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Mark Selby ist Snooker-Weltmeister

5 Mai

Er hat es endlich geschafft: Mark Selby hat im Finale der Snooker-WM einen 18:14-Sieg gegen Ronnie O’Sullivan eingefahren und sich zum Weltmeister gekürt. Der Jester From Leicester gehört damit zu einem elitären Club, da er in den Jahren zuvor schon das Masters und die UK Championship gewonnen hat – die Triple Crown.

Er war bereits die Nummer eins der Welt, wird von seinen Gegnern ob der Matchhärte und Kämpfermentalität gefürchtet. Doch der ganz große Wurf war ihm bisher versagt geblieben. Und im Vorfeld des Finals sahen viele Experten seinen Gegner im Vorteil – diese Einschätzung wurden nach den ersten Sessions bestätigt.

Denn Selby lag mit 3:8 und 5:10 im Hintertreffen. Klar, er hatte das schwerere Programm, musste in den Runden zuvor Ali Carter und Neil Robertson ausschalten. Doch von Müdigkeit oder Nervenflattern keine Spur. Das Finale geht eben über eine lange Distanz und auch wenn O’Sullivan ein Front-Runner ist, Selby blieb ruhig und lauerte auf die Schwächen des Gegners.

Beim Rückstand von 5:10 drehte Selby plötzlich auf, gewann zehn der folgenden zwölf Frames und machte dann den Sack zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zwei Gründe waren meiner Meinung nach ausschlaggebend: Auf der einen Seite hatte Selby seine Nerven im Griff, blieb mental stark und ließ sich nicht von der Aura des Gegners beeindrucken.

Viel wichtiger war allerdings, er bestrafte die Fehler von O`Sullivan, spielte konstant auf einem hohen Niveau. Das hatten die Gegner des Engländers in den Runden zuvor nicht geschafft. Auch da war der bis dato amtierende Weltmeister nicht ohne Fehler gewesen, bekam jedoch zu selten die Quittung ausgestellt.

Dazu ist Selby einer der komplettesten Spieler der Tour. Einzig im Breakbuilding gibt es zahlreiche Spieler, die ihre Vorteile haben. Diese „Schwäche“ kompensiert der Jester allerdings durch seine Beharrlichkeit, die den Gegnern schon im Vorfeld das Fürchten lehrt. Selby hat so in diesem Finale gezeigt, wie man O’Sullivan schlägt.

Ich freue mich für Mark Selby, der diesen Titel wirklich verdient hat. Seit Jahren spielt er auf einem guten Niveau und ist einer der Spieler, die die ganze Breite des Spiels abdecken. Natürlich macht es viel Spaß, sich O’Sullivan in Top-Form anzuschauen. Hohe und schnelle Breaks, die gerne spektakulär sind.

Aber Snooker ist mehr als hohe Breaks. Ich sehe gerne Safe-Schlachten, verworrene Bilder und Frames von 50 Minuten. Und wenn man ehrlich ist, der Weltmeister muss nicht immer Ronnie O’Sullivan heißen. Freuen wir uns über den Sieg von Mark Selby und ein Finale, das in der entscheidenden Session gerne mehr Spannung hätte bieten können.

Dennoch war es das wohl beste Finale der letzten Jahre. „Ich habe alles versucht, aber Mark war einfach zu stark“, erklärte O’Sullivan nach dem Match. „Ich gebe niemals auf, dass ist eben meine Devise“, beschrieb es Selby, der – um es nochmals zu sagen – ein würdiger Weltmeister ist. Mir hat die WM wie in jedem Jahr sehr viel Spaß gemacht und freue mich nun einfach für den Champion.

Snooker-WM: Das Halbfinale

1 Mai

Halbfinale im Crucible Theatre zu Sheffield und ganz knapp sind wir ein einer kleinen Sensation vorbeigeschlittert. Denn Spaceman Dominic Dale stand kurz davor, in die Runde der letzten Vier einzuziehen. Am Ende unterlag er Barry Hawkins mit 12:13. Neben Hawkins lösten Ronnie O’Sullivan, Mark Selby und Neil Robertson das begehrte Ticket.

Dabei hat Robertson natürlich beeindruckt und im Spiel gegen Judd Trump sein 100. Century in dieser Saison gespielt. Ein Meilenstein in der Snooker-Geschichte. Natürlich muss man sagen, dass die Spieler früher weniger Turniere absolviert haben. Aber trotzdem, der Australier ist eine Break-Maschine und das zeigte er auch gegen Trump.

Dort stand Robertson mächtig unter Druck, lag mit 8:11 im Hintertreffen. Die letzten fünf Frames holte er sich dann in einem Abwasch und ist auch den Druck los, die 100 Centurys knacken zu wollen und müssen. Das hätte ihn belasten können, nun kann er befreiter aufspielen und das Erreichen der Marke wird ihm zusätzlich Rückenwind geben.

Allerdings trifft Robertson auf Mark Selby, der nach dem Sieg gegen Ali Carter im Schonprogramm das Halbfinale erreichte. Gegen Alan McManus hatte der Jester am Ende wenig Probleme und setzte sich locker mit 13:5 durch. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist? Auf der einen Seite konnte er Kraft sparen und geht ausgeruht in das Duell.

