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Mark Selby ist Snooker-Weltmeister

5 Mai

Er hat es endlich geschafft: Mark Selby hat im Finale der Snooker-WM einen 18:14-Sieg gegen Ronnie O’Sullivan eingefahren und sich zum Weltmeister gekürt. Der Jester From Leicester gehört damit zu einem elitären Club, da er in den Jahren zuvor schon das Masters und die UK Championship gewonnen hat – die Triple Crown.

Er war bereits die Nummer eins der Welt, wird von seinen Gegnern ob der Matchhärte und Kämpfermentalität gefürchtet. Doch der ganz große Wurf war ihm bisher versagt geblieben. Und im Vorfeld des Finals sahen viele Experten seinen Gegner im Vorteil – diese Einschätzung wurden nach den ersten Sessions bestätigt.

Denn Selby lag mit 3:8 und 5:10 im Hintertreffen. Klar, er hatte das schwerere Programm, musste in den Runden zuvor Ali Carter und Neil Robertson ausschalten. Doch von Müdigkeit oder Nervenflattern keine Spur. Das Finale geht eben über eine lange Distanz und auch wenn O’Sullivan ein Front-Runner ist, Selby blieb ruhig und lauerte auf die Schwächen des Gegners.

Beim Rückstand von 5:10 drehte Selby plötzlich auf, gewann zehn der folgenden zwölf Frames und machte dann den Sack zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zwei Gründe waren meiner Meinung nach ausschlaggebend: Auf der einen Seite hatte Selby seine Nerven im Griff, blieb mental stark und ließ sich nicht von der Aura des Gegners beeindrucken.

Viel wichtiger war allerdings, er bestrafte die Fehler von O`Sullivan, spielte konstant auf einem hohen Niveau. Das hatten die Gegner des Engländers in den Runden zuvor nicht geschafft. Auch da war der bis dato amtierende Weltmeister nicht ohne Fehler gewesen, bekam jedoch zu selten die Quittung ausgestellt.

Dazu ist Selby einer der komplettesten Spieler der Tour. Einzig im Breakbuilding gibt es zahlreiche Spieler, die ihre Vorteile haben. Diese „Schwäche“ kompensiert der Jester allerdings durch seine Beharrlichkeit, die den Gegnern schon im Vorfeld das Fürchten lehrt. Selby hat so in diesem Finale gezeigt, wie man O’Sullivan schlägt.

Ich freue mich für Mark Selby, der diesen Titel wirklich verdient hat. Seit Jahren spielt er auf einem guten Niveau und ist einer der Spieler, die die ganze Breite des Spiels abdecken. Natürlich macht es viel Spaß, sich O’Sullivan in Top-Form anzuschauen. Hohe und schnelle Breaks, die gerne spektakulär sind.

Aber Snooker ist mehr als hohe Breaks. Ich sehe gerne Safe-Schlachten, verworrene Bilder und Frames von 50 Minuten. Und wenn man ehrlich ist, der Weltmeister muss nicht immer Ronnie O’Sullivan heißen. Freuen wir uns über den Sieg von Mark Selby und ein Finale, das in der entscheidenden Session gerne mehr Spannung hätte bieten können.

Dennoch war es das wohl beste Finale der letzten Jahre. „Ich habe alles versucht, aber Mark war einfach zu stark“, erklärte O’Sullivan nach dem Match. „Ich gebe niemals auf, dass ist eben meine Devise“, beschrieb es Selby, der – um es nochmals zu sagen – ein würdiger Weltmeister ist. Mir hat die WM wie in jedem Jahr sehr viel Spaß gemacht und freue mich nun einfach für den Champion.

Snooker-WM: Das Halbfinale

1 Mai

Halbfinale im Crucible Theatre zu Sheffield und ganz knapp sind wir ein einer kleinen Sensation vorbeigeschlittert. Denn Spaceman Dominic Dale stand kurz davor, in die Runde der letzten Vier einzuziehen. Am Ende unterlag er Barry Hawkins mit 12:13. Neben Hawkins lösten Ronnie O’Sullivan, Mark Selby und Neil Robertson das begehrte Ticket.

Dabei hat Robertson natürlich beeindruckt und im Spiel gegen Judd Trump sein 100. Century in dieser Saison gespielt. Ein Meilenstein in der Snooker-Geschichte. Natürlich muss man sagen, dass die Spieler früher weniger Turniere absolviert haben. Aber trotzdem, der Australier ist eine Break-Maschine und das zeigte er auch gegen Trump.

Dort stand Robertson mächtig unter Druck, lag mit 8:11 im Hintertreffen. Die letzten fünf Frames holte er sich dann in einem Abwasch und ist auch den Druck los, die 100 Centurys knacken zu wollen und müssen. Das hätte ihn belasten können, nun kann er befreiter aufspielen und das Erreichen der Marke wird ihm zusätzlich Rückenwind geben.

Allerdings trifft Robertson auf Mark Selby, der nach dem Sieg gegen Ali Carter im Schonprogramm das Halbfinale erreichte. Gegen Alan McManus hatte der Jester am Ende wenig Probleme und setzte sich locker mit 13:5 durch. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist? Auf der einen Seite konnte er Kraft sparen und geht ausgeruht in das Duell.

