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Neil Robertson gewinnt das Wuxi Classic

23 Jun
Die neue Snooker-Saison hat also begonnen und erstmals mussten alle Top-Spieler in der ersten Qualifikations-Runde antreten. Einzig bei der WM, dem Shanghai Masters und den Australian Goldfield Open sind die Top 16-Spieler gesetzt und man durfte gespannt sein, welche Auswirkungen dies auf den Turnierverlauf haben würde.

Keinen großen, wenn man sich die ersten beiden Turniere ansieht. Das erste PTC-Event, die Bulgarian Open, gewann John Higgins im Finale gegen Neil Robertson, beim Wuxi Classic drehte der Australier den Spieß um, und setzte sich in einem hochklassigen Finale mit 10:7 gegen den Wizard of Wishaw durch.

Dabei gab es schon im Vorfeld lobende Worte des Weltranglisten-Ersten, der den Vorsprung auf Mark Selby mit seinem Sieg noch weiter ausbauen konnte. ”Wuxi ist auf dem besten Weg, eine richtige Snooker-Stadt zu werden“, so Roberton. ”Auch in den Schulen wird es gespielt und wir haben eine Schule besucht – es war sehr aufregend. Über 1000 Schüler haben uns zugesehen.“

64 Spieler hatten sich auf den Weg gemacht und erstmals gewann Reanne Evans ein KO-Match auf der Tour. In der Wildcard-Runde scheiterte sich dann jedoch und konnte sich nicht für die erste Runde qualifizieren. Zuvor hatte es in Gloucester eine Qualifikationsrunde gegeben, in der unter anderem Mark Selby gescheitert war.

Mark Allen mag seinen Top 16-Status

Man mag nun darüber denken, wie man will. Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile. Mark Allen hatte moniert, dass er nicht umsonst lange hart trainiert habe, um sich diese Runden als Mitglied der Top 16 sparen zu können. Und natürlich wollen auch die Zuschauer, die immerhin nicht wenig für eine Eintrittskarte ausgeben, auch die besten Spieler sehen.

Doch wer sind die besten Spieler? Neben Selby scheiterte auch Shaun Murphy in der Qualifikation und man kann sicherlich auch so argumentieren, dass ein Top 16-Spieler eine solche Runde durchaus überstehen sollte. Das Feld könnte möglicherweise noch viel enger zusammenrücken, denn die Spieler jenseits der Top 32 bekommen häufiger Matchpraxis gegen die Großen des Sports.

Aber Qualität setzt sich ja trotzdem durch, wie wir gesehen haben. Zweimal Higgins gegen Robertson bei den ersten beiden Turnieren. Man wird sich trotzdem wohl daran gewöhnen müssen oder dürfen, dass in den Schlussrunden auf einmal Spieler stehen, die man dort früher nicht unbedingt erwartet hätte.

Underdogs mit gutem Lauf

Beim Wuxi Classic standen neben den Finalisten auch Anthony Hamilton, Robert Milkins, Cao Yupeng, Joe Perry, Matthew Stevens und David Morris im Viertelfinale – für Morris war es dabei seine Premiere, denn soweit hatte er es bei einem Ranking Event noch nie geschafft. Am ende siegte Robertson und holte sich den achten Ranking-Titel seiner Karriere.

Dabei scheint er sich in China wohlzufühlen, zuvor hatte er im April die China Open gewonnen. Higgins, der im Halbfinale gegen Stevens ein starkes Match zeigte, war zwar mit 5:2 in Führung gegangen, danach holte sich Robertson jedoch sechs Frames in Folge und legte so den Grundstein zum 10:7-Erfolg. In der Qualifikation zeigte der Australier übrigens auch ein Maximum Break.

Zudem erklärte Robertson, dass er früher zu Higgins aufgeschaut habe. ”John war früher mein Held, von daher ist es fantastisch, gegen ihn ein Finale zu spielen. Es ist dann ein Traum, ihn auch noch zu besiegen“, so der Sieger. ”Dazu ist es unglaublich, zwei Titel in China in Folge zu gewinnen. Früher wäre ich froh gewesen, zwei Matches in Folge zu gewinnen.“

Am 08. Juli geht es schon mit den Australian Open weiter und hier dürfen sich ob der alten Verträge noch alle Top 16-Spieler sicher sein, in der ersten Runde antreten zu dürfen – wenn sie dieses Turnier denn Spielen wollen. Denn ob der weiten Reise ist eine Niederlage in Runde eins ein Verlustgeschäft.

Snooker-WM in Sheffield: Das Finale

5 Mai

Bei der Snooker-WM in Sheffield wird mir auch nichts geschenkt. Erst die Mai-Tour von Samstag auf Sonntag, dann den Artikel für die Arbeit schreiben und einen Blog hinterher. Und ganz ehrlich: Ich bin doch ziemlich kaputt von den Anstrengungen des Wochenendes. Immerhin habe ich es mit einer Punktlandung zum Beginn des Finals geschafft.

Mittlerweile werde ich von meinem Freundeskreis schon nicht mehr ausgelacht, wenn ich früh nach Hause will, um das Finale zu schauen. Das ist schon ein Erfolg finde ich und es gibt sogar einige Leute darunter, die sich für Snooker interessieren. Und dieses Finale wollte ich auch unbedingt sehen, wenn ich schon den kompletten Samstag verpasst habe.

