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Zwischen WM-Frust und Comeback von Stephen Hendry

23 Apr

Was ist das bitte für eine verrückte Snooker-WM in diesem Jahr? Im Achtelfinale treffen sich Ken Doherty und Alan McManus. Das alleine ist schon unglaublich. Die beiden Oldies holten sich ihr Ticket mit Siegen über John Higgins und Stuart Bingham. Natürlich gibt es in jedem Jahr Überraschungen, aber gerechnet hatte ich damit nicht.

Und der Knaller kam ja noch: Ding Junhui, Gewinner von fünf Ranking-Events in dieser Snooker-Saison, musste ebenfalls die Segel streichen. Er unterlag Michael Wasley, der ein dermaßen eindrucksvolles Crucible-Debüt gab, dass man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte. Eine solche Sensation hat es lange nicht mehr gegeben.

Da ist die souveräne Vorstellung von Neil Robertson schön zu sehen, der – sollte es gut laufen – bei dieser WM die Marke von 100 Centurys in einer Saison knacken könnte. Aktuell steht er bei Nummer 95, aber das Match gegen Robbie Williams läuft noch. Zuvor durften wir uns durch das Match Judd Trump gegen Tom Ford quälen.

Ford, der in der Qualifikation Matthew Stevens bezwungen hat und deswegen auf meiner persönlichen Lieblinge-Liste den mit Abstand letzten Platz einnimmt. Dabei hatte ich von Trump wesentlich mehr erwartet, aber es war scheinbar nicht sein Tag. Er hatte das Glück, auf einen Gegner zu treffen, der ebenfalls nicht auf einem Top-Level agierte.

Wie gesagt, es ist eine komische WM und aktuell muss man Robertson neben O’Sullivan als großen Favoriten auf dem Zettel haben. Andererseits ist die WM lang und vielleicht darf sich Judd Trump freuen, den Tiefpunkt schon erlebt zu haben und trotzdem nicht abreisen zu müssen. Auch Mark Selby hatte viel Glück beim 10:9 gegen Michael White.

Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich erneut schreibe, dass die Leistungsunterschiede nicht mehr so enorm groß sind, wie noch vor einigen Jahren. Genau so hatte es Barry Hearn beabsichtigt, der den Spielern jenseits der Top 16 mehr Duelle mit den Top-Profis geben wollte. Somit bekommen die Spieler mehr Erfahrung und erstarren auch nicht in Ehrfurcht, wenn sie auf die Top-Stars treffen.

Andererseits kommen Spieler wie Mark Williams, John Higgins, Stephen Maguire und wie sie alle heißen auch langsam in ein Alter, in dem sie eben nicht mehr als Geheimfavoriten gelten. Die nachfolgende Generation ist da und der Machtwechsel wohl längst vollzogen – mit Ausnahme von Ronnie O’Sullivan, der einfach ein Jahrhundertspieler ist.

Wo wir gerade Barry Hearn angesprochen haben: Der Snooker-Boss hat heute eine Pressekonferenz gegeben und das Spiel erneut ein wenig aufgebrochen. Er will, wie ich gerade schon schrieb, eine offene Tour, die transparent ist und allen Spielern die Möglichkeit gibt, an den Geldtöpfen zu schnuppern.

Weiter sagte Hearn, dass in Zukunft nur die Top 16-Spieler gesetzt sind, alle anderen Spieler – insgesamt 144 – müssen sich in die Qualifikation begeben. Das bedeutet, in Runde eins müssen die restlichen 128 Snooker-Profis um ein Ticket kämpfen. In Shanghai startet dieses Format 2015, in Australien 2016.

Interessant sind auch die Änderungen für die kommende WM. Auch dort wird ein Feld von 144 Spielern starten und nur die Top 16 sind gesetzt. Bitter für den Spieler, der nach den China Open auf Rang 17 liegt. Er muss sich, wie alle anderen, durch die komplette Qualifikation kämpfen. Interessant ist, dass alle ehemaligen Weltmeister eine Einladung für die erste Runde erhalten.

Ob sich das Format ändern wird, ist schwer abzusehen. Hearn erklärte, dass es in allen Runden mindestens ein Best-of-19 geben wird. Was das für das Finale bedeutet, wird sich in der Zukunft zeigen. Auch, welche ehemaligen Profis eine Einladung für ausgewählte Turniere bekommen. Denn Hearn möchte Spieler belohnen, die sich um den Sport verdient gemacht haben. Sicher dabei sind Stephen Hendry und Steve Davis.

Snooker-WM: Tschüß, Herr Bingham!

20 Apr

Es ist April und das Wetter wird schöner. Das bedeutet: es ist Zeit für die Snooker-WM. Lange habe wir warten müssen, nun wird der geneigte Fan des Gentlemen-Sports zum Stubenhocker. Dabei muss ich ja sagen, dass es eine der Situationen ist, in der ich mich ärgere, nicht mehr hauptberuflich als Sportjournalist zu arbeiten.