Aber im Vergleich zu Robertson könnte es passieren, dass er nicht richtig im Wettkampf ist und eine Zeit braucht, um sich an den wesentlich stärkeren Gegner zu gewöhnen. Das ist natürlich Spekulation und bei einem Turnier von 17 Tagen ist es oft die Kraft, die am Ende den Ausschlag gibt. Wie oft haben wir Finals gesehen, die nicht ansatzweise das Niveau der Halbfinals erreichten.

Es wird sicherlich ein spannendes Match, da zwei Philosophien aufeinander prallen. Robertson ist ein Offensivspieler, der mit langen Einsteigern und gutem Breakbuilding glänzt. Selby ist der mental vielleicht stärkste Spieler, der mit hartem Matchplay ganz schwer zu knacken ist und jeden Spieler an den Rand der Verzweiflung bringen kann.

Mein Tipp: 17:14 für Neil Robertson

Im zweiten Halbfinale versucht Ronnie O’Sullivan einen weiteren Schritt zu machen, um seinen Titel zu verteidigen. Bislang konnte der Weltmeister in Teilen durchaus beeindrucken. Runde eins können wir uns schenken, aber in Runde zwei traf er auf Joe Perry und musste sein ganzen Können aufbringen, um am Ende knapp mit 13:11 zu gewinnen.

Wir müssen nicht darüber sprechen, ob O’Sullivan ein guter Snooker-Spieler ist. Beeindruckend ist mittlerweile der Wille und die mentale Stärke. Selbst bei Rückständen bleibt er ruhig und glaubt an seine Chance. Perry kann ein Lied davon singen und auch Shaun Murphy, der im Viertelfinale mit 3:13 unterging, musste hinterher anerkennen, keine Chance gehabt zu haben.

Murphy sprach davon, dass O’Sullivan einfach der beste Spieler der Welt sei und man sich vorkommen würde, als sei man nur Gast am Tisch des Engländers. Wir dürfen gespannt sein, wie Barry Hawkins sich schlägt. Denn Hawkins ist noch ein anderes Kaliber als Murphy. Nicht aus der Sicht des Spielerischen, eher was den mentalen Gesichtspunkt angeht.

Im vergangenen Jahr trafen sich beide Spieler im Finale, Hawkings unterlag mit 12:18. Dennoch attestierte ihm O’Sullivan später, selten so einen hartnäckigen Gegner gehabt zu haben. Und da liegt auch die Chance von Hawkins. Er weiß, dass er spielerisch nicht mithalten kann und sich kaum Fehler leisten darf. Aber er ist mental stark genug, um das aushalten zu können und wird einen Plan haben, den er Schritt für Schritt durchsetzen will.

Mein Tipp: 17:15 für O’Sullivan

 

Zwischen WM-Frust und Comeback von Stephen Hendry

23 Apr

Was ist das bitte für eine verrückte Snooker-WM in diesem Jahr? Im Achtelfinale treffen sich Ken Doherty und Alan McManus. Das alleine ist schon unglaublich. Die beiden Oldies holten sich ihr Ticket mit Siegen über John Higgins und Stuart Bingham. Natürlich gibt es in jedem Jahr Überraschungen, aber gerechnet hatte ich damit nicht.

Und der Knaller kam ja noch: Ding Junhui, Gewinner von fünf Ranking-Events in dieser Snooker-Saison, musste ebenfalls die Segel streichen. Er unterlag Michael Wasley, der ein dermaßen eindrucksvolles Crucible-Debüt gab, dass man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte. Eine solche Sensation hat es lange nicht mehr gegeben.

Da ist die souveräne Vorstellung von Neil Robertson schön zu sehen, der – sollte es gut laufen – bei dieser WM die Marke von 100 Centurys in einer Saison knacken könnte. Aktuell steht er bei Nummer 95, aber das Match gegen Robbie Williams läuft noch. Zuvor durften wir uns durch das Match Judd Trump gegen Tom Ford quälen.

Ford, der in der Qualifikation Matthew Stevens bezwungen hat und deswegen auf meiner persönlichen Lieblinge-Liste den mit Abstand letzten Platz einnimmt. Dabei hatte ich von Trump wesentlich mehr erwartet, aber es war scheinbar nicht sein Tag. Er hatte das Glück, auf einen Gegner zu treffen, der ebenfalls nicht auf einem Top-Level agierte.

Wie gesagt, es ist eine komische WM und aktuell muss man Robertson neben O’Sullivan als großen Favoriten auf dem Zettel haben. Andererseits ist die WM lang und vielleicht darf sich Judd Trump freuen, den Tiefpunkt schon erlebt zu haben und trotzdem nicht abreisen zu müssen. Auch Mark Selby hatte viel Glück beim 10:9 gegen Michael White.

Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich erneut schreibe, dass die Leistungsunterschiede nicht mehr so enorm groß sind, wie noch vor einigen Jahren. Genau so hatte es Barry Hearn beabsichtigt, der den Spielern jenseits der Top 16 mehr Duelle mit den Top-Profis geben wollte. Somit bekommen die Spieler mehr Erfahrung und erstarren auch nicht in Ehrfurcht, wenn sie auf die Top-Stars treffen.

Andererseits kommen Spieler wie Mark Williams, John Higgins, Stephen Maguire und wie sie alle heißen auch langsam in ein Alter, in dem sie eben nicht mehr als Geheimfavoriten gelten. Die nachfolgende Generation ist da und der Machtwechsel wohl längst vollzogen – mit Ausnahme von Ronnie O’Sullivan, der einfach ein Jahrhundertspieler ist.

