Archiv | Februar, 2013

Ronnie O’Sullivan spielt die Snooker-WM

26 Feb

Wie diverse Medien berichten, hat Ronnie O’Sullivan erklärt, seinen Titel bei der Snooker-WM 2013 verteidigen zu wollen. Wie zu lesen war, fühle er sich „ein wenig gelangweilt“. Auf der anderen Seite sei er ob der langen Pause „gut erholt“. Wie der amtierende Weltmeister weiter erklärte, habe er in den letzten Monaten ein wenig trainiert und freue sich auf die Herausforderung. Wie schon oft zu hören war, „liebe er das Spiel“.

Ronnie O'Sullivan

Ronnie O’Sullivan

Für die Fans sicher eine schöne Sache. Es ist davon auszugehen, dass die Karten für die erste Session im Crucible Theatre reißenden Absatz finden werden. „Es wird sicher hart, ohne Matchpraxis antreten zu müssen – keine leichte Aufgabe“, meinte O’Sullivan bei der Pressekonferenz. „Ich bin es ja gewohnt, abgeschrieben zu werden. Aber ich weiß, was ich kann.“

In den letzten Wochen und Monaten hatte er laut der Sun auf einer Farm gearbeitet. O’Sullivan meinte dazu, er brauche einen Grund, um morgens aus dem Bett zu kommen. Nun hat er immerhin noch ein wenig Zeit, sich intensiv vorzubereiten und genügend Gründe, um sein Schlafzimmer zu verlassen.

Zudem war via Twitter zu lesen, dass viele Spieler – wie Mark King – sich auf die Rückkehr freuen. Und ehrlich: Es wäre doch schade gewesen, den Titelverteidiger nicht im Feld zu haben. Das gab es zuletzt 1947. Ob O’Sullivan in der Lage dazu ist, ansatzweise zu seinem Spiel zu finden, ist fraglich. Ein PTC-Event hat er gespielt, dabei direkt in Runde eins verloren. Aber wer, wenn nicht Ronnie O’Sullivan, wäre zu einem Coup befähigt?

Interessant ist allerdings, dass Ronnie O’Sullivan nur noch die Nummer 20 der Weltrangliste ist – aber als Titelverteidiger sich nicht zu qualifizieren braucht. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Nummer 16 der Welt nun in die Qualifikation muss. „Ich wette, die Nummer 16 ist nun nicht sonderlich glücklich“, schrieb Andrew Pagett auf Twitter. Dazu habe ich aber ansonsten noch keine gesicherten Informationen – dieser Schritt wäre allerdings logisch.

Ricky Walden: Der geliehene Erfolg

25 Feb

Ricky Walden ist insgeheim vielleicht ein Fan von China. Eine gewagte Theorie, doch immerhin hat er schon das Wuxi Classic in dieser Saison gewonnen. Damals bezwang er Stuart Bingham im Finale mit 10:4 – seinen ersten Titel holte er übrigens beim Shanghai Masters im Jahr 2008. Nun befinden wir uns gerade an Tag eins der Haikou World Open.

In Runde eins traf Walden nun auf Peter Ebdon und es mag nicht überraschen, es war ein eher langsames und träges Match. Ricky Walden gewann mit 5:2, der Sieg alleine ist aber nicht so ganz die Nachricht wert. Es war allerdings ein besonderer Sieg und jeder, der mal im Urlaub war und sein Koffer nicht mitkam, wird dies verstehen.

”Ich kam hier an und hatte nichts“, so Walden bei den Kollegen von World Snooker. ”Keine Klamotten und kein Queue.“ Guter Rat war teuer und Walden ging in Basar-Manier auf die Suche. ”Ich habe mir dann von Stephen Maguire ein Queue und die Weste geliehen“, berichtete der Top 16-Spieler. Damit nicht genug, denn ohne Fliege wäre die Reise direkt beendet gewesen.

”Die Socken und eine Fliege habe ich mir dann von anderen Spielern geliehen“, heißt es weiter. ”Von daher bin ich sehr glücklich, das Match gewonnen und die nächste Runde erreicht zu haben. Das Queue kam dann beim Stand von 4:2 – Stephen kann seines also wiederhaben.“ Maguire hatte ja die Welsh Open gewonnen und dessen Spielgerät scheint seinen Teil beigetragen zu haben.

