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WM-Auftakt: Maximum für Hendry – Higgins siegt

21 Apr

Nun ist es also soweit und endlich hat das lange Warten ein Ende gefunden. Die Snooker-WM ist eröffnet und die Straßen sind ein wenig leerer als gewohnt. Die TV-Geräte sowie Laptops stehen nicht still und die Seiten, auf denen man sich per Social Media über die Spielstände austauscht, sind hochfrequentiert.

Ich bin einer von diesen Freaks – und das mit Leidenschaft. Leider musste ich heute arbeiten und auch morgen teile ich das Schicksal mit vielen anderen armen Gestalten, die doch nur in Ruhe 17 Tage lang Snooker sehen wollen. Nun denn, wenn der Sonntag geschafft ist, habe ich rund 15 Tage Urlaub und werde auch deswegen auf der Arbeit als Freak abgestempelt ….

Aber die Unwissenden haben so auch das elfte Maximum von Stephen Hendry verpasst und auch ich war auf dem Sprung, hatte meine Frühschicht gerade hinter mir. Glücklicherweise habe ich noch realisiert, dass der siebenmalige Weltmeister gerade auf Maximum-Kurs ist und bin – ich hätte es mir nie verziehen – vor dem TV kleben geblieben.


Aber mal im Ernst: Wer hätte das gedacht? Dabei ist das klare 8:1 fast noch erstaunlicher, als das Maximum. Stuart Bingham kann einem leid tun, auf der anderen Seite hat er – wie er per Twitter schrieb – den wohl besten Platz der Welt gehabt, um diese eindrucksvolle Vorstellung genießen zu können.

Bei 1:8 ist es natürlich ein eher zweifelhaftes Vergnügen, aber wer gönnt es Hendry nicht? Vor einem Jahr wurde spekuliert, dass es die letzte WM wäre, da er sich nun qualifizieren müsse. Aber ich habe den Golden Boy lange nicht mehr so spielen sehen. Matt vom prosnookerblog teilt da meine Meinung und schrieb, dass er sich immer gefragt hat, wie es ausgesehen haben müsse, Hendry in seiner Blütezeit spielen zu sehen – heute hat er Einblicke gegeben.

Entscheidungen sind bisher noch nicht gefallen, wobei es ja die alte Weisheit gibt, dass man in der ersten Session zwar nicht gewinnen, dafür aber verlieren kann. Neben Stuart Bingham hat es auch Ken Doherty erwischt, der jedoch schon glücklich darüber war, dabei zu sein. Bei seinem Einmarsch fiel er auf die Knie und küsste den Teppich – Witze, die das Wort Staubsauger beinhalten, werde ich mir sparen.

Stephen Hendry

Der Darling of Dublin hatte dabei das Problem, in der ersten Runde auf Neil Robertson zu treffen. Der Australier kannte dabei keine Gnade und spielte drei Centurys. Das Ergebnis ist eine komfortable 7:2-Führung. Auch Doherty lieferte ein Century und alleine deshalb war es eine unterhaltsame Session.

Überrascht hat David Gilbert, der vier Qualifikationsrunden überstanden hat und nun mit 6:3 gegen Martin Gould führt. Da ist nichts entschieden und 2007 hat Gilbert bei seiner bisher einzigen WM-Teilnahme schon einmal einen 5:1-Vorsprung verzockt. Aber warten wir es ab.

Der Tag wurde abgerundet durch das packende Match zwischen Titelverteidiger John Higgins und Liang Wenbo. Welch ein Drama gab es zu sehen, bei dem beide Spieler regelmäßig schon verloren hatten, um dann von Fehlern zu profitieren. Higgins hat zugegeben, nicht in Bestform zu sein. Wenbo war dazu ein starker Gegner, musste sich allerdings am Ende mit 9:10 geschlagen geben.

Schade für ihn, aber ich für meinen Teil freue mich, den Wizard of Wishaw vielleicht dann im Achtelfinale gegen Stephen Hendry zu sehen. Die Entscheidung fiel standesgemäß im Decider, in dem Liang Wenbo das Double riskierte – Glück und Pech liegen eben auch im Snooker eng beieinander. Am zweiten Tisch liegt Mark Allen mit 4:5 gegen Cao Yupeng im Hintertreffen – da wird die Entscheidung morgen fallen.

Lange habe ich mich auf die WM gefreut, aber der Start hat für alles entschädigt. Snooker kann so unglaublich spannend sein und das Match heute war, auch wenn es an ganz großen Momenten vielleicht mangelte, beste Werbung für diesen Sport. Noch 16 Tage Snooker liegen vor uns und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Session, wenn Luca Brecel seine Visitenkarte abgibt.