Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open

16 Mär

Shaun Murphy hat seine lange Durststrecke beendet und erstmals seit fast drei Jahren wieder ein Ranglistenturnier gewonnen. Der Magician setzte sich in einem am Ende packenden Finale der World Open in Haikou mit 10:6 gegen Mark Selby durch. Der RespottedBlog über die Faszination im Snooker und die Diskussionen um den Austragungsort in China.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Es war ein großartiges Finale und nach der ersten Session war dies nicht zu erwarten gewesen. Denn Murphy hatte sich mit Breaks von 111, 105, 98, 80 und 64 eine 7:2-Führung erspielt. Dass es doch noch ein langer Tag wurde, verdankten die Zuschauer nicht der übermäßig langen Sieger-Zeremonie, sondern dem harten Matchplay von Selby.

Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer und Murphy bekam diese Tugend zu spüren. Drei Frames in Folge holte sich Selby nach der Pause und so stieg die Spannung. Murphy zeigte Nerven, schaffte im Laufe des Matches aber das 9:6. Im 16. Frame trieben es beide Spieler dann auf die Spitze. Vorab muss man sagen, dass das Niveau über die Woche nicht wirklich am Limit war, aber dazu später mehr.

Selby brauchte drei Fouls, um das Match nicht zu verlieren. Murphy gab acht Punkte ab und es entwickelte sich nach einigen Flukes ein Endspiel auf Pink. Insgesamt dauerte der Frame knapp 50 Minuten und der Magician hatte das bessere Ende für sich. Das nicht immer hohe Niveau wurde durch eine taktische Schlacht, die es so nur im Snooker gibt, kompensiert.

Snooker in Haikou: Das Niveau leidet

Und in dieser taktischen Schlacht liegt auch die Faszination. Natürlich schaut man gerne zu, wenn Ronnie O’Sullivan am Tisch steht und mit seiner Brillanz für die magischen Momente sorgt. Aber das Salz in der Suppe sind auch die Versuche, den Gegner in benötigte Fouls zu treiben – in Kombination damit, diese Aufgaben zu lösen.

Auch wenn in der zweiten Session die ganz hohen Breaks fehlten, bleibt der abschließende Frame mit all seiner Dramatik im Kopf. Doch warum fehlte das Niveau? Und hier komme ich zu einem viel diskutierten Punkt. Denn Snooker ist global geworden und knapp die Hälfte der Turniere (fünf) finden in Asien statt.

Grundsätzlich kein Drama. Aber in diesem speziellen Fall sind es auch die Wetterbedingungen und die enorm hohe Luftfeuchtigkeit, die den Spielern zu schaffen machen – darunter leidet natürlich das Niveau, da die Bälle anders reagieren und das Stellungsspiel leidet. Dazu kommen die lauten Klimaanlagen und die spärlich besetzten Hallen. Nun muss man dies differenziert betrachten.

Zu hohe Eintrittspreise in China

Die leeren Hallen resultieren bei den World Open in Haikou daraus, dass der Ort mit einer Insel schlecht gewählt ist. Hier gibt es kaum Fans, die für ein ausverkauftes Haus und tolle Stimmung sorgen. Dazu sollen die Eintrittspreise derart hoch sein, dass manche Fans sich den Besuch des Turniers nicht leisten können.

Die Frage, warum fünf Turniere in einer Saison mit elf Ranglistenturnieren in China ausgetragen werden, ist einfach zu beantworten. Denn im Vergleich zu den lukrativen früheren Zeiten sind im Snooker die finanzkräftigen Sponsoren weggebrochen und Barry Hearn musste zusehen, den Sport zu retten, den Spielern gewisse Einnahmen zu garantieren.

In China ist die Begeisterung für Snooker groß, immer mehr Spieler drängen auf die Main Tour. Die Frage ist nur, ob Hearn es nicht übertreibt, wenn man sich die Resonanz ansieht. Denn dazu kommen noch das German Masters, die Indian Open und die Australian Open. Somit bleiben nur die Welsh Open, die UK Championship, das Masters und die WM in Sheffield im Mutterland.

Lösungen müssen her

Für meine Begriffe hat Hearn durchaus die richtige Schlüsse gezogen. Auch ein Turnier in Deutschland hat eine klare Berechtigung, da die Halle ausverkauft ist und die Spieler den Austragungsort regelmäßig in höchsten Tönen loben. Dennoch sieht der RespottedBlog es kritisch, wenn bei einem Finale zwischen Murphy und Selby die Halle nicht ansatzweise voll ist.