Denn Walden spielte immerhin eine 125, um mit 4:2 in Führung zu gehen, ließ dann im siebten Frame eine 84 zum Sieg folgen. ”Peter ist allerdings immer ein harter Gegner und es ist auch nicht leicht, mit den Bedingungen hier in China. Heute war es aber gut“, schloss Walden. Man darf gespannt sein, wie es mit seinem eigenen Queue läuft.

Stephen Maguire – Der König von Wales

18 Feb

Habe ich Stephen Maguire schon einmal mit einem Lächeln im Gesicht gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Fast fünf Jahre musste der Merlin of Milton warten, um endlich wieder eine Trophäe bei einem Ranking Event im Snooker in die Luft stemmen zu dürfen. Nun hat er die Welsh Open gewonnen, Stuart Bingham im Finale mit 9:8 besiegt.

Und sind wir ehrlich, es war ein großartiges Finale. Einmal mehr gab es alles zu sehen, was den Snooker-Sport so faszinierend macht. Zwei sehr sympathische Spieler und beiden hätte ich natürlich den Sieg gegönnt. Aber Maguire hat so lange warten müssen und es fast – wie so oft – wieder aus der Hand gegeben.

In Frame zwölf wollte ich schon über die mentale Schwäche schreiben, die Stephen Maguire in den letzten Jahren immer wieder begleitet hat. Seine Emotionen machen ihm oft einen Strich durch die Rechnung, er ist zu ungeduldig. Im Snooker eine gefährliche Eigenschaft. Denn vom Talent her steht er nicht weit hinter Ronnie O’Sullivan – zumindest meiner Meinung nach.

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Aber er ist kein Front-Runner. Da fehlt es ihm an Killerinstinkt. Im Endeffekt darf sich Maguire bei Stuart Bingham bedanken, der einen sicheren Sieg noch aus den Händen gab. In Frame zwölf nach dem Snooker auf Blau ließ er zurücklegen – eine falsche Entscheidung, da Blau meiner Meinung nach lochbar liegen blieb. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Und im Decider die Entscheidung, eine Kombination zu versuchen …. Im Nachhinein ist man immer schlauer und es ist auch aller Ehren wert, diese überhaupt anzugehen. Nur Sicherheit will auch kein Snooker-Fan sehen. Maguire bedankte sich und erneut war es ein Break von über 70, das die Entscheidung brachte. Wie schon gesagt, ein unglaubliches Niveau an diesem Tag.

Da darf man Stephen Maguire auch den emotionalen Ausbruch durchgehen lassen, als er mit der Faust mehrfach auf den Tisch schlug, nachdem der Frame gewonnen war. Irgendwo müssen die Emotionen ja hin, wobei es für Bingham natürlich bitter war. Aber nach dem Match zeigte er sich als fairer Verlierer – er gehört ohnehin zu dem Sympathen auf der Tour.

Es war ohnehin ein sehr interessantes Turnier. Ich erinnere nur an die Siege von Pankaj Advani gegen Shaun Murphy und Graeme Dott. Ob wir in Zukunft noch mehr vom Inder sehen werden? Im Billard ist er ein Weltmeister, konzentriert sich nun mehr auf Snooker. Die Anlagen hat er und ich bin gespannt, was da noch kommt. Auch der Siegeszug von Alan McManus war ein Highlight für Snooker-Romantiker.

Im Gegensatz dazu stand John Higgins, der völlig außer Form ist. Schon beim German Masters scheiterte er in Runde eins, nun erneut eine Niederlage zum Auftakt. Für seine Ansprüche viel zu wenig. Auch da frage ich mich, ob er es bis zur Snooker-WM schafft, an den Schrauben zu drehen und zu seiner Form zu finden. In diesem Jahr wird der Favoritenkreis groß wie noch nie.

German Masters in Berlin – Das Fazit

4 Feb

Guten Tag Hamburg, hallo lieber Blog!

