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Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

Ding Junhui und die neue Leichtigkeit

22 Nov

Ronnie O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams sind drei der besten Snooker-Spieler aller Zeiten. Doch sie alle haben es nicht geschafft, drei Ranglisten-Turniere in Folge zu gewinnen. Dieses Kunststück gelang nun Ding Junhui, als erstem Spieler seit Stephen Hendry im Jahr 1993.

Seit Barry Hearn sich dem Snooker angenommen hat, ist der Sport zu einer globalen Marke gereift. In den Zeiten von Steve Davis oder Stephen Hendry fristete der Sport zwar ein sehr erfolgreiches Dasein, der Großteil der Turniere fand jedoch in England, Schottland, Wales oder Irland statt. Zudem zeigte sich der Kalender bei maximal zehn Ranglisten-Turnieren sehr übersichtlich.

Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Snooker ist längst eine internationale und globale Marke geworden. Mit Neil Robertson steht ein Australier auf Platz eins der Weltrangliste, die PTC-Tour sorgt für einen vollen Terminkalender und in Asien gibt es eine Vielzahl an Spielern, die mit aller Macht auf die Main Tour drängen.

Ding Junhui: Ein Volksheld in China

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui nach seinem Hattrick

Ding Junhui ist dabei als Vorreiter anzusehen. Er ist ein Volksheld in China und wenn er am Tisch steht, schnellen die Einschaltquoten in die Höhe. Sein Hattrick – er gewann das Shanghai Masters, die Indian Open sowie die International Championship – ist dabei ein neuer Meilenstein. Denn zuletzt schaffte dies Stephen Hendry im Jahr 1993.

Ding Junhui hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Bei den UK Championship triumphierte er bereits zwei Mal und auch beim Masters trug er sich in die Siegerliste ein. Einzig ein Erfolg bei der Snooker-WM steht noch aus. Aber der Chinese ist gerade einmal 26 Jahre alt und Ronnie O’Sullivan erklärte einst, Ding Junhui habe das Zeug, ein vielfacher Weltmeister werden.

Karrierebeginn im Alter von neun Jahren

Im Alter von neun Jahren begann Ding Junhui mit dem Snooker. Sein Vater sah das Talent des Sohns und überredete dessen Mutter, das Haus zu verkaufen, um dem Jungen eine Karriere als Profi zu finanzieren. Acht Stunden pro Tag stand er am Tisch und genoss jeden Moment, in dem er einen Queue in der Hand hielt. Viele Interessen außerhalb des Sports gab es nicht.

Sein Weg war vorgezeichnet und ganz China hatte in ihm einen Helden gefunden, als die ersten Erfolge sich einstellten. Mit 15 gewann er die Asian U21-Championship sowie die Asien Championship und im September 2003 bekam er von der World Professional Billiards & Snooker Association ein Ticket für die Main Tour, wurde Profi.

Zu dieser Zeit spielte Ding Junhui befreit auf und im März 2005 gewann er als 18-Jähriger sein erstes Ranglistenturnier – im Finale der China Open besiegte er Stephen Hendry. In China sahen 110 Millionen Menschen dieses Match – bis heute Rekord für ein Snooker-Übertragung. Im Dezember des selben Jahres holte er sich auch den Sieg bei den UK Championship – ein weiterer Meilenstein.

Das Wunderkind aus China

Längst war er das Wunderkind aus China, Vergleiche mit Ronnie O’Sullivan – dem talentiertesten Spieler aller Zeiten – wurden angestellt. Als er dann vor seinem 20. Geburtstag auch noch die Northern Ireland Trophy gewann, war er neben John Higgins einer von zwei Spielern, die dieses Kunststück fertiggebracht hatten und kletterte im Provisional Ranking bis auf Platz fünf.