Und ganz ehrlich, es hat sich vollauf gelohnt. Gerade die erste Session war ja Snooker auf höchstem Niveau. Sieben Breaks von über 70 Punkten – wann habe ich das zuletzt gesehen? Und daran hatte Barry Hawkins großen Anteil. Er spielt natürlich nicht so spektakulär wie Ronnie O’Sullivan, aber er spielt eben beharrlich und konzentriert.

Für ein Finale auch eine gute Mixtur. Denn auf lange Safe-Duelle will ich nicht verzichten und gerade der letzte Frame der zweiten Session, die nicht ganz das Niveau der ersten acht Frames hatte, war wieder eine Augenweide. Glückwunsch vielleicht eben auch an O’Sullivan, der mit seinem 129. Century Break im Crucible nun alleine an der Spitze liegt.

Barry Hawkins und Ronnie O'Sullivan vor dem Finale (by World Snooker)

Barry Hawkins und Ronnie O’Sullivan vor dem Finale (by World Snooker)

Wenn ich mich nicht ganz irre, hat er Stephen Hendry überholt, der zuvor mit 127 Centurys auf Rang eins residierte. Auch wenn die Meinungen im Vorfeld des Finals so waren, dass alle Experten sich nur die Frage stellten, wie hoch O’Sullivan gewinnen würde, ich habe es in meinem Blog anders geschrieben. Hawkins ist ein Kämpfer und darf nicht unterschätzt werden.

Er hat Mark Selby, Jack Lisowski und auch Ding Junhui besiegt, zudem Ricky Walden nach wirklich schwachem Beginn noch relativ klar geschlagen. Spielen können alle Snooker-Profis, bei Hawkins scheint es mir, als ob er die Ruhe weg habe. Er weiß ja auch, dass er der Außenseiter ist und an einem guten Tag von O’Sullivan Probleme kriegt.

Das war ja auch zu sehen und nicht umsonst führt der Titelverteidiger mit 10:7. Dabei war es der letzte Frame, der eigentlich ärgerlich für Hawkins war. Er hatte die Chance, wäre so nur mit einem 8:9 in den Montag gegangen. Nun wird er sich Gedanken machen und braucht einen guten Start, um das Finale offen zu gestalten.

O’Sullivan ist ein guter Front Runner und sollte er den ersten Frame gewinnen, wird es schon ganz schwer für Hawkins – zumindest meiner Meinung nach. Ich befürchte, es wird letztlich ein relativ klares Ergebnis gegen. Müsste ich tippen, lautete mein Ergebnis 18:13. Aber ich hoffe, wir erleben morgen einen langen und spannenden Snooker-Abend bis in die tiefe Nacht.

Snooker-WM in Sheffield: Tag 8

28 Apr

Während ich gestern fieberhaft überlegt habe, zu welchem Thema es sich denn lohnen würde, ein paar Worte zu Papier zu bringen, ist das heute nicht so wirklich eine schwierige Aufgabe. Denn Mark Selby wird nicht der vierte Spieler in der Geschichte des Snooker sein, der sich die Triple Crown holt. Masters und UK Championship hatte er gewonnen, die WM ist für ihn nun vorbei.

Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams hatten das Kunststück geschafft, alle drei Turniere in einer Saison zu gewinnen. Und ganz ehrlich, Selby hatte beste Chancen, in diesen Kreis einzutreten. Aber dieser Barry Hawkins …. In meiner Vorschau hatte ich erwartet, dass er gegen Selby im Achtelfinale scheitern wird, aber ihn auch als harten Spieler bezeichnet.

Er steht nicht umsonst in den Top 16 und wusste in den letzten Monaten durchaus zu beeindrucken. Dazu hat er die Erfahrung und ließ sich gegen Mark Selby auch von einem Rückstand nicht erschrecken. Diese Erfahrung ist gerade bei der WM unglaublich wertvoll. Nun ist also der nächste Top Favorit schon ausgeschieden und man darf sich fragen, wo das noch hinführen soll.

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Barry Hawkins schaltete Mark Selby aus (by World Snooker)

Auch im letzten Jahr sind einige der Top Spieler bereits früh gescheitert. Das ist zwar richtig, doch darf man nicht vergessen, dass jener Selby beispielsweise unter den Folgen einer Nackenverletzung angetreten war. Stuart Bingham unterlag immerhin Stephen Hendry und Martin Gould war auch gesetzt, aber kein Spieler, der zwingend die zweite Runde erreichen musste.

In diesem Jahr ist es eine andere Geschichte – zumindest meiner Meinung nach. Man kann sicherlich damit argumentieren, Williams und Higgins haben keine gute Saison gespielt. Das ist richtig, aber die Breite der Überraschungen ist schon außergewöhnlich. Dabei war das Aus von Maguire schon eine Überraschung und das Scheitern von Robertson eine Sensation.

Aber warten wir ab, wie sich die Achtelfinals entwickeln. Mit dem Spiel von Judd Trump gegen Shaun Murphy haben wir ja schon einen absoluten Knaller, auf den ich mich jetzt schon freue. Dabei ist die obere Hälfte des Draws meiner Meinung nach die, aus der der Weltmeister hervorkommen wird. Bleibt die Frage, wer sich noch durchsetzen wird.

Sollte Ronnie O’Sullivan gegen Ali Carter gewinnen, trifft er auch Stuart Bingham oder Mark Davis. Das sind vier starke Spieler, die den Halbfinalisten unter sich ausmachen. Und unten? Da stehen momentan Michael White, Ricky Walden, Robert Milkins, Barry Hawkins, Mark King und Ding Junhui noch in der Verlosung.