Aber im Vergleich zu Robertson könnte es passieren, dass er nicht richtig im Wettkampf ist und eine Zeit braucht, um sich an den wesentlich stärkeren Gegner zu gewöhnen. Das ist natürlich Spekulation und bei einem Turnier von 17 Tagen ist es oft die Kraft, die am Ende den Ausschlag gibt. Wie oft haben wir Finals gesehen, die nicht ansatzweise das Niveau der Halbfinals erreichten.

Es wird sicherlich ein spannendes Match, da zwei Philosophien aufeinander prallen. Robertson ist ein Offensivspieler, der mit langen Einsteigern und gutem Breakbuilding glänzt. Selby ist der mental vielleicht stärkste Spieler, der mit hartem Matchplay ganz schwer zu knacken ist und jeden Spieler an den Rand der Verzweiflung bringen kann.

Mein Tipp: 17:14 für Neil Robertson

Im zweiten Halbfinale versucht Ronnie O’Sullivan einen weiteren Schritt zu machen, um seinen Titel zu verteidigen. Bislang konnte der Weltmeister in Teilen durchaus beeindrucken. Runde eins können wir uns schenken, aber in Runde zwei traf er auf Joe Perry und musste sein ganzen Können aufbringen, um am Ende knapp mit 13:11 zu gewinnen.

Wir müssen nicht darüber sprechen, ob O’Sullivan ein guter Snooker-Spieler ist. Beeindruckend ist mittlerweile der Wille und die mentale Stärke. Selbst bei Rückständen bleibt er ruhig und glaubt an seine Chance. Perry kann ein Lied davon singen und auch Shaun Murphy, der im Viertelfinale mit 3:13 unterging, musste hinterher anerkennen, keine Chance gehabt zu haben.

Murphy sprach davon, dass O’Sullivan einfach der beste Spieler der Welt sei und man sich vorkommen würde, als sei man nur Gast am Tisch des Engländers. Wir dürfen gespannt sein, wie Barry Hawkins sich schlägt. Denn Hawkins ist noch ein anderes Kaliber als Murphy. Nicht aus der Sicht des Spielerischen, eher was den mentalen Gesichtspunkt angeht.

Im vergangenen Jahr trafen sich beide Spieler im Finale, Hawkings unterlag mit 12:18. Dennoch attestierte ihm O’Sullivan später, selten so einen hartnäckigen Gegner gehabt zu haben. Und da liegt auch die Chance von Hawkins. Er weiß, dass er spielerisch nicht mithalten kann und sich kaum Fehler leisten darf. Aber er ist mental stark genug, um das aushalten zu können und wird einen Plan haben, den er Schritt für Schritt durchsetzen will.

Mein Tipp: 17:15 für O’Sullivan

 

Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open

16 Mär

Shaun Murphy hat seine lange Durststrecke beendet und erstmals seit fast drei Jahren wieder ein Ranglistenturnier gewonnen. Der Magician setzte sich in einem am Ende packenden Finale der World Open in Haikou mit 10:6 gegen Mark Selby durch. Der RespottedBlog über die Faszination im Snooker und die Diskussionen um den Austragungsort in China.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Es war ein großartiges Finale und nach der ersten Session war dies nicht zu erwarten gewesen. Denn Murphy hatte sich mit Breaks von 111, 105, 98, 80 und 64 eine 7:2-Führung erspielt. Dass es doch noch ein langer Tag wurde, verdankten die Zuschauer nicht der übermäßig langen Sieger-Zeremonie, sondern dem harten Matchplay von Selby.

Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer und Murphy bekam diese Tugend zu spüren. Drei Frames in Folge holte sich Selby nach der Pause und so stieg die Spannung. Murphy zeigte Nerven, schaffte im Laufe des Matches aber das 9:6. Im 16. Frame trieben es beide Spieler dann auf die Spitze. Vorab muss man sagen, dass das Niveau über die Woche nicht wirklich am Limit war, aber dazu später mehr.

Selby brauchte drei Fouls, um das Match nicht zu verlieren. Murphy gab acht Punkte ab und es entwickelte sich nach einigen Flukes ein Endspiel auf Pink. Insgesamt dauerte der Frame knapp 50 Minuten und der Magician hatte das bessere Ende für sich. Das nicht immer hohe Niveau wurde durch eine taktische Schlacht, die es so nur im Snooker gibt, kompensiert.

Snooker in Haikou: Das Niveau leidet

Und in dieser taktischen Schlacht liegt auch die Faszination. Natürlich schaut man gerne zu, wenn Ronnie O’Sullivan am Tisch steht und mit seiner Brillanz für die magischen Momente sorgt. Aber das Salz in der Suppe sind auch die Versuche, den Gegner in benötigte Fouls zu treiben – in Kombination damit, diese Aufgaben zu lösen.

Auch wenn in der zweiten Session die ganz hohen Breaks fehlten, bleibt der abschließende Frame mit all seiner Dramatik im Kopf. Doch warum fehlte das Niveau? Und hier komme ich zu einem viel diskutierten Punkt. Denn Snooker ist global geworden und knapp die Hälfte der Turniere (fünf) finden in Asien statt.