Doch auf einmal verlor Ding Junhui seine Leichtigkeit. Der Druck war spürbar, gerade bei Turnieren in der Heimat lastete viel Verantwortung auf seinen Schultern. Unvergessen ist natürlich auch das Finale beim Masters im Jahr 2007, als Ronnie O’Sullivan seinem jungen Gegner eine Lehrstunde erteilte. Beim Stand von 3:8 aus Sicht des Chinesen flossen erste Tränen.

Dennoch gab es ein versöhnliches Ende, als O’Sullivan ihn in den Arm nahm und später erklärte, dass nur Ding Junhui in der Lage wäre, einen Spieler so verwundbar zu machen, wie seinerzeit Paul Hunter es konnte. Ding Junhui sagte der Daily Mail: „Der Unterschied zu den China Open ist groß, hier fühle ich mich ziemlich alleine.“

Es war eine neue Welt für den jungen Chinesen, der sich als Teenager plötzlich in einer neuen Welt und einer neuen Kultur behaupten musste. Zudem machten es ihm die Fans nicht leicht. Er galt als Roboter ohne Gefühlsregungen und beim Masters-Finale musste er sich zudem noch mit feindseligen Kommentaren auseinander setzen.

Ding Junhui: Ein Spieler wie Stephen Hendry

Sein Talent war unbestritten und sein erstes Maximum spielte er am 14. Januar 2007 beim Masters im Spiel gegen Anthony Hamilton. Sein Breakbuilding ist eine Augenweide und Stephen Hendry meinte unlängst zum express.co.uk: „Ding Junhui ist nach Ronnie O’Sullivan der beste Spieler auf der Tour.“ Nur fehlte es zunächst an Beständigkeit.

Die Durststrecke endete in der Saison 2009/10, als er zwei Finals erreichte und erneut die UK Championship gewann. Die Spitze im Snooker ist mit der Übernahme von Hearn dichter geworden. Viele Spieler aus der zweiten Reihe bekommen durch die neue PTC-Tour mehr Spielpraxis und neuerdings müssen sich die Top-Profis bei Turnieren ab der ersten Runde durch das Feld quälen.

Auch Ding Junhui hat gelernt, wenn auch in anderen Dimensionen. Da viele Spieler aus Asien den Weg auf die Main Tour gefunden haben, ist sein soziales Umfeld stabiler geworden. Auch hat er gelernt, mit dem Druck umzugehen. Insgesamt ist die Akzeptanz auch bei den Fans größer geworden. Das liegt an seinem Spiel, aber auch an der Globalisierung.

Mittlerweile hat Ding Junhui über 300 Century Breaks sowie fünf Maximum Breaks gespielt, neun Ranking Events, zwei Minor-Events und das Masters gewonnen. In der Weltrangliste liegt er auf Rang drei, die beste Platzierung seiner Karriere. In der heutigen Zeit ist es schwer, eine Dominanz zu erreichen, wie Hendry und Steve Davis es schafften.

Unbestritten ist allerdings, dass Ding Junhui es schaffen kann, die WM im Crucible Theatre zu gewinnen. Nachdem er Marco Fu im Finale des International Masters besiegt hatte, sagte Fu: „Ding spielt im Bereich Break Building wie Hendry zu besten Zeiten.“ Wie seine Zukunft auch aussehen mag, ein besseres Kompliment kann man einem Spieler nicht machen.

Mark Allen gewinnt die Haikou World Open

3 Mär

Was habe ich mich auf mein freies Wochenende gefreut. Das mag für viele Leute dezent komisch klingen, aber als Sportjournalist hat man nicht nur Vorteile. Klar, man darf sich den ganzen Tag Sport ansehen, wenn Eurosport nicht gerade schwachsinnigen Wintersport oder die Wiederholung der Rallye Dakar überträgt.

Der Nachteil an der Geschichte ist, dass die Wochenenden oft mit Arbeit blockiert sind und deswegen freie Samstage und Sonntage ein kleines Highlight darstellen. Dies verträgt sich nicht gut mit Snooker Ranglistenturnieren in China. Die ersten Sessions um 7:30 Uhr waren deswegen schon eine Zumutung, gerade, wenn man ansonsten zumeist Spätschichten zu absolvieren hat.