Wo wir gerade Barry Hearn angesprochen haben: Der Snooker-Boss hat heute eine Pressekonferenz gegeben und das Spiel erneut ein wenig aufgebrochen. Er will, wie ich gerade schon schrieb, eine offene Tour, die transparent ist und allen Spielern die Möglichkeit gibt, an den Geldtöpfen zu schnuppern.

Weiter sagte Hearn, dass in Zukunft nur die Top 16-Spieler gesetzt sind, alle anderen Spieler – insgesamt 144 – müssen sich in die Qualifikation begeben. Das bedeutet, in Runde eins müssen die restlichen 128 Snooker-Profis um ein Ticket kämpfen. In Shanghai startet dieses Format 2015, in Australien 2016.

Interessant sind auch die Änderungen für die kommende WM. Auch dort wird ein Feld von 144 Spielern starten und nur die Top 16 sind gesetzt. Bitter für den Spieler, der nach den China Open auf Rang 17 liegt. Er muss sich, wie alle anderen, durch die komplette Qualifikation kämpfen. Interessant ist, dass alle ehemaligen Weltmeister eine Einladung für die erste Runde erhalten.

Ob sich das Format ändern wird, ist schwer abzusehen. Hearn erklärte, dass es in allen Runden mindestens ein Best-of-19 geben wird. Was das für das Finale bedeutet, wird sich in der Zukunft zeigen. Auch, welche ehemaligen Profis eine Einladung für ausgewählte Turniere bekommen. Denn Hearn möchte Spieler belohnen, die sich um den Sport verdient gemacht haben. Sicher dabei sind Stephen Hendry und Steve Davis.

Sonne? Ne, Snooker!

21 Apr

17 Tage läuft sie, die Snooker-WM im Crucible Theatre zu Sheffield. 17 Tage lang schraube ich meine Stromrechnung in die Höhe, da ich zeitgleich – wenn es der Job denn erlaubt – vor dem TV und dem Laptop sitze. Denn es wird an zwei Tischen gleichzeitig gespielt und verpassen möchte man keine Sekunde, da die WM ist das Highlight der Saison ist.

Es ist die Atmosphäre im Crucible, es sind die langen Distanzen und die Besonderheit, der man sich einfach nicht entziehen kann. Selbst im heimischen Wohnzimmer ist diese ganz besondere Stimmung spürbar. Snooker also … Eine besondere Sportart, die auf Partys und Veranstaltungen nicht unbedingt ein „Whooaaa“ hervorlockt, sollte man sich drüber unterhalten.

Es ist eine der Sportarten, die meiner Meinung nach komplett unterschätzt wird. Ein Spiel dauert hier nicht 90 Minuten, sondern in Runde eins der Snooker-WM gerne auch sechs Stunden. Die Fanszene ist größer als man denkt, aber vielen Leuten bleibt die Faszination verborgen, da das Spektakel oft nicht in den ersten Minuten zu erahnen ist.

Man mag über Rolf Kalb denken, was man will. Fachlich und analytisch stößt der Pionier des deutschen Snooker oft an seine Grenzen, aber er leistet unglaubliche Arbeit. Wird während der WM auf Eurosport gezappt und hat man die Muße, als Neuling nur einige Minuten das Geschehen zu verfolgen, ist es nicht unwahrscheinlich, länger zu verweilen.

Gestern Abend wollte ich noch auf ein Bier vor die Tür, als Shaun Murphy gegen Jamie Cope und Ryan Day gegen Stephen Maguire lief. Und an diesem Abend wurde das ganze Ausmaß an Spannung, Dramatik und Faszination deutlich. Beide Matches gingen in den Decider, es wurde über die volle Distanz gespielt.

Die Spieler stoßen hier auch an ihre Grenzen, zeigen Nerven und oft ist zu sehen, dass die Fehlerquote sich häuft. Kaum sieht es so aus, als ob Murphy den Tisch abräumt, läuft der Spielball in die Tasche. Cope hingegen verstellt sich Sekunden später und wenn es gut läuft, gibt es noch eine Safety-Battle.

Bis 0:15 Uhr saß ich vor dem TV, drückte Murphy die Daumen und dachte über das Thema des nächsten Blogs nach. Dabei ertappt man sich, wie man einfach mit dem Spiel mitgeht. Die Hände vors Gesicht schlagend, mit der Faust auf den Tisch hauend und den Blick abwendend, wenn es einen kritischen Moment zu überstehen gilt, war die Thematik schnell gefunden – es ist ein ruhiger sport, aber nicht minder emotional.

Mit Worten mag es nicht passend zu beschreiben sein, aber sollte sich eine verirrte Seele auf diesen Blog verirren, ich mag ihr nur ans Herz legen, sich eine Session anzuschauen. Die Regeln werden auf Eurosport Deutschland permanent erklärt und mit einem gesunden Basiswissen ausgestattet gebe ich eine Garantie dafür, dass es keine verschenkte Zeit sein wird.

Gestern hatten Murphy und Ryan Day das bessere Ende auf ihrer Seite und mit dem Merlin of Milton ist somit der nächste gesetzte Spieler gescheitert. Ich für meinen Teil lasse die Sonne in den kommenden Tagen mal Sonne sein und freue mich einfach auf packende und spannende Matches im Crucible Theatre. Es lohnt sich!

Snooker-WM: Tschüß, Herr Bingham!

