandern Rundfahrt schauen zu wollen. Das muss man sich mal vorstellen.

In der zweiten Session deutete Selby dann auch an, dass man ihn niemals abschreiben darf. Nicht umsonst ist er die Nummer eins der Welt und hat in dieser Saison vier Titel geholt. Allerdings haftet ihm ja der Makel an, in den entscheidenden Momenten oft nicht sein ganzes Leistungsvermögen abrufen zu können. So hat er immerhin sechs seiner neun Ranking Finals verloren.

Bitter war dabei ja auch sein verpasstes Maximum, aber das ist eine andere Geschichte. In dieser Saison hat er gezeigt, wozu er fähig ist und schaffte in Session zwei den Anschluss zum 4:6, spielte dabei Breaks von 81, 125 und 66. Am Ende war die Hypothek aber zu groß, um die Wende noch schaffen zu können. Dennoch war er sehr zufrieden, plagte sich zudem mit einer Krankheit rum.

”Ich bin hier angetreten, mit einigen schlechten Resultaten im Gepäck. So wusste ich nicht, was ich erwarten kann. Zeitweise war ich mit meiner Leistung zufrieden, aber heute habe ich eine ganz schwache erste Session gespielt und Neil hat meine Fehler bestraft. Aber ich bin sehr stolz, wie ich danach zurückgekommen bin“, meinte Selby nach dem Match.

”Die letzten beiden Tage habe ich mich nicht wohl gefühlt und auch nicht viel gegessen. Ich konnte lediglich Bananen essen und Wasser trinken. Aber ich will das nicht als Ausrede benutzen, weil Neil wesentlich besser gespielt und den Sieg auch verdient hat. Aber ich nehme viele positive Dinge mit zur Weltmeisterschaft.

Shaun Murphy verliert sein Queue

31 Mär

Überraschend hatte Shaun Murphy bei den China Open sein Match gegen Lu Nung mit 2:5 verloren und befand sich relativ schnell auf der Heimreise. In England angekommen musste er jedoch feststellen, dass sein Queue den Weg nicht mitgekommen war. Via Twitter erklärte der Magician, dass er bis heute keine Ahnung habe, wo sein Queue abgeblieben sei. Murphy nahm es bisher allerdings mit Humor und twitterte weiter: „Meine Mutter bringt mich zum Lachen. Ich habe ihr erklärt, dass mein Queue verloren gegangen ist. Und sie meinte: ‚Ist doch nicht schlimm, es ist doch nur Holz‘.“

Judd Trump Favorit bei den China Open

25 Mär

Die Snooker Profis haben sich einmal mehr auf den Weg nach China gemacht – bereits zum dritten Mal in dieser Saison. Die China Open stehen an und sind gleichzeitig die letzte Chance, die aktuelle Form zu überprüfen, bevor es im April um den Titel des Weltmeisters geht. Das Turnier in Beijing ist gleichzeitig das älteste Turnier in Asien.

Bereits seit 1999 wird hier um Ranglistenpunkte gespielt, dabei gab es eine Unterbrechung von drei Jahren. Zwischen 2002 und 2005 gab es keinen Sponsor und damit auch kein Turnier. John Higgins gewann die Premiere, dabei setzte sich der Schotte im Finale mit 9:3 gegen seinen Landsmann Billy Snaddon durch.

Judd Trump

Im letzten Jahr machte Judd Trump auf sich aufmerksam, als er im Endspurt auf einmal sein Talent auch umsetzen konnte. Schon zu Beginn des Jahres 2011 erzielte er erste Erfolge, sein erstes Ranglistenfinale erreichte er aber bei den China Open. Im Finale schlug er Mark Selby mit 10:8, danach stand er plötzlich sogar im Finale der WM im Crucible.

Aus dem großen Talent ist mittlerweile ein hervorragender Spieler geworden, den es bis auf Platz drei der Weltrangliste geführt hat. Inzwischen verfügt er nicht nur über ein grandioses Lochspiel, auch seine Safe-Qualitäten sind enorm.

In diesem Jahr ist The Ace auf einmal der Favorit auf den Titel. Das ist schon ein wenig beeindruckend, denn im Normalfall ist Ronnie O’Sullivan bei den Buchmachern die Nummer eins – egal, in welcher Form der Engländer sich befindet. Ob The Rocket nach seiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber überhaupt antreten wird, steht noch in den Sternen. Allerdings scheint O’Sullivan bereits angereist zu sein. Ob er wirklich spielen kann, wird sich wohl kurzfristig entscheiden.

Sein Gegner in der ersten Runde ist Marcus Campbell und der dürfte sich freuen, ein Freilos zu bekommen. Ebenfalls kampflos weiter ist meiner Meinung nach der Spaceman Dominic Dale. Denn Ali Carter hat meines Wissens wegen seiner Krankheit – der Captain leidet an Morbus Crohn – abgesagt. Offiziell ist dies aber nicht bestätigt.

Wie dem auch sei, die Veranstalter haben beim Draw durchaus gut aufgepasst, denn schon am ersten Tag gibt es nicht nur die eher langweiligen Qualifikationsspiele zu sehen. Denn Neil Robertson muss direkt gegen Jamie Cope ran und Martin Gould trifft auf Stephen Hendry. Zudem ist Jimmy White in Aktion und gewinnt er sein Match gegen Omar Alkojah, kommt es danach zum Aufeinandertreffen zwischen ihm und Judd Trump.

Hier findet Ihr den Draw zu den China Open