O’Sullivan gegen Trump und Ding Junhui gegen Michael White wären doch zwei klasse Halbfinals. Aber mal sehen, wer sich letztlich durchsetzt. Dazu ist mir übrigens noch aufgefallen, dass mittlerweile viel über die Kicks gesprochen wurde. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Profi es war.

Aber im Vorfeld hatte ein Spieler erklärt, es würde ihm auf die Nerven gehen, wenn die Kommentatoren immer darüber sprechen würden. Also praktisch jeden Fehler mit einem möglichen Kick zu erklären. Denn Spieler würden einfach Fehler machen und nicht immer wäre es ein schlechter Ballkontakt. Seit dem höre ich oft, wie die Kommentatoren es explizit erwähnen, wenn es ein Kick war oder eben ein Fehler – achtet mal drauf.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil IV

15 Apr

Kommen wir also zum letzten Teil der Snooker WM-Vorschau und lösen die Frage auf, wer in diesem Jahr im Crucible Theatre triumphieren und Ronnie O’Sullivan beerben wird. Natürlich ist dies nur meine bescheidene Meinung und vielleicht wird mein großer Favorit schon in der ersten Runde scheitern. Wenn ich mir meine Wettbilanzen so ansehe, wäre es nicht unwahrscheinlich.

Um es vorweg zu nehmen, der Sieger kommt aus der unteren Hälfte des Draws. Bleiben dennoch vier Spieler, die ich bisher noch nicht vorgestellt habe. Und falls ihr den Draw nicht im Kopf habt, dürftet ihr gespannt sein, welchen der folgenden Snooker-Profis ich auf dem Zettel habe: Ronnie O’Sullivan, John Higgins, Mark Allen oder Mark Selby.

John Higgins

Machen wir es einfach: John Higgins wird es nicht. Ohnehin bin ich ein wenig enttäuscht von Higgins, der ein großartiger Spieler ist und mittlerweile auch über einen privaten Trainingsraum verfügt. Er ist der kompletteste Spieler auf der Tour und ich kann wirklich keine Schwäche in seinem Spiel entdecken. Einzig bei Safeduellen gibt es Profis, die ihm überlegen sind.

So gewann er Anfang der Saison direkt das Shanghai Masters, holte sich zudem den Titel bei einem PTC-Event. Ansonsten ist er mir kaum groß aufgefallen. Viele Niederlagen gab es für den Wizard of Wishaw gegen Spieler, die er im Normalfall schlagen müsste. Einzig bei den World Open in China drehte Higgins auf, erreichte das Halbfinale.

Dabei schlug er Stuart Bingham sowie Ding Junhui jeweils mit 5:0. Vielleicht ist meine Erwartungshaltung an ihn auch zu groß, denn ich verfolge seine Karriere seit einer gefühlten Ewigkeit. Und gerade weil Higgins so ein enormes Potenzial hat, ist das Erreichte in dieser Saison zu wenig für meinen ganz persönlichen Geschmack.

Natürlich hat er einen Titel gewonnen und es gibt keinen Snooker-Profi, der es geschafft hat, zwei Ranglisten-Titel in dieser Spielzeit zu gewinnen. Dennoch ist Higgins ein Kandidat für ein Aus in Runde eins. Bei Stuart Bingham habe ich geschrieben, dass ein Viertelfinale machbar ist. Dafür müsste er Higgins in Runde zwei schlagen. Und das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Mark Selby

Bei Mark Selby sieht das anders aus. Er ist die Nummer eins der Welt und es ist eine Frage der Zeit, bis er den Titel bei der Snooker-WM gewinnt. Das birgt auch Gefahr in sich, denn alle Welt erwartet es von ihm – dem momentan besten Spieler, der aber noch ohne Krönung ist und auch schon angefeindet wurde. Aber Selby ist nervenstark und ich denke, er wird sich nicht unter Druck setzen.

John Higgins

Seine Saison lief gut. Ein paar Titel auf der PTC Tour wurden getoppt vom Erfolg beim Masters. Zudem konnte Selby endlich einen großen Titel bei einem Ranking Event einfahren. Er setzte sich bei der UK Championship durch. Zwei der großen drei Titel hat er in dieser Saison eingefahren. Die Triple Crown ist also in Reichweite.

Erst drei Spielern gelang das Kunststück, alle drei Titel in einem Jahr zu gewinnen: Steve Davis, Stephen Hendry und Mark Williams. Letzterem gelang dies im Jahr 2003. Es wäre die absolute Krönung für den Jester from Leicester, der es leider verpasste, bei den China Open ein Maximum zu spielen – er scheiterte an der letzten Schwarzen.

Ihn nicht auf der Rechnung zu haben, wäre dumm. Trotzdem, ich glaube nicht an den ganz großen Wurf. Vielleicht ist es zu einfach. In Runde zwei wartet mit Barry Hawkins ein machbarer Gegner, danach – so glaube ich – geht es gegen Mark Allen. So scheitert Selby bereits im Viertelfinale. Sollte er das Spiel gegen Allen gewinnen, dann ist der Titel drin.