Es waren interessante Tage in Berlin und eine abenteuerliche Abreise. Plötzliches Schneegestöber, ein Bus, der doch nicht fuhr, die Bahn mit Verspätung, dann ein Polizeieinsatz, Streckensperrung und nette Gespräche, über in der S-Bahn vergessene Handys. Das alles mit Zeitdruck im Hinterkopf, da ich mir noch den Super Bowl ansehen wollte.

Dieses Einzelschicksal soll Euch aber nicht weiter interessieren und ich wollte im Prinzip auch eher über Snooker schreiben. Und damit geht es jetzt los – zumindest im weitesten Sinne. Vorausschauend, wie man im Alter nunmal wird, habe ich mir eine nette Pension besorgt, die nur fünf Minuten vom Tempodrom entfernt lag und meinen finanziellen Spielraum nicht überstrapazierte.

Gemütlich konnte ich also an den Tagen von Donnerstag bis Sonntag in den Pausen in mein Zimmer und ein wenig an dem Blog schreiben oder einfach nur entspannen. Denn die Sitze im Tempodrom sind schon sehr hart und unbequem, zudem dauert ein kompletter tag schon sehr lange und man schafft es manchmal nicht, überhaupt was zu essen. Als Fazit kann ich aber sagen, dass es sich gelohnt hat, auch in diesem Jahr zum Snooker German Masters zu reisen.

Ali Carter und Rolf Kalb nach dem Finale

Ali Carter und Rolf Kalb nach dem Finale

Vielleicht gewinne ich auch endlich mal einen coolen Preis bei der Tombola. dieses Mal hat es für einen Ronnie O’Sullivan-Pin gereicht. Lieber hätte ich das Queue gewonnen oder die Karten fürs Finale in Sheffield. Wobei ich mich da vielleicht auch akkreditieren kann. Nur finde ich die Preise für Getränke im Tempodrom ein wenig überhöht – das gilt auch für das Essen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nächstes Jahr werde ich dennoch einen Tag früher anreisen, denn der Mittwoch hat es ja bereits in sich. Drei Sessions mit jeweils fünf Tischen sind schon eine Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Zumal in diesem Jahr John Higgins dort bereits die Segel streichen musste und ich ihn so nicht spielen sehen konnte. Zum Wunschkonzert komme ich später nochmal.

Natürlich ist es eine Geldfrage, doch als Journalist muss ich zumindest für den Eintritt nicht aufkommen und das macht es gleich doppelt attraktiv. Apropos Wunschkonzert: So kam es letztlich ja auch zu einem Finale, mit dem man so nicht gerechnet hatte. Marcu Fu ist hier an erster Stelle zu nennen, Ali Carter war jetzt kein Sensationsfinalist. Nun gibt es die Stimmen, die sagen, Fu habe eine einfache Auslosung gehabt.

Matthew Stevens ist allerdings kein Spieler, den man schlagen muss – der steht immerhin in den Top-16, auch wenn er nicht mehr sonderlich konstant agiert. Und über Barry Hawkins hatte ich bereits geschrieben. Der hat hier in Berlin tolles Snooker geboten und war zumindest für mich klarer Favorit in dem Halbfinale. Dass Fu es geschafft hat, ist aller Ehren wert und das Finale dann gegen Carter zu verlieren, keine Schande.

Bitter war nur das ”Wie“. Mit 5:3 nach der ersten Session geführt und dann so einen Einbruch erlitten. In den ersten drei Frames nach der Pause hat er keinen einzigen Ball gelocht. Es war teilweise schon fast lustig, wie er es immer wieder versucht hat, aber die Bälle nicht fallen wollten. Also lustig in Form von Slapstick – aber es gibt eben diese Tage.

Langsam sollte ich aber auch mal einen Glückwunsch an Ali Carter aussprechen, der gerade nach der Pause zwei Centurys in Folge spielte und seinem Gegner den Schneid abkaufte. Der Captain ist ein verdienter und sehr sympathischer Sieger. Ich mag seine emotionalen Ausbrüche während eines Spiels. Entweder flachst er mit dem Publikum oder geißelt sich selbst.

Tja, das Tempodrom …. Es wurde schon viel drüber geschrieben, gerade per Twitter. Leider konnte ich da nicht ganz mithalten, da der Empfang in der Halle – zumindest bei mir – kaum gegeben war. Insgesamt ist es schon imposant, was dort abgeht. Ich versuche gleich mal ein Video einzubauen, das ich beim Einlauf im Finale gemacht habe. Mein Rechner arbeitet mit der ihm verliehenden Eile und Ausstattung, um es möglich zu machen.