Denn dieser Job hat so seine Vorteile und die liegen auf der Hand. Man kann praktisch rund um die Uhr die sportlichen Ereignisse verfolgen. Nun gut, momentan befinden wir uns in den Feiertagen und daher ist es natürlich kein Problem. Ronnie O’Sullivan hat als Titelverteidiger am gestrigen Tag den Anfang gemacht und den Finnen Robin Hull locker mit 10:4 besiegt.

Gerade in der ersten Session legte er einen starken Auftritt an den Tag, spielte Breaks von 124, 69, 81, 60 und 90. Dass er es am Abend ruhiger angehen ließ, war zu erwarten. Die Lochquote von 95 Prozent konnte O’Sullivan nicht halten und erklärte später auch, die hohe Führung und das Wissen, nur noch drei Frames gewinnen zu müssen, können ein wenig lähmen.

Dennoch war es ein sehr solider Auftritt und nun kann sich der Weltmeister das bunte Treiben in Ruhe ansehen, wird wohl auch nicht vor Ort bleiben und sich in den eigenen vier Wänden auf sein nächstes Match vorbereiten. Neben Ronnie O’Sullivan ist Ding Junhui für mich der große Favorit auf den Titel. Der Chinese trifft nachher auf Michael Wasley.

Nach fünf Titeln im Laufe der Saison ist es klar, dass auch ein gewisser Druck auf ihm lastet. Jeder Fan und jeder Fachmann traut ihm den großen Wurf zu. Dabei hat er gelernt, dem Druck standzuhalten – immerhin hat er die fünf Finals gewonnen. Dennoch bin ich sehr gespannt, wie er ins Turnier kommt. Denn das Curucible ist das Mekka, der Ort, an dem man sich beweisen muss.

Erstaunt bin ich über die schwache Leistung von Stuart Bingham. Der Engländer hat zwar keine sonderlich gute Saison gespielt, aber eine 5:10-Niederlage in Runde eins gegen Ken Doherty habe ich nicht erwartet. Neben O’Sullivan scheinen die Favoriten ohnehin mehr Probleme zu haben, als gedacht – wobei man ja sagen muss, dass die Spitze immer enger zusammenrückt.

Darüber habe ich schon öfter geschrieben und es wird interessant zu beobachten sein, wie viele der Top 16-Profis Runde eins überstehen. Bingham ist bereits raus und Shaun Murphy – mein Geheimfavorit auf den Titel bei der Snooker-WM – liegt gegen Jamie Cope mit 4:5 hinten. Das ist für mich eine große Überraschung, denn Murphy schien zuletzt in bestechender Form.

Und auch Ali Carter hat seine liebe Mühe und Not mit Xiao Guodong, führt immerhin knapp mit 5:4 – ganz im Gegensatz dazu steht Stephen Maguire beim Stand von 3:6 einmal mehr vor dem Aus in Runde eins. Der Merlin of Milton sieht sich einen stark aufspielenden Ryan Day gegenüber, der die walisische Flagge hält, nachdem Stevens und Williams in der Qualifikation gescheitert sind.

Wie dem auch sei, der erste Tag in Sheffield hat schon viel Spaß gemacht und ich freue mich derbe auf die Auftritte von Ding Junhui, Mark Allen, Neil Robertson, John Higgins, Mark Selby und wie sie alle heißen. 17 Tage Snooker zum Genießen!

 

 

 

Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

O’Sullivan: Maximum und Welsh Open-Sieg

2 Mär

Ronnie O’Sullivan hat die Welsh Open gewonnen, Ding Junhui im Vorbeigehen mit 9:3 besiegt und damit in dieser Saison sein erstes Ranglistenturnier gewonnen. Doch am Ende stand dies nicht im Vordergrund. Denn im letzten Frame des Turniers spielte O’Sullivan sein zwölftes Maximum Break und ist damit alleiniger Rekordhalter.

Dazu war es der 26. Titel bei Weltranglistenturnieren und O’Sullivan schob sich hinter Stephen Hendry und Steve Davis – vorbei an John Higgins – auf Rang drei der Rangliste. Dabei war der deutliche Spielverlauf so nicht zu erwarten gewesen, denn die beiden besten Spieler der letzten Monate hatten in den vorherigen Runden teilweise sehr starke Leistungen gezeigt.

14 der 51 Centurys gingen auf das Konto von O’Sullivan sowie Ding Junhui, aber der Chinese erwischte in der ersten Session einen rabenschwarzen Tag. Böse Fehler mischten sich mit Pech und O’Sullivan brauchte sich nicht groß anzustrengen, um eine hochverdiente 7:1-Führung auf das Scoreboard zu zaubern und die Messe war gelesen.

