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Marco Fu siegt in Australien

14 Jul

Lange musste Marco Fu warten, bis er endlich wieder eine Trophäe in den Himmel heben durfte. Genauer gesagt waren es sechs Jahr. Denn zuletzt gewann der Snooker-Profi aus Hongkong beim Grand Prix 2007. Oft war er nah dran, zum großen Wurf reichte es aber nicht. Zu unkonstant zeigte sich Fu in vielen Situationen, bei den Australian Open konnte er nun glänzen.

Mit 9:6 bezwang er Lokalmatador Neil Robertson und es gibt zwei Sichtweisen, die diesen Erfolg beschreiben. Auf der einen Seite spielte Fu die Woche über stark. Seine Safetys waren stark, sein Spiel sehr konstant und solide – sozusagen ein verdienter Champion. Die andere Seite ist natürlich hypothetisch und damit beziehe ich mich auf das ausgedünnte Teilnehmer-Feld.

Eins vorweg, jeder Snooker-Profi muss sehen, wann, wie und wo er antreten will. Das wird in der kommenden Saison noch eklatanter, wenn die Geldrangliste eingeführt wird. Vor einiger Zeit hatten sich viele Spieler darüber beschwert, nahezu alle Turniere spielen zu müssen, um Punkte für die Weltrangliste zu bekommen und nicht aus den Top 16 zu fallen.

Dies dürfte sich mit der Geldrangliste zum Teil erledigen. Denn schon ein Erfolg kann reichen, um sich den Rest des Jahres entspannt um die Auswahl zu kümmern. Denn durch das relativ hohe Preisgeld bei einem der großen Ranking Events reicht der Sieg, um zumindest in den Top 32 zu liegen – die Punkte sind im Verhältnis schwächer zu bewerten.

Marco Fu gewann in Australien

Aber zurück zur Ausgangsaussage. Fu bekam es bei den Australian Open mit Ken Doherty, Shaun Murphy, Dominic Dale und Robert Milkins zu tun, bevor er im Finale auf Robertson traf, der vom Halbfinale gegen Mark Selby ausgelaugt war. „Ich bin sehr zufrieden, das Finale erreicht zu haben. Aber das Halbfinale hat mich sehr ausgelaugt und ich kam heute nicht richtig in mein Spiel.“

Spieler wie John Higgins, Mark Williams, Judd Trump, Stephen Maguire oder auch Matthew Stevens fehlten und so war der Draw übersichtlich, nicht zu schwer. Man muss hier sehr vorsichtig sein, denn Murphy ist natürlich ein sportliches Schwergewicht und auch Milkins hat in der letzten Saison bewiesen, wieder auf dem Vormarsch zu sein.

Und wie schon erwähnt, ist Fu ein verdienter Sieger, denn sein Spiel – auch eben im Finale – war sehr gut anzusehen. Es ist allerdings schade, so viele Top-Spieler nicht am Tisch gesehen zu haben. Marco Fu wird es egal sein, er hat den Titel und das Preisgeld gewonnen, steht auch wieder unter den Top 16. Es war übrigens auch erst sein zweiter Sieg bei einem Ranking Event.

Daraufhin entbrannte unter den Snooker-Fachleuten eine Diskussion, welche Spieler denn eigentlich zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Mit dabei sind Jamie Cope, Anthony Hamilton und Ryan Day. Aber auch ein Spieler wie Mark Selby hat erst drei Ranking-Titel gewonnen. Auch Ali Carter, Shaun Murphy und Tony Drago wurden auf Twitter gehandelt.

Die Saison ist jedoch noch jung und vielleicht gibt es erneut einige Außenseiter-Siege. Die Chance dürfte allerdings bei keinem der anderen Turniere so hoch sein, wie bei den Australian Open. Alleine acht Spieler aus den Top 16 traten nicht an. Wie es mit dem Turnier weitergeht? Ich habe da ein eher schlechtes Gefühl.

Der Vertrag mit World Snooker ist nach meinem Wissensstand ausgelaufen. Es war ein alter Vertrag, weswegen die Top 16-Spieler in diesem Jahr noch gesetzt waren. Durch die hohen Steuern und die weite Anreise ist es wenig attraktiv. Selbst Robertson soll gesagt haben, wenn er nicht aus Australien kommen würde, hätte er die Teilnahme abgesagt – allerdings ist dies nicht verbrieft.

