Lange musste Marco Fu warten, bis er endlich wieder eine Trophäe in den Himmel heben durfte. Genauer gesagt waren es sechs Jahr. Denn zuletzt gewann der Snooker-Profi aus Hongkong beim Grand Prix 2007. Oft war er nah dran, zum großen Wurf reichte es aber nicht. Zu unkonstant zeigte sich Fu in vielen Situationen, bei den Australian Open konnte er nun glänzen.
Mit 9:6 bezwang er Lokalmatador Neil Robertson und es gibt zwei Sichtweisen, die diesen Erfolg beschreiben. Auf der einen Seite spielte Fu die Woche über stark. Seine Safetys waren stark, sein Spiel sehr konstant und solide – sozusagen ein verdienter Champion. Die andere Seite ist natürlich hypothetisch und damit beziehe ich mich auf das ausgedünnte Teilnehmer-Feld.
Eins vorweg, jeder Snooker-Profi muss sehen, wann, wie und wo er antreten will. Das wird in der kommenden Saison noch eklatanter, wenn die Geldrangliste eingeführt wird. Vor einiger Zeit hatten sich viele Spieler darüber beschwert, nahezu alle Turniere spielen zu müssen, um Punkte für die Weltrangliste zu bekommen und nicht aus den Top 16 zu fallen.
Dies dürfte sich mit der Geldrangliste zum Teil erledigen. Denn schon ein Erfolg kann reichen, um sich den Rest des Jahres entspannt um die Auswahl zu kümmern. Denn durch das relativ hohe Preisgeld bei einem der großen Ranking Events reicht der Sieg, um zumindest in den Top 32 zu liegen – die Punkte sind im Verhältnis schwächer zu bewerten.
Aber zurück zur Ausgangsaussage. Fu bekam es bei den Australian Open mit Ken Doherty, Shaun Murphy, Dominic Dale und Robert Milkins zu tun, bevor er im Finale auf Robertson traf, der vom Halbfinale gegen Mark Selby ausgelaugt war. „Ich bin sehr zufrieden, das Finale erreicht zu haben. Aber das Halbfinale hat mich sehr ausgelaugt und ich kam heute nicht richtig in mein Spiel.“
Spieler wie John Higgins, Mark Williams, Judd Trump, Stephen Maguire oder auch Matthew Stevens fehlten und so war der Draw übersichtlich, nicht zu schwer. Man muss hier sehr vorsichtig sein, denn Murphy ist natürlich ein sportliches Schwergewicht und auch Milkins hat in der letzten Saison bewiesen, wieder auf dem Vormarsch zu sein.
Und wie schon erwähnt, ist Fu ein verdienter Sieger, denn sein Spiel – auch eben im Finale – war sehr gut anzusehen. Es ist allerdings schade, so viele Top-Spieler nicht am Tisch gesehen zu haben. Marco Fu wird es egal sein, er hat den Titel und das Preisgeld gewonnen, steht auch wieder unter den Top 16. Es war übrigens auch erst sein zweiter Sieg bei einem Ranking Event.
Daraufhin entbrannte unter den Snooker-Fachleuten eine Diskussion, welche Spieler denn eigentlich zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Mit dabei sind Jamie Cope, Anthony Hamilton und Ryan Day. Aber auch ein Spieler wie Mark Selby hat erst drei Ranking-Titel gewonnen. Auch Ali Carter, Shaun Murphy und Tony Drago wurden auf Twitter gehandelt.
Die Saison ist jedoch noch jung und vielleicht gibt es erneut einige Außenseiter-Siege. Die Chance dürfte allerdings bei keinem der anderen Turniere so hoch sein, wie bei den Australian Open. Alleine acht Spieler aus den Top 16 traten nicht an. Wie es mit dem Turnier weitergeht? Ich habe da ein eher schlechtes Gefühl.
Der Vertrag mit World Snooker ist nach meinem Wissensstand ausgelaufen. Es war ein alter Vertrag, weswegen die Top 16-Spieler in diesem Jahr noch gesetzt waren. Durch die hohen Steuern und die weite Anreise ist es wenig attraktiv. Selbst Robertson soll gesagt haben, wenn er nicht aus Australien kommen würde, hätte er die Teilnahme abgesagt – allerdings ist dies nicht verbrieft.
So dürfte es spannend werden, ob Barry Hearn noch ein As im Ärmel hat, um Australien weiter im Kalender zu behalten. Klar ist, dass es ein attraktives Paket sein müsste, um die Snooker-Spieler davon zu überzeugen, nicht zu diesem Zeitpunkt eine Auszeit zu nehmen. Für Marco Fu hat sich die Reise allerdings gelohnt und ein bisschen Preisgeld bleibt ja auch noch übrig.