Der Arbeitsplatz von Rolf Kalb

Der Arbeitsplatz von Rolf Kalb

Die Stimmung ist atemberaubend. Das haben viele Spieler bestätigt und ich halte dieses Turnier für ein absolutes Highlight im Kalender. Einzig die Disziplin des Publikums stieß mir oft negativ auf. Zudem sollen die Tische ja nicht immer optimal gewesen sein. Neil Robertson hat da scheinbar auch seine Probleme mit gehabt, kam nach dem verlorenen Halbfinale auch nicht zur Autogramm-Stunde, da er angeblich dezent angepisst war.

Auch beim Match zwischen Mark King und Matt Stevens waren die Spieler teilweise irritiert ob der komischen Laufbahn des Spielballs und testeten nach einem Frame fleißig und schienen ebenfalls nicht zufrieden. Das kann ich natürlich nicht wirklich genau beurteilen, ich durfte am Tisch nicht spielen. Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass viele Zuschauer wegen des Events da waren und überhaupt nicht wussten, wie man sich passend verhält.

Applaus an abstrusen Stellen, nach jedem Frame rannten tausende Snooker-Event-Begleiter raus, weit nach Beginn des nächsten Frames wieder in die Halle und zudem klingelten Handys, wurde Blitzlicht benutzt und sich in der Stoßbahn des Snooker-Spielers permanent bewegt. Ob alle fünf Sekunden gehustet werden muss, sei dahingestellt. Aber während der Stoßvorbereitungen sollte man sich zurückhalten können.

Das ist zumindest meine Meinung, auch wenn bei über 2000 Leuten das alles natürlich relativ ist. Dennoch denke ich, dass dies verbesserungswürdig ist. Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Sehe ich das zu eng? Ich fand es einfach grenzwertig in vielen Situationen und vielleicht schaffe ich es noch, ein Statement von ein paar Spielern einzuholen. Da bin ich auf Eure Meinung gespannt.

Dennoch, ich habe es genossen, auch wenn ich es persönlich schade fand, dass der eine oder andere Spieler früh ausgeschieden ist. Da komme ich zum nächsten Punkt: Die Besetzung des Finals. Folgt ihr @RolfKalb bei Twitter? Das ist zwar ein Parodie-Account (eine Hommage an unseren geschätzen und geliebten Rolf Kalb), aber ein sehr guter und mit Liebe gemachter – auch dementsprechend gekennzeichnet. Und jener Rolf Kalb schrieb folgendes:

Es ging darum, dass es im Eurosport-Forum hieß, es sei kein Top-Spieler im Finale und darüber wurde ausgiebig diskutiert. Gut, Ronnie O’Sullivan kann nicht immer im Finale stehen, auch Judd Trump oder was weiß ich wer haben kein Abo darauf, nur weil sie vielleicht beliebter sind, als Marco Fu. Auch der echte Rolf Kalb sah sich genötigt, deutliche Worte an seine User zu verlieren – und das soll schon was heißen.

Da kann man nun perfekt die Brücke schlagen zum Publikum. Geht es um Spieler oder um Snooker? Es war auch nicht mein Traumfinale. Das hätte Stevens gegen Murphy gelautet. Aber der Sport steht im Vordergrund und das Finale war bis zum 6:6 packend, zeitweise hochklassig. Wer nur Spieler sehen will, der soll zu einer Exhibition gehen. Auch ich habe meine Lieblingsspieler, aber da bin ich doch über den Sport hingekommen. Da eine Kritik zu äußern halte ich für sehr fragwürdig.

Falls hier jemand im Eurosport-Forum aktiv ist, würde ich dazu gerne mal eine Meinung hören. Aber um mich zu wiederholen, ich fand es eine sehr gelungene Veranstaltung und die ist eben kein Wunschkonzert. Es geht um Snooker und das sollte auch im Mittelpunkt stehen. Das solls damit auch gewesen sein. Ich werde mich nun von den anstrengenden Tagen erholen und freue mich auf das nächste Turnier.