Denn klar ist auch, die Flüge kosten Geld, die Spieler müssen zudem Hotels buchen. Es gibt eine finanzielle Unterstützung, doch bei einer Niederlage in Runde eins ist so eine Reise schnell ein Minusgeschäft. O’Sullivan kann es sich leisten, ein solches Turnier auszulassen, aber die Spieler jenseits der Top 16 sind auf regelmäßige Einnahmen angewiesen.

Man darf gespannt sein, wie die Einführung der Geldrangliste in der kommenden Saison sich auf den Zuspruch auswirkt. Durchaus möglich, dass noch mehr Spieler die weiten Reisen scheuen, wenn eine gewisse Summe bereits eingespielt ist. Klar ist aber auch, Hearn muss die Märkte bedienen und zusehen, Turniere zu vermarkten. Eine komplette Zufriedenheit auf allen Seiten wird es so nicht geben.

4 Antworten to “Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open”

  1. Lula Witzescher 16. März 2014 um 19:25 #

    Insel hin oder her: Bei ungefahr eineinhalb Millionen Einwohnern in Haikou und angeblicher Snookerverrücktheit in China sind diese Zuschauerzahlen nicht zu erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich wirklich lohnt, solche Turniere auszutragen.

    Meines Erachtens darf es aber kein Argument sein, dass die Bedingungen dort schwierig sind (Wetter etc.). Das ist eben so, wenn so eine Sportart um die Welt reist.

    Aber bei mir entsteht der Eindruck, dass Hearn dort etwas ausreizt, was mit dem Sport nicht so viel zu tun hat und ihm nicht zuträglich ist. Einerseits beschweren sich die Spieler, dass sie vor 5 einsamen Figuren Qualis in Hinterzimmern austragen müssen und bei einem Rankingevent soll das dann in Ordnung sein?

    Auch bei den German Masters war die Hütte zwar am Samstag und Sonntag voll, aber unter der Woche war das Interesse doch recht gering. Wir haben uns tv-tauglich auf den vorderen Rängen versammelt, aber ich fand doch, dass da noch Luft nach oben war. Die Frage ist aber: Ist der Bedarf wirklich da? Ist das Interesse wirklich groß genug? Ich habe für drei komplette Tage ungefähr 80 Euro gezahlt. Das finde ich einen fairen Preis für 40 Stunden Spitzensnooker, also kann es ja wohl keine Preisfrage sein.

    • Gunnar Beuth 16. März 2014 um 20:48 #

      Ich habe keine genaue Ahnung, wie viel man bei den World Open bezahlt. Da muss ich mich auf Rolf Kalb verlassen, der es mehrmals angesprochen hat.

      Beim den German Open ist der Unterschied, dass die Halle enorm groß ist und zumindest während der Schlusstage ist die Halle fast komplett voll – das findet sich sonst bei keinem Turnier.

      Und insgesamt habe ich keine Lösung – mit Hinsicht auf die Turniere in China. Fünf sind meiner Meinung nach übertrieben. Da denke ich auch, ist es überreizt. Andererseits ist es ein großer Markt und die Spieler wollen auch Geld verdienen.

      • Lula Witzescher 16. März 2014 um 21:57 #

        Ja, das Tempodrom ist groß. Und: Ja, die Vermarktung der Veranstaltung ist bescheiden. Da ist Luft nach oben, das weiß ich aus meinem Bekanntenkreis! Außer Kohle für absurde Fotoshootings zu kassieren: Was macht denn dieser Veranstalter? Es gibt im Vorfeld keine vernünftigen Infos, nichts, was Menschen jenseits der Hardcorefans dorthin lockt.

        Randständige Berichterstattung in Printmedien (ein Bericht über Barry Hearn, einer über Rolf Kalb und einer über…ja, über RoS, der nichtmal gespielt hat…so war es im Tagesspiegel.) Der Sport muss irgendwie doch auch „normalen“ Menschen nah gebracht werden und dann könnten die restlichen Plätze auch unter der Woche gefüllt werden. (Ich schreibe das alles übrigens auch mit Blick auf die mager besuchten Ruhr Open.)

      • Gunnar Beuth 17. März 2014 um 10:30 #

        Da stimme ich dir zu. Man müsste ein breiteres Publikum ansprechen, um neue Fans zu generieren. Vielleicht auch an den ersten Tagen mit günstigeren Eintrittspreisen locken, oder Schulklassen einladen.

        Ansonsten hatte ich damals bei sportal.de schon Probleme, Artikel zu veröfentlichen, da es immer hieß: Wo ist denn der Mehrwert?

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