Guten Tag Hamburg, hallo lieber Blog!
Es waren interessante Tage in Berlin und eine abenteuerliche Abreise. Plötzliches Schneegestöber, ein Bus, der doch nicht fuhr, die Bahn mit Verspätung, dann ein Polizeieinsatz, Streckensperrung und nette Gespräche, über in der S-Bahn vergessene Handys. Das alles mit Zeitdruck im Hinterkopf, da ich mir noch den Super Bowl ansehen wollte.
Dieses Einzelschicksal soll Euch aber nicht weiter interessieren und ich wollte im Prinzip auch eher über Snooker schreiben. Und damit geht es jetzt los – zumindest im weitesten Sinne. Vorausschauend, wie man im Alter nunmal wird, habe ich mir eine nette Pension besorgt, die nur fünf Minuten vom Tempodrom entfernt lag und meinen finanziellen Spielraum nicht überstrapazierte.
Gemütlich konnte ich also an den Tagen von Donnerstag bis Sonntag in den Pausen in mein Zimmer und ein wenig an dem Blog schreiben oder einfach nur entspannen. Denn die Sitze im Tempodrom sind schon sehr hart und unbequem, zudem dauert ein kompletter tag schon sehr lange und man schafft es manchmal nicht, überhaupt was zu essen. Als Fazit kann ich aber sagen, dass es sich gelohnt hat, auch in diesem Jahr zum Snooker German Masters zu reisen.
Ali Carter und Rolf Kalb nach dem Finale
Vielleicht gewinne ich auch endlich mal einen coolen Preis bei der Tombola. dieses Mal hat es für einen Ronnie O’Sullivan-Pin gereicht. Lieber hätte ich das Queue gewonnen oder die Karten fürs Finale in Sheffield. Wobei ich mich da vielleicht auch akkreditieren kann. Nur finde ich die Preise für Getränke im Tempodrom ein wenig überhöht – das gilt auch für das Essen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nächstes Jahr werde ich dennoch einen Tag früher anreisen, denn der Mittwoch hat es ja bereits in sich. Drei Sessions mit jeweils fünf Tischen sind schon eine Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Zumal in diesem Jahr John Higgins dort bereits die Segel streichen musste und ich ihn so nicht spielen sehen konnte. Zum Wunschkonzert komme ich später nochmal.
Natürlich ist es eine Geldfrage, doch als Journalist muss ich zumindest für den Eintritt nicht aufkommen und das macht es gleich doppelt attraktiv. Apropos Wunschkonzert: So kam es letztlich ja auch zu einem Finale, mit dem man so nicht gerechnet hatte. Marcu Fu ist hier an erster Stelle zu nennen, Ali Carter war jetzt kein Sensationsfinalist. Nun gibt es die Stimmen, die sagen, Fu habe eine einfache Auslosung gehabt.
Matthew Stevens ist allerdings kein Spieler, den man schlagen muss – der steht immerhin in den Top-16, auch wenn er nicht mehr sonderlich konstant agiert. Und über Barry Hawkins hatte ich bereits geschrieben. Der hat hier in Berlin tolles Snooker geboten und war zumindest für mich klarer Favorit in dem Halbfinale. Dass Fu es geschafft hat, ist aller Ehren wert und das Finale dann gegen Carter zu verlieren, keine Schande.
Bitter war nur das ”Wie“. Mit 5:3 nach der ersten Session geführt und dann so einen Einbruch erlitten. In den ersten drei Frames nach der Pause hat er keinen einzigen Ball gelocht. Es war teilweise schon fast lustig, wie er es immer wieder versucht hat, aber die Bälle nicht fallen wollten. Also lustig in Form von Slapstick – aber es gibt eben diese Tage.
Langsam sollte ich aber auch mal einen Glückwunsch an Ali Carter aussprechen, der gerade nach der Pause zwei Centurys in Folge spielte und seinem Gegner den Schneid abkaufte. Der Captain ist ein verdienter und sehr sympathischer Sieger. Ich mag seine emotionalen Ausbrüche während eines Spiels. Entweder flachst er mit dem Publikum oder geißelt sich selbst.
Tja, das Tempodrom …. Es wurde schon viel drüber geschrieben, gerade per Twitter. Leider konnte ich da nicht ganz mithalten, da der Empfang in der Halle – zumindest bei mir – kaum gegeben war. Insgesamt ist es schon imposant, was dort abgeht. Ich versuche gleich mal ein Video einzubauen, das ich beim Einlauf im Finale gemacht habe. Mein Rechner arbeitet mit der ihm verliehenden Eile und Ausstattung, um es möglich zu machen.