So dürfte es spannend werden, ob Barry Hearn noch ein As im Ärmel hat, um Australien weiter im Kalender zu behalten. Klar ist, dass es ein attraktives Paket sein müsste, um die Snooker-Spieler davon zu überzeugen, nicht zu diesem Zeitpunkt eine Auszeit zu nehmen. Für Marco Fu hat sich die Reise allerdings gelohnt und ein bisschen Preisgeld bleibt ja auch noch übrig.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 7

27 Apr

Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich ein bestimmtes Thema für einen Blog rauszusuchen. Es gibt tatsächlich Tage, an denen sitzt man auf dem Sofa, schaut sich die Snooker-WM an und fragt sich, worüber man eigentlich schreiben soll. Gestern war so einer der Tage. Die erste Session fehlte komplett und schon ab 11 Uhr stellte sich die Frage ein, was man überhaupt nun machen soll?

Ich bin erstmal einkaufen gegangen. Das war mal ganz praktisch, denn ansonsten kann es manchmal etwas hektisch werden, bei drei Sessions an einem Tag. Aber ab heute habe ich zum Glück Urlaub und kann den Rest der WM ohne Ablenkung verfolgen, dazu hat sich das Wetter in Hamburg ebenfalls eine kleine Auszeit genommen.

Somit habe ich immerhin kein schlechtes Gewissen, den ganzen Tag vor dem TV zu hocken und mich via Twitter mit anderen auszutauschen. Und ganz nebenbei wäre es auch bitter gewesen, das Drama des gestrigen Abends nicht komplett miterleben zu können. Denn Shaun Murphy und Graeme Dott haben sich ein fantastisches Match geliefert, dass bis fast ein Uhr andauerte.

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Auch die anderen Spiele hatten es natürlich in sich. Michael White hat dabei einen sehr starken Eindruck gemacht und Dechawat Poomjaeng ziemlich auseinander genommen. Ein Sieg in nur zwei Sessions ist beeindruckend. Interessant war, dass der Turnierdirektor den Thailänder angeblich zur Seite genommen hat, um ihm ein bisschen zur Ruhe zu bringen.

Ich hatte ja gestern zu diesem Thema was geschrieben und es ist zumindest kontrovers aufgenommen worden. Natürlich gönne ich jedem Spieler den Sieg, doch war ich auch ein bisschen froh, White in die nächste Runde einziehen zu sehen, denn er ist – meiner Meinung nach – klar der bessere Spieler und gerade beim Snooker finde ich Niveau wichtiger als Unterhaltung.

Das Match Mark Selby gegen Barry Hawkins habe ich leider nur mit einem Auge verfolgt, da ich mich dann komplett auf Murphy gegen Dott konzentriert habe, die mit 8:8 in den Abend gegangen waren und wirklich das vielleicht beste Match dieser WM gezeigt haben – zumindest was Drama und Spannung angeht.

Denn so mag ich Snooker. Es müssen nicht immer nur die hohen Breaks sein. Das würde den Sport auch zu sehr reduzieren und durch die vielen Möglichkeiten, die Snooker bietet, ist die Bandbreite eben sehr hoch. Da hat man packende Frames, die über 50 Minuten gehen und mit einer Respotted Black enden. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was für Dramen wir noch erleben.

Bei Judd Trump gegen Marco Fu wird es recht einseitig werden, aber ich freue mich auf Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter. Kann der Captain die Schwarze Serie mal beenden? Oder wird O’Sullivan für eine Sternstunde sorgen? Dazu sehen wir auch die erste Session zwischen Mark Kind und Ding Junhui – ebenfalls ein sehr interessantes Match.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil IV

15 Apr

Kommen wir also zum letzten Teil der Snooker WM-Vorschau und lösen die Frage auf, wer in diesem Jahr im Crucible Theatre triumphieren und Ronnie O’Sullivan beerben wird. Natürlich ist dies nur meine bescheidene Meinung und vielleicht wird mein großer Favorit schon in der ersten Runde scheitern. Wenn ich mir meine Wettbilanzen so ansehe, wäre es nicht unwahrscheinlich.

Um es vorweg zu nehmen, der Sieger kommt aus der unteren Hälfte des Draws. Bleiben dennoch vier Spieler, die ich bisher noch nicht vorgestellt habe. Und falls ihr den Draw nicht im Kopf habt, dürftet ihr gespannt sein, welchen der folgenden Snooker-Profis ich auf dem Zettel habe: Ronnie O’Sullivan, John Higgins, Mark Allen oder Mark Selby.