Ronnie O'Sullivan gewinnt die Welsh Open

Ronnie O’Sullivan gewinnt die Welsh Open

Dabei darf man nicht vergessen, dass Ding Junhui im Verlauf der Saison bereits vier Ranglistenturniere gewonnen hat – er ist sozusagen in der Form seines Lebens und konnte das auch bei den Welsh Open bis zum Finale bestätigen. Warum aber war er gegen Ronnie O’Sullivan so deutlich unterlegen? Kein Spieler kann permanent seine Form behaupten und es ist nur menschlich, einen schlechten Tag zu erwischen. Eine recht einfache Erklärung.

Man darf auch nicht vergessen, dass Ding die Chance zum 2:3 hatte, jedoch mit dem Queue abrutschte und seinem Gegner so das 4:1 schenkte. Ein weiterer Nackenschlag, der nicht unbedingt förderlich für die Motivation ist. Andererseits war das Kind zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht in den Brunnen gefallen, es hatte sich allerdings schon weit über den Rand gelehnt.

Denn es ist fraglich, ob das 2:3 einen Wendepunkt hätte markieren können. Solche Überlegungen sind rein hypothetisch und vielleicht wäre O’Sullivan ins Grübeln gekommen. Aber mir fehlt der Glaube und ich habe für mich eine andere Erklärung gefunden – und damit stehe ich nicht alleine auf weiter Flur: Es liegt einfach ein O’Sullivan.

Rolf Kalb hatte es in der ersten Session kurz angesprochen und meinte: „Als würde der Respekt von Ronnie O’Sullivan ihn lähmen.“ So abwegig dies im ersten Moment klingt, O’Sullivan hat eine enorme Ausstrahlung, gilt weiterhin als der Spieler, der mit dem Queue auf die Welt gekommen ist. Und trotz seiner vielen Pausen umgibt ihn eine ganz gewisse Aura.

Dabei ist es erschreckend, dass er im Vergleich zu Spielern wie Mark Williams oder John Higgins im Alter besser wird. Ist er in den Bällen, gibt es nichts, was ihn stoppen kann. Aber es wirkt, als ob O’Sullivan sich entwickeln würde. Dabei spielt er wesentlich mehr Safetys, schenkt die Frames bei Rückständen nicht sofort ab und ist einfach variabler geworden.

Joe Perry hatte es ebenfalls per Twitter geschrieben: „Es ist schwer zu beschreiben, wie groß der Unterschied ist, ob man gegen Ronnie oder einen anderen Gegner spielt. Und ich denke, die anderen Profis sehen es ähnlich.“ Ein klares Statement, denn als Spieler steht man ab dem ersten Stoß gewaltig unter Druck, in dem Wissen, keine Fehler machen zu dürfen.

Und Ding hat bisher keine großen Erfahrungen gemacht, wenn es um Final-Duelle gegen O’Sullivan geht. Vielleicht kamen ihm auch noch Erinnerungen an das Masters-Finale 2007, was ich aber nicht glaube. Und ob dieser Respekt nun wirklich der Grund für die Niederlage war? Wahrscheinlich war es ein Gemisch aus schlechten Tag und dem Druck.

Klar ist, Ronnie O’Sullivan hat den Titel hochverdient errungen und ist – wie seit Jahren – in jedem Turnier der große Favorit auf den Titel. Dazu denke ich, braucht ein Spieler eine gewisse Mentalität, um O’Sullivan wirklich schlagen zu können. Spontan fällt mir Mark Allen ein, denn der Nordire hat ein gewaltiges Ego und gegen den Weltmeister braucht es das manchmal.

Ding Junhui gewinnt das German Masters

2 Feb

Ein Jahr ist es schon wieder her, dass ich mich auf die Reise nach Berlin machte, um erneut beim German Masters live vor Ort zu sein. Ein wunderbares Turnier, mit einer faszinierenden Atmosphäre und vielen Snooker-Stars praktisch zum Anfassen. Gut, ein Journalistenausweis ist da schon hilfreich und minimiert die Kosten ganz enorm.

Um so trauriger, dass ich in diesem Jahr nicht in Berlin sein und den Erfolg von Ding Junhui im Finale lediglich vor dem TV genießen konnte. Das Finale hielt nach dem 4:4 zum Midsession Intervall leider nicht das, was wir uns alle erhofft hatten. Zu schwach präsentierte sich Judd Trump in den entscheidenden Momenten und Ding siegte mit 9:5.

Andererseits lieferte der Chinese, der sein zehntes Ranglisten-Turnier gewann und damit mit Jimmy White gleichzog, gerade zu Beginn der zweiten Session nahezu perfektes Snooker ab und beeindruckte das nicht immer ganz fachkundig wirkende Publikum – so zumindest meine Empfindung – mit einer Lochquote von 94 Prozent.