Ronnie O’Sullivan

Nun sind wir beim großen Problemfall Ronnie O’Sullivan angelangt. Seine Pause war lang, einzig in einem PTC-Event probierte er sich, unterlag zum Auftakt. Ansonsten genoss er seine Freizeit, bis die Langweile ihn quälte. Ein paar Showmatches hier, ein paar Tage freiwillige Arbeit auf dem Bauernhof dort. Jeder andere Snooker-Profi wäre bei einer WM ohne Chance.

Nun sprechen wir allerdings über Ronnie O’Sullivan, den talentiertesten Spieler, den die Main Tour je gesehen hat – wobei die Meinungen da vielleicht auseinandergehen. Negativ zu bewerten ist die fehlende Matchpraxis. Training ist gut und schön, aber dort gibt es keine Drucksituationen. Dazu muss er auch als Titelverteidiger anreisen und das schwirrt sicher in seinem Kopf herum.

Ronnie O'Sullivan

Auf der anderen Seite ist O’Sullivan gelöst, entspannt und voller Vorfreude. Er liebt den Sport, kann nicht ohne ihn. Und das macht ihn gefährlich. Er muss seinen Titel nicht verteidigen, seine Anspruchshaltung dürfte relativ niedrig sein. So kann O’Sullivan befreit aufspielen und wenn er ins Rollen kommt, dann gibt es kein Halten.

Was bedeutet das nun für die Weltmeisterschaft? Eine Niederlage in Runde eins ist möglich – ohne Zweifel. Nimmt er die erste Hürde, ist alles möglich. Ali Carter ist machbar. Der Captain hat nur ein von 15 Duellen gewonnen. Im Viertelfinale stünde ein Duell mit Stuart Bingham an (sollte ich mit den Tipps richtig liegen). Ich erwarte O’Sullivan im Halbfinale und das wäre eine große Leistung.

Mark Allen

Bliebe also Mark Allen – der zukünftige Weltmeister. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan des Nordiren. Er ist ein Spieler mit Ecken und Kanten, grundsätzlich also sehr positiv zu bewerten. Für mich aber eine Nummer zu ungeschliffen. Es ist gut, sich nicht alles gefallen zu lassen und nicht alles hinzunehmen, was Barry Haern einem vorsetzt.

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Mark Allen auf der Pressekonferenz (Copyright Janie Watkins)

Aber es gibt so viele andere Beispiele. Seine Vorwürfe gegenüber den Profis aus China sind nur eine Geschichte, die ich komplett überzogen fand. Das soll aber hier keine Berücksichtigung finden, denn meine Vorschau konzentriert sich auf sportliche Aspekte. Auch wenn die Saison des Mark Allen nicht überragend ablief, immerhin verteidigte er seinen Titel bei den World Open.

Oft war zu sehen, dass wenn er in die Bälle kommt, kaum ein Spieler in der Lage ist, ihn zu stoppen. Wirkliche Schwächen sehe ich in seinem Spiel auch nicht. Selten ist er vielleicht zu unkonzentriert, baut noch zu einfache Fehler in sein Spiel ein, wenn er schon vier Züge weiter ist. Ein kommender Weltmeister ist Allen allemal.

Der Weg zum Titel dürfte jedoch hart werden, denn wie schon oft angesprochen, ist die untere Hälfte des Draws knüppelhart. Nach meiner Prognose wird er Ding Junhui, Mark Selby sowie Neil Robertson ausschalten müssen. Aber ich glaube, er ist reif für den Titel – der Knackpunkt wird das Match gegen Mark Selby.

Snooker-WM: Der Favoritencheck Teil II

12 Apr

Es folgt Teil II des großen Snooker-Checks, bei dem ich mir immer vier Spieler ansehe und einen Blick auf vergangene Leistungen sowie die aktuelle Saison werfe. Gerade im Snooker ist es unheimlich schwer, einen Weltmeister zu prognostizieren. Der Spieler muss seine Form über 17 Tage bestätigen und schon ein schwacher Tag reicht, um alle Träume zu begraben. Für den zweiten Teil habe ich mir Matthew Stevens, Judd Trump, Neil Robertson sowie Ricky Walden ausgesucht.

Matthew Stevens

Es ist ja kein Geheimnis, dass Stevens mein persönlicher Lieblingsspieler ist. Über die Gründe habe ich mir eigentlich noch nie Gedanken gemacht. Ich mag sein Spiel, seine Art und ihn als sympathische Person. Von daher war es großartig, ihn letztes Jahr bis ins Halbfinale vordringen zu sehen. Das Duell gegen Ronnie O’Sullivan war ein Highlight.

Matthew Stevens

Wäre er ins Finale eingezogen, wer weiß, ob er nicht endlich den Snooker-Titel hätte holen können. So schauen wir uns aber diese Saison an und immerhin hat der Walisische Drache es geschafft, in den Top 16 zu bleiben, stand zwischenzeitlich sogar auf Platz zehn. Meiner Meinung nach wird Stevens auch nicht viel mehr erreichen können, denn er spielt einfach nicht konstant.

Aber ohne Zweifel ist er in der Lage, Matches zu gewinnen. Ich erinnere mich noch gut an die World Open. Dort schlug er Spieler wie Shaun Murphy, Neil Robertson und Judd Trump, unterlag erst im Finale gegen Mark Allen. Im Gegensatz dazu stehen das Shanghai Masters und die China Open, dort unterlag er in Runde eins Gegnern wie Rory McLeod und Joe Perry.