Grundsätzlich kein Drama. Aber in diesem speziellen Fall sind es auch die Wetterbedingungen und die enorm hohe Luftfeuchtigkeit, die den Spielern zu schaffen machen – darunter leidet natürlich das Niveau, da die Bälle anders reagieren und das Stellungsspiel leidet. Dazu kommen die lauten Klimaanlagen und die spärlich besetzten Hallen. Nun muss man dies differenziert betrachten.

Zu hohe Eintrittspreise in China

Die leeren Hallen resultieren bei den World Open in Haikou daraus, dass der Ort mit einer Insel schlecht gewählt ist. Hier gibt es kaum Fans, die für ein ausverkauftes Haus und tolle Stimmung sorgen. Dazu sollen die Eintrittspreise derart hoch sein, dass manche Fans sich den Besuch des Turniers nicht leisten können.

Die Frage, warum fünf Turniere in einer Saison mit elf Ranglistenturnieren in China ausgetragen werden, ist einfach zu beantworten. Denn im Vergleich zu den lukrativen früheren Zeiten sind im Snooker die finanzkräftigen Sponsoren weggebrochen und Barry Hearn musste zusehen, den Sport zu retten, den Spielern gewisse Einnahmen zu garantieren.

In China ist die Begeisterung für Snooker groß, immer mehr Spieler drängen auf die Main Tour. Die Frage ist nur, ob Hearn es nicht übertreibt, wenn man sich die Resonanz ansieht. Denn dazu kommen noch das German Masters, die Indian Open und die Australian Open. Somit bleiben nur die Welsh Open, die UK Championship, das Masters und die WM in Sheffield im Mutterland.

Lösungen müssen her

Für meine Begriffe hat Hearn durchaus die richtige Schlüsse gezogen. Auch ein Turnier in Deutschland hat eine klare Berechtigung, da die Halle ausverkauft ist und die Spieler den Austragungsort regelmäßig in höchsten Tönen loben. Dennoch sieht der RespottedBlog es kritisch, wenn bei einem Finale zwischen Murphy und Selby die Halle nicht ansatzweise voll ist.

Denn klar ist auch, die Flüge kosten Geld, die Spieler müssen zudem Hotels buchen. Es gibt eine finanzielle Unterstützung, doch bei einer Niederlage in Runde eins ist so eine Reise schnell ein Minusgeschäft. O’Sullivan kann es sich leisten, ein solches Turnier auszulassen, aber die Spieler jenseits der Top 16 sind auf regelmäßige Einnahmen angewiesen.

Man darf gespannt sein, wie die Einführung der Geldrangliste in der kommenden Saison sich auf den Zuspruch auswirkt. Durchaus möglich, dass noch mehr Spieler die weiten Reisen scheuen, wenn eine gewisse Summe bereits eingespielt ist. Klar ist aber auch, Hearn muss die Märkte bedienen und zusehen, Turniere zu vermarkten. Eine komplette Zufriedenheit auf allen Seiten wird es so nicht geben.

Ronnie O’Sullivan gewinnt das Masters 2014

19 Jan

Nein, er sein nicht unplayable. Das sagte Ronnie O’Sullivan, bevor er sich den Titel beim diesjährigen Masters sicherte und einen überforderten Mark Selby mit 10:4 in die Schranken wies. Es ist der fünfte Titel des Engländers bei diesem Non Ranking Snooker Event und damit fehlt ihm noch ein Sieg, um zu Stephen Hendry aufzuschließen.

Mit zehn Finalteilnahmen beim Masters hatte sich O’Sullivan bereits in die Geschichtsbücher eingetragen und nach den teilweise überragenden Auftritten unter der Woche ist es nicht verwunderlich, dass auch Mark Selby ohne Chance war. Nicht unplayable also? Spätestens nach seinem Sieg muss man anderer Meinung sein.

Selby gilt als Spieler mit Nerven aus Stahl. Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer, ein Mann, der niemals aufgibt. Vielleicht war es das perfekte Finale, um zu zeigen, dass es keinen besseren Spieler als O’Sullivan gibt. Denn mit seinem taktischen Spiel kann Selby Gegner mürbe machen, sie zu Fehlern zwingen und schließlich knacken.

Das klappte im Finale des Masters nicht. Es hätte durchaus auch eine noch höhere Niederlage geben können, nachdem O’Sullivan bereits mit 5:0 in Führung gegangen war, bei 8:1 Braun vom Spot verschoss und die 9:1-Führung verschenkte. War O’Sullivan nun zu stark oder hatte Selby einen Tag erwischt, an dem nicht mehr möglich war?

Ronnie O'Sullivan gewinnt das Masters 2014

Ronnie O’Sullivan gewinnt das Masters 2014

Selby erwischte zwar einen denkbar schlechten Start, verschoss einige lange Einsteiger und lag schnell 0:3 hinten – gegen O’Sullivan in dieser Form fast schon ein Todesurteil. Die Frage ist jedoch, warum Selby diese leichten Fehler beging. Es auf einen schwachen Tag zu schieben, ist vielleicht zu einfach und würdigt nicht die Leistung seines Gegners bei diesem Turnier.

