Tag 3 der WM: Hearn krempelt Snooker um

23 Apr

Eins vorweg, heute wurde auch Snooker gespielt. Im Mittelpunkt stand aber Barry Hearn, der auf einer Pressekonferenz über die Zukunft des Snooker plauderte. Zudem ging es natürlich auch um Mark Allen und Mark Williams, die in der jüngeren Vergangenheit durch unbedachte Äußerungen via Twitter aufgefallen waren.

Shaun Murphy musste und leider verlassen und wurde nach der 8:10-Niederlage gegen Jamie Jones auf dem Heimweg auch noch von einem Vogel besudelt. Dass er ein fairer Sportsmann ist, bewies er einmal mehr auf der Pressekonferenz, auf der er seinen Gegner in höchsten Tönen lobte. Raus ist auch Marco Fu, der Matthew Stevens deutlich mit 3:10 unterlag.

Auch für Luca Brecel war Schluss, der Belgier verkaufte sich allerdings beim 5:10 gegen Stephen Maguire durchaus gut – zu ihm gleich noch mehr. Peter Ebdon hat derweil bewiesen, dass er nach einem Turniersieg gerne abfällt. Gegen Ronnie O’Sullivan war er chancenlos und liegt hoffnungslos mit 2:7 zurück. So viel zum Sportlichen, dass heute im Schnelldurchlauf abgefrühstückt werden muss.

Jamie Jones

Den Fokus möchte ich auf die Aussagen von Barry Hearn legen. Der Snooker-Boss darf ja durchaus als Visionär bezeichnet werden und will dem Sport auch langfristig eine goldene Zukunft bescheren. Er hat schon viel bewegt, gerade, wenn wir uns die PTC-Tour ansehen. Die Spieler sind dabei Eckpfeiler und da sind wir schon wieder beim Herrn Brecel.

Da Luca Brecel seine Tourkarte verloren hat, bekam der Belgier nun eine Wildcard – gültig für die kommenden beiden Spielzeiten. Der überall sehr beliebte Tony Drago durfte sich ebenfalls freuen, denn auch er wurde mit einer Wildcard bedacht – gute Nachrichten also für beide Profis, die Verfechter der offensiven Spielweise sind.

Hearn gab auch bekannt, dass der Vertrag mit Eurosport über weitere fünf Jahre mehr oder weniger in trockenen Tüchern ist. Eine einschneidendere Veränderung wird die Neugestaltung der Weltrangliste werden, die sich den Sportarten wie Tennis und Golf anpassen soll. Das Punktesystem wird von einer Geldrangliste abgelöst, ab der kommenden Saison wird es zunächst noch parallel laufen.

„Die Geldrangliste hat zwei Vorteile“, so Hearn. „Einer davon ist die leichte Verständlichkeit. Der zweite Punkt ist die Fairness. Denn es kann nicht sein, dass ein junger Spieler, der die WM gewinnt, danach nicht in den Top 32 steht. Der Titel des Weltmeisters hätte so praktisch keine Bedeutung. Wir sollten uns da an Sportarten wie Golf und Tennis orientieren.“

Als Zwischenfazit sei gesagt, dass die Vergabe der Wildcards an Brecel und Drago definitiv eine gute Idee ist. Bei der Rangliste kann man geteilter Meinung sein. Ich verstehe den Punkt, auf der anderen Seite setzt sich Qualität immer durch. Ein Mark Selby wäre nach dem Prinzip sicherlich nicht die Nummer eins der Welt. Er spielt konstant, hat aber kaum Titel vorzuweisen – John Higgins wäre nach der neuen Regelung die Nummer eins.

Weiter im Text: Die Turniere werden aufgewertet und das Preisgeld wird zur kommenden Saison weiter erhöht. Die German Open sind 2013 mit 300.000 Euro dotiert, die Welsh Open mit 250.000 Euro. Das ist eine Erhöhung von 25 Prozent. Bei den PTC-Turnieren wird künftig insgesamt 70.000 Euro zu verdienen sein, beim Grand Final gibt es eine Aufstockung auf 300.000 Euro.

Barry Hearn

Die PTC-Tour liegt Hearn besonders am Herzen – das ist ja kein Geheimnis. Deutschland wird zwei Turniere bekommen, dazu dürfen sich die Fans in Belgien, Polen und Bulgarien freuen – zudem ist ein Event in Skandinavien geplant. Sehr umtriebig der Herr Hearn. Aber eine gute Sache, wenn man Snooker im Weltmarkt positionieren möchte.

Zum Schluss erklärte Hearn noch, dass ja im kommenden Jahr mit 128 Profis gespielt wird und es deswegen zu kleineren Änderungen im Turnierbaum kommt. Es gibt einen Masterplan, der aber nicht direkt umgesetzt werden kann. Die TV-Stationen und Partner haben ein Anrecht auf Top-Spieler ab einer gewissen Runde – dies will Hearn abschaffen und hält die momentane Situation für einen Rückschritt.

Denn jeder der 128 Spieler soll gleichberechtigt sein. Und so wird es bei den German Masters und bei den Welsh Open eine Aufstockung auf 64 Spieler geben. Erst spielen die Profis der Plätze 33-96 eine Runde und die Gewinner werden dann vor Ort auf die Top 32 treffen. So will Hearn auch Spielern die Chance auf TV-Präsenz geben, die normalerweise erst zwei bis vier Qualirunden spielen müssen.

Auch hatte Hearn noch Worte für Mark Williams und Mark Allen übrig, die in jüngster Vergangenheit via Twitter aufgefallen waren. Williams hatte von Sheffield als Drecksloch gesprochen, Allen bezeichnete die chinesischen Spieler als allgemeine Betrüger – kurz zusammengefasst. Jeder Profi hat einen Vertrag unterzeichnet und Hearn pocht auf die Einhaltung dieser.

„Mark Allens und Mark Williams Aussagen via Twitter sind nicht zu akzeptieren und beide Spieler werden sich vor dem Disziplinarausschluss verantworten müssen. Beiden Spielern muss klar sein, dass ihre Verträge nur Gültigkeit besitzen, solange sie sich an die Vereinbarungen halten.“ Eine deutliche Drohung und es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine Suspendierung geben wird.

Zumindest Allen hat nun 14 Tage Zeit, um sich zu äußern. Die Professionalisierung bringt eben auch Pflichten mit sich. „Es wird Zeit für die Spieler zu verstehen, dass das Preisgeld sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt hat. Der Preis dafür ist Profitum. Wer nicht mitziehen möchte, wird seinen Platz auf der Main Tour verlieren.“

Klare Worte von Hearn, die ihr hier nochmal im Original nachlesen könnt. Ich halte das für durchaus richtig, auch wenn jeder Profi seine Ecken und Kanten haben sollte. Aber Marco Fu und Liang Wenbo öffentlich des Betruges zu bezichtigen, ist keine Ecke und keine Kante. Nun aber zurück zum Sport – ich widme mich nun weiter dem Spiel von Stephen Lee und Andrew Higginson.

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