Ding junhui gewinnt das German Masters

Ding junhui gewinnt das German Masters

Für Ding war es gleichzeitig der vierte Titel in dieser Saison. Und dies ist durchaus sehr beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass zuletzt Stephen Hendry in der Spielzeit 1990/91 dieses Kunststück gelang. Ich hatte vor ein paar Wochen schon die Frage aufgeworfen, ob der 26-jährige Chinese nicht vielleicht momentan der beste Spieler der Welt sei.

Aber diese Frage ist nicht zu beantworten. Kurze Zeit später begann Ronnie O’Sullivan seinen Siegeszug und schaut man auf die Weltrangliste, stehen da noch Neil Robertosn und Mark Selby. Wie dem auch sei, Ding Junhui spielt die Saison seines Lebens und es wäre kaum überraschend, sollte er sich den Titel bei der WM in Sheffield sichern – auch wenn ich nicht dran glaube.

Noch ein Wort zum Publikum: Da will ich nicht falsch verstanden werden. Schon bei meinen beiden Besuchen fiel jedoch auf, dass es eine Art Event-Publikum ist. Natürlich ist das legitim und es ist schön, dass die Main Tour in Deutschland Station macht. Es wirkt nur oft befremdlich, wenn viel Bewegung auf den Rängen ist und der Applaus oft an falschen Stellen ertönt.

Grundsätzlich sind viele Spieler begeistert von der Stimmung, wie es auch Judd Trump nach der Niederlage bestätigte. Natürlich bedankte sich auch Ding Junhui artig und ich schließe mich da an. Die fünf Tische, die große Halle und die komplette Sicht auf alle Matches sind besonders. Vielleicht dauert es auch noch ein wenig, bis Snooker in Berlin Normalität wird.

Weiter hat mich beeindruckt, dass viele der Stars früh die Segel streichen mussten. Bei einem Blick auf den Turnierbaum zeigt sich, dass im Achtelfinale nur fünf Spieler aus den Top 16 vertreten waren. Schön für das Publikum, solch eine Besetzung im Finale gesehen zu haben – auch wenn es im Endeffekt ein sehr einseitiges Endspiel war.

Denn Snooker lebt auch von den großen Namen. Shaun Murphy, Ronnie O’Sullivan, Judd Trump, Neil Robertson und wie sie alle heißen. Sicher hätte auch Ryan Day den Sieg im Halbfinale gegen Ding Junhui verdient gehabt. Aber wäre ein Finale zwischen Day und Rod Lawler ebenfalls als Publikumsmagnet durchgegangen?

Ich denke, es hätte enttäuschte Gesichter gegeben. Aber durch das Aufbrechen der Strukturen ist die Spitze breiter geworden. Ich hatte schon darüber geschrieben: Gerade bei kleineren Turnieren sind es Spieler aus der zweiten Reihe, die auf sich aufmerksam machen. Bei den UK Championship waren es – wenn ich mich recht erinnere – 14 Spieler im Achtelfinale, die aus den Top 16 kamen.

Auch ich habe mich gefreut, als dieses Finale feststand und ich sehe lieber Ronnie O’Sullivan am Tisch, als zum Beispiel Marcus Campbell. Dazu haben alle Leute, die sich für Snooker interessieren, eine Art Lieblingsspieler und Judd Trump wird wahrscheinlich mehr Fans haben, als Martin Gould.

Dennoch ist es schön, eine breite Palette an Spielern zu sehen, die es in der Vergangenheit nicht in den Fokus geschafft haben. Im nächsten Jahr kann meinetwegen auch passieren, was will. Allerdings habe ich trotzdem noch die Hoffnung, dass Matthew Stevens es eines Tages bis ins Finale schafft. Denn der Walisische Drache ist nunmal mein Lieblingsspieler.

Robertson holt die Triple Crown

9 Dez

Tja, wer ist denn nun der beste Snooker-Spieler der Welt? Ding Junhui, der zuletzt drei Turniere gewinnen konnte? Oder ist es Ronnie O’Sullivan, der Sieger beim Champion of Champions? Vielleicht aber auch Neil Robertson, der sich mit dem Sieg bei den UK Championship die Triple Crown gesichert hat.

Der Australier gewann in einem packenden Finale mit 10:7 gegen Mark Selby, der nach der ersten Session und einer zwischenzeitlichen 5:1-Führung wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Gut, beim 5:3 konnte der objektive Zuschauer das Gefühl bekommen, hier geht noch was. Zwei Frames zuvor lag Robertson förmlich am Boden.

Neil Robertson siegt bei den UK Championship

Neil Robertson siegt bei den UK Championship

Um die 70 Prozent Lochquote und die langen Bälle gingen meterweit an den Taschen vorbei. Aber er ist nicht umsonst die Nummer eins der Welt und hat auch nicht wegen diverser Zufälle die Weltmeisterschaft sowie das Masters gewonnen. Natürlich gehört auch Glück dazu. Erinnern wir uns an Frame 16, als Selby nur Schwarz lochen musste, um zum 8:8 auszugleichen.