20 Apr

Es ist April und das Wetter wird schöner. Das bedeutet: es ist Zeit für die Snooker-WM. Lange habe wir warten müssen, nun wird der geneigte Fan des Gentlemen-Sports zum Stubenhocker. Dabei muss ich ja sagen, dass es eine der Situationen ist, in der ich mich ärgere, nicht mehr hauptberuflich als Sportjournalist zu arbeiten.

Denn dieser Job hat so seine Vorteile und die liegen auf der Hand. Man kann praktisch rund um die Uhr die sportlichen Ereignisse verfolgen. Nun gut, momentan befinden wir uns in den Feiertagen und daher ist es natürlich kein Problem. Ronnie O’Sullivan hat als Titelverteidiger am gestrigen Tag den Anfang gemacht und den Finnen Robin Hull locker mit 10:4 besiegt.

Gerade in der ersten Session legte er einen starken Auftritt an den Tag, spielte Breaks von 124, 69, 81, 60 und 90. Dass er es am Abend ruhiger angehen ließ, war zu erwarten. Die Lochquote von 95 Prozent konnte O’Sullivan nicht halten und erklärte später auch, die hohe Führung und das Wissen, nur noch drei Frames gewinnen zu müssen, können ein wenig lähmen.

Dennoch war es ein sehr solider Auftritt und nun kann sich der Weltmeister das bunte Treiben in Ruhe ansehen, wird wohl auch nicht vor Ort bleiben und sich in den eigenen vier Wänden auf sein nächstes Match vorbereiten. Neben Ronnie O’Sullivan ist Ding Junhui für mich der große Favorit auf den Titel. Der Chinese trifft nachher auf Michael Wasley.

Nach fünf Titeln im Laufe der Saison ist es klar, dass auch ein gewisser Druck auf ihm lastet. Jeder Fan und jeder Fachmann traut ihm den großen Wurf zu. Dabei hat er gelernt, dem Druck standzuhalten – immerhin hat er die fünf Finals gewonnen. Dennoch bin ich sehr gespannt, wie er ins Turnier kommt. Denn das Curucible ist das Mekka, der Ort, an dem man sich beweisen muss.

Erstaunt bin ich über die schwache Leistung von Stuart Bingham. Der Engländer hat zwar keine sonderlich gute Saison gespielt, aber eine 5:10-Niederlage in Runde eins gegen Ken Doherty habe ich nicht erwartet. Neben O’Sullivan scheinen die Favoriten ohnehin mehr Probleme zu haben, als gedacht – wobei man ja sagen muss, dass die Spitze immer enger zusammenrückt.

Darüber habe ich schon öfter geschrieben und es wird interessant zu beobachten sein, wie viele der Top 16-Profis Runde eins überstehen. Bingham ist bereits raus und Shaun Murphy – mein Geheimfavorit auf den Titel bei der Snooker-WM – liegt gegen Jamie Cope mit 4:5 hinten. Das ist für mich eine große Überraschung, denn Murphy schien zuletzt in bestechender Form.

Und auch Ali Carter hat seine liebe Mühe und Not mit Xiao Guodong, führt immerhin knapp mit 5:4 – ganz im Gegensatz dazu steht Stephen Maguire beim Stand von 3:6 einmal mehr vor dem Aus in Runde eins. Der Merlin of Milton sieht sich einen stark aufspielenden Ryan Day gegenüber, der die walisische Flagge hält, nachdem Stevens und Williams in der Qualifikation gescheitert sind.

Wie dem auch sei, der erste Tag in Sheffield hat schon viel Spaß gemacht und ich freue mich derbe auf die Auftritte von Ding Junhui, Mark Allen, Neil Robertson, John Higgins, Mark Selby und wie sie alle heißen. 17 Tage Snooker zum Genießen!

 

 

 

Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open

16 Mär

Shaun Murphy hat seine lange Durststrecke beendet und erstmals seit fast drei Jahren wieder ein Ranglistenturnier gewonnen. Der Magician setzte sich in einem am Ende packenden Finale der World Open in Haikou mit 10:6 gegen Mark Selby durch. Der RespottedBlog über die Faszination im Snooker und die Diskussionen um den Austragungsort in China.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Es war ein großartiges Finale und nach der ersten Session war dies nicht zu erwarten gewesen. Denn Murphy hatte sich mit Breaks von 111, 105, 98, 80 und 64 eine 7:2-Führung erspielt. Dass es doch noch ein langer Tag wurde, verdankten die Zuschauer nicht der übermäßig langen Sieger-Zeremonie, sondern dem harten Matchplay von Selby.

Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer und Murphy bekam diese Tugend zu spüren. Drei Frames in Folge holte sich Selby nach der Pause und so stieg die Spannung. Murphy zeigte Nerven, schaffte im Laufe des Matches aber das 9:6. Im 16. Frame trieben es beide Spieler dann auf die Spitze. Vorab muss man sagen, dass das Niveau über die Woche nicht wirklich am Limit war, aber dazu später mehr.

Selby brauchte drei Fouls, um das Match nicht zu verlieren. Murphy gab acht Punkte ab und es entwickelte sich nach einigen Flukes ein Endspiel auf Pink. Insgesamt dauerte der Frame knapp 50 Minuten und der Magician hatte das bessere Ende für sich. Das nicht immer hohe Niveau wurde durch eine taktische Schlacht, die es so nur im Snooker gibt, kompensiert.