Dies ist einer der Gründe, warum die Haikou World Open nicht zu meinen favorisierten Turnieren auf der Main Tour gehören. Als Snooker-Liebhaber wäre es natürlich billige Anstellerei, wenn ich nicht trotzdem früh aufstehen und mir die Spiele ansehen würde. Dennoch gibt es andere Faktoren, die mit in das Gesamtbild spielen. Und ich denke, da geht es nicht nur mir so.

Die Leistungen waren zeitweise fantastisch, das steht außer Frage. Das Highlight war sicherlich das Match von Mark Allen im Halbfinale gegen John Higgins. Allen, der im Finale Matthew Stevens klar mit 10:4 besiegte und seinen Titel verteidigte, nahm den Schotten komplett auseinander, spielte Snooker vom anderen Stern. Doch dazu später mehr.

China mag für World Snooker ein guter Markt sein. Die Einschaltquoten sind hoch, viele junge Spieler drängen auf die Tour. Doch rein organisatorisch war es wie so oft ein Debakel. Abgesehen vom defekten Hallendach, was sicherlich passieren kann, mussten, mindestens zwei Snooker-Profis zunächst auf ihr Queue verzichten – es war schlicht und einfach nicht mitgekommen.

Natürlich können die Veranstalter da nichts für. Dieses Problem tritt allerdings nahezu jedes Jahr auf. Und treue Leser meines Blogs haben mitbekommen, dass ich mich sehr über das Publikum beim German Masters echauffiert habe. Im Vergleich zum Haikou World Open war es jedoch sehr zivilisiert. Matthew Stevens hat viele Probleme mit den Fans gehabt.

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Mark Allen nach dem Gewinn der Haikou World Open

Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Zuschauer letztendlich der Halle verwiesen wurden. Aber auch im Finale konnte der letzte Frame erst mit Verspätung begonnen werden, da eine ungeheure Unruhe herrschte. Und das bei gefühlten 20 Personen. Die Gründe für die leere Halle scheinen dabei vielfältig zu sein. Denn die Eintrittspreise liegen angeblich in nicht bezahlbarer Reichweite.

Auch sollen viele Karten für politische Funktionäre reserviert sein, die nicht erscheinen. So waren die Ränge an der Kopf- bzw Fußbande nahezu unbesetzt, während die Längstribünen immerhin spärlich gefüllt waren. Das wirkt schon komisch und die Atmosphäre ist gewöhnungsbedürftig. Schade, dass so viele Fans eben nicht zusehen können/dürfen.

Auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist immer wieder ein Ärgernis, da die Tücher anders reagieren, als die Snooker-Spieler es gewohnt sind. Das ist zwar Berufsrisiko, für das Niveau aber nicht immer förderlich. Doch insgesamt war es ein gutes Turnier. Nicht zuletzt deshalb, da Matt Stevens das Finale erreicht hat. In den Genuss komme ich ja nicht so wirklich häufig.

Es ist schon außergewöhnlich. Denn Stevens ist kein Front-Runner und auch kein sonderlich guter Brakbuilder. Zwei Dinge, die man schon mitbringen muss. Zudem ist sein Safe-Spiel nicht immer optimal. Er bleibt inflationär häufig an den kleinen Farben hängen und schafft es nur in den seltensten Fällen, den Tisch in einem Besuch abzuräumen.

Ich hatte es schon über Twitter (@sportal_gunnar) geschrieben, man wartet förmlich drauf, dass Stevens den einen Fehler macht und den Frame noch abgibt. Sein Snooker auf Gelb beim Stand von 3:6 war da sinnbildlich. Dennoch hat er es bis ins Finale geschafft, dabei Shaun Murphy, Judd Trump sowie Neil Robertson ausgeschaltet – eine starke Leistung, die ihm hoffentlich weiter Auftrieb gibt. Vielleicht schafft er es ja nochmal, einen Titel zu gewinnen.