Sein Sieg gegen Ricky Walden wurde vielerorts als beste Leistung der letzten Jahre angesehen. Es war Snooker aus dem Lehrbuch und das Gegenteil eine Rolle vorwärts beim Kunstturnen. Es war eine Meisterleistung, eine Vorstellung der Extraklasse. Auch Robert Milkins und Stephen Maguire waren mehr Zuschauer, als aktive Teilnehmer.

Ronnie O’Sullivan dirigierte den Spielball, das lange Spiel war großartig, die Safetys saßen und das Lochspiel stand ebenfalls Spalier. Wenn diese vier Faktoren greifen, ist O’Sullivan nicht zu bezwingen. Das wusste auch Selby und war meiner Meinung nach beeindruckt vom Auftreten seines Gegenüber – und auch er ist nicht davor gefeilt, Respekt zu haben.

Ronnie O’Sullivan ist 38 Jahre alt und schaut man sich andere Spieler seiner Altersklasse an, zeigt die Leistungskurve normalerweise nach unten. Bei ihm hat man das Gefühl, sein starkes Spiel, gepaart mit dem Talent, entwickelt sich ständig weiter. Die Ruhepausen – inklusive dem Ausscheiden bei der Qualifikation für das German Masters – mögen dies noch unterstützen.

Vielleicht ist es auch so, das viele Spieler über kein herausragendes B-Spiel verfügen, wie zum Beispiel John Higgins es in Perfektion im Repertoire hatte. Die Crux ist, man braucht einen überragenden Tag, um O’Sullivan bei einem großen Turnier schlagen zu können. So wie Stuart Bingham es bei den UK Championship gelang.

Ist O’Sullivan in Form und gewillt, ein Match auch zu gewinnen, dann ist er momentan nicht zu schlagen. Es gibt eine handvoll Spieler, die es an einem guten Tag schaffen können. Dabei dürfen sie sich jedoch keine Schwäche leisten und bei Ronnie O’Sullivan dürfen nicht alle Faktoren (Lochspiel, Safetys, Ballkontrolle, Long Pots) greifen.

Nach eigener Aussage befindet sich O’Sullivan auf dem Weg zur der Form, die er bei der WM 2012 hatte. Damals fühlte er sich unplayable und meinte, er könne den Spielball präzise auf einer Münze landen lassen. Das hört sich wie eine Kampfansage an und die WM 2014 ist nicht mehr weit entfernt – wie auch das Erreichen der Bestform des Masters-Champions 2014.

Robertson holt die Triple Crown

9 Dez

Tja, wer ist denn nun der beste Snooker-Spieler der Welt? Ding Junhui, der zuletzt drei Turniere gewinnen konnte? Oder ist es Ronnie O’Sullivan, der Sieger beim Champion of Champions? Vielleicht aber auch Neil Robertson, der sich mit dem Sieg bei den UK Championship die Triple Crown gesichert hat.

Der Australier gewann in einem packenden Finale mit 10:7 gegen Mark Selby, der nach der ersten Session und einer zwischenzeitlichen 5:1-Führung wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Gut, beim 5:3 konnte der objektive Zuschauer das Gefühl bekommen, hier geht noch was. Zwei Frames zuvor lag Robertson förmlich am Boden.

Neil Robertson siegt bei den UK Championship

Neil Robertson siegt bei den UK Championship

Um die 70 Prozent Lochquote und die langen Bälle gingen meterweit an den Taschen vorbei. Aber er ist nicht umsonst die Nummer eins der Welt und hat auch nicht wegen diverser Zufälle die Weltmeisterschaft sowie das Masters gewonnen. Natürlich gehört auch Glück dazu. Erinnern wir uns an Frame 16, als Selby nur Schwarz lochen musste, um zum 8:8 auszugleichen.

Er verschoss und das Unglück für ihn nahm seinen Lauf. Dennoch, wenn wir bei der Ausgangsfrage sind, wer denn nun der beste Spieler der Welt ist, gibt es einfach keine klare Antwort. Sicher ist nur, auch Robertson gehört dazu. Nach einem 1:5 so den Schalter umzulegen und den Gegner praktisch in Grund und Boden zu spielen, das schaffen nicht viele Spieler.

Und wenn der Gegner dann noch Mark Selby heißt, dann ist dies eine Meisterleistung. Denn der Jester from Leicester ist der vielleicht härteste Gegner – wenn wir über Matchplay sprechen -, den es zu besiegen gilt. Seine 147 gegen Ricky Walden war zudem eine Augenweide, gleichzeitig hat man aber auch gesehen, dass er Probleme im Breakbuilding hat, zu oft eine zweite Chance braucht.

Natürlich kompensiert er das durch seine taktische Brillanz, allerdings – um nochmals auf den ersten Punkt zu kommen – fehlen ihm so noch ein paar Prozentpunkte, um zu den drei Top-Spielern aufschließen zu können. Und die sind für mich Ding Junhui, O’Sullivan und eben Robertson. Vor einigen Wochen hätte man Ding den WM-Titel schon geben können.