Snooker in Haikou: Das Niveau leidet

Und in dieser taktischen Schlacht liegt auch die Faszination. Natürlich schaut man gerne zu, wenn Ronnie O’Sullivan am Tisch steht und mit seiner Brillanz für die magischen Momente sorgt. Aber das Salz in der Suppe sind auch die Versuche, den Gegner in benötigte Fouls zu treiben – in Kombination damit, diese Aufgaben zu lösen.

Auch wenn in der zweiten Session die ganz hohen Breaks fehlten, bleibt der abschließende Frame mit all seiner Dramatik im Kopf. Doch warum fehlte das Niveau? Und hier komme ich zu einem viel diskutierten Punkt. Denn Snooker ist global geworden und knapp die Hälfte der Turniere (fünf) finden in Asien statt.

Grundsätzlich kein Drama. Aber in diesem speziellen Fall sind es auch die Wetterbedingungen und die enorm hohe Luftfeuchtigkeit, die den Spielern zu schaffen machen – darunter leidet natürlich das Niveau, da die Bälle anders reagieren und das Stellungsspiel leidet. Dazu kommen die lauten Klimaanlagen und die spärlich besetzten Hallen. Nun muss man dies differenziert betrachten.

Zu hohe Eintrittspreise in China

Die leeren Hallen resultieren bei den World Open in Haikou daraus, dass der Ort mit einer Insel schlecht gewählt ist. Hier gibt es kaum Fans, die für ein ausverkauftes Haus und tolle Stimmung sorgen. Dazu sollen die Eintrittspreise derart hoch sein, dass manche Fans sich den Besuch des Turniers nicht leisten können.

Die Frage, warum fünf Turniere in einer Saison mit elf Ranglistenturnieren in China ausgetragen werden, ist einfach zu beantworten. Denn im Vergleich zu den lukrativen früheren Zeiten sind im Snooker die finanzkräftigen Sponsoren weggebrochen und Barry Hearn musste zusehen, den Sport zu retten, den Spielern gewisse Einnahmen zu garantieren.

In China ist die Begeisterung für Snooker groß, immer mehr Spieler drängen auf die Main Tour. Die Frage ist nur, ob Hearn es nicht übertreibt, wenn man sich die Resonanz ansieht. Denn dazu kommen noch das German Masters, die Indian Open und die Australian Open. Somit bleiben nur die Welsh Open, die UK Championship, das Masters und die WM in Sheffield im Mutterland.

Lösungen müssen her

Für meine Begriffe hat Hearn durchaus die richtige Schlüsse gezogen. Auch ein Turnier in Deutschland hat eine klare Berechtigung, da die Halle ausverkauft ist und die Spieler den Austragungsort regelmäßig in höchsten Tönen loben. Dennoch sieht der RespottedBlog es kritisch, wenn bei einem Finale zwischen Murphy und Selby die Halle nicht ansatzweise voll ist.

Denn klar ist auch, die Flüge kosten Geld, die Spieler müssen zudem Hotels buchen. Es gibt eine finanzielle Unterstützung, doch bei einer Niederlage in Runde eins ist so eine Reise schnell ein Minusgeschäft. O’Sullivan kann es sich leisten, ein solches Turnier auszulassen, aber die Spieler jenseits der Top 16 sind auf regelmäßige Einnahmen angewiesen.

Man darf gespannt sein, wie die Einführung der Geldrangliste in der kommenden Saison sich auf den Zuspruch auswirkt. Durchaus möglich, dass noch mehr Spieler die weiten Reisen scheuen, wenn eine gewisse Summe bereits eingespielt ist. Klar ist aber auch, Hearn muss die Märkte bedienen und zusehen, Turniere zu vermarkten. Eine komplette Zufriedenheit auf allen Seiten wird es so nicht geben.

O’Sullivan: Maximum und Welsh Open-Sieg

2 Mär

Ronnie O’Sullivan hat die Welsh Open gewonnen, Ding Junhui im Vorbeigehen mit 9:3 besiegt und damit in dieser Saison sein erstes Ranglistenturnier gewonnen. Doch am Ende stand dies nicht im Vordergrund. Denn im letzten Frame des Turniers spielte O’Sullivan sein zwölftes Maximum Break und ist damit alleiniger Rekordhalter.

Dazu war es der 26. Titel bei Weltranglistenturnieren und O’Sullivan schob sich hinter Stephen Hendry und Steve Davis – vorbei an John Higgins – auf Rang drei der Rangliste. Dabei war der deutliche Spielverlauf so nicht zu erwarten gewesen, denn die beiden besten Spieler der letzten Monate hatten in den vorherigen Runden teilweise sehr starke Leistungen gezeigt.

14 der 51 Centurys gingen auf das Konto von O’Sullivan sowie Ding Junhui, aber der Chinese erwischte in der ersten Session einen rabenschwarzen Tag. Böse Fehler mischten sich mit Pech und O’Sullivan brauchte sich nicht groß anzustrengen, um eine hochverdiente 7:1-Führung auf das Scoreboard zu zaubern und die Messe war gelesen.

Ronnie O'Sullivan gewinnt die Welsh Open

Ronnie O’Sullivan gewinnt die Welsh Open

Dabei darf man nicht vergessen, dass Ding Junhui im Verlauf der Saison bereits vier Ranglistenturniere gewonnen hat – er ist sozusagen in der Form seines Lebens und konnte das auch bei den Welsh Open bis zum Finale bestätigen. Warum aber war er gegen Ronnie O’Sullivan so deutlich unterlegen? Kein Spieler kann permanent seine Form behaupten und es ist nur menschlich, einen schlechten Tag zu erwischen. Eine recht einfache Erklärung.