John Higgins

Machen wir es einfach: John Higgins wird es nicht. Ohnehin bin ich ein wenig enttäuscht von Higgins, der ein großartiger Spieler ist und mittlerweile auch über einen privaten Trainingsraum verfügt. Er ist der kompletteste Spieler auf der Tour und ich kann wirklich keine Schwäche in seinem Spiel entdecken. Einzig bei Safeduellen gibt es Profis, die ihm überlegen sind.

So gewann er Anfang der Saison direkt das Shanghai Masters, holte sich zudem den Titel bei einem PTC-Event. Ansonsten ist er mir kaum groß aufgefallen. Viele Niederlagen gab es für den Wizard of Wishaw gegen Spieler, die er im Normalfall schlagen müsste. Einzig bei den World Open in China drehte Higgins auf, erreichte das Halbfinale.

Dabei schlug er Stuart Bingham sowie Ding Junhui jeweils mit 5:0. Vielleicht ist meine Erwartungshaltung an ihn auch zu groß, denn ich verfolge seine Karriere seit einer gefühlten Ewigkeit. Und gerade weil Higgins so ein enormes Potenzial hat, ist das Erreichte in dieser Saison zu wenig für meinen ganz persönlichen Geschmack.

Natürlich hat er einen Titel gewonnen und es gibt keinen Snooker-Profi, der es geschafft hat, zwei Ranglisten-Titel in dieser Spielzeit zu gewinnen. Dennoch ist Higgins ein Kandidat für ein Aus in Runde eins. Bei Stuart Bingham habe ich geschrieben, dass ein Viertelfinale machbar ist. Dafür müsste er Higgins in Runde zwei schlagen. Und das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Mark Selby

Bei Mark Selby sieht das anders aus. Er ist die Nummer eins der Welt und es ist eine Frage der Zeit, bis er den Titel bei der Snooker-WM gewinnt. Das birgt auch Gefahr in sich, denn alle Welt erwartet es von ihm – dem momentan besten Spieler, der aber noch ohne Krönung ist und auch schon angefeindet wurde. Aber Selby ist nervenstark und ich denke, er wird sich nicht unter Druck setzen.

John Higgins

Seine Saison lief gut. Ein paar Titel auf der PTC Tour wurden getoppt vom Erfolg beim Masters. Zudem konnte Selby endlich einen großen Titel bei einem Ranking Event einfahren. Er setzte sich bei der UK Championship durch. Zwei der großen drei Titel hat er in dieser Saison eingefahren. Die Triple Crown ist also in Reichweite.

Erst drei Spielern gelang das Kunststück, alle drei Titel in einem Jahr zu gewinnen: Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams. Letzterem gelang dies im Jahr 2003. Es wäre die absolute Krönung für den Jester from Leicester, der es leider verpasste, bei den China Open ein Maximum zu spielen – er scheiterte an der letzten Schwarzen.

Ihn nicht auf der Rechnung zu haben, wäre dumm. Trotzdem, ich glaube nicht an den ganz großen Wurf. Vielleicht ist es zu einfach. In Runde zwei wartet mit Barry Hawkins ein machbarer Gegner, danach – so glaube ich – geht es gegen Mark Allen. So scheitert Selby bereits im Viertelfinale. Sollte er das Spiel gegen Allen gewinnen, dann ist der Titel drin.

Ronnie O’Sullivan

Nun sind wir beim großen Problemfall Ronnie O’Sullivan angelangt. Seine Pause war lang, einzig in einem PTC-Event probierte er sich, unterlag zum Auftakt. Ansonsten genoss er seine Freizeit, bis die Langweile ihn quälte. Ein paar Showmatches hier, ein paar Tage freiwillige Arbeit auf dem Bauernhof dort. Jeder andere Snooker-Profi wäre bei einer WM ohne Chance.

Nun sprechen wir allerdings über Ronnie O’Sullivan, den talentiertesten Spieler, den die Main Tour je gesehen hat – wobei die Meinungen da vielleicht auseinandergehen. Negativ zu bewerten ist die fehlende Matchpraxis. Training ist gut und schön, aber dort gibt es keine Drucksituationen. Dazu muss er auch als Titelverteidiger anreisen und das schwirrt sicher in seinem Kopf herum.