Bei Stevens kann man förmlich darauf warten, dass er irgendwann im Break, so bei 50 Punkten, einen Fehler einbaut. An einem guten Tag kann er jeden Spieler schlagen. Diese guten Tage braucht er dringend bei der Snooker-WM. Einen guten Lauf wie im letzten Jahr traue ich ihm aber nicht zu. Übersteht er Runde eins, wartet Judd Trump. Und so sehr ich es mir wünsche, dort wäre Endstation.

Judd Trump

Kommen wir doch gleich zum möglichen Gegner in Runde zwei. Der nicht echte Rolf Kalb (@RolfKalb) schrieb die Tage noch via Twitter, dass bei Trump der Sport nicht im Mittelpunkt stehe. Das kann durchaus sein, gerade wenn man sich die Extravaganz ansieht, mit der Trump zeitweise auftritt – seine Stachelschuhe sind da wohl legendär.

Er galt so ein wenig als der Snooker-Kronprinz von Ronnie O’Sullivan, hätte sich auch fast im vorletzten Jahr die WM-Krone ausgesetzt. Damals waren John Higgins und seine Risikobereitschaft jedoch noch eine Nummer zu groß. Aber Trump hat dazugelernt, allerdings auch ein wenig seine Unbekümmertheit verloren, die ihn so stark gemacht hat.

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Die neuen Schuhe von Judd Trump

Auf einmal kennt man ihn und seine Stärken. Trump selber hat wohl auch ein höheres Anspruchsdenken an sich selbst. Dieses konnte er zeitweise auch in der Saison 2012/13 erfüllen. Beim Shanghai Masters unterlag er Higgins noch denkbar knapp, bei den International Championship schlug er dann im Finale Neil Robertson – dazu erreichte er bei den Welsh Open das Halbfinale.

In Berlin hatten wir hingegen nicht so viel Freude an Judd Trump. Dort unterlag er, wie zuvor bei der UK Championship, in Runde eins. Es ist keine Frage, Trump ist ein großartiger Snooker-Spieler. Doch traue ich ihm den Gewinn des Titels in Sheffield zu? Trump steht auch in der oberen Hälfte des Draws und somit kann er weit kommen. Das Halbfinale ist machbar, vielleicht auch das Finale. Aber die WM gewinnt er nicht.

Neil Robertson

Die gute Nachricht für alle Fans des Australiers: Neil Robertson kann doch noch ein Finale gewinnen. Die ersten sechs im TV übertragenen Finals bei einem Ranking Event entschied er für sich, danach legte er eine Negativserie an den Tag. Zwei Mal unterlag Robertson beim Grand Final der PTC Serie, zudem gab es Niederlagen beim International Open sowie dem Masters.

Selbstzweifel gehören eigentlich nicht zu seinem Spiel. Wer ihn allerdings nach dem Sieg beim China Open gesehen hat, der weiß, was sich angestaut hatte. Ich bin ja auch kein Freund der totalen emotionalen Ausbrüche. Denn aus Respekt vor dem Gegner und der Attitüde des Gentlemensports gehört es sich einfach nicht – aber da gehen die Meinungen auseinander.

Jedenfalls hat Robertson eine gute Snooker-Saison gespielt. Vier Mal stand er im Finale, erreichte zudem zwei Halbfinals. Viel mehr geht nicht und deswegen ist der Thunder from Down Under einer der großen Favoriten auf den Titel. Schwächen findet man in seinem Spiel nicht. Lange Einsteiger, Safe-Battles, Breakbuilding …. alles kein Problem für Robertson.

Zudem hat er durch den Sieg in China unheimlich viel Selbstvertrauen getankt und kennt die Atmosphäre im Crucible als ehemaliger Weltmeister nur zu gut. Aber, auch Robertson muss sich durch die untere Hälfte des Draws kämpfen. Und dort warten fast alle Schwergewichte. Im Viertelfinale könnte er z.B. auf Mark Allen treffen. Mein Tipp lautet: Viertelfinale.

Ricky Walden

Ich mag Ricky Walden. Er ist ein ganz lustiger Zeitgenosse und spielt meist ein ganz ansprechendes Snooker. Macht ihn das aber zu einem Spieler, dem ich bei der Weltmeisterschaft eine große Leistung zutraue? Es ist eher unwahrscheinlich. Denn schon in Runde zwei kommt es wahrscheinlich zu einem Duell mit Neil Robertson.

Die letzten drei Duelle verlor Walden gegen den Australier. Auf der anderen Seite hat Walden das Wuxi Classic gewonnen. Will man ein Haar in der Suppe suchen, könnte man damit argumentieren, dass die Gegner auf dem Weg zum Sieg – mit Ausnahme von Judd Trump – eher ”zweiter Klasse“ waren. Spaceman Dale, Marcus Campbell und Robert Milkins.

Das soll nicht abwertend klingen, zumal Walden im Finale Stuart Bingham klar mit 10:4 besiegte. Trotzdem, außer dem Titel gab es nur noch zwei Teilnahmen an einem Viertelfinale. Ansonsten waren es Niederlagen in den ersten beiden Runden, die seine Saison ausmachten. Und ganz ehrlich, der Sieg beim Wuxi Classic ist schon eine Überraschung gewesen.

Auch Walden muss durch die untere Hälfte des Draws kommen, will er die Snooker-WM gewinnen. Und das halte ich für ausgeschlossen. Neil Robertson wäre schon ein gewaltiger Stolperstein und ich glaube viel eher, dass Walden in Runde eins scheitern wird. Ich korrigiere mich gerne, wenn der Name des Gegners feststeht, aber müsste ich jetzt tippen, ich tendierte zu einer frühen Niederlage.

