Mark Selby ist Snooker-Weltmeister

5 Mai

Er hat es endlich geschafft: Mark Selby hat im Finale der Snooker-WM einen 18:14-Sieg gegen Ronnie O’Sullivan eingefahren und sich zum Weltmeister gekürt. Der Jester From Leicester gehört damit zu einem elitären Club, da er in den Jahren zuvor schon das Masters und die UK Championship gewonnen hat – die Triple Crown.

Er war bereits die Nummer eins der Welt, wird von seinen Gegnern ob der Matchhärte und Kämpfermentalität gefürchtet. Doch der ganz große Wurf war ihm bisher versagt geblieben. Und im Vorfeld des Finals sahen viele Experten seinen Gegner im Vorteil – diese Einschätzung wurden nach den ersten Sessions bestätigt.

Denn Selby lag mit 3:8 und 5:10 im Hintertreffen. Klar, er hatte das schwerere Programm, musste in den Runden zuvor Ali Carter und Neil Robertson ausschalten. Doch von Müdigkeit oder Nervenflattern keine Spur. Das Finale geht eben über eine lange Distanz und auch wenn O’Sullivan ein Front-Runner ist, Selby blieb ruhig und lauerte auf die Schwächen des Gegners.

Beim Rückstand von 5:10 drehte Selby plötzlich auf, gewann zehn der folgenden zwölf Frames und machte dann den Sack zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zwei Gründe waren meiner Meinung nach ausschlaggebend: Auf der einen Seite hatte Selby seine Nerven im Griff, blieb mental stark und ließ sich nicht von der Aura des Gegners beeindrucken.

Viel wichtiger war allerdings, er bestrafte die Fehler von O`Sullivan, spielte konstant auf einem hohen Niveau. Das hatten die Gegner des Engländers in den Runden zuvor nicht geschafft. Auch da war der bis dato amtierende Weltmeister nicht ohne Fehler gewesen, bekam jedoch zu selten die Quittung ausgestellt.

Dazu ist Selby einer der komplettesten Spieler der Tour. Einzig im Breakbuilding gibt es zahlreiche Spieler, die ihre Vorteile haben. Diese „Schwäche“ kompensiert der Jester allerdings durch seine Beharrlichkeit, die den Gegnern schon im Vorfeld das Fürchten lehrt. Selby hat so in diesem Finale gezeigt, wie man O’Sullivan schlägt.

Ich freue mich für Mark Selby, der diesen Titel wirklich verdient hat. Seit Jahren spielt er auf einem guten Niveau und ist einer der Spieler, die die ganze Breite des Spiels abdecken. Natürlich macht es viel Spaß, sich O’Sullivan in Top-Form anzuschauen. Hohe und schnelle Breaks, die gerne spektakulär sind.

Aber Snooker ist mehr als hohe Breaks. Ich sehe gerne Safe-Schlachten, verworrene Bilder und Frames von 50 Minuten. Und wenn man ehrlich ist, der Weltmeister muss nicht immer Ronnie O’Sullivan heißen. Freuen wir uns über den Sieg von Mark Selby und ein Finale, das in der entscheidenden Session gerne mehr Spannung hätte bieten können.

Dennoch war es das wohl beste Finale der letzten Jahre. „Ich habe alles versucht, aber Mark war einfach zu stark“, erklärte O’Sullivan nach dem Match. „Ich gebe niemals auf, dass ist eben meine Devise“, beschrieb es Selby, der – um es nochmals zu sagen – ein würdiger Weltmeister ist. Mir hat die WM wie in jedem Jahr sehr viel Spaß gemacht und freue mich nun einfach für den Champion.

Snooker-WM: Das Halbfinale

1 Mai

Halbfinale im Crucible Theatre zu Sheffield und ganz knapp sind wir ein einer kleinen Sensation vorbeigeschlittert. Denn Spaceman Dominic Dale stand kurz davor, in die Runde der letzten Vier einzuziehen. Am Ende unterlag er Barry Hawkins mit 12:13. Neben Hawkins lösten Ronnie O’Sullivan, Mark Selby und Neil Robertson das begehrte Ticket.

Dabei hat Robertson natürlich beeindruckt und im Spiel gegen Judd Trump sein 100. Century in dieser Saison gespielt. Ein Meilenstein in der Snooker-Geschichte. Natürlich muss man sagen, dass die Spieler früher weniger Turniere absolviert haben. Aber trotzdem, der Australier ist eine Break-Maschine und das zeigte er auch gegen Trump.

Dort stand Robertson mächtig unter Druck, lag mit 8:11 im Hintertreffen. Die letzten fünf Frames holte er sich dann in einem Abwasch und ist auch den Druck los, die 100 Centurys knacken zu wollen und müssen. Das hätte ihn belasten können, nun kann er befreiter aufspielen und das Erreichen der Marke wird ihm zusätzlich Rückenwind geben.

Allerdings trifft Robertson auf Mark Selby, der nach dem Sieg gegen Ali Carter im Schonprogramm das Halbfinale erreichte. Gegen Alan McManus hatte der Jester am Ende wenig Probleme und setzte sich locker mit 13:5 durch. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist? Auf der einen Seite konnte er Kraft sparen und geht ausgeruht in das Duell.

Aber im Vergleich zu Robertson könnte es passieren, dass er nicht richtig im Wettkampf ist und eine Zeit braucht, um sich an den wesentlich stärkeren Gegner zu gewöhnen. Das ist natürlich Spekulation und bei einem Turnier von 17 Tagen ist es oft die Kraft, die am Ende den Ausschlag gibt. Wie oft haben wir Finals gesehen, die nicht ansatzweise das Niveau der Halbfinals erreichten.

Es wird sicherlich ein spannendes Match, da zwei Philosophien aufeinander prallen. Robertson ist ein Offensivspieler, der mit langen Einsteigern und gutem Breakbuilding glänzt. Selby ist der mental vielleicht stärkste Spieler, der mit hartem Matchplay ganz schwer zu knacken ist und jeden Spieler an den Rand der Verzweiflung bringen kann.