Ronnie O'Sullivan

Auf der anderen Seite ist O’Sullivan gelöst, entspannt und voller Vorfreude. Er liebt den Sport, kann nicht ohne ihn. Und das macht ihn gefährlich. Er muss seinen Titel nicht verteidigen, seine Anspruchshaltung dürfte relativ niedrig sein. So kann O’Sullivan befreit aufspielen und wenn er ins Rollen kommt, dann gibt es kein Halten.

Was bedeutet das nun für die Weltmeisterschaft? Eine Niederlage in Runde eins ist möglich – ohne Zweifel. Nimmt er die erste Hürde, ist alles möglich. Ali Carter ist machbar. Der Captain hat nur ein von 15 Duellen gewonnen. Im Viertelfinale stünde ein Duell mit Stuart Bingham an (sollte ich mit den Tipps richtig liegen). Ich erwarte O’Sullivan im Halbfinale und das wäre eine große Leistung.

Mark Allen

Bliebe also Mark Allen – der zukünftige Weltmeister. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan des Nordiren. Er ist ein Spieler mit Ecken und Kanten, grundsätzlich also sehr positiv zu bewerten. Für mich aber eine Nummer zu ungeschliffen. Es ist gut, sich nicht alles gefallen zu lassen und nicht alles hinzunehmen, was Barry Haern einem vorsetzt.

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Aber es gibt so viele andere Beispiele. Seine Vorwürfe gegenüber den Profis aus China sind nur eine Geschichte, die ich komplett überzogen fand. Das soll aber hier keine Berücksichtigung finden, denn meine Vorschau konzentriert sich auf sportliche Aspekte. Auch wenn die Saison des Mark Allen nicht überragend ablief, immerhin verteidigte er seinen Titel bei den World Open.

Oft war zu sehen, dass wenn er in die Bälle kommt, kaum ein Spieler in der Lage ist, ihn zu stoppen. Wirkliche Schwächen sehe ich in seinem Spiel auch nicht. Selten ist er vielleicht zu unkonzentriert, baut noch zu einfache Fehler in sein Spiel ein, wenn er schon vier Züge weiter ist. Ein kommender Weltmeister ist Allen allemal.

Der Weg zum Titel dürfte jedoch hart werden, denn wie schon oft angesprochen, ist die untere Hälfte des Draws knüppelhart. Nach meiner Prognose wird er Ding Junhui, Mark Selby sowie Neil Robertson ausschalten müssen. Aber ich glaube, er ist reif für den Titel – der Knackpunkt wird das Match gegen Mark Selby.

Stephen Maguire – Der König von Wales

18 Feb

Habe ich Stephen Maguire schon einmal mit einem Lächeln im Gesicht gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Fast fünf Jahre musste der Merlin of Milton warten, um endlich wieder eine Trophäe bei einem Ranking Event im Snooker in die Luft stemmen zu dürfen. Nun hat er die Welsh Open gewonnen, Stuart Bingham im Finale mit 9:8 besiegt.

Und sind wir ehrlich, es war ein großartiges Finale. Einmal mehr gab es alles zu sehen, was den Snooker-Sport so faszinierend macht. Zwei sehr sympathische Spieler und beiden hätte ich natürlich den Sieg gegönnt. Aber Maguire hat so lange warten müssen und es fast – wie so oft – wieder aus der Hand gegeben.

In Frame zwölf wollte ich schon über die mentale Schwäche schreiben, die Stephen Maguire in den letzten Jahren immer wieder begleitet hat. Seine Emotionen machen ihm oft einen Strich durch die Rechnung, er ist zu ungeduldig. Im Snooker eine gefährliche Eigenschaft. Denn vom Talent her steht er nicht weit hinter Ronnie O’Sullivan – zumindest meiner Meinung nach.

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Aber er ist kein Front-Runner. Da fehlt es ihm an Killerinstinkt. Im Endeffekt darf sich Maguire bei Stuart Bingham bedanken, der einen sicheren Sieg noch aus den Händen gab. In Frame zwölf nach dem Snooker auf Blau ließ er zurücklegen – eine falsche Entscheidung, da Blau meiner Meinung nach lochbar liegen blieb. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Und im Decider die Entscheidung, eine Kombination zu versuchen …. Im Nachhinein ist man immer schlauer und es ist auch aller Ehren wert, diese überhaupt anzugehen. Nur Sicherheit will auch kein Snooker-Fan sehen. Maguire bedankte sich und erneut war es ein Break von über 70, das die Entscheidung brachte. Wie schon gesagt, ein unglaubliches Niveau an diesem Tag.