Er verschoss und das Unglück für ihn nahm seinen Lauf. Dennoch, wenn wir bei der Ausgangsfrage sind, wer denn nun der beste Spieler der Welt ist, gibt es einfach keine klare Antwort. Sicher ist nur, auch Robertson gehört dazu. Nach einem 1:5 so den Schalter umzulegen und den Gegner praktisch in Grund und Boden zu spielen, das schaffen nicht viele Spieler.

Und wenn der Gegner dann noch Mark Selby heißt, dann ist dies eine Meisterleistung. Denn der Jester from Leicester ist der vielleicht härteste Gegner – wenn wir über Matchplay sprechen -, den es zu besiegen gilt. Seine 147 gegen Ricky Walden war zudem eine Augenweide, gleichzeitig hat man aber auch gesehen, dass er Probleme im Breakbuilding hat, zu oft eine zweite Chance braucht.

Natürlich kompensiert er das durch seine taktische Brillanz, allerdings – um nochmals auf den ersten Punkt zu kommen – fehlen ihm so noch ein paar Prozentpunkte, um zu den drei Top-Spielern aufschließen zu können. Und die sind für mich Ding Junhui, O’Sullivan und eben Robertson. Vor einigen Wochen hätte man Ding den WM-Titel schon geben können.

Seine Dominanz war erschreckend. Spielen konnte er auch schon vor Jahren, nun hat er seine Nerven in einen Titanmantel gepackt. Neil Robertson hatte schon immer ein Händchen für Finals, ist zudem einfach der beste Long-Potter der Tour. Zu Ronnie O’Sullivan muss man glaube ich keine weiteren Worte verlieren – er hat Snooker im Blut.

Selby ist sicherlich kein Spieler, der gegen diese drei Gegner ohne Chance ist. Aber Selby, Judd Trump, Stuart Bingham und wie sie alle heißen, liegen meiner Meinung nach eben noch ein Stück hinter diesen drei Spielern und schon jetzt würde ich eine Wette eingehen, dass der künftige Weltmeister Ding Junhui, Neil Robertson oder Ronnie O’Sullivan heißt.

Ding Junhui und die neue Leichtigkeit

22 Nov

Ronnie O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams sind drei der besten Snooker-Spieler aller Zeiten. Doch sie alle haben es nicht geschafft, drei Ranglisten-Turniere in Folge zu gewinnen. Dieses Kunststück gelang nun Ding Junhui, als erstem Spieler seit Stephen Hendry im Jahr 1993.

Seit Barry Hearn sich dem Snooker angenommen hat, ist der Sport zu einer globalen Marke gereift. In den Zeiten von Steve Davis oder Stephen Hendry fristete der Sport zwar ein sehr erfolgreiches Dasein, der Großteil der Turniere fand jedoch in England, Schottland, Wales oder Irland statt. Zudem zeigte sich der Kalender bei maximal zehn Ranglisten-Turnieren sehr übersichtlich.

Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Snooker ist längst eine internationale und globale Marke geworden. Mit Neil Robertson steht ein Australier auf Platz eins der Weltrangliste, die PTC-Tour sorgt für einen vollen Terminkalender und in Asien gibt es eine Vielzahl an Spielern, die mit aller Macht auf die Main Tour drängen.

Ding Junhui: Ein Volksheld in China

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui ist dabei als Vorreiter anzusehen. Er ist ein Volksheld in China und wenn er am Tisch steht, schnellen die Einschaltquoten in die Höhe. Sein Hattrick – er gewann das Shanghai Masters, die Indian Open sowie die International Championship – ist dabei ein neuer Meilenstein. Denn zuletzt schaffte dies Stephen Hendry im Jahr 1993.

Ding Junhui hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Bei den UK Championship triumphierte er bereits zwei Mal und auch beim Masters trug er sich in die Siegerliste ein. Einzig ein Erfolg bei der Snooker-WM steht noch aus. Aber der Chinese ist gerade einmal 26 Jahre alt und Ronnie O’Sullivan erklärte einst, Ding Junhui habe das Zeug, ein vielfacher Weltmeister werden.

Karrierebeginn im Alter von neun Jahren

Im Alter von neun Jahren begann Ding Junhui mit dem Snooker. Sein Vater sah das Talent des Sohns und überredete dessen Mutter, das Haus zu verkaufen, um dem Jungen eine Karriere als Profi zu finanzieren. Acht Stunden pro Tag stand er am Tisch und genoss jeden Moment, in dem er einen Queue in der Hand hielt. Viele Interessen außerhalb des Sports gab es nicht.

Sein Weg war vorgezeichnet und ganz China hatte in ihm einen Helden gefunden, als die ersten Erfolge sich einstellten. Mit 15 gewann er die Asian U21-Championship sowie die Asien Championship und im September 2003 bekam er von der World Professional Billiards & Snooker Association ein Ticket für die Main Tour, wurde Profi.