Man darf auch nicht vergessen, dass Ding die Chance zum 2:3 hatte, jedoch mit dem Queue abrutschte und seinem Gegner so das 4:1 schenkte. Ein weiterer Nackenschlag, der nicht unbedingt förderlich für die Motivation ist. Andererseits war das Kind zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht in den Brunnen gefallen, es hatte sich allerdings schon weit über den Rand gelehnt.

Denn es ist fraglich, ob das 2:3 einen Wendepunkt hätte markieren können. Solche Überlegungen sind rein hypothetisch und vielleicht wäre O’Sullivan ins Grübeln gekommen. Aber mir fehlt der Glaube und ich habe für mich eine andere Erklärung gefunden – und damit stehe ich nicht alleine auf weiter Flur: Es liegt einfach ein O’Sullivan.

Rolf Kalb hatte es in der ersten Session kurz angesprochen und meinte: „Als würde der Respekt von Ronnie O’Sullivan ihn lähmen.“ So abwegig dies im ersten Moment klingt, O’Sullivan hat eine enorme Ausstrahlung, gilt weiterhin als der Spieler, der mit dem Queue auf die Welt gekommen ist. Und trotz seiner vielen Pausen umgibt ihn eine ganz gewisse Aura.

Dabei ist es erschreckend, dass er im Vergleich zu Spielern wie Mark Williams oder John Higgins im Alter besser wird. Ist er in den Bällen, gibt es nichts, was ihn stoppen kann. Aber es wirkt, als ob O’Sullivan sich entwickeln würde. Dabei spielt er wesentlich mehr Safetys, schenkt die Frames bei Rückständen nicht sofort ab und ist einfach variabler geworden.

Joe Perry hatte es ebenfalls per Twitter geschrieben: „Es ist schwer zu beschreiben, wie groß der Unterschied ist, ob man gegen Ronnie oder einen anderen Gegner spielt. Und ich denke, die anderen Profis sehen es ähnlich.“ Ein klares Statement, denn als Spieler steht man ab dem ersten Stoß gewaltig unter Druck, in dem Wissen, keine Fehler machen zu dürfen.

Und Ding hat bisher keine großen Erfahrungen gemacht, wenn es um Final-Duelle gegen O’Sullivan geht. Vielleicht kamen ihm auch noch Erinnerungen an das Masters-Finale 2007, was ich aber nicht glaube. Und ob dieser Respekt nun wirklich der Grund für die Niederlage war? Wahrscheinlich war es ein Gemisch aus schlechten Tag und dem Druck.

Klar ist, Ronnie O’Sullivan hat den Titel hochverdient errungen und ist – wie seit Jahren – in jedem Turnier der große Favorit auf den Titel. Dazu denke ich, braucht ein Spieler eine gewisse Mentalität, um O’Sullivan wirklich schlagen zu können. Spontan fällt mir Mark Allen ein, denn der Nordire hat ein gewaltiges Ego und gegen den Weltmeister braucht es das manchmal.

Ding Junhui gewinnt das German Masters

2 Feb

Ein Jahr ist es schon wieder her, dass ich mich auf die Reise nach Berlin machte, um erneut beim German Masters live vor Ort zu sein. Ein wunderbares Turnier, mit einer faszinierenden Atmosphäre und vielen Snooker-Stars praktisch zum Anfassen. Gut, ein Journalistenausweis ist da schon hilfreich und minimiert die Kosten ganz enorm.

Um so trauriger, dass ich in diesem Jahr nicht in Berlin sein und den Erfolg von Ding Junhui im Finale lediglich vor dem TV genießen konnte. Das Finale hielt nach dem 4:4 zum Midsession Intervall leider nicht das, was wir uns alle erhofft hatten. Zu schwach präsentierte sich Judd Trump in den entscheidenden Momenten und Ding siegte mit 9:5.

Andererseits lieferte der Chinese, der sein zehntes Ranglisten-Turnier gewann und damit mit Jimmy White gleichzog, gerade zu Beginn der zweiten Session nahezu perfektes Snooker ab und beeindruckte das nicht immer ganz fachkundig wirkende Publikum – so zumindest meine Empfindung – mit einer Lochquote von 94 Prozent.

Ding junhui gewinnt das German Masters

Ding junhui gewinnt das German Masters

Für Ding war es gleichzeitig der vierte Titel in dieser Saison. Und dies ist durchaus sehr beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass zuletzt Stephen Hendry in der Spielzeit 1990/91 dieses Kunststück gelang. Ich hatte vor ein paar Wochen schon die Frage aufgeworfen, ob der 26-jährige Chinese nicht vielleicht momentan der beste Spieler der Welt sei.

Aber diese Frage ist nicht zu beantworten. Kurze Zeit später begann Ronnie O’Sullivan seinen Siegeszug und schaut man auf die Weltrangliste, stehen da noch Neil Robertosn und Mark Selby. Wie dem auch sei, Ding Junhui spielt die Saison seines Lebens und es wäre kaum überraschend, sollte er sich den Titel bei der WM in Sheffield sichern – auch wenn ich nicht dran glaube.

Noch ein Wort zum Publikum: Da will ich nicht falsch verstanden werden. Schon bei meinen beiden Besuchen fiel jedoch auf, dass es eine Art Event-Publikum ist. Natürlich ist das legitim und es ist schön, dass die Main Tour in Deutschland Station macht. Es wirkt nur oft befremdlich, wenn viel Bewegung auf den Rängen ist und der Applaus oft an falschen Stellen ertönt.