Mein Tipp: 17:14 für Neil Robertson

Im zweiten Halbfinale versucht Ronnie O’Sullivan einen weiteren Schritt zu machen, um seinen Titel zu verteidigen. Bislang konnte der Weltmeister in Teilen durchaus beeindrucken. Runde eins können wir uns schenken, aber in Runde zwei traf er auf Joe Perry und musste sein ganzen Können aufbringen, um am Ende knapp mit 13:11 zu gewinnen.

Wir müssen nicht darüber sprechen, ob O’Sullivan ein guter Snooker-Spieler ist. Beeindruckend ist mittlerweile der Wille und die mentale Stärke. Selbst bei Rückständen bleibt er ruhig und glaubt an seine Chance. Perry kann ein Lied davon singen und auch Shaun Murphy, der im Viertelfinale mit 3:13 unterging, musste hinterher anerkennen, keine Chance gehabt zu haben.

Murphy sprach davon, dass O’Sullivan einfach der beste Spieler der Welt sei und man sich vorkommen würde, als sei man nur Gast am Tisch des Engländers. Wir dürfen gespannt sein, wie Barry Hawkins sich schlägt. Denn Hawkins ist noch ein anderes Kaliber als Murphy. Nicht aus der Sicht des Spielerischen, eher was den mentalen Gesichtspunkt angeht.

Im vergangenen Jahr trafen sich beide Spieler im Finale, Hawkings unterlag mit 12:18. Dennoch attestierte ihm O’Sullivan später, selten so einen hartnäckigen Gegner gehabt zu haben. Und da liegt auch die Chance von Hawkins. Er weiß, dass er spielerisch nicht mithalten kann und sich kaum Fehler leisten darf. Aber er ist mental stark genug, um das aushalten zu können und wird einen Plan haben, den er Schritt für Schritt durchsetzen will.

Mein Tipp: 17:15 für O’Sullivan

 

Snooker-WM: Und schon wieder Bergfest

27 Apr

Wie doch die Zeit vergeht. Kaum hat die Snooker-WM so richtig begonnen, da ist auch schon wieder Bergfest und wir stehen kurz davor, die Viertelfinal-Spiele sehen zu dürfen. Und wie das bei einer WM so ist, haben wir komplett unterschiedliche Runden und Schwerpunkte gesehen.

Nach der ersten Runde war mein Eindruck, dass das Niveau noch nicht da ist, wo ich es gerne hätte. Das ist natürlich auch kein Wunder, da die erste Runde gerade für die gesetzten Spieler meinst eine Zitterpartie ist. Das Motto lautet oft, den Auftakt überstehen zu wollen, um dann richtig angreifen zu können.

Dennoch, ich habe in der Einleitung geschrieben, dass viele Facetten zu sehen waren. In der ersten Runde war es sicherlich die Spannung. Vier Matches gingen über die volle Distanz, zwei Mal gab es ein 10:8. Dabei blieben einige der gesetzten Snooker-Profis auf der Strecke und mit Ding Junhui scheiterte einer der Top-Favoriten auf den Titel.

Woran es letztlich lag, ist schwer zu sagen. Gut zwei Wochen hatte der Sieger von fünf Ranking-Events Zeit, sich nach dem Erfolg bei den China Open zu regenerieren und sich neu zu motivieren. War die Zeitspanne zu kurz? Oder liegt es einfach daran, dass Ding so ein wenig auf Kriegsfuß mit dem Crucible Theatre steht?

Wir werden es wohl nie erfahren. Klar, Michael Wasley spielte das Match seines Lebens und schien völlig befreit. Wie es dann ist, wenn man im Achtelfinale plötzlich nicht mehr der absolute Außenseiter ist, musste er gegen Dominic Dale schmerzvoll erfahren. Der Spaceman führt überraschend deutlich mit 12:4 und wird im Viertelfinale wohl auf Barry Hawkins treffen.

Mittlerweile – während ich mir die Spiele von Neil Robertson gegen Mark Allen und Shaun Murphy gegen Marco Fu ansehe – haben sich die Spieler ordentlich eingelebt und wir haben klasse Matches gesehen. Dabei war das Duell zwischen Ronnie O’Sullivan und Joe Perry ein Highlight. Lange sah es so aus, als ob der Gentlemen den Weltmeister hätte stürzen können.

Doch O’Sullivan drehte kurz vor Schluss mächtig auf und steht nach dem 13:11-Sieg bereits im Viertelfinale. Ob er seinen Titel verteidigen kann? Ihn scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können und das ist kein gutes Zeichen für seine Gegner. Früher hatte er „nur“ sein begnadetes Spiel, heute ist auch sein Kopf gewappnet und dieses Paket ist gefährlich.

O’Sullivan trifft in der nächsten Runde auf Murphy oder Fu. Ein packendes Match bisher mit einem stark aufspielenden Engländer, der mit bisher wirklich gut gefällt und mit 9:7 aus der Session geht. Starkes Breakbuilding und ein insgesamt sehr souveränes Spiel machen auch Murphy zu einem ernstzunehmenden Kandidaten auf den Titel. Auf ein Match zwischen ihm und O’Sullivan freue ich mich schon jetzt – wenn es denn so kommen sollte.

Ähnlich hochklassig, wenn auch in einer anderen Richtung, geht es zwischen Allen und Robertson zu. Eigentlich war zu erwarten, dass sie sich die Breaks nur so um die Ohren hauen, aber der Fokus liegt hier tatsächlich mehr auf den Safetys. Natürlich haben wir auch hohe Breaks gesehen – dabei das 99. Century von Robertson in dieser Saison. Dennoch gab es viele spannende Safe-Phasen, die den Sport auch so vielfältig und komplex machen.

Der Sieger trifft im Viertelfinale wahrscheinlich auf Judd Trump, der mit 10:6 gegen Ryan Day führt. Das wäre ein weiteres Highlight, wobei mich Trump bisher noch nicht so überzeugen konnte. Allerdings macht es sehr viel Spaß, die unglaubliche Technik von Trump zu bestaunen. Er hat sich schon steigern können und ich denke, er wird Day auch letztlich schlagen.