Seine Dominanz war erschreckend. Spielen konnte er auch schon vor Jahren, nun hat er seine Nerven in einen Titanmantel gepackt. Neil Robertson hatte schon immer ein Händchen für Finals, ist zudem einfach der beste Long-Potter der Tour. Zu Ronnie O’Sullivan muss man glaube ich keine weiteren Worte verlieren – er hat Snooker im Blut.

Selby ist sicherlich kein Spieler, der gegen diese drei Gegner ohne Chance ist. Aber Selby, Judd Trump, Stuart Bingham und wie sie alle heißen, liegen meiner Meinung nach eben noch ein Stück hinter diesen drei Spielern und schon jetzt würde ich eine Wette eingehen, dass der künftige Weltmeister Ding Junhui, Neil Robertson oder Ronnie O’Sullivan heißt.

Neil Robertson gewinnt das Wuxi Classic

23 Jun
Die neue Snooker-Saison hat also begonnen und erstmals mussten alle Top-Spieler in der ersten Qualifikations-Runde antreten. Einzig bei der WM, dem Shanghai Masters und den Australian Goldfield Open sind die Top 16-Spieler gesetzt und man durfte gespannt sein, welche Auswirkungen dies auf den Turnierverlauf haben würde.

Keinen großen, wenn man sich die ersten beiden Turniere ansieht. Das erste PTC-Event, die Bulgarian Open, gewann John Higgins im Finale gegen Neil Robertson, beim Wuxi Classic drehte der Australier den Spieß um, und setzte sich in einem hochklassigen Finale mit 10:7 gegen den Wizard of Wishaw durch.

Dabei gab es schon im Vorfeld lobende Worte des Weltranglisten-Ersten, der den Vorsprung auf Mark Selby mit seinem Sieg noch weiter ausbauen konnte. ”Wuxi ist auf dem besten Weg, eine richtige Snooker-Stadt zu werden“, so Roberton. ”Auch in den Schulen wird es gespielt und wir haben eine Schule besucht – es war sehr aufregend. Über 1000 Schüler haben uns zugesehen.“

64 Spieler hatten sich auf den Weg gemacht und erstmals gewann Reanne Evans ein KO-Match auf der Tour. In der Wildcard-Runde scheiterte sich dann jedoch und konnte sich nicht für die erste Runde qualifizieren. Zuvor hatte es in Gloucester eine Qualifikationsrunde gegeben, in der unter anderem Mark Selby gescheitert war.

Mark Allen mag seinen Top 16-Status

Man mag nun darüber denken, wie man will. Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile. Mark Allen hatte moniert, dass er nicht umsonst lange hart trainiert habe, um sich diese Runden als Mitglied der Top 16 sparen zu können. Und natürlich wollen auch die Zuschauer, die immerhin nicht wenig für eine Eintrittskarte ausgeben, auch die besten Spieler sehen.

Doch wer sind die besten Spieler? Neben Selby scheiterte auch Shaun Murphy in der Qualifikation und man kann sicherlich auch so argumentieren, dass ein Top 16-Spieler eine solche Runde durchaus überstehen sollte. Das Feld könnte möglicherweise noch viel enger zusammenrücken, denn die Spieler jenseits der Top 32 bekommen häufiger Matchpraxis gegen die Großen des Sports.

Aber Qualität setzt sich ja trotzdem durch, wie wir gesehen haben. Zweimal Higgins gegen Robertson bei den ersten beiden Turnieren. Man wird sich trotzdem wohl daran gewöhnen müssen oder dürfen, dass in den Schlussrunden auf einmal Spieler stehen, die man dort früher nicht unbedingt erwartet hätte.

Underdogs mit gutem Lauf

Beim Wuxi Classic standen neben den Finalisten auch Anthony Hamilton, Robert Milkins, Cao Yupeng, Joe Perry, Matthew Stevens und David Morris im Viertelfinale – für Morris war es dabei seine Premiere, denn soweit hatte er es bei einem Ranking Event noch nie geschafft. Am ende siegte Robertson und holte sich den achten Ranking-Titel seiner Karriere.

Dabei scheint er sich in China wohlzufühlen, zuvor hatte er im April die China Open gewonnen. Higgins, der im Halbfinale gegen Stevens ein starkes Match zeigte, war zwar mit 5:2 in Führung gegangen, danach holte sich Robertson jedoch sechs Frames in Folge und legte so den Grundstein zum 10:7-Erfolg. In der Qualifikation zeigte der Australier übrigens auch ein Maximum Break.

Zudem erklärte Robertson, dass er früher zu Higgins aufgeschaut habe. ”John war früher mein Held, von daher ist es fantastisch, gegen ihn ein Finale zu spielen. Es ist dann ein Traum, ihn auch noch zu besiegen“, so der Sieger. ”Dazu ist es unglaublich, zwei Titel in China in Folge zu gewinnen. Früher wäre ich froh gewesen, zwei Matches in Folge zu gewinnen.“

Am 08. Juli geht es schon mit den Australian Open weiter und hier dürfen sich ob der alten Verträge noch alle Top 16-Spieler sicher sein, in der ersten Runde antreten zu dürfen – wenn sie dieses Turnier denn Spielen wollen. Denn ob der weiten Reise ist eine Niederlage in Runde eins ein Verlustgeschäft.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 8

28 Apr

Während ich gestern fieberhaft überlegt habe, zu welchem Thema es sich denn lohnen würde, ein paar Worte zu Papier zu bringen, ist das heute nicht so wirklich eine schwierige Aufgabe. Denn Mark Selby wird nicht der vierte Spieler in der Geschichte des Snooker sein, der sich die Triple Crown holt. Masters und UK Championship hatte er gewonnen, die WM ist für ihn nun vorbei.

Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams hatten das Kunststück geschafft, alle drei Turniere in einer Saison zu gewinnen. Und ganz ehrlich, Selby hatte beste Chancen, in diesen Kreis einzutreten. Aber dieser Barry Hawkins …. In meiner Vorschau hatte ich erwartet, dass er gegen Selby im Achtelfinale scheitern wird, aber ihn auch als harten Spieler bezeichnet.

Er steht nicht umsonst in den Top 16 und wusste in den letzten Monaten durchaus zu beeindrucken. Dazu hat er die Erfahrung und ließ sich gegen Mark Selby auch von einem Rückstand nicht erschrecken. Diese Erfahrung ist gerade bei der WM unglaublich wertvoll. Nun ist also der nächste Top Favorit schon ausgeschieden und man darf sich fragen, wo das noch hinführen soll.

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Auch im letzten Jahr sind einige der Top Spieler bereits früh gescheitert. Das ist zwar richtig, doch darf man nicht vergessen, dass jener Selby beispielsweise unter den Folgen einer Nackenverletzung angetreten war. Stuart Bingham unterlag immerhin Stephen Hendry und Martin Gould war auch gesetzt, aber kein Spieler, der zwingend die zweite Runde erreichen musste.

In diesem Jahr ist es eine andere Geschichte – zumindest meiner Meinung nach. Man kann sicherlich damit argumentieren, Williams und Higgins haben keine gute Saison gespielt. Das ist richtig, aber die Breite der Überraschungen ist schon außergewöhnlich. Dabei war das Aus von Maguire schon eine Überraschung und das Scheitern von Robertson eine Sensation.

Aber warten wir ab, wie sich die Achtelfinals entwickeln. Mit dem Spiel von Judd Trump gegen Shaun Murphy haben wir ja schon einen absoluten Knaller, auf den ich mich jetzt schon freue. Dabei ist die obere Hälfte des Draws meiner Meinung nach die, aus der der Weltmeister hervorkommen wird. Bleibt die Frage, wer sich noch durchsetzen wird.

Sollte Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter gewinnen, trifft er auch Stuart Bingham oder Mark Davis. Das sind vier starke Spieler, die den Halbfinalisten unter sich ausmachen. Und unten? Da stehen momentan Michael White, Ricky Walden, Robert Milkins, Barry Hawkins, Mark King und Ding Junhui noch in der Verlosung.

O’Sullivan gegen Trump und Ding Junhui gegen Michael White wären doch zwei klasse Halbfinals. Aber mal sehen, wer sich letztlich durchsetzt. Dazu ist mir übrigens noch aufgefallen, dass mittlerweile viel über die Kicks gesprochen wurde. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Profi es war.

Aber im Vorfeld hatte ein Spieler erklärt, es würde ihm auf die Nerven gehen, wenn die Kommentatoren immer darüber sprechen würden. Also praktisch jeden Fehler mit einem möglichen Kick zu erklären. Denn Spieler würden einfach Fehler machen und nicht immer wäre es ein schlechter Ballkontakt. Seit dem höre ich oft, wie die Kommentatoren es explizit erwähnen, wenn es ein Kick war oder eben ein Fehler – achtet mal drauf.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 7

27 Apr

Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich ein bestimmtes Thema für einen Blog rauszusuchen. Es gibt tatsächlich Tage, an denen sitzt man auf dem Sofa, schaut sich die Snooker-WM an und fragt sich, worüber man eigentlich schreiben soll. Gestern war so einer der Tage. Die erste Session fehlte komplett und schon ab 11 Uhr stellte sich die Frage ein, was man überhaupt nun machen soll?

Ich bin erstmal einkaufen gegangen. Das war mal ganz praktisch, denn ansonsten kann es manchmal etwas hektisch werden, bei drei Sessions an einem Tag. Aber ab heute habe ich zum Glück Urlaub und kann den Rest der WM ohne Ablenkung verfolgen, dazu hat sich das Wetter in Hamburg ebenfalls eine kleine Auszeit genommen.

Somit habe ich immerhin kein schlechtes Gewissen, den ganzen Tag vor dem TV zu hocken und mich via Twitter mit anderen auszutauschen. Und ganz nebenbei wäre es auch bitter gewesen, das Drama des gestrigen Abends nicht komplett miterleben zu können. Denn Shaun Murphy und Graeme Dott haben sich ein fantastisches Match geliefert, dass bis fast ein Uhr andauerte.

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Shaun Murphy steht im Viertelfinae (by World Snooker)

Auch die anderen Spiele hatten es natürlich in sich. Michael White hat dabei einen sehr starken Eindruck gemacht und Dechawat Poomjaeng ziemlich auseinander genommen. Ein Sieg in nur zwei Sessions ist beeindruckend. Interessant war, dass der Turnierdirektor den Thailänder angeblich zur Seite genommen hat, um ihm ein bisschen zur Ruhe zu bringen.