Zu dieser Zeit spielte Ding Junhui befreit auf und im März 2005 gewann er als 18-Jähriger sein erstes Ranglistenturnier – im Finale der China Open besiegte er Stephen Hendry. In China sahen 110 Millionen Menschen dieses Match – bis heute Rekord für ein Snooker-Übertragung. Im Dezember des selben Jahres holte er sich auch den Sieg bei den UK Championship – ein weiterer Meilenstein.

Das Wunderkind aus China

Längst war er das Wunderkind aus China, Vergleiche mit Ronnie O’Sullivan – dem talentiertesten Spieler aller Zeiten – wurden angestellt. Als er dann vor seinem 20. Geburtstag auch noch die Northern Ireland Trophy gewann, war er neben John Higgins einer von zwei Spielern, die dieses Kunststück fertiggebracht hatten und kletterte im Provisional Ranking bis auf Platz fünf.

Doch auf einmal verlor Ding Junhui seine Leichtigkeit. Der Druck war spürbar, gerade bei Turnieren in der Heimat lastete viel Verantwortung auf seinen Schultern. Unvergessen ist natürlich auch das Finale beim Masters im Jahr 2007, als Ronnie O’Sullivan seinem jungen Gegner eine Lehrstunde erteilte. Beim Stand von 3:8 aus Sicht des Chinesen flossen erste Tränen.

Dennoch gab es ein versöhnliches Ende, als O’Sullivan ihn in den Arm nahm und später erklärte, dass nur Ding Junhui in der Lage wäre, einen Spieler so verwundbar zu machen, wie seinerzeit Paul Hunter es konnte. Ding Junhui sagte der Daily Mail: „Der Unterschied zu den China Open ist groß, hier fühle ich mich ziemlich alleine.“

Es war eine neue Welt für den jungen Chinesen, der sich als Teenager plötzlich in einer neuen Welt und einer neuen Kultur behaupten musste. Zudem machten es ihm die Fans nicht leicht. Er galt als Roboter ohne Gefühlsregungen und beim Masters-Finale musste er sich zudem noch mit feindseligen Kommentaren auseinander setzen.

Ding Junhui: Ein Spieler wie Stephen Hendry

Sein Talent war unbestritten und sein erstes Maximum spielte er am 14. Januar 2007 beim Masters im Spiel gegen Anthony Hamilton. Sein Breakbuilding ist eine Augenweide und Stephen Hendry meinte unlängst zum express.co.uk: „Ding Junhui ist nach Ronnie O’Sullivan der beste Spieler auf der Tour.“ Nur fehlte es zunächst an Beständigkeit.

Die Durststrecke endete in der Saison 2009/10, als er zwei Finals erreichte und erneut die UK Championship gewann. Die Spitze im Snooker ist mit der Übernahme von Hearn dichter geworden. Viele Spieler aus der zweiten Reihe bekommen durch die neue PTC-Tour mehr Spielpraxis und neuerdings müssen sich die Top-Profis bei Turnieren ab der ersten Runde durch das Feld quälen.

Auch Ding Junhui hat gelernt, wenn auch in anderen Dimensionen. Da viele Spieler aus Asien den Weg auf die Main Tour gefunden haben, ist sein soziales Umfeld stabiler geworden. Auch hat er gelernt, mit dem Druck umzugehen. Insgesamt ist die Akzeptanz auch bei den Fans größer geworden. Das liegt an seinem Spiel, aber auch an der Globalisierung.

Mittlerweile hat Ding Junhui über 300 Century Breaks sowie fünf Maximum Breaks gespielt, neun Ranking Events, zwei Minor-Events und das Masters gewonnen. In der Weltrangliste liegt er auf Rang drei, die beste Platzierung seiner Karriere. In der heutigen Zeit ist es schwer, eine Dominanz zu erreichen, wie Hendry und Steve Davis es schafften.

Unbestritten ist allerdings, dass Ding Junhui es schaffen kann, die WM im Crucible Theatre zu gewinnen. Nachdem er Marco Fu im Finale des International Masters besiegt hatte, sagte Fu: „Ding spielt im Bereich Break Building wie Hendry zu besten Zeiten.“ Wie seine Zukunft auch aussehen mag, ein besseres Kompliment kann man einem Spieler nicht machen.

Mark Allen siegt in Mühlheim

8 Okt

Die RWE-Arena in Mühlheim war also der Austragungsort für die Ruhr Open im Rahmen der europäischen Snooker Tour und Mark Allen durfte sich als erster Sieger in die Geschichtsbücher schreiben. Um es vorweg zu nehmen, nicht nur im asiatischen Raum ist Snooker weiter auf dem Vormarsch, auch in Deutschland zeigten die Fans erneut, dass der Weg für die Profis sich lohnt.