Ein potentieller Halbfinalist ist Barry Hawkins, der Ricky Walden mit 13:11 bezwang und, wie angesprochen, wohl auf Dale trifft. In dieser Runde ein absolutes Traumlos. Ich bin ein großer Fan des Spaceman, aber gegen Hawkins ist er meiner Meinung nach ohne Chance. Das wird auch Mark Selby denken, der auf Alan McManus trifft.

Mit diesem Tipp hätte man sicherlich viel Geld verdienen können. Denn McManus kann sein Glück wohl selbst kaum fassen, nochmals das Viertelfinale im Crucible erreicht zu haben. Größer kann eine Außenseiterrole nicht sein und alles andere als ein sehr deutlicher Sieg des Jester from Leicester wäre für mich eine Überraschung.

So ist es am Ende eine WM, wie sie es auch in den Jahren zuvor schon war. Wir sehen packende Matches, enge Siege, große Überraschungen und die eine oder andere Kuriosität. Ob es die Schuhe von Dale sind, die Hose von McManus oder Jan Verhaas, der den Boden im Crucible mit Wasser tränkt. Insgesamt macht es bisher einen Heidenspaß und ich freue mich auch die zweite Hälfte der Snooker-WM.

Zwischen WM-Frust und Comeback von Stephen Hendry

23 Apr

Was ist das bitte für eine verrückte Snooker-WM in diesem Jahr? Im Achtelfinale treffen sich Ken Doherty und Alan McManus. Das alleine ist schon unglaublich. Die beiden Oldies holten sich ihr Ticket mit Siegen über John Higgins und Stuart Bingham. Natürlich gibt es in jedem Jahr Überraschungen, aber gerechnet hatte ich damit nicht.

Und der Knaller kam ja noch: Ding Junhui, Gewinner von fünf Ranking-Events in dieser Snooker-Saison, musste ebenfalls die Segel streichen. Er unterlag Michael Wasley, der ein dermaßen eindrucksvolles Crucible-Debüt gab, dass man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte. Eine solche Sensation hat es lange nicht mehr gegeben.

Da ist die souveräne Vorstellung von Neil Robertson schön zu sehen, der – sollte es gut laufen – bei dieser WM die Marke von 100 Centurys in einer Saison knacken könnte. Aktuell steht er bei Nummer 95, aber das Match gegen Robbie Williams läuft noch. Zuvor durften wir uns durch das Match Judd Trump gegen Tom Ford quälen.

Ford, der in der Qualifikation Matthew Stevens bezwungen hat und deswegen auf meiner persönlichen Lieblinge-Liste den mit Abstand letzten Platz einnimmt. Dabei hatte ich von Trump wesentlich mehr erwartet, aber es war scheinbar nicht sein Tag. Er hatte das Glück, auf einen Gegner zu treffen, der ebenfalls nicht auf einem Top-Level agierte.

Wie gesagt, es ist eine komische WM und aktuell muss man Robertson neben O’Sullivan als großen Favoriten auf dem Zettel haben. Andererseits ist die WM lang und vielleicht darf sich Judd Trump freuen, den Tiefpunkt schon erlebt zu haben und trotzdem nicht abreisen zu müssen. Auch Mark Selby hatte viel Glück beim 10:9 gegen Michael White.

Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich erneut schreibe, dass die Leistungsunterschiede nicht mehr so enorm groß sind, wie noch vor einigen Jahren. Genau so hatte es Barry Hearn beabsichtigt, der den Spielern jenseits der Top 16 mehr Duelle mit den Top-Profis geben wollte. Somit bekommen die Spieler mehr Erfahrung und erstarren auch nicht in Ehrfurcht, wenn sie auf die Top-Stars treffen.

Andererseits kommen Spieler wie Mark Williams, John Higgins, Stephen Maguire und wie sie alle heißen auch langsam in ein Alter, in dem sie eben nicht mehr als Geheimfavoriten gelten. Die nachfolgende Generation ist da und der Machtwechsel wohl längst vollzogen – mit Ausnahme von Ronnie O’Sullivan, der einfach ein Jahrhundertspieler ist.

Wo wir gerade Barry Hearn angesprochen haben: Der Snooker-Boss hat heute eine Pressekonferenz gegeben und das Spiel erneut ein wenig aufgebrochen. Er will, wie ich gerade schon schrieb, eine offene Tour, die transparent ist und allen Spielern die Möglichkeit gibt, an den Geldtöpfen zu schnuppern.

Weiter sagte Hearn, dass in Zukunft nur die Top 16-Spieler gesetzt sind, alle anderen Spieler – insgesamt 144 – müssen sich in die Qualifikation begeben. Das bedeutet, in Runde eins müssen die restlichen 128 Snooker-Profis um ein Ticket kämpfen. In Shanghai startet dieses Format 2015, in Australien 2016.

Interessant sind auch die Änderungen für die kommende WM. Auch dort wird ein Feld von 144 Spielern starten und nur die Top 16 sind gesetzt. Bitter für den Spieler, der nach den China Open auf Rang 17 liegt. Er muss sich, wie alle anderen, durch die komplette Qualifikation kämpfen. Interessant ist, dass alle ehemaligen Weltmeister eine Einladung für die erste Runde erhalten.

Ob sich das Format ändern wird, ist schwer abzusehen. Hearn erklärte, dass es in allen Runden mindestens ein Best-of-19 geben wird. Was das für das Finale bedeutet, wird sich in der Zukunft zeigen. Auch, welche ehemaligen Profis eine Einladung für ausgewählte Turniere bekommen. Denn Hearn möchte Spieler belohnen, die sich um den Sport verdient gemacht haben. Sicher dabei sind Stephen Hendry und Steve Davis.

Sonne? Ne, Snooker!