Da darf man Stephen Maguire auch den emotionalen Ausbruch durchgehen lassen, als er mit der Faust mehrfach auf den Tisch schlug, nachdem der Frame gewonnen war. Irgendwo müssen die Emotionen ja hin, wobei es für Bingham natürlich bitter war. Aber nach dem Match zeigte er sich als fairer Verlierer – er gehört ohnehin zu dem Sympathen auf der Tour.

Es war ohnehin ein sehr interessantes Turnier. Ich erinnere nur an die Siege von Pankaj Advani gegen Shaun Murphy und Graeme Dott. Ob wir in Zukunft noch mehr vom Inder sehen werden? Im Billard ist er ein Weltmeister, konzentriert sich nun mehr auf Snooker. Die Anlagen hat er und ich bin gespannt, was da noch kommt. Auch der Siegeszug von Alan McManus war ein Highlight für Snooker-Romantiker.

Im Gegensatz dazu stand John Higgins, der völlig außer Form ist. Schon beim German Masters scheiterte er in Runde eins, nun erneut eine Niederlage zum Auftakt. Für seine Ansprüche viel zu wenig. Auch da frage ich mich, ob er es bis zur Snooker-WM schafft, an den Schrauben zu drehen und zu seiner Form zu finden. In diesem Jahr wird der Favoritenkreis groß wie noch nie.

Tag 8-11 der WM: Ich bin wieder da

1 Mai

Nun habe ich also die Achtelfinal-Spiele verpasst und wenn ich mir die Ergebnisse und Bilder ansehe, waren es hochklassige und dramatische Matches. Da ist man mal zwei Tage auf der Mai—Tour und schon sorgt sich das Snooker-Forum um meine Gesundheit. Aber alles gut, einzig ein paar Nachwehen sind noch zu spüren. Danke für die besorgten Nachfragen.

Leider überschneiden sich in jedem Jahr die Snooker-WM und die traditionelle Mai-Tour mit den besten Freunden, aber zwei Tage sind zu verschmerzen – auch wenn ich natürlich gerne vor Ort gewesen wäre. Der Sieg von Ronnie O’Sullivan hat mich nicht sonderlich überrascht, hat Mark Williams doch nicht die beste Bilanz gegen den Waliser in den letzten Jahren.

Den letzten richtig wichtigen Sieg hat Williams, wenn ich richtig informiert bin, im Jahr 2000 gefeiert, als er O’Sullivan im Halbfinale der UK Championship besiegte. Aber trotzdem hat der Engländer eine beeindruckende Leistung abgeliefert und so langsam glaube ich wirklich daran, dass er seinen vierten WM-Titel holen kann.

Wirklich überrascht bin ich von der Leistung Ali Carters. Der Captain hat Judd Trump besiegt und ich kann es mir kaum erklären, wie der Captain sich in solch einer Form gebracht hat. Über Morbus Crohn haben wir bereits gesprochen und da vielleicht der Hinweis an die Leite, die sich über die Diät oder den Ernährungsplan informieren wollen, einfach den Kontakt zu Carter direkt zu suchen.

Ich bin kein Mediziner und kenne natürlich auch die Pläne von Carter nicht. Ich werde aber versuchen, da ein paar Informationen zu bekommen. Momentan scheint Carter schmerzfrei zu spielen und vielleicht ist er gerade einfach froh, wieder am Tisch stehen zu dürfen. Er hatte es im Vorfeld ja auch gesagt, dass er keinen Druck spüre und sich völlig aus der Verantwortung genommen. Da dürfen wir sehr gespannt sein, wie es weitergeht.

Heute morgen haben Stephen Maguire und Stephen Hendry begonnen, einen der Halbfinalisten auszuspielen und Hendry, der ebenfalls überraschend so weit gekommen ist, hat seine komplette Sicherheit verloren, ist zurück in alte Muster gefallen.Maguire liegt mit 7:1 in Front und bleibt weiterhin ein heißer Kandidat auf den Titel.

War es eine Frage der Zeit, bis die gute Serie von Hendry reißen würde? Der siebenmalige Weltmeister ist ein wenig in die Jahre gekommen und nicht mehr auf dem hohen Level wie früher – damit erzähle ich nichts Neues. Er hat sein Training allerdings umgestellt und scheint bisher davon zu profitieren. Ich denke, wenn er es schafft, die erste Session noch ansatzweise zu retten, hat er noch Chancen.

