Matt vom prosnookerblog hat eine recht interessante Frage aufgeworfen und schon vor langer Zeit eine Art Artikel angefangen, wer denn der beste Spieler aller Zeiten wäre. Da diese Frage nicht wirklich beantwortet werden kann, ging es in der Folge darum, wie denn ein perfekter Spieler aussehen würde.
Die Kategorien, in denen die Spieler gemessen werden, sind in diesem Falle: Potting, Break Building, Safety, Technique, Cue Power, Will to Win, Snooker Brain und Entertainment. Die Jury setzt sich zusammen aus Joe Johnson, Weltmeister 1986, Neal Foulds, der ehemaligen Nummer drei der Welt und Phil Yates, dem Chef Reporter von Snooker Scene.
Hier übrigens eine Liste, die die BBC im Jahr 2000 veröffentlicht hat:
Potting: Mark Williams
Break: Building: Stephen Hendry
Safety: Steve Davis
Technique: Stephen Lee
Cue Power: John Spencer
Will to Win: Dennis Taylor
Snooker Brain: Ken Doherty
Entertainment: Alex Higgins
Potting
Wenn es ums Potting geht, sind die Ansichten natürlich – wie eigentlich bei jeder Frage – gemischt. Während Johnson sich klar für Alex Higgins ausspricht, sind Foulds und Yates der Ansicht, dass Judd Trump mittlerweile der Spieler ist, der in dieser Kategorie die Nase vorn hat. Meiner Meinung nach hat sich das Spiel natürlich verändert.
In Zeiten von Davis und Higgins wurden nicht die langen Bälle angegangen und gerade was das Lochen angeht, sind die Spieler heute natürlich kaum mit den Altmeistern zu vergleichen. Mark Williams ist nicht umsonst mit dem Namen ‚Welsh Potting Machine‘ betitelt worden, doch hat er in der letzten Zeit Probleme. Mit Trump kann ich mich anfreunden, doch auch Mark Selby gehört für mich dazu.
Break Building
Hier sprechen sich Johnson und Yates klar für Stephen Hendry aus, der immer noch die meisten Centurys gespielt hat – und das in einer Zeit, in der es noch keine PTC-Events gab. Foulds nennt Ronnie O’Sullivan, der seiner Meinung nach einen höheren Level beim Break Building erreicht hat. Er kann einen schwierigen Tisch innerhalb von einigen Stößen reparieren.
The Rocket brauchte zudem ein Jahr weniger, um die ersten 100 Centurys zu spielen – ganze fünf Jahre. Ihm fehlen noch 100 Centurys, um Hendry von der Spitze der Liste zu vertreiben. Ich für meinen Teil sehe John Higgins an der Spitze. Zwar ist seine große Stärke das Allround-Spiel, doch ganz besonders sein Break-Building ist eine Augenweide. Der Wizard of Wishaw steht übrigens auf Platz drei der ewigen Liste der Centurys.
Safety
Johnson, der sicherlich den größten Einblick auch als ehemaliger Weltmeister hat, spricht sich für Dennis Taylor aus. Alle drei Experten sehen Steve Davis zwar ganz vorne mit dabei, doch nur Yates nennt den Oldie als besten Safty-Spieler aller Zeiten. Für Foulds ist John Higgins in dieser Kategorie die Nummer eins.
Aus meiner Erinnerung würde ich auch Davis bevorzugen, der in seiner Blütezeit klinisch spielte und nicht umsonst als einer der unbeliebtesten Spieler galt – zumindest was die Attraktivität des Spiels anging. Auch heute gibt es Spieler, die enorm gute Sicherheitsstöße spielen, doch Davis benutzte dies mehr als Waffe, als Spieler wie Trump oder Mark Allen, die Safetys eher als letzten Ausweg spielen.
Technique
Stephen Lee, der momentan an alte Leistungen anknüpfen kann, galt schon immer als hervorragender Techniker, ausgestattet mit guter Cue Power. Yates spricht sich jedenfalls für Ronnie O’Sullivan aus, der mit seinem Spiel und seinen Möglichkeiten ohne Frage zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen gehört.
Ich bin eher der Meinung von Johnson und Foulds, die sich auf Shaun Murphy festlegen. In seiner frühen Kindheit hat sein Vater viel in diesem Bereich mit ihm gearbeitet und in der Weise, wie er den Ball trifft, geht kein Weg an ihm vorbei. Murphy ist ein Präzisionswunder und er weiß um seine Stärke – ein Grund, warum er 2005 als Qualifikant die WM gewann und immer zu den Favoriten gehört.