Im Finale war Stevens dann ohne Chance, konnte seinem Gegner nicht viel entgegensetzen. Mark Allen bringt alles mit, was man braucht, um ein Champion zu sein. Sein Breakbuilding ist Spitzenklasse, die Ballbehandlung einfach schön anzusehen. Auch die Long-Pots und neuerdings scheinbar auch die Geduld sind auf Top-Niveau.

Er wird bei der Vergabe um den WM-Titel ein Wörtchen mitreden. Dabei ist es schon abstrus, dass er hier gewonnen und damit den zweiten Ranking Titel auf der Snooker-Tour eingefahren hat. Denn wie sagte Rolf Kalb, Mark Allen ist nicht unbedingt der Spieler, der es mag, andere Kulturen kennenzulernen. Und China gehört sicherlich nicht zu seinen Lieblings-Ländern.

Zu oft hat er sich schon über die Turniere und auch Spieler beschwert. Da ist es eben abstrus, dass er der erste Spieler überhaupt ist, der seine ersten beiden Titel beim gleichen Turnier und dann auch noch in Folge gewinnt. Seit John Higgins (Welsh Open 2011) hat ansonsten überhaupt kein Spieler es geschafft, einen Titel zu verteidigen.

Damit war es das auch schon wieder mit den Haikou World Open. Noch ungefähr sechs Wochen und die Snooker-WM in Sheffield startet. Das bedeutet gleichzeitig, der Frühling und das gute Wetter kommen. Einzig die Snooker-Fans werden davon nicht viel mitbekommen. Aber trotzdem freuen wir uns schon wie ein Radkappendieb auf diese Zeit.

Bingham gewinnt Asian PTC-Event – Stevens hat Rücken

23 Jun

Im letzten Jahr feierte Stuart Bingham einen Auftakt nach Maß, als er sich den Titel bei den Australian Open sicherte. In dieser Saison geht es erneut gut los für den Engländer. Bingham krönte die weite Reise nach China mit dem Erfolg beim ersten Asian PTC-Event und schlug im Finale Stephen Lee mit 4:3.

„Auch im letzten Jahr bin ich sehr gut gestartet“, erklärte Bingham nach dem Match. „Aber danach habe ich ein wenig die Form verloren. Das soll mir in diesem Jahr nicht passieren. Ich bin für die drei Events hierher gekommen und wollte auf jedenfall eins gewinnen. Nun habe ich meine Trophäe und alles andere ist ein Bonus für mich.“

Was Bingham damit meint, ist, dass der gesamte Tross nun für eine Weile in China bleiben wird. Denn am Montag beginnen die Wuxi Classic – das erste Ranglistenturnier in dieser Saison – und danach gibt es noch die SangSom Six Red World Championship. „Ich habe nun natürlich viel Selbstvertrauen und möchte weiter gut abschneiden.“

Zum Auftakt hatte Bingham mit seinem Gegner Yang Qingtian beim 4:3 leichte Probleme, fuhr danach allerdings zwei klare Siege ein. Im Viertelfinale besiegte er zudem Ding Junhui mit 4:3. Im Finale holte der Mann aus Basildon sich Frame eins mit einer 51, geriet dann jedoch mit 1:2 und 2:3 in Rückstand.

Nach dem 3:3 ging es in den Entscheidungsframe. Dort behielt Bingham in einer umkämpften Phase die Oberhand, machte auf die letzten drei Farben den Frame sicher. Der Sieg brachte ihm ein Preisgeld von 10.000 Pfund ein, dazu ist er beim Grand Final im kommenden März dabei. Nach dem Sieg beim Pink Ribbon pro-am in Gloucester war es bereits der zweite Saisonerfolg. Dank der 2.000 Ranglistenpunkte verbesserte sich Bingham in der Projected Seedings List von Platz 17 auf Platz 14.