German Masters in Berlin – Tag II

2 Feb

Die Viertelfinals beim German Masters in Berlin sind absolviert und der Snooker-Gott meinte es nicht gut mit den Favoriten. Shaun Murphy unterlag Neil Robertson mit 4:5 und Mark Selby kassierte erstmals seit etwa 18 Matches eine Niederlage. Gegen Barry Hawkins ging er gar mit 1:5 unter und ich glaube, wir müssen mal ernsthaft über Hawkins sprechen.

Zudem musste mein persönlicher Lieblingsspieler Matthew Stevens eine völlig verdiente 3:5-Niederlage gegen Marco Fu einstecken. Zudem unterlag Hitman Holt dem Captain Ali Carter. Aber zurück zu Hawkins. Selby schlägt man nicht im Vorbeigehen. Auch wenn der Jester from Leicester vielleicht nicht seinen besten Tag hatte, Hawkins hat mich nachhaltig beeindruckt.

Die Situation erinnert mich ein wenig an die Saison, in der Stuart Bingham auf einmal in der Form seines Lebens spielte und in die Top 16 vordrang, dazu im Jahr drauf die ….. Australian Open gewann – wenn ich mich nicht irre. Die gewann auch Hawkings 2012, eine ganz interessante Parallele. Und es würde mich überraschen, wenn er gegen Fu nicht das Finale erreichen würde.

Matthew Stevens, hitman Holt und Barry Hawkins

Matthew Stevens, hitman Holt und Barry Hawkins

Schon sein Sieg gegen Mark Allen war beeindruckend. Absolut sicheres Lochspiel, gutes Breakbuilding und ein gesundes Selbstvertrauen. Ich gehe fest davon aus, dass wir im Verlaufe der restlichen Saison noch einige Spiele von ihm erleben werden. Vielleicht ist er nicht unbedingt der Titelkandidat Nummer eins für die WM. Aber achtet mal auf ihn.

Packend war natürlich auch das Spiel zwischen Murphy und Robertson. Es waren am Ende Kleinigkeiten, die den Ausschlag zugunsten des Australiers gegeben haben. Aber dessen Long Pots sind wirklich eine Augenweide. Schade für Murphy, der Publikumsliebling hier in Berlin ist. Insgesamt ist es ohnehin eine sehr lockere Atmosphäre.

Mich wundert es schon ein wenig, wie viel zwischen und während der Frames gescherzt wird. Smalltalk zwischen den Kontrahenten bekommt man im TV vielleicht nicht so oft zu sehen. Aber ich denke auch, es liegt an der offenen Halle mit den fünf Tischen – das scheint aufzulockern. Und die Snooker-Spieler kennen sich ja natürlich.

Schon beim Warmspielen hinter den Kulissen kommt man sich vor, wie bei einem Kaffeeklatsch. Heute hatte ich übrigens kurz Gelegenheit, mich ein wenig mit Rolf Kalb zu unterhalten. Interessanterweise mag er seinen Twitteracount nicht so recht und würde den gerne abschalten lassen. Da muss ich ihm morgen mal ins Gewissen reden.

Interessant sind auch die deutschen Schiedsrichter. Während Jan Verhaas heute mehrfach das Publikum ermahnte und zur Ruhe rief – ich schrieb schon gestern darüber -, schienen sich Stevens und Fu einen Spaß aus der Situation zu machen. Während der deutsche Referee nach den Frames immer seine Zeit brauchte, holten die Spieler die Bälle aus den Taschen und fingen an, sie wieder ordnungsgemäß an ihre Stellen zu bauen. Das hatte ich so auch noch nie gesehen.

Nun sind leider alle meine Favoriten raus, was für mich persönlich auf der einen Seite sehr schade ist. Stevens, John Higgins und Murphy sind nicht mehr dabei und auch Selby schaue ich mit mittlerweile sehr gerne an. Nun sind es eben Robertson, Fu, Carter und Hawkins. Da passt es ganz gut, dass ich die Abendsession morgen verpasse – ich bin auf einem Festival.