Ich hatte ja gestern zu diesem Thema was geschrieben und es ist zumindest kontrovers aufgenommen worden. Natürlich gönne ich jedem Spieler den Sieg, doch war ich auch ein bisschen froh, White in die nächste Runde einziehen zu sehen, denn er ist – meiner Meinung nach – klar der bessere Spieler und gerade beim Snooker finde ich Niveau wichtiger als Unterhaltung.

Das Match Mark Selby gegen Barry Hawkins habe ich leider nur mit einem Auge verfolgt, da ich mich dann komplett auf Murphy gegen Dott konzentriert habe, die mit 8:8 in den Abend gegangen waren und wirklich das vielleicht beste Match dieser WM gezeigt haben – zumindest was Drama und Spannung angeht.

Denn so mag ich Snooker. Es müssen nicht immer nur die hohen Breaks sein. Das würde den Sport auch zu sehr reduzieren und durch die vielen Möglichkeiten, die Snooker bietet, ist die Bandbreite eben sehr hoch. Da hat man packende Frames, die über 50 Minuten gehen und mit einer Respotted Black enden. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und was für Dramen wir noch erleben.

Bei Judd Trump gegen Marco Fu wird es recht einseitig werden, aber ich freue mich auf Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter. Kann der Captain die Schwarze Serie mal beenden? Oder wird O’Sullivan für eine Sternstunde sorgen? Dazu sehen wir auch die erste Session zwischen Mark Kind und Ding Junhui – ebenfalls ein sehr interessantes Match.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 5

25 Apr

Auf Twitter gab es die Feststellung, dass es wohl nicht so ganz meine Snooker-WM sei. Ist dem wirklich so? Ja, ich bin ein Sportjournalist, aber der Blog ist privat. Ergo darf ich hier zumindest eine klare Meinung vertreten. Im vorletzten Jahr war es grenzwertig, als Matthew Stevens in Runde eins in etwa mit 9:5 gegen Mark Allen geführt, dann aber noch 9:10 verloren hatte.

Im letzten Jahr schaffte es der Walisische Drache bis ins Halbfinale. Das Match gegen Ronnie O’Sullivan war trotz des deutlichen Ergebnisses ein Highlight. Nun, wer einen Blick in meine Prognose wirft – gefühlt habe ich alles falsch getippt -, wird aber auch sehen, dass ich ihm maximal das Achtelfinale zugetraut habe. Aus Zeitgründen standen da die Qualifikanten noch nicht fest.

Als ich mir die Auslosung zum Draw angehört habe, musste ich schon mit dem Kopf schütteln, als Marco Fu gezogen wurde. Zweckpessimistisch habe ich mit einer Niederlage gerechnet, aber sie war am Ende doch sehr unglücklich. Die erste Session war schlimm, da Stevens überhaupt nicht in die Bälle gekommen war, am Ende wusste er zu beeindrucken.

Bitter natürlich, als beim Stand von 7:9 und einer langen Blauen ein Zuschauer umkippen musste und Stevens so aus der Konzentration riss. Ob er den Ball gelocht hätte? Schwer zu sagen. Ansonsten wäre es das 8:9 gewesen und ob Fu dann gewonnen hätte ….. Aber was solls, die WM ist kein Wunschkonzert, obwohl es manchmal schön wäre.

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Mark Selby bleibt im Rennen um die Triple Crown (by World Snooker)

Zurück zu der Frage, ob es nicht meine WM ist. Mit Stevens kann man ja nicht planen und ansonsten halte ich gerne zu Dominic Dale, aber auch er ist eher der Kandidat, bei dem man froh ist, wenn er überhaupt nach Sheffield reisen darf. Schade finde ich persönlich das Aus von John Higgins, den ich einfach gerne spielen sehe – allerdings nicht in dieser Form.

Und klar, ich bin ein Fan von Ronnie O’Sullivan. Von daher sieht es momentan gar nicht so schlimm aus. Mark Selby ist weiter und bei Neil Robertson muss man sehen, wie die zweite Session läuft. Sollte er ausscheiden, wäre es für das Niveau und die Spannung ein herber Verlust. Gespannt bin ich auf die weiteren Auftritte von Dechawat Poomjaeng und Michael White.

Denn wenn man ehrlich ist, brauchen wir eine Generation nach Mark Williams, John Higgins, Ronnie O’Sullivan und wie die alten Recken auch immer heißen. Mit Robertson, Allen und Selby oder Shaun Murphy gibt es ja Spieler, die noch Jahre spielen und beeindrucken können. Dennoch ist es auch schön, junge Spieler nachrücken zu sehen, die im Laufe der Zeit ein Profil bekommen.

Und vergessen wir hier nicht Judd Trump und Ding Junhui. Der Chinese mag der sympathischere Spieler sein, aber so richtig warm werde ich mit seiner Spielweise nicht. Da schaue ich mir lieber Trump an, auch wenn er hie und da die Grenze des guten Geschmacks, optisch wie verbal, mit stachligen Schuhen kurz überschreitet.