„Es ist natürlich wunderbar, schon das Ticket für das Grand Final in der Tasche zu haben“, so Bingham. „Im letzten Jahr habe ich es verpasst. Aber ich denke, ich werde auch die anderen PTC-Events spielen, denn ich bin der Typ, der gerne reist und viele Turniere spielt.“ Leider nicht beim Wuxi Classic dabei ist Matthew Stevens.

Der Walisische Drache laboriert an Rückenproblemen und teilte via Twitter und Facebook mit: „I am sorry to say that I have had to withdraw from The Wuxi Classic which is scheduled to start on Monday due to problems with my back. I hope that this will not be a ongoing issue and hope to be ready in time to compete in The SangSom 6 Red World Championship on the 2nd of July.“

World Open: Mark Allen trifft auf Stephen Lee

3 Mär

Ausgerechnet Mark Allen, der den Austragungsort der World Open in Haikou so massiv kritisiert hatte, steht in seinem zweiten Ranking-Final. The Pistol besiegte Mark Selby in einem packenden Match mit 6:5 und wird nun versuchen, sich seinen ersten Titel zu sichern. Doch dieses Unterfangen wird schwer – im wahrsten Sinne des Wortes.

Den sein Finalgegner ist Stephen Lee, der Robert Milkins beim 6:2 keine Chance ließ. Der Lauf von Milkins endete damit einmal mehr im Halbfinale – im Jahr 2005 hatte der Engländer beim Irish Masters schon einmal die Runde der letzten Vier erreicht, scheiterte damals aber an Matthew Stevens.

Wer hätte das gedacht? Stephen Lee trifft also auf Mark Allen. Allen lag dabei schon mit 2:5 im Hintertreffen, doch es ist nicht das erste Mal, dass der Nordire ein unglaubliches Comeback hinlegt. Man muss nur Matthew Stevens fragen, er wird sich mit Grausen an die letzte WM im Crucible erinnern.

Stephen Lee

Allen spielte gegen einen wirklich gut aufgelegten Selby Breaks von 80, 79, 71 und 112, um dieses Comeback erfolgreich zu gestalten. Im letzten Frame profitierte er von einer verschossenen Schwarzen auf die Mitteltasche und räumte dann gnadenlos ab. Erstmals im Finale hatte Allen letztes Jahr bei den UK Championships gestanden, verlor da aber gegen Judd Trump.

Immerhin konnte er sich bei Selby revanchieren. Der Jester from Leicester hatte zuvor eine Bilanz von 55:34 in den Decidern, Allen lag bei 26:23 ebenfalls im positiven Bereich. Zwei der 23 Niederlagen hatte Allen dabei gegen Selby kassiert. Man kann geteilter Meinung sein, wenn es um Mark Allen geht, aber was sein Spiel angeht ….

Es ist nur eine Frage der Zeit bis bei Allen der Knoten platzen wird. Auch Selby war nach der Niederlage meiner Meinung. „Wenn er so spielt wie heute, dann hat er eine sehr gute Chance, dass Turnier zu gewinnen. Es ist unglaublich, dass er noch kein Turnier gewonnen hat, da er eben ein unglaublich guter Spieler ist.“

Ob Lee nun ein dankbarer Gegner ist? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die letzte Finalteilnahme des Schwergewichts datiert aus dem Jahr 2006, als Lee die Welsh Open gewann. Später fiel er aus den Top 16 und hatte sehr viel Mühe, den Elitekreis wieder zu betreten. Dabei profitierte er nun davon, dass Barry Hearn Snooker breiter aufgestellt hat und es die PTC-Events gibt.

So kam Lee langsam aber sicher wieder auf die Beine und spielt scheinbar völlig befreit auf. In Berlin hat er es bis ins Halbfinale geschafft, in Wales war er im Viertelfinale nur durch ein Mobiltelefon zu stoppen und in Haikou steht er nun im Finale. Vielleicht hat Lee den Vorteil, diese Situation zu kennen. Denn Allen steht unter Druck, sein Talent endlich auch in einen Sieg umzumünzen.