Wie auch beim German Masters in Berlin gibt es gut 2.500 Plätze zu vergeben, das Highlight waren dabei sicherlich die elf Tische, an denen gespielt wurde. Ich finde schon Berlin ist eine großartige Location, denn man hat als Zuschauer alle Tische weitestgehend im Blick, kann durch den Rundlauf jederzeit die Plätze wechseln – natürlich nur, wenn Plätze frei sind.

Und die Weltspitze war auch fast ausnahmslos vertreten, lockten so Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet an. Selbst aus der Schweiz soll ein Team vor Ort gewesen sein, um Bilder und Beiträge zu machen. Das Niveau war auch beachtlich, auch wenn der Sieg von Allen im Finale über Ding Junhui vorhersehbar war.

Mark Allen siegte in Mühlheim

Mark Allen siegte in Mühlheim

Denn der Chinese hatte nach seinem Halbfinale eine knappe Stunde Zeit, um sich zu regenerieren. Allen durfte sich länger entspannen, wirkte so auch frischer. „Nach meinem Halbfinale konnte ich mir eine Pause gönnen“, so Allen. „Ding hatte ein sehr langes Match zu absolvieren und daher war er wohl nicht so frisch.“

Wobei der Nordire auch gerne am Druck scheitert. Allerdings meinte Allen auch, dass er nicht mit einem Erfolg gerechnet habe. Doch die Arbeit mit Coach Terry Griffiths habe ihm sehr geholfen. „Es ist eine große Sache, hier gewonnen zu haben. Gerade wenn ich mir meine Form der letzten Monate ansehe“, bestätigte Allen.

„Terry Griffiths hat großen Anteil an diesem Erfolg. Wir haben die letzte Woche hart gearbeitet und ein paar Veränderungen an meiner Technik vorgenommen und dazu hat er mir geholfen, etwas mehr Positiv an die Aufgabe zu gehen. Von daher werden wir weiter arbeiten und ich hoffe, dass es sich bei den kommenden Turnieren auszahlt.“

Ich denke, die Technik-Frage stellt sich nicht unbedingt, denn Allen war immer ein Spieler, der über eine ganz hervorragende Technik verfügt. Manchmal geht er ein zu großes Risiko, lässt sich zudem leicht von seiner Stimmung beeinflussen. Wobei seine wirklich depressive Phase wohl vorbei ist. Sein Spiel war schon immer eine Augenweide, einzig die Konstanz war mangelhaft.

Es ist ähnlich wie bei Ronnie O’Sullivan oder auch Stephen Maguire finde ich. Wobei O’Sullivan vom Talent her oder den Möglichkeiten vielleicht eine Ausnahmestellung hat. Allen ist schon abhängig von seiner Laune. Ist diese gut, gewinnt er Turniere. Ist sie schlecht … Vielleicht haben auch die Rahmenbedingungen ihren Teil geliefert.

Denn die Stimmung in der Halle war sehr gut und es gab einmal mehr kaum Anlass zur Kritik. Sicher muss sich das gesamte Team noch einspielen, aber man darf davon ausgehen, dass Mühlheim auch im nächsten Jahr wieder Ausrichter des Turnier sein wird. „Das Publikum und die Atmosphäre waren brillant“, meinte auch Allen.

Ding Junhui gewinnt das Shanghai Masters

22 Sept

Ding Junhui hat also das Shanghai Masters für sich entschieden und für einen Triumph im historischen Finale gesorgt. Es war tatsächlich das erste rein chinesische Finale auf der Snooker-Tour. Kaum vorstellbar eigentlich und ich denke, in Zukunft dürfte das öfter passieren. Der Fokus der Tour liegt ja schon sehr auf China und dort wachsen und gedeihen die Spieler heran.

Ding Junhui setze sich letztlich klar mit 10:6 gegen Xiao Guodong durch und gewann neben seinem siebten Titel auch ein Preisgeld von 80.000 Pfund. Zuletzt hatte er ein Heimturnier im Jahr 2005 gewonnen, als er bei den China Open das Finale für sich entschieden hatte – übrigens sein erster Titel. Ding Junhui, wenn man sich daran erinnert, wie oft er in entscheidenden Situationen mit den Nerven haderte.

Klar, uns allen ist die Geschichte noch im Kopf, wie er gegen Ronnie O’Sullivan demontiert wurde und den Tränen nahe war. Dieses Manko hat er mittlerweile abgelegt und das ist schön zu sehen. Glückwünsche gab es natürlich vonseiten des Engländers, der ein großer Fan von Ding Junhui ist. Dessen Leistung war auch stark, bei einem Century und sieben Breaks von über 50 Punkten.