Aber Hendry hat selber erzählt, dass er früher in die Halle ging und wusste, dass er gewinnen wird. Dieses Gefühl ist weg und wenn man ehrlich ist, ist das Viertelfinale schon ein großer Erfolg für Hendry. Das gilt auch für Ryan Day sowie Matt Stevens. Mehr aber für Day, bei dem ich mich nicht mehr an ein gutes Match in den letzten Jahren erinnern kann.

Ali Carter

Gegen Ding hat er schon überzeugt und in der ersten Session gegen Stevens spielte Day gleich mal zwei Centurys in Folge. Stevens ist auch ob seiner Erfahrung der Favorit, allerdings ist es ein offenes Match beim Stand von 3:5 aus der Sicht des Walisischen Drachen nach der ersten Session. Wenn man sich überlegt, wer schon alles die Heimreise angetreten hat, ein wirklich großer Erfolg für die Waliser, die auch noch von Jamie Jones verstärkt werden.

In jedem Jahr gibt es einen Spieler, der auf sich aufmerksam macht – so auch Jones in diesem Jahr. Es macht Spaß, hie und da andere Gesichter zu sehen, die den Favoriten das Leben schwer machen und ein wenig mehr Farbe ins Spiel bringen. Dennoch glaube ich, dass Ali Carter sich durchsetzt. Zudem tippe ich auf O’Sullivan, Maguire und Stevens.

Judd Trump besiegt Neil Robertson

10 Dez

Judd Trump hat das Finale der UK Championship erreicht und Neil Robertson mit 9:7 besiegt. Für den Engländer ist es das dritte Finale in diesem Jahr und seine Chancen auf den Titel stehen nicht schlecht, wenn man sich das andere Halbfinale ansieht, in dem Ricky Walden und Mark Allen aufeinandertreffen.

Es war vielleicht nicht das hochklassigste Match aller Zeiten. Klar war, dass zwei Spieler gegeneinander antreten, die das komplette Repertoire des Sports beherrschen und auch dafür bekannt sind, die ganz langen Bälle mit einer beeindruckenden Sicherheit potten zu können. Allerdings gab es wenig Frames, die mit der ersten Aufnahme entschieden wurden.

Einzig Robertson gelang in insgesamt 16 Frames ein Century, Trump spielte ein Top-Break von gerade einmal 83 Punkten. Dennoch hatte das Finale alle Facetten zu bieten, die den Sport interessant machen. Ob es nun lange Safe-Duelle waren, neu aufgesetzte Frames, hohe Breaks oder kleine Showeinlagen.

Trump lag fast über die gesamte Spielzeit in Front und führte über 2:0, 4:3, 5:4 und 7:5 schließlich mit 8:7. Dennoch behielt der Australier stets die Nerven und auch beim Stand von 5:7 gewann er zwei Frames in Folge. Zum Ende des Matches häuften sich dann die Fehler und beide Spieler hatten sichtlich mit den Nerven zu kämpfen.

Schon als Robertson den Ausgleich zum 5:5 geschafft hatte, ließ er seine Anspannung raus, pushte sich und ballte die Faust. Kein Wunder, dass der Druck in einem Halbfinale des zweitwichtigsten Turniers der Saison stetig stieg. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die das Pendel zugunsten von Trump ausschlagen ließen.

Robertson erlaubte sich ein paar Fehler zu viel und Trump hatte vielleicht ein wenig mehr Glück. So kann sich The Ace nun entspannt zurück lehnen und mitansehen, welcher der beiden Außenseiter sein Gegner im Finale sein wird. Bei den Buchmachern ist Trump der klare Favorit und Allen und Walden haben zudem den Nachteil, auf einen ausgeruhten Trump zu treffen.

Higgins und Ding im Glück

4 Dez

John Higgins und Ding Junhui mussten in ihren Eröffnungsmatches bei den UK Championships über die volle Distanz gehen und haben ein Erstrunden-Aus nur mit viel Glück verhindern können. Dagegen hatten Neil Robertson und Graeme Dott wenig Mühe mit ihren Gegnern und Matthew Stevens spielte eine 140.

Rory McLeod war schon im Vorfeld als ein sehr unbequemer Gegner angesehen worden und der Engländer zeigte gegen Higgins eine sehr couragierte Leistung, schnupperte zeitweise gar am Sieg, als er mit 4:2 in Führung lag. Der Wizard of Wishaw hatte große Probleme mit den langen Bällen und fand selten zu seinem so gefürchteten Allroundspiel.