Cue Power
Johnson und Foulds sind hier wieder einer Meinung und legen sich auf Stephen Lee fest. Das Schwergewicht der Szene wurde nicht umsonst auch beim technischen Aspekt genannt. Denn Stoßwirkung alleine reicht nicht, wenn die Technik nicht stimmt. Yates nennt mit Judd Trump den vielleicht kommenden Star im Snooker und hat in diesem Falle meine Zustimmung.
Es ist eine Augenweide, was Trump mit dem Spielball anzustellen in der Lage ist. Gerade seine Rückzieher sind beeindruckend und auch wie er es schafft, die Weiße nach einem Pot auf Blau rund um den Tisch zu befördern, um dann wieder Stellung auf Rot zu erhalten sucht in meinen Augen momentan seines Gleichen.
Will to Win
Johnson nennt Eddie Charlton, während Foulds sich auf Neil Robertson festlegt, der nicht umsonst jedes seiner sieben Finalspiele gewonnen hat. Der Australier gehört dabei zu den Spielern, die niemals aufgeben und selbst bei unmöglichsten Kombinationen noch an den Tisch kommen, um durch Foulpunkte den Frame noch gewinnen zu können.
Mein persönlicher Favorit wird von Yates genannt, der Peter Ebdon ins Rennen wirft. Und damit hat er genau die richtige Wahl getroffen. Ich habe eine große Abneigung gegen das Spiel von Ebdon. Er spielt einfach langweilig – gleichzeitig ist es sicherlich ein großes Kompliment für den Weltmeister aus dem Jahr 2002.
Ebdon ist kein großer Potter und mit Sicherheit nicht mit dem Talent eines O’Sullivan oder Hendry gesegnet. Seine große Stärke waren immer die Saftys, aber im Besonderen die Engelsgeduld. Ob der Frame nur fünf Minuten läuft oder eine Stunde – für Ebdon völlig gleichgültig. Er wollte das Spiel gewinnen, egal wie es steht.
Snooker Brain
Wenn es nach Johnson geht, liegt Terry Griffith auf Platz eins dieser Kategorie und nicht umsonst ist er heutzutage als Trainer bei den Top-Spielern so gefragt. Für Yates ist es John Higgins, der mit seinem Allround-Spiel als Nummer eins der perfekte Spieler in diesem Bereich anzusehen ist. Foulds spricht sich für Mark Selby aus.
Der Jester from Leicester gewinnt nicht viele Turniere, ist aber stetig in den Schlussrunden mit dabei und holt sich so seine Punkte. Yates erklärt, dass Selby das Spiel liebt und sich zudem viel von anderen Spielern abschaut – dazu verfügt er über ein außergewöhnlich gutes B-Spiel. Aber nicht umsonst nennen alle drei Experten hier andere Spieler.
Es ist eine wirklich sehr schwer zu beantwortende Frage. Sicherlich gehört Ronnie O’Sullivan auch in die engere Auswahl. Ihn verbindet dabei ja eine Art Haß-Liebe mit diesem Spiel und nicht umsonst hat er das Queue einmal als seine Geliebte bezeichnet. Oder auch Graeme Dott, der früher das Wort Risiko nicht einmal in den Mund genommen und heute sein Spiel ob der Entwicklung komplett umgestellt hat.
Entertainment
Hier sind sich alle drei Experten im Prinzip einig und nennen Alex Higgins. Er war der Grund, warum der Sport in den 70er und 80er Jahren einen großen Zulauf bekam, auch wenn der Nordire sicherlich viele menschliche Fehler hatte und ohne Zweifel eine sehr strittige Person war. Doch übte er auch eine unglaubliche Faszination auf die Fans aus.
Foulds setzt Higgins – wie auch Jimmy White – allerdings eher an die Positionen zwei und drei, für ihn ist O’Sullivan der Spieler, der hier als Baustein für den perfekten Spieler anzusehen ist. Auch ich komme natürlich nicht an Alex Higgins vorbei, doch O’Sullivan ist auch mein Favorit. Er ist das Zugpferd und der Liebling der Massen.
Wenn es einen perfekten Spieler geben sollte, dann ist es O’Sullivan. Er hat ein so enormes Talent und ist in allen Kategorien vorne dabei – mittlerweile auch beim Willen, Rückstände zu drehen. Doch seine Mimik bei verschossenen Bällen, wie er dem Spielball auch mal den Mittelfinger zeigt und die Fähigkeit, in unter sechs Minuten ein Century zu spielen, sind einfach grandios.
Um Einschätzungen wird gebeten.
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