Bei Xiao Guodong muss man mal abwarten, wie es weitergeht. Es gab schon einige Spieler aus China, – wie auch Liang Wenbo -, die vor einer großen Karriere standen, dann aber nicht die Konstanz bewiesen, um sich auf der Main Tour wirklich oben festzubeißen. Die Ansätze sind definitiv da und wir werden sehen, wie die Entwicklung weitergeht.

„Vor dem Finale wusste ich, dass ich eine Führung brauchte und meine Safetys stark sein müssen, um mir Chancen zu erarbeiten“, erklärte Ding Junhui später, nachdem er sein Gewinn des Titel äußerst emotional gefeiert hatte. „Die Emotionen zeigen ja auch, wie sehr ich diesen Titel gewinnen wollte. Ich wollte es mehr, als alles andere.“

Irgendwie gefallen mir die Turniere besser, bei denen ich nicht früh aufstehen oder die Kollegen dazu überreden muss, sich Snooker anzusehen. Aber auch daran muss man sich auf Dauer gewöhnen. Die Pause wird nun nicht sonderlich lang ausfallen und alle Menschen in Mühlheim freuen sich sicher auf die European Tour, die dort am 4. Oktober gastiert.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 11

1 Mai

Ich schaue schon wirklich lange Snooker, bin praktisch mit Jimmy White aufgewachsen und habe die große Zeit von Stephen Hendry mitbekommen. Ich kann also durchaus behaupten, schon das eine oder andere Spiel gesehen zu haben. Mit Superlativen sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, dennoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, gestern eine Sternstunde gesehen zu haben.

Ihr habt es wahrscheinlich auch gesehen, es sei denn, Euer Name ist Thorsten und ihr habt den Nachmittag beim Segeln verbracht. Ronnie O’Sullivan hat Stuart Bingham komplett auseinander genommen und sich die erste Session mit 7:1 geholt. Dabei spielte er Breaks von 79, 111, 60, 87, 133 und 78. Es war die beste Leistung eines Spielers, an die ich mich erinnere.

Klar, Bingham hat Fehler gemacht und O’Sullivan Chancen hingelegt. Aber eine Lochquote von zeitweise 98 Prozent ist nicht nur mit leichteren Einsteigern zu schaffen. Gerade die Long Pots fielen reihenweise und der Spielball fand auf dem kompletten Tisch keine sichere Ablage. Mit seinem langen Spiel hatte O’Sullivan zuletzt immer wieder gehadert.

Aber bei dieser WM klappt alles. Ali Carter und Mark Williams haben es via Twitter geschrieben und eigentlich sind sich alle Experten einig, Ronnie O’Sulivan spielt momentan in einer anderen Liga und ist nicht zu schlagen. Zumindest kommt die Frage auf, wer ihn schlagen kann. Und Stuart Bingham ist ja auch kein Fallobst, aber praktisch ohne Chance.

Ronnie O'Sullivan

Ronnie O’Sullivan ist nicht zu stoppen

Vielleicht hat Bingham den Fehler gemacht, das Spiel von O’Sullivan mitgehen zu wollen. Vielleicht muss man es wirklich wie Peter Ebdon machen und dem Spiel komplett das Tempo nehmen, es ein wenig verschleppen. Aber dazu muss man der Typ sein und darf sich selber nicht aus dem Rhythmus bringen.

Von den verbleibenden Spielern fällt mir so niemand ein, der eine realistische Chance hat – sollte O’Sullivan auf dem Level bleiben. Judd Trump und Shaun Murphy zeigen momentan Licht und Schatten. Ihr Match ist spannend ohne Ende, beide gönnten sich allerdings eine komplette Session-Auszeit und logischerweise steht es dort 8:8.

Ding Junhui und Barry Hawkins ….. Hawkins ist ein beinharter Spieler. Vielleicht wäre er der passende Gegner, um O’Sullivan zu stoppen. Gegen Ding Junhui führt er mit 9:7 und ist vielleicht so ein Typ, der sich nicht beeindrucken lässt und sein Spiel gnadenlos durchziehen würde. Bei Ding habe ich da so meine Zweifel, auch wenn er natürlich das Zeug hat, um zu gewinnen.

Ricky Walden spielt zwar eine sehr gute WM, doch halte ich es für unwahrscheinlich, dass er O’Sullivan gefährden könnte – von Debütant Michael White ganz zu schweigen. Spannend wird es, sollte O’Sullivan eine schlechte Session erwischen. Auf seine Reaktion wäre ich sehr gespannt. Fraglich nur, ob es überhaupt so kommt und ob der Gegner dann in der Lage ist, davon zu profitieren.

So sind es bisher die Festspiele des Ronnie O`Sullivan und die Leistungen der anderen Spieler wie Michael White, Ricky Walden usw. geraten ein wenig ins Hintertreffen. Davon kann auch ich mich nicht ausschließen, aber nach der Session gestern bin ich heute immer noch begeistert und freue mich sehr, dass ich die Zeit hatte, um mir diese Sternstunde anzusehen.