21 Apr

17 Tage läuft sie, die Snooker-WM im Crucible Theatre zu Sheffield. 17 Tage lang schraube ich meine Stromrechnung in die Höhe, da ich zeitgleich – wenn es der Job denn erlaubt – vor dem TV und dem Laptop sitze. Denn es wird an zwei Tischen gleichzeitig gespielt und verpassen möchte man keine Sekunde, da die WM ist das Highlight der Saison ist.

Es ist die Atmosphäre im Crucible, es sind die langen Distanzen und die Besonderheit, der man sich einfach nicht entziehen kann. Selbst im heimischen Wohnzimmer ist diese ganz besondere Stimmung spürbar. Snooker also … Eine besondere Sportart, die auf Partys und Veranstaltungen nicht unbedingt ein „Whooaaa“ hervorlockt, sollte man sich drüber unterhalten.

Es ist eine der Sportarten, die meiner Meinung nach komplett unterschätzt wird. Ein Spiel dauert hier nicht 90 Minuten, sondern in Runde eins der Snooker-WM gerne auch sechs Stunden. Die Fanszene ist größer als man denkt, aber vielen Leuten bleibt die Faszination verborgen, da das Spektakel oft nicht in den ersten Minuten zu erahnen ist.

Man mag über Rolf Kalb denken, was man will. Fachlich und analytisch stößt der Pionier des deutschen Snooker oft an seine Grenzen, aber er leistet unglaubliche Arbeit. Wird während der WM auf Eurosport gezappt und hat man die Muße, als Neuling nur einige Minuten das Geschehen zu verfolgen, ist es nicht unwahrscheinlich, länger zu verweilen.

Gestern Abend wollte ich noch auf ein Bier vor die Tür, als Shaun Murphy gegen Jamie Cope und Ryan Day gegen Stephen Maguire lief. Und an diesem Abend wurde das ganze Ausmaß an Spannung, Dramatik und Faszination deutlich. Beide Matches gingen in den Decider, es wurde über die volle Distanz gespielt.

Die Spieler stoßen hier auch an ihre Grenzen, zeigen Nerven und oft ist zu sehen, dass die Fehlerquote sich häuft. Kaum sieht es so aus, als ob Murphy den Tisch abräumt, läuft der Spielball in die Tasche. Cope hingegen verstellt sich Sekunden später und wenn es gut läuft, gibt es noch eine Safety-Battle.

Bis 0:15 Uhr saß ich vor dem TV, drückte Murphy die Daumen und dachte über das Thema des nächsten Blogs nach. Dabei ertappt man sich, wie man einfach mit dem Spiel mitgeht. Die Hände vors Gesicht schlagend, mit der Faust auf den Tisch hauend und den Blick abwendend, wenn es einen kritischen Moment zu überstehen gilt, war die Thematik schnell gefunden – es ist ein ruhiger sport, aber nicht minder emotional.

Mit Worten mag es nicht passend zu beschreiben sein, aber sollte sich eine verirrte Seele auf diesen Blog verirren, ich mag ihr nur ans Herz legen, sich eine Session anzuschauen. Die Regeln werden auf Eurosport Deutschland permanent erklärt und mit einem gesunden Basiswissen ausgestattet gebe ich eine Garantie dafür, dass es keine verschenkte Zeit sein wird.

Gestern hatten Murphy und Ryan Day das bessere Ende auf ihrer Seite und mit dem Merlin of Milton ist somit der nächste gesetzte Spieler gescheitert. Ich für meinen Teil lasse die Sonne in den kommenden Tagen mal Sonne sein und freue mich einfach auf packende und spannende Matches im Crucible Theatre. Es lohnt sich!

Snooker-WM: Tschüß, Herr Bingham!

20 Apr

Es ist April und das Wetter wird schöner. Das bedeutet: es ist Zeit für die Snooker-WM. Lange habe wir warten müssen, nun wird der geneigte Fan des Gentlemen-Sports zum Stubenhocker. Dabei muss ich ja sagen, dass es eine der Situationen ist, in der ich mich ärgere, nicht mehr hauptberuflich als Sportjournalist zu arbeiten.

Denn dieser Job hat so seine Vorteile und die liegen auf der Hand. Man kann praktisch rund um die Uhr die sportlichen Ereignisse verfolgen. Nun gut, momentan befinden wir uns in den Feiertagen und daher ist es natürlich kein Problem. Ronnie O’Sullivan hat als Titelverteidiger am gestrigen Tag den Anfang gemacht und den Finnen Robin Hull locker mit 10:4 besiegt.

Gerade in der ersten Session legte er einen starken Auftritt an den Tag, spielte Breaks von 124, 69, 81, 60 und 90. Dass er es am Abend ruhiger angehen ließ, war zu erwarten. Die Lochquote von 95 Prozent konnte O’Sullivan nicht halten und erklärte später auch, die hohe Führung und das Wissen, nur noch drei Frames gewinnen zu müssen, können ein wenig lähmen.

Dennoch war es ein sehr solider Auftritt und nun kann sich der Weltmeister das bunte Treiben in Ruhe ansehen, wird wohl auch nicht vor Ort bleiben und sich in den eigenen vier Wänden auf sein nächstes Match vorbereiten. Neben Ronnie O’Sullivan ist Ding Junhui für mich der große Favorit auf den Titel. Der Chinese trifft nachher auf Michael Wasley.

Nach fünf Titeln im Laufe der Saison ist es klar, dass auch ein gewisser Druck auf ihm lastet. Jeder Fan und jeder Fachmann traut ihm den großen Wurf zu. Dabei hat er gelernt, dem Druck standzuhalten – immerhin hat er die fünf Finals gewonnen. Dennoch bin ich sehr gespannt, wie er ins Turnier kommt. Denn das Curucible ist das Mekka, der Ort, an dem man sich beweisen muss.

Erstaunt bin ich über die schwache Leistung von Stuart Bingham. Der Engländer hat zwar keine sonderlich gute Saison gespielt, aber eine 5:10-Niederlage in Runde eins gegen Ken Doherty habe ich nicht erwartet. Neben O’Sullivan scheinen die Favoriten ohnehin mehr Probleme zu haben, als gedacht – wobei man ja sagen muss, dass die Spitze immer enger zusammenrückt.