Stephen Maguire – Der König von Wales

18 Feb

Habe ich Stephen Maguire schon einmal mit einem Lächeln im Gesicht gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Fast fünf Jahre musste der Merlin of Milton warten, um endlich wieder eine Trophäe bei einem Ranking Event im Snooker in die Luft stemmen zu dürfen. Nun hat er die Welsh Open gewonnen, Stuart Bingham im Finale mit 9:8 besiegt.

Und sind wir ehrlich, es war ein großartiges Finale. Einmal mehr gab es alles zu sehen, was den Snooker-Sport so faszinierend macht. Zwei sehr sympathische Spieler und beiden hätte ich natürlich den Sieg gegönnt. Aber Maguire hat so lange warten müssen und es fast – wie so oft – wieder aus der Hand gegeben.

In Frame zwölf wollte ich schon über die mentale Schwäche schreiben, die Stephen Maguire in den letzten Jahren immer wieder begleitet hat. Seine Emotionen machen ihm oft einen Strich durch die Rechnung, er ist zu ungeduldig. Im Snooker eine gefährliche Eigenschaft. Denn vom Talent her steht er nicht weit hinter Ronnie O’Sullivan – zumindest meiner Meinung nach.

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Stephen Maguire präsentiert die Trophäe

Aber er ist kein Front-Runner. Da fehlt es ihm an Killerinstinkt. Im Endeffekt darf sich Maguire bei Stuart Bingham bedanken, der einen sicheren Sieg noch aus den Händen gab. In Frame zwölf nach dem Snooker auf Blau ließ er zurücklegen – eine falsche Entscheidung, da Blau meiner Meinung nach lochbar liegen blieb. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Und im Decider die Entscheidung, eine Kombination zu versuchen …. Im Nachhinein ist man immer schlauer und es ist auch aller Ehren wert, diese überhaupt anzugehen. Nur Sicherheit will auch kein Snooker-Fan sehen. Maguire bedankte sich und erneut war es ein Break von über 70, das die Entscheidung brachte. Wie schon gesagt, ein unglaubliches Niveau an diesem Tag.

Da darf man Stephen Maguire auch den emotionalen Ausbruch durchgehen lassen, als er mit der Faust mehrfach auf den Tisch schlug, nachdem der Frame gewonnen war. Irgendwo müssen die Emotionen ja hin, wobei es für Bingham natürlich bitter war. Aber nach dem Match zeigte er sich als fairer Verlierer – er gehört ohnehin zu dem Sympathen auf der Tour.

Es war ohnehin ein sehr interessantes Turnier. Ich erinnere nur an die Siege von Pankaj Advani gegen Shaun Murphy und Graeme Dott. Ob wir in Zukunft noch mehr vom Inder sehen werden? Im Billard ist er ein Weltmeister, konzentriert sich nun mehr auf Snooker. Die Anlagen hat er und ich bin gespannt, was da noch kommt. Auch der Siegeszug von Alan McManus war ein Highlight für Snooker-Romantiker.

Im Gegensatz dazu stand John Higgins, der völlig außer Form ist. Schon beim German Masters scheiterte er in Runde eins, nun erneut eine Niederlage zum Auftakt. Für seine Ansprüche viel zu wenig. Auch da frage ich mich, ob er es bis zur Snooker-WM schafft, an den Schrauben zu drehen und zu seiner Form zu finden. In diesem Jahr wird der Favoritenkreis groß wie noch nie.

Mark Selby gewinnt die UK Championship

10 Dez

Mark Selby hat die UK Championship gewonnen und Shaun Murphy im Finale mit 10:6 besiegt. Es war kein sonderlich hochklassiges Finale mit hohen Breaks. Dennoch lieferten sich beide Snooker-Spieler packende taktische Duelle. Mitte der zweiten Session fand Selby dann zu seinem Spiel, während Murphy viele Möglichkeiten vergab und seinen Gegner damit immer wieder an den Tisch brachte. „Er ist der härteste Gegner auf der Tour“, meinte Murphy bei der Siegerehrung. „Er hat den Sieg verdient.“

Tag 16 der WM: Folgt der nächste Rücktritt?

6 Mai

So wirklich überraschend kam der Rücktritt von Stephen Hendry nicht. Der siebenmalige Weltmeister hat seinen Zenit überschritten und gemerkt, dass sein Anspruch nicht mehr mit seiner Leistung übereinstimmt. Eine gute Entscheidung, auch wenn Snooker damit einen seiner absoluten Stars verliert.

Die Frage ist nun: Hat auch Ronnie O’Sullivan schon seinen Rücktritt geplant? „Ich habe nicht vor, noch lange Snooker zu spielen, obwohl ich mich wirklich sehr gut fühle. Aber es kann gut sein, dass es mein letzter Auftritt im Crucible ist“, so O’Sullivan nach seinem 17:10-Sieg gegen Matthew Stevens.

„Ich habe das Pro und Contra abgewogen und fühle mich wohl mit meiner Entscheidung. Wenn ich den Titel hole, ist es ein absoluter Bonus, aber wenn es nicht klappt, kann ich trotzdem zufrieden sein.“ Es hört sich sehr nach einem feststehenden Rücktritt an, auch wenn O’Sullivan damit seit gefühlten zehn Jahren kokettiert.