Grundsätzlich sind viele Spieler begeistert von der Stimmung, wie es auch Judd Trump nach der Niederlage bestätigte. Natürlich bedankte sich auch Ding Junhui artig und ich schließe mich da an. Die fünf Tische, die große Halle und die komplette Sicht auf alle Matches sind besonders. Vielleicht dauert es auch noch ein wenig, bis Snooker in Berlin Normalität wird.

Weiter hat mich beeindruckt, dass viele der Stars früh die Segel streichen mussten. Bei einem Blick auf den Turnierbaum zeigt sich, dass im Achtelfinale nur fünf Spieler aus den Top 16 vertreten waren. Schön für das Publikum, solch eine Besetzung im Finale gesehen zu haben – auch wenn es im Endeffekt ein sehr einseitiges Endspiel war.

Denn Snooker lebt auch von den großen Namen. Shaun Murphy, Ronnie O’Sullivan, Judd Trump, Neil Robertson und wie sie alle heißen. Sicher hätte auch Ryan Day den Sieg im Halbfinale gegen Ding Junhui verdient gehabt. Aber wäre ein Finale zwischen Day und Rod Lawler ebenfalls als Publikumsmagnet durchgegangen?

Ich denke, es hätte enttäuschte Gesichter gegeben. Aber durch das Aufbrechen der Strukturen ist die Spitze breiter geworden. Ich hatte schon darüber geschrieben: Gerade bei kleineren Turnieren sind es Spieler aus der zweiten Reihe, die auf sich aufmerksam machen. Bei den UK Championship waren es – wenn ich mich recht erinnere – 14 Spieler im Achtelfinale, die aus den Top 16 kamen.

Auch ich habe mich gefreut, als dieses Finale feststand und ich sehe lieber Ronnie O’Sullivan am Tisch, als zum Beispiel Marcus Campbell. Dazu haben alle Leute, die sich für Snooker interessieren, eine Art Lieblingsspieler und Judd Trump wird wahrscheinlich mehr Fans haben, als Martin Gould.

Dennoch ist es schön, eine breite Palette an Spielern zu sehen, die es in der Vergangenheit nicht in den Fokus geschafft haben. Im nächsten Jahr kann meinetwegen auch passieren, was will. Allerdings habe ich trotzdem noch die Hoffnung, dass Matthew Stevens es eines Tages bis ins Finale schafft. Denn der Walisische Drache ist nunmal mein Lieblingsspieler.

Ronnie O’Sullivan gewinnt das Masters 2014

19 Jan

Nein, er sein nicht unplayable. Das sagte Ronnie O’Sullivan, bevor er sich den Titel beim diesjährigen Masters sicherte und einen überforderten Mark Selby mit 10:4 in die Schranken wies. Es ist der fünfte Titel des Engländers bei diesem Non Ranking Snooker Event und damit fehlt ihm noch ein Sieg, um zu Stephen Hendry aufzuschließen.

Mit zehn Finalteilnahmen beim Masters hatte sich O’Sullivan bereits in die Geschichtsbücher eingetragen und nach den teilweise überragenden Auftritten unter der Woche ist es nicht verwunderlich, dass auch Mark Selby ohne Chance war. Nicht unplayable also? Spätestens nach seinem Sieg muss man anderer Meinung sein.

Selby gilt als Spieler mit Nerven aus Stahl. Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer, ein Mann, der niemals aufgibt. Vielleicht war es das perfekte Finale, um zu zeigen, dass es keinen besseren Spieler als O’Sullivan gibt. Denn mit seinem taktischen Spiel kann Selby Gegner mürbe machen, sie zu Fehlern zwingen und schließlich knacken.

Das klappte im Finale des Masters nicht. Es hätte durchaus auch eine noch höhere Niederlage geben können, nachdem O’Sullivan bereits mit 5:0 in Führung gegangen war, bei 8:1 Braun vom Spot verschoss und die 9:1-Führung verschenkte. War O’Sullivan nun zu stark oder hatte Selby einen Tag erwischt, an dem nicht mehr möglich war?

Ronnie O'Sullivan gewinnt das Masters 2014

Ronnie O’Sullivan gewinnt das Masters 2014

Selby erwischte zwar einen denkbar schlechten Start, verschoss einige lange Einsteiger und lag schnell 0:3 hinten – gegen O’Sullivan in dieser Form fast schon ein Todesurteil. Die Frage ist jedoch, warum Selby diese leichten Fehler beging. Es auf einen schwachen Tag zu schieben, ist vielleicht zu einfach und würdigt nicht die Leistung seines Gegners bei diesem Turnier.

Sein Sieg gegen Ricky Walden wurde vielerorts als beste Leistung der letzten Jahre angesehen. Es war Snooker aus dem Lehrbuch und das Gegenteil eine Rolle vorwärts beim Kunstturnen. Es war eine Meisterleistung, eine Vorstellung der Extraklasse. Auch Robert Milkins und Stephen Maguire waren mehr Zuschauer, als aktive Teilnehmer.

Ronnie O’Sullivan dirigierte den Spielball, das lange Spiel war großartig, die Safetys saßen und das Lochspiel stand ebenfalls Spalier. Wenn diese vier Faktoren greifen, ist O’Sullivan nicht zu bezwingen. Das wusste auch Selby und war meiner Meinung nach beeindruckt vom Auftreten seines Gegenüber – und auch er ist nicht davor gefeilt, Respekt zu haben.