Aber der amtierende Weltmeister kämpfte, spielte Breaks von 65, 59 und 57, drehte somit das Match. Aber auch McLeod ist ein begnadeter Kämpfer und so kam es zu einem Decider. Die Überraschung lag in der Luft, da der Außenseiter zuerst in die Bälle kam. Eine verschossene Rote wendete dann das Blatt, zumal Higgins diese per Fluke traf und danach auch Gelb per Fluke lochte.

„Ich hatte zwei glückliche Flukes, die ich auch brauchte“, so Higgins zu World Snooker. „Rory hat unglaublich gespielt, es war wohl sein bestes Match auf einem TV-Tisch.“ Und auch Mark Davis schnupperte am Sieg, als er Ding Junhui am Rand der Niederlage hatte. Mit Breaks von 78 und 61 war er schnell mit 2:0 in Führung gegangen.

Doch der Champion von 2005 und 2009 konterte und ging seinerseits mit 3:2 in Führung – dabei zeigte der Chinese ein erstes Century von 103 Punkten. Beim Stand von 5:4 sah alles nach einem Sieg von Davis aus, er verlor Frame zehn dann jedoch auf Schwarz und das Unheil nahm seinen Lauf.

Und wie schon bei Higgins hatte auch hier der Favorit das Glück auf seiner Seite. Ding war in den Bällen und legte eine 61 vor. Davis kam nochmals an den Tisch, konnte jedoch nur eine 49 nachlegen, bei Pink und Schwarz noch auf dem Tisch. Ein Fluke auf Pink beendete dann das Match zugunsten des Chinesen. „Ich hatte viel Glück, habe nicht gut gespielt und Frames gewonnen, die ich nicht hätte gewinnen dürfen.“

Wenig Mühe hatten Neil Robertson und Graeme Dott. Der Australier setzte sich klar mir 6:1 gegen Tom Ford durch und auch Dott gewann mit 6:1 gegen einen überforderten Matthew Selt. Spannender hätte es sicherlich beim Match zwischen Matthew Stevens und Marcus Campbell zugehen sollen, doch ein enger Freund von Campbell, der extra nach York gekommen war, verstarb plötzlich.

So fand Campbell, der sich entschieden hatte anzutreten, nie zu seinem Spiel. Zwar konnte er bis zum 2:2 noch mithalten, danach spielte aber nur noch der Walisische Drache, dem dabei mit einer 140 das höchste Break des Turniers gelang (6:2). Ebenfalls in der nächsten Runde steht Stephen Maguire, der in einer sehr unterhaltsamen Partie Stephen Hendry mit 6:3 bezwang.

Das Publikum hatte viel Freude an dem Match und unterstützte Hendry, der sich erstmals seit über 23 Jahren qualifizieren musste, nach Leibeskräften. Nach einem 1:3-Rückstand kämpfte sich der Golden Boy zwar auf 3:3 heran, aber Maguire zeigte danach eine 134 und brachte den Sieg unter Dach und Fach.

Premier League: Ding Junhui schlägt O’Sullivan

5 Nov

Ding Junhui hat die achte Woche der Premier League gewonnen und Ronnie O’Sullivan im Finale mit 3:1 besiegt. Zuvor bekam es der Chinese mit Neil Robertson zu tun, der allerdings Probleme hatte, überhaupt rechtzeitig nach Southampton zu kommen. Im Cambridge gestartet, benötigte der Australier glatte fünf Stunden und konnte sich so auch nicht mehr ordentlich einspielen.

So gewann Ding auch die ersten beiden Frames, doch Robertson zeigte einmal mehr seine Kämpferqualitäten und glich zum 2:2 aus. Im Entscheidungsframe behielt der Chinese dann mit Breaks von 42 und 58 die Oberhand.

Im anderen Halbfinale traf Judd Trump auf Ronnie O’Sullivan und beide Spieler boten eine fabelhafte Unterhaltung. Trump hatte den Abend mit einer 139 eröffnet, die O’Sullivan mit Breaks von 53 und 89 konterte. Auch in diesem Match sollte die Entscheidung im fünften Frame fallen, nachdem Trump den Ausgleich geschafft hatte. Dort setzte sich The Rocket dank einer 70 durch.