Ronnie O'Sullivan

Von außen ist es immer schwer zu beurteilen, es sprechen viele Dinge für einen Rücktritt, viele Dinge auch dagegen. „Wir sind seit 17 Tagen in Sheffield und es fühlt sich so an, als ob es zwei Monate wären. Keine Ahnung, ob es am Alter liegt. Aber als ich 22 war, kam ich damit besser klar. Wahrscheinlich, weil es damals nichts anderes gab“, so O’Sullivan.

Mittlerweile hat er Familie, spielt hervorragend Golf und ist irgendwie auch erwachsen geworden. „Ich habe zwei junge Kinder und ich würde sie gerne aufwachsen sehen“, so O’Sullivan. Es ist auffällig, dass er seit einiger Zeit befreit aufzuspielen scheint.

Schon beim German Masters hatte man den Eindruck und bei der WM in Sheffield erlebt man einen aufgeräumten O’Sullivan. Er ist immer noch sehr schnell unterwegs, wirkt aber wesentlich entspannter. Sein Safe-Spiel ist eine Augenweide und Frames werden nicht mehr einfach nur abgeschenkt.

Es wirkt, als wolle O’Sullivan mit seinem vierten WM-Titel abtreten und scheint sich akribisch darauf vorbereitet zu haben. Die Zusammenarbeit mit dem Sportpsychologen Steve Peters hat sich ausgezahlt und O’Sullivan erklärte im Vorfeld, sich einfach wohler zu fühlen. Er hat wieder Spaß am Spiel und das sieht man.

Mit seinen 36 Jahren gehört er nun zum alten Eisen und merkt, dass der Nachwuchs seine Ansprüche geltend macht. „Ich spiele gegen Leute, die unheimlich aggressiv auftreten und man muss jederzeit sein bestes Spiel abrufen. Das ist viel Druck.“ Weiter erklärte O’Sullivan: „Aber das ist eben so, wenn man ein Profi-Sportler ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das die nächsten zehn Jahre haben will.“

O’Sullivan hatte sich im Jahr 1992 dazu entschieden, als Profi auf der Main Tour zu spielen. 20 Jahre sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Er gehört zu den besten Spielern aller Zeiten und gilt als der talentierteste Snooker-Profi, den die Welt je gesehen hat. Beweise braucht O’Sullivan nicht mehr zu liefern – er hat alles erreicht.

„Die eigenen Erwartungen und die Erwartungen der Leute zu erfüllen, ist nicht immer leicht. Ich habe mein Bestes getan, mehr kann ich nicht machen. Manche Leute denken vielleicht, dass es eine komische Entscheidung ist, aber mein Umfeld kennt mich und weiß, was los ist. Man muss sein Leben auch ein wenig genießen und vielleicht werde ich bei Strictly Come Dancing mit machen.“

Ali Carter gegen Ronnie O'Sullivan

Ob er bei der englischen Ausgabe von Let´s Dance ebenso erfolgreich agieren wird wie beim Snooker …., man mag es bezweifeln, O’Sullivan hatte auch in der Vergangenheit erklärt, vielleicht eine zweite Karriere als Golfprofi starten zu wollen. Wir werden es früh genug erfahren und noch ist die Entscheidung nicht endgültig gefallen.

Erst einmal geht es in vier Sessions gegen Ali Carter um den WM-Titel. „2008 hat Carter sich von der Kulisse beeindrucken lassen. Aber er hat viel dazugelernt, seitdem zwei Turniere gewonnen und war immerhin die Nummer zwei der Welt. Er hatte ein interessantes Jahr, hat dabei aber Stärke gezeigt und das Finale hier erreicht.“

So könnte es ein ganz besonderes Finale werden und noch spannender, als die Frage nach dem Sieger, ist eben die Pressekonferenz nach dem Match. Denn so sehr man O’Sullivan seinen inneren Frieden gönnt, als Snooker-Fan will ich nicht auf seine Genialität verzichten müssen. Denn er ist das Zugpferd und seine Auftritte sind jede Sekunde der Aufmerksamkeit wert.

Eine kleine Hoffnung bleibt für die Fans von The Rocket. Wenn er den Titel gewinnt, darf er die komplette nächste Saison spielen, auch wenn er im Ranking aus den Top-16 fallen würde. Er muss sich also nicht qualifizieren und wäre die Saison 2012/13 immer an Nummer zwei gesetzt.

Tag 15 der WM: O’Sullivan trifft auf Carter

5 Mai

Das Wunder ist ausgeblieben und Matthew Stevens hat es verpasst, das Finale der Snooker-WM noch zu erreichen. Mit 9:15 war er in die vierte Session gegangen und schaffte es immerhin, mit einem Century den zehnten Frame zu gewinnen. Danach war es aber O’Sullivan, der erst mit einem Century antwortete und danach den Sieg unter Dach und Fach brachte.

Ist O’Sullivan nun also der Favorit im Finale gegen Ali Carter? In der Form scheint O’Sullivan einfach nicht zu bezwingen. Das ganze Turnier über hat er stark gespielt, immer seine Phasen gehabt, in denen er seinen Gegnern auf und davon gezogen ist. Ob es gegen Ebdon war, oder danach gegen Williams oder Robertson.

Auch gegen Stevens legte er in Session zwei einen 6:2-Lauf hin, baute damit seinen Vorsprung auf 11:5 aus. Damit war die Messe gelesen. Gut, in der frühen dritten Session hatte er einige Probleme, kam aber nicht mehr ernsthaft in Gefahr – auch wenn Stevens seine Chancen hatte. Dennoch glaube ich an den vierten Titel für den Engländer.