Nun aber: Es ist nicht unbedingt meine WM, aber wenn ich mir die Vorzeichen anschaue, unter denen es meine WM werden könnte, dann stehen die Chancen immer schlecht, vollkommen zufrieden zu sein. Bisher fühle ich mich gut unterhalten und wenn ich mir alte Blogs auf sportal.de ansehe, saß ich auch schon bei 28 Grad im Schatten 17 Tage lang vor dem TV. Es geht also schlimmer und ich genieße die WM weiterhin rund um die Uhr.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 4

24 Apr

Was ist eigentlich los bei der Snooker-WM in Sheffield? Nach Mark Williams und John Higgins hat es nun auch Stephen Maguire erwischt. Und wenn die Niederlagen der beiden Ex-Weltmeister schon überraschend, aber nicht sensationell waren, hat Dechawat Poomjaeng wirklich für einen Paukenschlag gesorgt.

Der Thailänder liegt nur auf Rang 70 in der Welt, feierte im Crucible in diesem Jahr sein Debüt. Und es gibt wirklich leichtere Auftaktgegner als Maguire. Und der Merlin of Milton hatte nach dem 3:5-Rückstand in Session eins auch zunächst zugelegt. In meinem Blog hatte ich ja auch geschrieben, dass ich eine klare Steigerung erwarte, denn der Rhythmus bei der WM ist ein anderer.

Maguire gewann so die ersten Frames mit Breaks von 70, 91 und 93. An diesem Punkt sah ich mich bestätigt und Poomjaeng spürte vielleicht den Druck der entscheidenden Session. Dennoch war beeindruckend, mit welcher Ruhe er trotzdem auf seine Chancen wartete und diese auch immer wieder bekam. Beim Stand von 9:8 wurde die Session dann abgebrochen.

Am Abend ließ sich Poomjaeng dann das Ticket für das Achtelfinale nicht mehr nehmen und so kommt es dort zum Duell mit Neuling Michael White. Das bedeutet auch, wir sehen einen Debütanten im Viertelfinale. Von einer Wachablösung im Snooker zu sprechen halte ich dabei zwar ein wenig verfrüht, doch bin ich schon jetzt auf die neue Saison gespannt.

Dechawat Poomjaeng (by World Snooker)

Dechawat Poomjaeng (by World Snooker)

In jedem Jahr gibt es Top-Spieler, die in Runde eins ausscheiden. Doch nach vier Tagen haben wir bereits drei absolute Spitzenspieler verloren und das halte ich schon für außergewöhnlich. Dabei ist die erste Runde ja noch nicht ansatzweise komplett absolviert. Vielleicht ist es auch einfach nur der fehlende Hunger, den Higgins angesprochen hatte.

Auf der anderen Seite rückt die Spitze durch die vielen Turniere und PTC Events einfach enger zusammen, viele Profis jenseits der Top 16 bekommen vermehrt Matchpraxis und messen sich häufiger mit den absoluten Top-Profis. Warten wir einfach ab, wie sich die Snooker-WM entwickelt und dann auch, ob sich eine Art Trend zeigt.

Weniger von einem Trend sprechen kann man beim Match zwischen Marco Fu und Matthew Stevns, denn hier agieren zwei Spieler auf Augenhöhe. Fu führt mit 6:3, da Stevens gerade zu Beginn kein Bein auf den Boden brachte, sich erst im Verlauf des Matches steigern konnte. Das Match geht am Mittwoch weiter und ich hoffe noch auf ein Comeback der Walisischen Drachen.

Ansonsten gab es wenig Überraschendes zu berichten. Ali Carter hatte am Ende wenig Mühe mit Ben Woollaston, auch wenn er kaum zu hohen Breaks kam. Sein 10:4 war erwartet worden, auch wenn es in der Höhe dann doch überraschend war, wenn man die erste Session gesehen hatte. Er trifft nun auf Ronnie O’Sullivan und wir haben eine Neuauflage des Finals von 2012.

Mark Selby hat ebenfalls gezeigt, dass er in diesem Jahr einer der absoluten Top-Favoriten ist. Matthew Selt konnte einem dabei zunächst leidtun. Schnell lag er 0:4 hinten, hatte ein Top Break von 15 absolviert und drohte komplett unterzugehen. Immerhin hat er sich in ein 3:6 gerettet, ist für mich aber komplett ohne Chance.

Auch Alan McManus hat kaum noch eine Chance auf das Achtelfinale, liegt gegen Ding Junhui mit 2:7 im Hintertreffen. Ein Sieg wäre auch eine Sensation gewesen. Und Dominic Dale ist sicherlich einer der großen Sympathieträger, kam gegen Judd Trump zu einem 3:6. Er kann vielleicht noch ein spannendes Match liefern, aber an einen Sieg glaube ich nicht.

Auch wenn Trump nicht immer den ganz sicheren Eindruck hinterlassen hat. Viele kleine Fehler schleichen sich immer wieder in sein Spiel, dennoch hat er auch eine 142 produziert und das zeigt, wozu The Ace in der Lage ist. Dale braucht schon eine ganz besondere Leistung, will er Trump noch in Gefahr bringen.