Darüber habe ich schon öfter geschrieben und es wird interessant zu beobachten sein, wie viele der Top 16-Profis Runde eins überstehen. Bingham ist bereits raus und Shaun Murphy – mein Geheimfavorit auf den Titel bei der Snooker-WM – liegt gegen Jamie Cope mit 4:5 hinten. Das ist für mich eine große Überraschung, denn Murphy schien zuletzt in bestechender Form.

Und auch Ali Carter hat seine liebe Mühe und Not mit Xiao Guodong, führt immerhin knapp mit 5:4 – ganz im Gegensatz dazu steht Stephen Maguire beim Stand von 3:6 einmal mehr vor dem Aus in Runde eins. Der Merlin of Milton sieht sich einen stark aufspielenden Ryan Day gegenüber, der die walisische Flagge hält, nachdem Stevens und Williams in der Qualifikation gescheitert sind.

Wie dem auch sei, der erste Tag in Sheffield hat schon viel Spaß gemacht und ich freue mich derbe auf die Auftritte von Ding Junhui, Mark Allen, Neil Robertson, John Higgins, Mark Selby und wie sie alle heißen. 17 Tage Snooker zum Genießen!

 

 

 

Braucht Snooker eine Revolution?

6 Apr

Die China Open sind absolviert und Ding Junhui darf nach seinem Sieg gegen Neil Robertson als großer Favorit auf den WM-Titel gelten. Erneut setzte sich der Chinese bei einem Ranglisten-Turnier durch und hat damit den fünften Saison-Titel eingefahren. Doch bei aller Freude, der RespottedBlog stellt sich die Frage, ob es im Snooker so weitergehen kann.

Eine solche Leistung hat es seit 23 Jahren nicht mehr gegeben. Damals schaffte es ein gewisser Stephen Hendry, fünf Titel in einer Saison zu gewinnen. Aber auch wenn dieser Sieg ein kleiner Meilenstein ist, es ist ein anderes Thema, das mich beschäftigt: Der enorm volle Terminkalender auf der Main Tour und die Folgen, die daraus resultieren.

In den vergangenen Monaten habe ich schon häufiger über dieses Thema geschrieben und die Vor- sowie Nachteile beleuchtet, seitdem Barry Hearn sich dem Sport angenommen hat. In diesem Falle fehlten Spieler wie Ronnie O’Sullivan, Mark Allen, Matthew Stevens, Stuart Bingham und nicht zuletzt auch Barry Hawkins, der zuletzt das Players Championship Final gewonnen hatte.

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Ding Junhui nach seinem fünften Triumph

Zwei Tage nach dem Finale starteten bereits die China Open und zwei Tage nach dem Finale des Turniers in Beijing müssen einige Spieler in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft im Crucible Theatre zu Sheffield. Über Langeweile können sich die Snooker-Profis nicht beschweren, aber macht der volle Kalender wirklich Sinn?

Ronnie O’Sullivan mit Lösungen

Natürlich, das Preisgeld ist von 3,5 Millionen Pfund auf zehn Millionen Pfund gestiegen. Hearn wollte die Tour professionalisieren, den Sponsoreneinbruch durch eine Erweiterung des Einzugsgebiets ausgleichen und mehr Spielern die Möglichkeit geben, mit ihrem Sport den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch geht dieser Plan wirklich auf?

Vor zehn Jahren hätte kein Profi auch nur ein Turnier ausgelassen. Die Top 16 waren gesetzt, die Fans durften sich darauf freuen, alle Spieler an den Tischen sehen zu können. In China waren die Fans sicherlich enttäuscht, auf O’Sullivan oder auch Allen verzichten zu müssen. Bei den German Open wurde auch vehement über das Fehlen von O’Sullivan diskutiert.

Ein Turnier ist mittlerweile eine Wundertüte und als Außenstehender kann ich die Spieler verstehen, die nicht immer von Zeitzone zu Zeitzone springen wollen, dazu noch mehrmals im Jahr nach Barnsley reisen müssen, da dort die Qualifikationen für die Turniere in China ausgetragen werden. Ronnie O’Sullivan hat sich in seinem Blog für Eurosport ebenfalls zu diesem Thema geäußert.

Der amtierende Weltmeister ist sicherlich in einer ganz anderen Situation, hat durch seine zahlreichen Erfolge, Bücher und Sponsoren genügend Geld verdient, um auch nach seiner Karriere nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, den Sport zu lieben und sich immer wieder kontrovers in gewisse Fragen einzumischen.

Warum nicht wie im Golf oder Tennis?

Daher stellt sich schon die Frage, warum Snooker der einzige Sport ist, in dem die Top 64-Profis sich für viele Turniere qualifizieren müssen. O’Sullivan stellte dabei die Frage, ob Tiger Woods dazu bereit wäre, sich zwei Wochen vor dem Masters erst qualifizieren zu müssen. Das Turnier startet in Augusta und endet auch dort. „So, wie es sein muss“, meint O’Sullivan.

Auch im Tennis ist der Kalender weitaus besser geplant als im Snooker. Im Juni geht es nach China, im Juli nach Australien und im September wieder nach China. Im Oktober ist eine Reise nach Indien geplant, bevor es im selben Monat wieder nach China geht – und so ziehen sich die Reisestrapazen weiter wie ein roter Faden durch die Terminkalender der Profis.

„Tennis ist ein gutes Beispiel“, meint O’Sullivan. Erst werden Turniere in Amerika gespielt, die Hartplatz-Saison findet für einige Monate in Europa statt, bevor es nach London und dann zurück in die USA geht. „Sie reisen herum und müssen nicht immer durch verschiedene Zeitzonen. Die Pläne sind gemacht, um den Spielern zu helfen. Ein China-Block für einen Monat ist keine schlechte Idee, wenn es organisierbar ist. Es würde die Reisekosten drücken“, so O’Sullivan.