O’Sullivan, der sechs der letzten sieben Titel in der Premier League gewonnen hat, nutzte dann im Finale einen Fehler von Ding, der sich nicht aus einem Snooker befreien konnte, und ging mit 1:0 in Führung (77). Der Ausgleich gelang Ding durch kleinere Breaks von 37 und 30, während O’Sullivan zwar die Chance zum 2:0 hatte, allerdings ein Foul produzierte und seinen Gegner so wieder an den Tisch ließ.

Im zerfahrenen dritten Frame hatte Ding dann das Glück auf seiner Seite, als O’Sullivan Gelb verschoss und den Frame auf Schwarz abgab. Und auch im vierten Durchgang hatte der Engländer die Chance, den Decider zu erzwingen. Ein Fehler beendete alle Hoffnungen, da Ding sich den 3:1-Sieg mit einer 76 sicherte. Damit liegt der Chinese auch an der Spitze der Tabelle.

Mit 16 Punkten führt Ding Junhui das Feld an und kann nicht mehr von einem der ersten vier Plätzen verdrängt werden. Damit steht er bereits jetzt im Finale der besten Vier. Judd Trump hat sich mit 14 gewonnenen Frames eine gute Ausgangsposition gesichert auch O’Sullivan, der mit zwölf Punkten auf Rang drei liegt, hat noch alle Chancen. Beide Spieler sind zudem noch bei einem Turnier dabei.

Für Neil Robertson sieht es hingegen schlecht aus. Der Australier ist nicht mehr im Einsatz und seine zwölf Punkte dürften nicht reichen, da mit Mark Williams, Matthew Stevens und Ali Carter drei Spieler hinter ihm liegen, die neun Punkte auf dem Konto haben und noch ein Turnier zu absolvieren haben.

Viel Kritik an der Reform der UK Championship

31 Okt

Die UK Championship sind nach der Weltmeisterschaft im Crucible Theatre das größte Turnier auf der Main Tour. Neben Geld und Punkten geht es um Prestige und das wurde in der Vergangenheit auch durch die Anzahl der Frames ausgedrückt, die in der Finalrunde zu spielen waren. 1993 gab es die Änderung, dass im Finale nicht mehr maximal 31 Frames über zwei Tage gespielt wurden wie im Jahr 1990, als Stephen Hendry sich mit 16:15 gegen Steve Davis durchsetzte.

Nach der Änderung waren es noch 19 Frames, die im Höchstfall zu absolvieren waren. Bis zum Halbfinale wurden maximal 17 Frames gespielt und nun kommt die neue Regel: Bis zum Halbfinale reduziert sich diese Anzahl auf lediglich elf Frames. Grund dafür ist die TV-Vermarktung. Denn nun können alle Spiele ab der Runde der letzten 32 übertragen werden.

Diese Regelung besteht schon eine ganze Zeit, doch nun hat Dave von snookerscene.blogspot.com sich im Vorfeld der Qualifikation mit einigen Spielern unterhalten. Die Reaktionen der Protagonisten zu diesem Thema sind nahezu eindeutig. „Ich finde es furchtbar“, sagte Mark Williams. „Es gibt sehr viele Turniere und es gibt überhaupt keinen Grund, die großen zu ändern. Demnächst wird auch die WM geändert, oder wie?“

Auch Dominic Dale ist unzufrieden mit der neuen Regelung: „Die Frames zu reduzieren nimmt auch viel vom Prestige. Dann sollten die dem Turnier vielleicht auch Ranglisten-Punkte kürzen. Alle Spieler werden dagegen sein, denn so wird es zu einer Lotterie. Wie immer stehen die Spieler an zweiter Stelle.“

Stephen Maguire nahm wie üblich kein Blatt vor den Mund: „Sie ruinieren das Turnier. Vom Standpunkt der TV-Sender kann ich es verstehen, aber die UK Championship sind das zweitgrößte Turnier auf dem Kalender. Die Bosse haben gesagt, dass sie die großen Events nicht ändern werden. Nach gerade mal einem Jahr haben sie es gemacht.“

Einzig Stuart Bingham konnte der Änderung auch Positives abgewinnen: „Ich finde es eine gute Idee. Denn alle 32 Spiele werden im TV zu sehen sein. (…) Manche Spieler finden, dass es nicht geht, so ein großes Turnier zu ändern. Aber man muss auch mit der Zeit gehen und ich finde es eine gute Idee.“