Auf große Safeduelle werden wir wohl gänzlich verzichten müssen und zu einem Tipp werde ich mich diesmal nicht hinreißen lassen. Ich drücke Lee die Daumen, denn Allen gehört zweifelsohne die Zukunft, wenn er nicht wieder mit Depressionen zu kämpfen haben wird. Neben Ding Junhui und Judd Trump ist Allen sicherlich der kommende Champion, wenn die ältere Garde langsam aber sicher abtreten wird.

Da Eurosport sicherlich Wintersport zeigen wird, hoffe ich für Euch, dass ihr einen guten Stream finden oder den Player nutzen werdet. Eine Einschätzung von mir zum Finale wird es erst am Mittwoch geben, bis dahin ein spannendes Finale und ein schönes Wochenende.

O’Sullivan pausiert – Carter vor Karriereende?

25 Feb

Ronnie O’Sullivan hat seine Teilnahme an den Haikou World Open abgesagt. Der Sieger des German Masters leidet seit sechs Monaten am Pfeiffersches Drüsenfieber und hat gegen den Rat seiner Ärzte bisher keine Pause eingelegt. Nun will O’Sullivan auf seinen Körper hören und eine Pause einlegen.

„Es tut mir sehr leid, dass ich meine Teilnahme absagen muss. In den letzten Wochen habe ich gut gespielt, mich auf die World Open gefreut und wollte meine Fans in China treffen.“ Wie lange er pausieren möchte, sagte O’Sullivan nicht, beim Finale der PTC-Serie Mitte März möchte er jedoch antreten.

Weiter erklärte er lokalen Medien: „Ich muss auch ein wenig auf meinen Körper hören und so habe ich mich dazu entschieden, mir eine Pause zu gönnen, um bei der WM in einem guten körperlichen Zustand zu sein. Mein Arzt hat mir geraten, die nächsten paar Wochen eine Pause einzulegen. Ich hoffe, dass ich im März in Irland und China dabei bin, und freue mich auf all meine Fans.“

Zuletzt hatte sich O’Sullivan in eindrucksvoller Form gezeigt und ich hatte es bereits in meinen letzten Einträgen geschrieben, er wirkt wie befreit und scheint seine Dämonen verlassen sowie seinen Spaß am Spiel wiederentdeckt zu haben. Hoffen wir, dass die Pause an dieser Situation nichts ändert.

Und gerade erfahre ich zudem, dass auch Ali Carter seiner Teilnahme absagen musste. Der Captain leidet schon länger unter Morbus Crohn. Matt vom Pro Snooker Blog schrieb, dass Carter es bisher aus der Öffentlichkeit herausgehalten hatte und nicht wollte, dass es als Ausrede für seine schwachen Leistungen benutzt wird.

Es ist eine Darmerkrankung und Carter erklärte: „Wenn es wirklich schlecht läuft, krümmt man sich vor Schmerzen und hat schlimme Magenkrämpfe. Natürlich merke ich es auch in der Arena, aber ich kann nichts dagegen machen. Der Magen bläht sich auf und es ist sehr schmerzhaft, sich überhaupt über den Tisch zu beugen.“

Carter nimmt dementsprechend Schmerzmittel, fühlt sich dabei dann aber betäubt. Im Nachhinein fällt es natürlich auf, denn seit Wochen oder Monaten befindet er sich in keiner guten Form und wie ich bereits schrieb, ist er der erste Kandidat, aus den Top 16 zu fallen. Bleibt die Frage, ob er ebenfalls pausieren und so auch sein Platz eingefroren wird, wie es damals bei Paul Hunter der Fall war. Denn die Krankheit ist nicht heilbar. Hoffen wir, dass er seine Karriere nicht beenden muss.