Und damit ist er schon bei einem grundlegenden Problem angelangt. Zwar ist das Preisgeld gestiegen, aber für eine Niederlage in Runde eins gibt es keine Vergütung. Gerade die Spieler, die in der Rangliste im unteren Teil liegen, müssen die Kosten übernehmen, haben aber keine Garantien, diese überhaupt decken zu können.

Größere Hallen für mehr Spieler?

O’Sullivan schlägt also vor, die Tour wie beim Golf aufzuteilen. „Etwa 50 Spieler sollten um sechs bis sieben Millionen Pfund spielen, die anderen 80 Spieler könnten auf der Lower Tour um die restlichen zwei bis drei Millionen kämpfen. Für die wäre es nicht schlechter, als im Moment und sie könnten um einen Platz auf der Main Tour spielen.“

Abschließend spricht sich der Weltmeister auch noch für größere Hallen aus, damit alle 128 Spieler in Runde eins starten können. Das hätte den Vorteil, dass die Zuschauer wirklich alle Profis sehen können und die leidigen Qualifikationsrunden wegfielen. Die German Open haben gezeigt, dass es auch mit fünf Tischen funktioniert, warum also nicht gleich 16 Tische?

Zusammengefasst sind es durchaus interessante Ansätze, die O’Sullivan präsentiert. Auch ich bin kein Freund davon, im Vorfeld Qualifikationen zu spielen, die zusätzliche Kosten für die Spieler produzieren. Dazu sagte Mark Allen einst, dass er hart gearbeitet hätte, um in die Top 16 zu gelangen. Nun müsse er sich trotzdem vor leeren Rängen durch die Qualifikation quälen.

Mehr Stars für die Fans im Snooker

Seinen Ärger kann ich verstehen. Dass Asien als neuer Markt profitabel ist, muss akzeptiert werden. Dennoch wäre ein Block sinnvoll, um die Kosten für die Spieler zu minimieren – Hearn sollte darüber nachdenken. Denn im Endeffekt müssen die Spieler, die allesamt Profis sind, für ihre Leistung auch entsprechend bezahlt werden und es sich leisten können, den Sport auszuüben.

Aber es geht auch um die Fans, die wegen der Spieler in die Hallen strömen. Sie haben es verdient, die Stars zu sehen. Daher ist es ärgerlich, wenn regelmäßig Top-Profis absagen, da sie sich schon Monate vorher überlegen müssen, ob sie sich die Reise leisten wollen. Und nach einem Finale sofort in ein Flugzeug zu steigen, um zwei Tage später antreten zu müssen, ist kein Zustand.

Daher sollte sich Hearn Gedanken machen, wie er eine vernünftige Planung hinbekommt. Denn die Spieler sind nicht erst zum Schluss auch Privatpersonen, die gerne Zeit mit der Familie verbringen wollen. Am Ende des Tages freuen wir uns trotz aller offenen Fragen über die Leistung von Ding Junhui und die bald beginnende Weltmeisterschaft im Crucible – dem Highlicht des Jahres.

Drama in Pink: Murphy gewinnt die World Open

16 Mär

Shaun Murphy hat seine lange Durststrecke beendet und erstmals seit fast drei Jahren wieder ein Ranglistenturnier gewonnen. Der Magician setzte sich in einem am Ende packenden Finale der World Open in Haikou mit 10:6 gegen Mark Selby durch. Der RespottedBlog über die Faszination im Snooker und die Diskussionen um den Austragungsort in China.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Es war ein großartiges Finale und nach der ersten Session war dies nicht zu erwarten gewesen. Denn Murphy hatte sich mit Breaks von 111, 105, 98, 80 und 64 eine 7:2-Führung erspielt. Dass es doch noch ein langer Tag wurde, verdankten die Zuschauer nicht der übermäßig langen Sieger-Zeremonie, sondern dem harten Matchplay von Selby.

Der Jester from Leicester ist ein Kämpfer und Murphy bekam diese Tugend zu spüren. Drei Frames in Folge holte sich Selby nach der Pause und so stieg die Spannung. Murphy zeigte Nerven, schaffte im Laufe des Matches aber das 9:6. Im 16. Frame trieben es beide Spieler dann auf die Spitze. Vorab muss man sagen, dass das Niveau über die Woche nicht wirklich am Limit war, aber dazu später mehr.

Selby brauchte drei Fouls, um das Match nicht zu verlieren. Murphy gab acht Punkte ab und es entwickelte sich nach einigen Flukes ein Endspiel auf Pink. Insgesamt dauerte der Frame knapp 50 Minuten und der Magician hatte das bessere Ende für sich. Das nicht immer hohe Niveau wurde durch eine taktische Schlacht, die es so nur im Snooker gibt, kompensiert.

Snooker in Haikou: Das Niveau leidet

Und in dieser taktischen Schlacht liegt auch die Faszination. Natürlich schaut man gerne zu, wenn Ronnie O’Sullivan am Tisch steht und mit seiner Brillanz für die magischen Momente sorgt. Aber das Salz in der Suppe sind auch die Versuche, den Gegner in benötigte Fouls zu treiben – in Kombination damit, diese Aufgaben zu lösen.

Auch wenn in der zweiten Session die ganz hohen Breaks fehlten, bleibt der abschließende Frame mit all seiner Dramatik im Kopf. Doch warum fehlte das Niveau? Und hier komme ich zu einem viel diskutierten Punkt. Denn Snooker ist global geworden und knapp die Hälfte der Turniere (fünf) finden in Asien statt.

Grundsätzlich kein Drama. Aber in diesem speziellen Fall sind es auch die Wetterbedingungen und die enorm hohe Luftfeuchtigkeit, die den Spielern zu schaffen machen – darunter leidet natürlich das Niveau, da die Bälle anders reagieren und das Stellungsspiel leidet. Dazu kommen die lauten Klimaanlagen und die spärlich besetzten Hallen. Nun muss man dies differenziert betrachten.

Zu hohe Eintrittspreise in China

Die leeren Hallen resultieren bei den World Open in Haikou daraus, dass der Ort mit einer Insel schlecht gewählt ist. Hier gibt es kaum Fans, die für ein ausverkauftes Haus und tolle Stimmung sorgen. Dazu sollen die Eintrittspreise derart hoch sein, dass manche Fans sich den Besuch des Turniers nicht leisten können.