Ronnie O’Sullivan ist 38 Jahre alt und schaut man sich andere Spieler seiner Altersklasse an, zeigt die Leistungskurve normalerweise nach unten. Bei ihm hat man das Gefühl, sein starkes Spiel, gepaart mit dem Talent, entwickelt sich ständig weiter. Die Ruhepausen – inklusive dem Ausscheiden bei der Qualifikation für das German Masters – mögen dies noch unterstützen.

Vielleicht ist es auch so, das viele Spieler über kein herausragendes B-Spiel verfügen, wie zum Beispiel John Higgins es in Perfektion im Repertoire hatte. Die Crux ist, man braucht einen überragenden Tag, um O’Sullivan bei einem großen Turnier schlagen zu können. So wie Stuart Bingham es bei den UK Championship gelang.

Ist O’Sullivan in Form und gewillt, ein Match auch zu gewinnen, dann ist er momentan nicht zu schlagen. Es gibt eine handvoll Spieler, die es an einem guten Tag schaffen können. Dabei dürfen sie sich jedoch keine Schwäche leisten und bei Ronnie O’Sullivan dürfen nicht alle Faktoren (Lochspiel, Safetys, Ballkontrolle, Long Pots) greifen.

Nach eigener Aussage befindet sich O’Sullivan auf dem Weg zur der Form, die er bei der WM 2012 hatte. Damals fühlte er sich unplayable und meinte, er könne den Spielball präzise auf einer Münze landen lassen. Das hört sich wie eine Kampfansage an und die WM 2014 ist nicht mehr weit entfernt – wie auch das Erreichen der Bestform des Masters-Champions 2014.

Ronnie O’Sullivan verpasst das German Masters

13 Dez

Ronnie O’Sullivan ist in der Qualifikation zum German Masters in Berlin gescheitert. The Rocket unterlag Thepchaiya Un-Nooh mit 4:5 und wird damit im Januar zwar das Masters spielen, dem Tempodrom jedoch – gezwungenermaßen – fernbleiben. Nun könnte man sagen, dass es sehr schade ist, da die deutschen Fans grundsätzlich treue Anhänger von O’Sullivan sind.

Vielleicht hätte sich O’Sullivan auch geärgert, da er bei seinem letzten Auftritt erklärte, die Atmosphäre zu mögen und auch das Format mit fünf Tischen sehr genossen zu haben. Allerdings wird der Engländer der Niederlage keine Träne nachweinen – und das kann mit Fug und Recht behauptet werden.

Denn zu keiner Phase des Spiels schien O’Sullivan Interesse daran zu haben, einen Sieg gegen den thailändischen Gegner erringen zu wollen. Dabei war es nicht die Masse der Fehler, die zu der Niederlage führte und die man mit einem schlechten Tag vielleicht noch hätte erklären können. Es war die Art des Spiels.

Harakiri ist dabei noch untertrieben und Bälle in der Schwierigkeitsform einer Rolle Vorwärts beim Kunstturnen fanden nicht den Weg in die Tasche. O’Sullivan agierte derart lustlos, dass Thepchaiya Un-Nooh trotz vieler eigener Fehler kaum in Bedrängnis kam – obwohl das Ergebnis am Ende natürlich knapp ausfiel.

Während des Matches entbrannte auf Twitter eine rege Diskussion über den Auftritt des Superstars. Dragonstars hatte natürlich ein Antrittsgeld für diese Runde gezahlt und es schien so, als ob O’Sullivan dieses Geld locker habe mitnehmen wollen, aber zu keiner Zeit ernsthafte Ambitionen hegte, auch wirklich nach Berlin reisen zu wollen.

Thomas Cesal, Geschäftsführer von Dragonstars-Eventmanagement GmbH, meinte auf Anfrage: „Habe es nicht gesehen. War doch aber knapp 4-5?! Es hat außer Robert Milkins glaube ich jeder Top 16 Spieler die Qualifikation geschafft. Also sind doch nahezu alle da. Außerdem wird er ja dann zur Exhibition Ende Mai sicher dabei sein.“

Eine diplomatische Antwort, die man so selten via Twitter fand. Von „Schiebung“ über „Betrug“ bis „bodenlose Frechheit“ und „verspieltem Kredit“ liefen die Tweets. Um es nochmals zu betonen: Jeder Spieler kann machen, was er will. Aber warum in eine Qualifikation gehen, wenn man nicht den Plan hat, das Turnier auch zu spielen?

Wie im Video ersichtlich ist, war es kein schlechter Tag. Es war gewollt. Dominic Dale schrieb, dass O’Sullivan ohnehin erklärt habe, noch eine Auszeit nehmen zu wollen. Sicherlich ist das Masters höher einzustufen und im April folgt auch schon die WM. Hätte O’Sullivan also einfach verzichtet, es wäre eine Randbemerkung geblieben.

Ich bin ein Fan von O’Sullivan. Sei es sein Spiel, die Art des Spiels oder auch die Person, die ich seinerzeit bei einem Interview erleben durfte. Doch auch ich war geschockt, als ich die zweite Hälfte des Matches sah. Natürlich sollte sich jeder sein eigenes Bild machen, aber meiner Meinung nach ist es kein feiner Zug, in die Qualifikation zu gehen und dann mit offensichtlicher Lustlosigkeit das Match abzuschenken.