Carter hat natürlich auch seine Chancen und ich denke nicht, dass er – wie 2008 – im Finale einbrechen wird. Damals hatte er mehr Druck, O’Sullivan spielte zudem ungemein starkes Snooker. Das macht er heute auch, aber Carter ist wesentlich gefestigter. Über den Einfluss von Peter Ebdon haben wir schon gesprochen und auch über die verminderte Erwartungshaltung.

Keine Frage, wer im Finale steht, will das Ding auch gewinnen. Für den Captain wäre es der erste große Titel und auch er wird den Druck spüren – der er schon kurz gegen Ende des Halbfinals hatte. Das Publikum wird zudem auf der Seite von O’Sullivan sein. Aber mit The Force im Rücken hat Carter den Vorteil, an dessen Erfahrung teilhaben zu können.

Wie dem auch sei, 15 Tage liegen nun hinter uns und wir haben wahrlich tolle Spiele gesehen. Die Zeit ist wie im Flug vorbei gestrichen und ich persönlich freue mich auf die letzten beiden Tage und hoffe dabei auf ein spannendes Finale. Ich gönne es beiden Spielern und von daher habe meine Nerven Urlaub.

World Open: Mark Allen trifft auf Stephen Lee

3 Mär

Ausgerechnet Mark Allen, der den Austragungsort der World Open in Haikou so massiv kritisiert hatte, steht in seinem zweiten Ranking-Final. The Pistol besiegte Mark Selby in einem packenden Match mit 6:5 und wird nun versuchen, sich seinen ersten Titel zu sichern. Doch dieses Unterfangen wird schwer – im wahrsten Sinne des Wortes.

Den sein Finalgegner ist Stephen Lee, der Robert Milkins beim 6:2 keine Chance ließ. Der Lauf von Milkins endete damit einmal mehr im Halbfinale – im Jahr 2005 hatte der Engländer beim Irish Masters schon einmal die Runde der letzten Vier erreicht, scheiterte damals aber an Matthew Stevens.

Wer hätte das gedacht? Stephen Lee trifft also auf Mark Allen. Allen lag dabei schon mit 2:5 im Hintertreffen, doch es ist nicht das erste Mal, dass der Nordire ein unglaubliches Comeback hinlegt. Man muss nur Matthew Stevens fragen, er wird sich mit Grausen an die letzte WM im Crucible erinnern.

Stephen Lee

Allen spielte gegen einen wirklich gut aufgelegten Selby Breaks von 80, 79, 71 und 112, um dieses Comeback erfolgreich zu gestalten. Im letzten Frame profitierte er von einer verschossenen Schwarzen auf die Mitteltasche und räumte dann gnadenlos ab. Erstmals im Finale hatte Allen letztes Jahr bei den UK Championships gestanden, verlor da aber gegen Judd Trump.

Immerhin konnte er sich bei Selby revanchieren. Der Jester from Leicester hatte zuvor eine Bilanz von 55:34 in den Decidern, Allen lag bei 26:23 ebenfalls im positiven Bereich. Zwei der 23 Niederlagen hatte Allen dabei gegen Selby kassiert. Man kann geteilter Meinung sein, wenn es um Mark Allen geht, aber was sein Spiel angeht ….

Es ist nur eine Frage der Zeit bis bei Allen der Knoten platzen wird. Auch Selby war nach der Niederlage meiner Meinung. „Wenn er so spielt wie heute, dann hat er eine sehr gute Chance, dass Turnier zu gewinnen. Es ist unglaublich, dass er noch kein Turnier gewonnen hat, da er eben ein unglaublich guter Spieler ist.“

Ob Lee nun ein dankbarer Gegner ist? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die letzte Finalteilnahme des Schwergewichts datiert aus dem Jahr 2006, als Lee die Welsh Open gewann. Später fiel er aus den Top 16 und hatte sehr viel Mühe, den Elitekreis wieder zu betreten. Dabei profitierte er nun davon, dass Barry Hearn Snooker breiter aufgestellt hat und es die PTC-Events gibt.

So kam Lee langsam aber sicher wieder auf die Beine und spielt scheinbar völlig befreit auf. In Berlin hat er es bis ins Halbfinale geschafft, in Wales war er im Viertelfinale nur durch ein Mobiltelefon zu stoppen und in Haikou steht er nun im Finale. Vielleicht hat Lee den Vorteil, diese Situation zu kennen. Denn Allen steht unter Druck, sein Talent endlich auch in einen Sieg umzumünzen.

Auf große Safeduelle werden wir wohl gänzlich verzichten müssen und zu einem Tipp werde ich mich diesmal nicht hinreißen lassen. Ich drücke Lee die Daumen, denn Allen gehört zweifelsohne die Zukunft, wenn er nicht wieder mit Depressionen zu kämpfen haben wird. Neben Ding Junhui und Judd Trump ist Allen sicherlich der kommende Champion, wenn die ältere Garde langsam aber sicher abtreten wird.

Da Eurosport sicherlich Wintersport zeigen wird, hoffe ich für Euch, dass ihr einen guten Stream finden oder den Player nutzen werdet. Eine Einschätzung von mir zum Finale wird es erst am Mittwoch geben, bis dahin ein spannendes Finale und ein schönes Wochenende.