Die Frage, warum fünf Turniere in einer Saison mit elf Ranglistenturnieren in China ausgetragen werden, ist einfach zu beantworten. Denn im Vergleich zu den lukrativen früheren Zeiten sind im Snooker die finanzkräftigen Sponsoren weggebrochen und Barry Hearn musste zusehen, den Sport zu retten, den Spielern gewisse Einnahmen zu garantieren.

In China ist die Begeisterung für Snooker groß, immer mehr Spieler drängen auf die Main Tour. Die Frage ist nur, ob Hearn es nicht übertreibt, wenn man sich die Resonanz ansieht. Denn dazu kommen noch das German Masters, die Indian Open und die Australian Open. Somit bleiben nur die Welsh Open, die UK Championship, das Masters und die WM in Sheffield im Mutterland.

Lösungen müssen her

Für meine Begriffe hat Hearn durchaus die richtige Schlüsse gezogen. Auch ein Turnier in Deutschland hat eine klare Berechtigung, da die Halle ausverkauft ist und die Spieler den Austragungsort regelmäßig in höchsten Tönen loben. Dennoch sieht der RespottedBlog es kritisch, wenn bei einem Finale zwischen Murphy und Selby die Halle nicht ansatzweise voll ist.

Denn klar ist auch, die Flüge kosten Geld, die Spieler müssen zudem Hotels buchen. Es gibt eine finanzielle Unterstützung, doch bei einer Niederlage in Runde eins ist so eine Reise schnell ein Minusgeschäft. O’Sullivan kann es sich leisten, ein solches Turnier auszulassen, aber die Spieler jenseits der Top 16 sind auf regelmäßige Einnahmen angewiesen.

Man darf gespannt sein, wie die Einführung der Geldrangliste in der kommenden Saison sich auf den Zuspruch auswirkt. Durchaus möglich, dass noch mehr Spieler die weiten Reisen scheuen, wenn eine gewisse Summe bereits eingespielt ist. Klar ist aber auch, Hearn muss die Märkte bedienen und zusehen, Turniere zu vermarkten. Eine komplette Zufriedenheit auf allen Seiten wird es so nicht geben.

O’Sullivan: Maximum und Welsh Open-Sieg

2 Mär

Ronnie O’Sullivan hat die Welsh Open gewonnen, Ding Junhui im Vorbeigehen mit 9:3 besiegt und damit in dieser Saison sein erstes Ranglistenturnier gewonnen. Doch am Ende stand dies nicht im Vordergrund. Denn im letzten Frame des Turniers spielte O’Sullivan sein zwölftes Maximum Break und ist damit alleiniger Rekordhalter.

Dazu war es der 26. Titel bei Weltranglistenturnieren und O’Sullivan schob sich hinter Stephen Hendry und Steve Davis – vorbei an John Higgins – auf Rang drei der Rangliste. Dabei war der deutliche Spielverlauf so nicht zu erwarten gewesen, denn die beiden besten Spieler der letzten Monate hatten in den vorherigen Runden teilweise sehr starke Leistungen gezeigt.

14 der 51 Centurys gingen auf das Konto von O’Sullivan sowie Ding Junhui, aber der Chinese erwischte in der ersten Session einen rabenschwarzen Tag. Böse Fehler mischten sich mit Pech und O’Sullivan brauchte sich nicht groß anzustrengen, um eine hochverdiente 7:1-Führung auf das Scoreboard zu zaubern und die Messe war gelesen.

Ronnie O'Sullivan gewinnt die Welsh Open

Ronnie O’Sullivan gewinnt die Welsh Open

Dabei darf man nicht vergessen, dass Ding Junhui im Verlauf der Saison bereits vier Ranglistenturniere gewonnen hat – er ist sozusagen in der Form seines Lebens und konnte das auch bei den Welsh Open bis zum Finale bestätigen. Warum aber war er gegen Ronnie O’Sullivan so deutlich unterlegen? Kein Spieler kann permanent seine Form behaupten und es ist nur menschlich, einen schlechten Tag zu erwischen. Eine recht einfache Erklärung.

Man darf auch nicht vergessen, dass Ding die Chance zum 2:3 hatte, jedoch mit dem Queue abrutschte und seinem Gegner so das 4:1 schenkte. Ein weiterer Nackenschlag, der nicht unbedingt förderlich für die Motivation ist. Andererseits war das Kind zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht in den Brunnen gefallen, es hatte sich allerdings schon weit über den Rand gelehnt.

Denn es ist fraglich, ob das 2:3 einen Wendepunkt hätte markieren können. Solche Überlegungen sind rein hypothetisch und vielleicht wäre O’Sullivan ins Grübeln gekommen. Aber mir fehlt der Glaube und ich habe für mich eine andere Erklärung gefunden – und damit stehe ich nicht alleine auf weiter Flur: Es liegt einfach ein O’Sullivan.

Rolf Kalb hatte es in der ersten Session kurz angesprochen und meinte: „Als würde der Respekt von Ronnie O’Sullivan ihn lähmen.“ So abwegig dies im ersten Moment klingt, O’Sullivan hat eine enorme Ausstrahlung, gilt weiterhin als der Spieler, der mit dem Queue auf die Welt gekommen ist. Und trotz seiner vielen Pausen umgibt ihn eine ganz gewisse Aura.

Dabei ist es erschreckend, dass er im Vergleich zu Spielern wie Mark Williams oder John Higgins im Alter besser wird. Ist er in den Bällen, gibt es nichts, was ihn stoppen kann. Aber es wirkt, als ob O’Sullivan sich entwickeln würde. Dabei spielt er wesentlich mehr Safetys, schenkt die Frames bei Rückständen nicht sofort ab und ist einfach variabler geworden.