Der Arbeitsplatz von Rolf Kalb
Die Stimmung ist atemberaubend. Das haben viele Spieler bestätigt und ich halte dieses Turnier für ein absolutes Highlight im Kalender. Einzig die Disziplin des Publikums stieß mir oft negativ auf. Zudem sollen die Tische ja nicht immer optimal gewesen sein. Neil Robertson hat da scheinbar auch seine Probleme mit gehabt, kam nach dem verlorenen Halbfinale auch nicht zur Autogramm-Stunde, da er angeblich dezent angepisst war.
Auch beim Match zwischen Mark King und Matt Stevens waren die Spieler teilweise irritiert ob der komischen Laufbahn des Spielballs und testeten nach einem Frame fleißig und schienen ebenfalls nicht zufrieden. Das kann ich natürlich nicht wirklich genau beurteilen, ich durfte am Tisch nicht spielen. Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass viele Zuschauer wegen des Events da waren und überhaupt nicht wussten, wie man sich passend verhält.
Applaus an abstrusen Stellen, nach jedem Frame rannten tausende Snooker-Event-Begleiter raus, weit nach Beginn des nächsten Frames wieder in die Halle und zudem klingelten Handys, wurde Blitzlicht benutzt und sich in der Stoßbahn des Snooker-Spielers permanent bewegt. Ob alle fünf Sekunden gehustet werden muss, sei dahingestellt. Aber während der Stoßvorbereitungen sollte man sich zurückhalten können.
Das ist zumindest meine Meinung, auch wenn bei über 2000 Leuten das alles natürlich relativ ist. Dennoch denke ich, dass dies verbesserungswürdig ist. Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Sehe ich das zu eng? Ich fand es einfach grenzwertig in vielen Situationen und vielleicht schaffe ich es noch, ein Statement von ein paar Spielern einzuholen. Da bin ich auf Eure Meinung gespannt.
Dennoch, ich habe es genossen, auch wenn ich es persönlich schade fand, dass der eine oder andere Spieler früh ausgeschieden ist. Da komme ich zum nächsten Punkt: Die Besetzung des Finals. Folgt ihr @RolfKalb bei Twitter? Das ist zwar ein Parodie-Account (eine Hommage an unseren geschätzen und geliebten Rolf Kalb), aber ein sehr guter und mit Liebe gemachter – auch dementsprechend gekennzeichnet. Und jener Rolf Kalb schrieb folgendes:
Es ging darum, dass es im Eurosport-Forum hieß, es sei kein Top-Spieler im Finale und darüber wurde ausgiebig diskutiert. Gut, Ronnie O’Sullivan kann nicht immer im Finale stehen, auch Judd Trump oder was weiß ich wer haben kein Abo darauf, nur weil sie vielleicht beliebter sind, als Marco Fu. Auch der echte Rolf Kalb sah sich genötigt, deutliche Worte an seine User zu verlieren – und das soll schon was heißen.
Da kann man nun perfekt die Brücke schlagen zum Publikum. Geht es um Spieler oder um Snooker? Es war auch nicht mein Traumfinale. Das hätte Stevens gegen Murphy gelautet. Aber der Sport steht im Vordergrund und das Finale war bis zum 6:6 packend, zeitweise hochklassig. Wer nur Spieler sehen will, der soll zu einer Exhibition gehen. Auch ich habe meine Lieblingsspieler, aber da bin ich doch über den Sport hingekommen. Da eine Kritik zu äußern halte ich für sehr fragwürdig.
Falls hier jemand im Eurosport-Forum aktiv ist, würde ich dazu gerne mal eine Meinung hören. Aber um mich zu wiederholen, ich fand es eine sehr gelungene Veranstaltung und die ist eben kein Wunschkonzert. Es geht um Snooker und das sollte auch im Mittelpunkt stehen. Das solls damit auch gewesen sein. Ich werde mich nun von den anstrengenden Tagen erholen und freue mich auf das nächste Turnier.
Schlagwörter: Ali Carter, Barry Hawkins, Berlin, Deutsche Bahn, Forum, German Masters, John Higgins, Judd Trump, Marco Fu, Mark King, Matthew Stevens, Rolf Kalb, Ronnie O'Sullivan, Snooker, Tempodrom, Twitter, Zuschauer