So kann ich immerhin mit ansatzweise ruhigem Gewissen der Musik frönen und am Sonntag in Ruhe die Finalsessions genießen. Allerdings geht der letzte Zug gen Heimat um 22:55 Uhr. Vielleicht machen mir die Spieler eine Freude und spielen schnell. Ansonsten muss Plan B her. Aber nicht der von Paul Hunter, wenn ihr wisst, was ich meine.

German Masters in Berlin Tag 1 – Teil II

1 Feb

Der erste Tag ist abgehakt und ich habe direkt viel erlebt. In erster Linie spannende Spiele, die sich hie und da ziemlich lange hingezogen haben und mich gleich hungrig ins Bett gehen lassen. Denn zunächst machten es Anthony Hamilton und Judd Trump ziemlich spannend und überzogen gnadenlos. Trump hat dabei teilweise überhaupt keinen Ball getroffen, was teilweise grotesk wirkte.

Im Endeffekt steht der Sheriff of Pottingham verdient in der nächsten Runde, machte mir nur den Plan zunichte, vor der Session am Abend etwas zu essen. Denn Matthew Stevens gegen Mark King wollte ich unbedingt sehen und auch das Spiel hatte es in sich. Zwischendurch ist Mark Allen ausgeschieden und auch Ken Doherty hat es erwischt – im Gegensatz zu Neil Robertson.

Stevens gegen King (5:4) ging über die volle Distanz und das Spiel hatte, abgesehen vom teilweise schwachen Niveau, wirklich alles zu bieten, was Snooker ausmacht. Lange Safeduelle, erbitterte Kämpfe, Flukes und auch schöne Breaks. Zunächst war die Stimmung bombig, beide Spieler trafen nicht viel, ließen sich dadurch den Spaß aber nicht verderben.

Judd Trump

Judd Trump

King ist auch ein lustiger Vogel und macht ganz gerne mal einen Spaß. Das änderte sich, als er im Break stehend – im siebten Frame beim Stand von 3:3 – Schwarz nicht traf, sondern unter den Ball kam, der daraufhin in die Luft flog. Vom Schiedsrichter bekam er ein Foul und Stevens die sieben Punkte. Dadurch brauchte King Snooker.

Es ist nicht ganz klar, wofür er das Foul bekam, denn der Spielball hatte Schwarz getroffen. Daraufhin entbrannte eine lautstarke Diskussion. Ohne Zeitlupe kann ich nicht genau sagen, ob das Foul berechtigt war. Es wurde recht hitzig und bringt mich zu dem nächsten Punkt, der mit dieser Situation eine Symbiose der Grauens herstellte.

Denn es wird, gerade in China, immer über das Publikum gemeckert. Aber war heute im Tempodrom zu Berlin los war, überschritt die Grenze der Peinlichkeit. Gut, es gibt an den ersten beiden Tagen fünf Tische und dementsprechend ist das Publikum auch in Bewegung. Aber am Abend nahm dies doch überhand.

Telefone klingelten und ständig rannte ein Zuschauer dem Spieler durch die Stoßbahn. Ich konnte am Ende nicht mehr mitzählen, wie oft Stevens oder King den Stoß unterbrechen mussten oder der Schiedsrichter mahnende Worte in die Masse raunte. Ich meine, wir befanden uns dann in einem Decider, es ging um den Einzug ins Viertelfinale.

Kein Wunder, dass die Spieler mehr oder weniger ohne sich für die Unterstützung zu bedanken, die es auch gab, die Halle verließen. Vielleicht ist nicht jeder Besucher mit der Etikette vertraut, aber Rolf Kalb erwähnt es oft genug, auch wenn er die Halle auf die Spiele vorbereitet. Ich kann einfach nicht verstehen, wie respektlos manche Menschen sind.

Ich hoffe wirklich, dass es morgen besser wird. Denn das German Masters erfreut sich bislang im Snooker großer Beliebtheit. Shaun Murphy hat es heute noch getwittert und meinte, diese Veranstaltung sei sein Lieblingsturnier. Nun denn, ich freue mich natürlich trotzdem auf den morgigen Tag.

Bis dahin also

KURT MAFLIN 3 – 5 MICHAEL HOLT

NEIL ROBERTSON 5 – 1 ANDREW HIGGINSON

MATTHEW STEVENS 5 – 4 MARK KING

MARK ALLEN 1 – 5 BARRY HAWKINS