Joe Perry hatte es ebenfalls per Twitter geschrieben: „Es ist schwer zu beschreiben, wie groß der Unterschied ist, ob man gegen Ronnie oder einen anderen Gegner spielt. Und ich denke, die anderen Profis sehen es ähnlich.“ Ein klares Statement, denn als Spieler steht man ab dem ersten Stoß gewaltig unter Druck, in dem Wissen, keine Fehler machen zu dürfen.

Und Ding hat bisher keine großen Erfahrungen gemacht, wenn es um Final-Duelle gegen O’Sullivan geht. Vielleicht kamen ihm auch noch Erinnerungen an das Masters-Finale 2007, was ich aber nicht glaube. Und ob dieser Respekt nun wirklich der Grund für die Niederlage war? Wahrscheinlich war es ein Gemisch aus schlechten Tag und dem Druck.

Klar ist, Ronnie O’Sullivan hat den Titel hochverdient errungen und ist – wie seit Jahren – in jedem Turnier der große Favorit auf den Titel. Dazu denke ich, braucht ein Spieler eine gewisse Mentalität, um O’Sullivan wirklich schlagen zu können. Spontan fällt mir Mark Allen ein, denn der Nordire hat ein gewaltiges Ego und gegen den Weltmeister braucht es das manchmal.

Ding Junhui gewinnt das German Masters

2 Feb

Ein Jahr ist es schon wieder her, dass ich mich auf die Reise nach Berlin machte, um erneut beim German Masters live vor Ort zu sein. Ein wunderbares Turnier, mit einer faszinierenden Atmosphäre und vielen Snooker-Stars praktisch zum Anfassen. Gut, ein Journalistenausweis ist da schon hilfreich und minimiert die Kosten ganz enorm.

Um so trauriger, dass ich in diesem Jahr nicht in Berlin sein und den Erfolg von Ding Junhui im Finale lediglich vor dem TV genießen konnte. Das Finale hielt nach dem 4:4 zum Midsession Intervall leider nicht das, was wir uns alle erhofft hatten. Zu schwach präsentierte sich Judd Trump in den entscheidenden Momenten und Ding siegte mit 9:5.

Andererseits lieferte der Chinese, der sein zehntes Ranglisten-Turnier gewann und damit mit Jimmy White gleichzog, gerade zu Beginn der zweiten Session nahezu perfektes Snooker ab und beeindruckte das nicht immer ganz fachkundig wirkende Publikum – so zumindest meine Empfindung – mit einer Lochquote von 94 Prozent.

Ding junhui gewinnt das German Masters

Ding junhui gewinnt das German Masters

Für Ding war es gleichzeitig der vierte Titel in dieser Saison. Und dies ist durchaus sehr beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, dass zuletzt Stephen Hendry in der Spielzeit 1990/91 dieses Kunststück gelang. Ich hatte vor ein paar Wochen schon die Frage aufgeworfen, ob der 26-jährige Chinese nicht vielleicht momentan der beste Spieler der Welt sei.

Aber diese Frage ist nicht zu beantworten. Kurze Zeit später begann Ronnie O’Sullivan seinen Siegeszug und schaut man auf die Weltrangliste, stehen da noch Neil Robertosn und Mark Selby. Wie dem auch sei, Ding Junhui spielt die Saison seines Lebens und es wäre kaum überraschend, sollte er sich den Titel bei der WM in Sheffield sichern – auch wenn ich nicht dran glaube.

Noch ein Wort zum Publikum: Da will ich nicht falsch verstanden werden. Schon bei meinen beiden Besuchen fiel jedoch auf, dass es eine Art Event-Publikum ist. Natürlich ist das legitim und es ist schön, dass die Main Tour in Deutschland Station macht. Es wirkt nur oft befremdlich, wenn viel Bewegung auf den Rängen ist und der Applaus oft an falschen Stellen ertönt.

Grundsätzlich sind viele Spieler begeistert von der Stimmung, wie es auch Judd Trump nach der Niederlage bestätigte. Natürlich bedankte sich auch Ding Junhui artig und ich schließe mich da an. Die fünf Tische, die große Halle und die komplette Sicht auf alle Matches sind besonders. Vielleicht dauert es auch noch ein wenig, bis Snooker in Berlin Normalität wird.

Weiter hat mich beeindruckt, dass viele der Stars früh die Segel streichen mussten. Bei einem Blick auf den Turnierbaum zeigt sich, dass im Achtelfinale nur fünf Spieler aus den Top 16 vertreten waren. Schön für das Publikum, solch eine Besetzung im Finale gesehen zu haben – auch wenn es im Endeffekt ein sehr einseitiges Endspiel war.

Denn Snooker lebt auch von den großen Namen. Shaun Murphy, Ronnie O’Sullivan, Judd Trump, Neil Robertson und wie sie alle heißen. Sicher hätte auch Ryan Day den Sieg im Halbfinale gegen Ding Junhui verdient gehabt. Aber wäre ein Finale zwischen Day und Rod Lawler ebenfalls als Publikumsmagnet durchgegangen?

Ich denke, es hätte enttäuschte Gesichter gegeben. Aber durch das Aufbrechen der Strukturen ist die Spitze breiter geworden. Ich hatte schon darüber geschrieben: Gerade bei kleineren Turnieren sind es Spieler aus der zweiten Reihe, die auf sich aufmerksam machen. Bei den UK Championship waren es – wenn ich mich recht erinnere – 14 Spieler im Achtelfinale, die aus den Top 16 kamen.

Auch ich habe mich gefreut, als dieses Finale feststand und ich sehe lieber Ronnie O’Sullivan am Tisch, als zum Beispiel Marcus Campbell. Dazu haben alle Leute, die sich für Snooker interessieren, eine Art Lieblingsspieler und Judd Trump wird wahrscheinlich mehr Fans haben, als Martin Gould.

Dennoch ist es schön, eine breite Palette an Spielern zu sehen, die es in der Vergangenheit nicht in den Fokus geschafft haben. Im nächsten Jahr kann meinetwegen auch passieren, was will. Allerdings habe ich trotzdem noch die Hoffnung, dass Matthew Stevens es eines Tages bis ins Finale schafft. Denn der Walisische Drache ist nunmal mein Lieblingsspieler.